Malcolm McLaren
Malcolm McLaren (2009)
Malcolm McLaren (Dezember 1991)

Malcolm McLaren (eigentlich Malcolm Edwards; * 22. Januar 1946 in London; † 8. April 2010 in Bellinzona, Schweiz) war ein britischer Künstler, Modemacher, Designer, Musikmanager und Musiker.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

McLaren studierte Kunst am Central Saint Martins College (1963), am Harrow Art College (1964), am Croydon College of Art (1968) und am Goldsmiths College. Er galt in seinem Wirken als Anarchist und war beeinflusst von den Situationisten. Er gründete 1971 mit Vivienne Westwood gemeinsam die Boutique Let it rock in der King’s Road 430 in London, in der Mode für Teddy Boys verkauft wurde. 1974 traf er in New York die New York Dolls, deren Manager er wurde und für die er Bühnenkostüme entwarf. Sein Engagement für die Band war jedoch wenig erfolgreich. Dennoch inspirierte ihn zu dieser Zeit die in Amerika aufkeimende Punk-Bewegung. Mitte der 70er kehrte er nach London zurück und benannte den dortigen Laden in Sex um. 1975 wurde er Manager der Band The Strand, die er avantgardistisch einkleidete und die sich alsbald in Sex Pistols umbenannte. 1979 schrieb er sich im Film The Great Rock ’n’ Roll Swindle gar die Erfindung der Sex Pistols zu.

Nach dem Ende der Sex Pistols managte er zunächst Adam and the Ants, trennte sich jedoch rasch von Adam Ant und formierte mit dessen voriger Band die Gruppe Bow Wow Wow. McLaren trat künftig auch selbst als Interpret in Erscheinung (Buffalo Gals, Double Dutch). 1983 war er in Europa einer der Ersten, die sich mit Hip-Hop auseinandersetzten. Nach seiner Beschäftigung mit Hip-Hop und Scratchen, die von Kritikern als Ausbeutung bezeichnet wurde, kombinierte er klassische Opernarien (Alben Fans, 1984, und Swamp Thing, 1983–1985 Outtakes), Walzermelodien (Album Waltz Darling, 1989) und französische Chansons (Album Paris, 1994) mit zeitgenössischen Popmusik-Elementen. Infolge seiner Beschäftigung mit dem Mbaqanga-Stil aus Soweto für das Album Duck Rock versuchte er 1986 als einer der Ersten, diese Musik auch in Europa bekannt zu machen, indem er die Kompilation Duck Food (Earthworks Records) herausbrachte.

Seine Bekanntheit hat er in erster Linie seinem geschäftstüchtigen Hang zur Provokation und skandalträchtigen Auftritten der von ihm gemanagten Bands zu verdanken. Mit den Sex Pistols ließ er keine Gelegenheit aus, das britische Königshaus zu provozieren, so z. B. durch den Auftritt der Band auf einem Schiff auf der Themse längs des Kronjubiläums-Umzuges. Bei Bow Wow Wow ließ er die damals noch minderjährige Sängerin möglichst nackt auf den Plattencovers abbilden. Auch im Umgang mit Plattenfirmen und Medien zeigte er Geschick. Der auch musikalisch kommentierte Rauswurf der Sex Pistols bei A&M und EMI bescherte der Band viel Publicity, ebenso die Aufforderung zum Hometaping auf den Platten von Bow Wow Wow. McLaren gilt als Wegbereiter der kommerzialisierten Punkbewegung, die ihren ursprünglichen Idealen widersprach und zum Mainstream-Musikprodukt mutierte.

McLaren, der später in einem alternativen Wohnprojekt in Paris lebte, veröffentlichte 1998 Buffalo Gals – Back to Skool. Für den im selben Jahr erschienenen Bildband The Album Cover Art Of Punk von Burkhardt Seiler and Friends (Olms) schrieb er, quasi als Inbegriff des rebellierenden Punks, das Vorwort. Sein letztes musikalisches Projekt bezog den Game Boy mit authentischen Geräuschen in die Musik ein.[1] Seine Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters von London zog er wieder zurück. 2006 produzierte er Richard Linklaters Film Fast Food Nation.

McLarens Grabstein auf dem Highgate Friedhof in London

McLaren starb am 8. April 2010 im Alter von 64 Jahren an den Folgen einer seltenen Art von Lungenkrebs, einem Mesotheliom,[2][3] in einer Schweizer Klinik in Bellinzona. Mit seinen letzten Worten soll er gefordert haben: „Free Leonard Peltier!“[4] Er wurde auf dem Highgate Cemetery im Norden Londons beigesetzt.[5] Auf seinem Sarg stand der Spruch: „too fast to live too young to die“.[6]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[7][8][9]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1983 Duck Rock DE62
(1 Wo.)DE
UK18
Silber
Silber

(17 Wo.)UK
1984 Would Ya Like More Scratchin’? (UK) /
D’ya Like Scratchin’? (US)
UK44
(4 Wo.)UK
US173
(6 Wo.)US
mit The World’s Famous Supreme Team
Minialbum mit 5 bzw. 6 Tracks
Albumtitel in DE: Scratchin’
Fans UK47
(8 Wo.)UK
US190
(6 Wo.)US
1989 Waltz Darling DE39
(13 Wo.)DE
UK30
(11 Wo.)UK
mit The Bootzilla Orchestra
1994 Paris UK44
(2 Wo.)UK

Weitere Alben

  • 1985: Swamp Thing
  • 1990: Round the Outside, Round the Outside (presents The World Famous Supreme Team Show)
  • 1994: Largest Movie House in Paris

Kompilationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1998: Buffalo Gals – Back to Skool (mit The World’s Famous Supreme Team vs. Rakim, Soulson, Da Boogie Man, KRS-One, De La Soul, T’Kalla, Hannibal Lechter, Burn One und Forrest Gump)
  • 2005: Tranquilize
  • 2009: Shallow – Musical Paintings

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[7][9]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen [↑]: gemeinsam behandelt mit vorhergehendem Eintrag;
[←]: in beiden Charts platziert
 DE  AT  CH  UK  Dance
1982 Buffalo Gals
Duck Rock
DE20
(13 Wo.)DE
AT19
(2 Wo.)AT
CH9
(5 Wo.)CH
UK9
Silber
Silber

(12 Wo.)UK
Dance33
(15 Wo.)Dance
mit The World’s Famous Supreme Team
1983 Soweto
Duck Rock
UK32
(5 Wo.)UK
Double Dutch
Duck Rock
DE14
(17 Wo.)DE
UK3
Silber
Silber

(13 Wo.)UK
Dance47
(9 Wo.)Dance
Duck for the Oyster
Duck Rock
UK54
(5 Wo.)UK
1984 Madam Butterfly (Un bel di vedremo)
Fans
DE36
(9 Wo.)DE
UK13
(10 Wo.)UK
Dance20
(11 Wo.)Dance
1985 Carmen (L’oiseau rebelle)
Fans
UK79
(3 Wo.)UK
1989 Waltz Darling
Waltz Darling
DE18
(12 Wo.)DE
UK31
(8 Wo.)UK
Dance39
(4 Wo.)Dance
mit The Bootzilla Orchestra
Something’s Jumpin’ in Your Shirt
Waltz Darling
DE45
(7 Wo.)DE
UK29
(8 Wo.)UK[Dance: ↑]
mit Lisa Marie und The Bootzilla Orchestra
House of the Blue Danube
Waltz Darling
UK73
(3 Wo.)UK
mit The Bootzilla Orchestra
1990 Deep in Vogue
Waltz Darling
UK83
(2 Wo.)UK
Dance1
(9 Wo.)Dance
mit The Bootzilla Orchestra
Operaa House
Round the Outside! Round the Outside!
UK75
(4 Wo.)UK
pres. The World Famous Supreme Team Show
1991 Magic’s Back
The Ghosts of Oxford Street (Soundtrack)
UK42
(4 Wo.)UK
Thema aus dem Film The Ghosts of Oxford Street
mit Alison Limerick
1998 Buffalo Gals Stampede
Buffalo Gals Back to Skool
UK65
(1 Wo.)UK

Weitere Singles

  • 1979: You Need Hands
  • 1982: Hobo Scratch
  • 1983: World’s Famous
  • 1983: Double Dutch (New Dance Mix) (EP)
  • 1984: Fans (Nessun Dorma)
  • 1985: Duck Rock Cheer
  • 1990: Call a Wave
  • 1991: Romeo and Juliet (presents World Famous Supreme Team Show)
  • 1991: Bird in a Gilded Cage (mit The Bootzilla Orchestra)
  • 1992: For Jean Charles de Castelbajac
  • 1992: Carry On Columbus (mit Fantastic Planet)
  • 1994: Paris Paris
  • 1995: Revenge of the Flowers (mit Françoise Hardy)
  • 1997: The Bell Song
  • 1998: Buffalo Gals Back to Skool (presents Rakim)
  • 2004: The Party – Yoox.com 5th Anniversary
  • 2004: Foxy Lady (mit The Wild Strawberries)
  • 2004: Malcolm McLaren’s Fashionbeast Party (EP)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Malcolm McLaren – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm McLaren: hustler of culture: malcolm mclaren’s fashion beast. Hustlerofculture.typepad.com, 8. Januar 2004, abgerufen am 2. Januar 2009.
  2. Chartsurfer.de: Malcolm McLaren - Biografie. Abgerufen am 7. Oktober 2020.
  3. Asbestos from his punk shop 'killed McLaren'. 11. April 2010, abgerufen am 7. Oktober 2020 (englisch).
  4. Free Leonard Peltier! Malcolm McLaren uses last words to call for release of American Indian killer, in: Mail Online, 10. April 2010
  5. „Malcolm McLaren ist tot“, taz, 9. April 2010;
  6. Ulf Poschardt: Malcolm ist tot, der Situationismus lebt
  7. a b Chartquellen: Singles Alben UK1 UK2 US
  8. The Billboard Albums von Joel Whitburn, 6th Edition, Record Research 2006, ISBN 0-89820-166-7.
  9. a b Gold-/Platin-Datenbank UK