Lutz Schulenburg

Lutz Schulenburg (* 21. April 1953 in Hamburg-Bergedorf; † 1. Mai 2013 in Plau am See) war ein deutscher anarchistischer Verleger und Mitbegründer der Edition Nautilus.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schulenburg wuchs als Kind einer Arbeiterfamilie mit zwei Geschwistern auf. Mitte 1968 schloss er sich der sozialistischen Schülergruppe Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Sozialistischer Schüler (AUSS) in Bergedorf an und war dort in der APO tätig. 1969 war Kuba sein Ziel; er kam jedoch nur bis München und hielt sich zeitweilig mit Hilfstätigkeiten über Wasser. Nach der behördlichen Rückführung nach Hamburg begann er eine Lehre als Dekorateur und engagierte sich gewerkschaftlich. Wegen „anarchistischer Umtriebe“ wurde er aus der Gewerkschaft ausgeschlossen.

Er verweigerte den Kriegsdienst, leistete den Zivildienst im Sozialamt in Bergedorf ab, aus dem er vorzeitig wegen „Leistungs-Sabotage“ entlassen wurde. 1971/1972 arbeitete er bei der Post.

1971 gründete er mit Pierre Gallissaires die Zeitschrift MAD. 1972 schloss sich Hanna Mittelstädt an. Zum Verlagswesen kam Schulenburg im Hamburger Spartakus-Buchvertrieb, aus dem 1974 die Edition Nautilus hervorging. Danach war Schulenburg mit einiger Wirkung als Buchverleger und Herausgeber von Zeitschriften (unter anderem Die Aktion, MAD) bis zu seinem frühen Tod im Alter von 60 Jahren tätig. Seinen kommerziell größten verlegerischen Erfolg erzielte Schulenburg mit dem Kriminalroman Tannöd von Andrea Maria Schenkel, aber die Literatur der Avantgarde, des Anarchismus und des Radikalismus wurde in der Backlist gehalten. Darüber hinaus wurde immer wieder Neues entdeckt.[1]

Postum wurde Schulenburg als „radikaler Optimist“,[2] „einer der letzten Selbstdenker“,[3] „progressiver Unbeugsamer“[4] und „subversive Größe“[5] geehrt.

Schulenberg starb während eines Rehabilitationsaufenthaltes in Plau am See an den Folgen einer Hirnblutung, die er rund sechs Wochen vor seinem Tod während der Leipziger Buchmesse erlitten hatte. Er wurde am 17. Mai auf einem Friedhof in Hamburg-Diebsteich beerdigt. Es waren rund 200 Personen anwesend.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lutz Schulenburg (Hrsg.): Das Leben ändern, die Welt verändern! 1968. Dokumente und Berichte. Edition Nautilus, Hamburg 1998, ISBN 3-89401-289-7.
  • Lutz Schulenburg (Hrsg.): Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche! Rebellische Widerworte. Edition Nautilus, Hamburg 2004, ISBN 3-89401-437-7 (auch eine Hommage an 30 Jahre Verlagsgeschichte).
  • Hanna Mittelstädt, Lutz Schulenburg (Hrsg.): Der Wind der Veränderung. Die Zapatisten und die soziale Bewegung in den Metropolen. Kommentare und Dokumente. Edition Nautilus, Hamburg 1997, ISBN 3-89401-276-5.
  • Die Ordnung des Profanen hat sich aufzurichten an der Idee des Glücks. Zum Gedenken an Lutz Schulenburg (= Die Aktion (Nautilus). Heft 220). Zusammengestellt und herausgegeben von Hanna Mittelstädt. 2013, ISBN 978-3-89401-759-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Annett Gröschner: Der hanseatische Anarchist. In: der Freitag, Nr. 19, 8. Mai 2013.
  2. Christoph Twickel: Zum Tode Lutz Schulenburgs: Ein radikaler Optimist. In: Spiegel Online. 2. Mai 2013, abgerufen am 23. April 2019.
  3. Jochen Schimmang: Nachruf Lutz Schulenburg: Einer der letzten Selbstdenker. In: taz.de. 3. Mai 2013, abgerufen am 23. April 2019.
  4. Hajo Steinert: Der progressive Unbeugsame: Zum Tod des Verlegers Lutz Schulenburg. In: Deutschlandfunk-Sendung „Kultur heute“. 2. Mai 2013, abgerufen am 23. April 2019.
  5. Subversive Größe. In: Badische Zeitung. 4. Mai 2013, archiviert vom Original am 24. Januar 2016; abgerufen am 23. April 2019.
  6. Bernd Drücke: Lutz Schulenburg: Ein Nachruf. In: Graswurzelrevolution. 20. Juni 2013, archiviert vom Original am 3. Dezember 2016; abgerufen am 23. April 2019 (wiedergegeben auf linksnet.de).