Geboren 1960 in Eberweis/Niederösterreich. Studium der Geschichte und Politikwissenschaft in Wien. Lebt dortselbst als Historiker und Publizist und verdient seine Brötchen als Journalist wider Willen. Redakteur der Zeitschrift Streifzüge. Diverse Veröffentlichungen, gem. mit Gerhard Schattauer Verfasser der Studie „Die Grünen in Österreich. Entwicklung und Konsolidierung einer politischen Kraft“, Wien 1996. Aktuell: Nikolaus Dimmel/Karl A. Immervoll/Franz Schandl (Hg.), „Sinnvoll tätig sein, Wirkungen eines Grundeinkommens“, Wien 2019.



Für Freda, wie wir sie gar nicht kannten, war er eine der „Fransen, die man abschneiden muß“, ein „Totalitärkommunist“ für Nenning, der ihn aber jetzt dem FORVM zugeführt hat (danke!); geboren 1960, gelernter Historiker, in Heidenreichstein Gemeinderat der Alternativen Liste, deren Mitglied seit 1982; (...)

Die Geschichte der österreichischen Grünalternativen ist eine Geschichte informeller Gruppierungen und Klüngel. Die wichtigen Entscheidungen fallen so nicht nach ausführlichen und öffentlichen Diskussionen, sondern primär in Privatwohnungen, an Wirtshaustischen und neuerdings in (...)

Es ist, was in den Medien ist, denn der Bürger (fr)ißt, was in den Medien ist. (Neugrüner Trinkspruch) Österreichs offizielle Grüne betreiben Politik fast ausschließlich als Medienpolitik. Nichts ist ihnen wichtiger als in den Gazetten und Sendungen mediengerecht präsentiert zu werden. Bedeutender (...)

Der Müll — das Land — die Partei

Vergangenheitsvergewaltigung

Werte Vorgeborene! Wann werdet Ihr endlich Euer Schweigen brechen? Vierzig Jahre warten wir nun schon vergeblich auf Eure persönlichen Rechenschaftsberichte. Doch Ihr wollt nicht Rechenschaft geben, Ihr denkt in all Eurer geistigen Beschränktheit eher an Revanche denn an Reue. Ihr habt nichts (...)


Alle Gedenkjahre wieder sind die Österreicher aufgerufen, Antifaschismus zu üben. Die nationalsozialistische Vergangenheit wird verurteilt, der Austrofaschismus schon etwas weniger, die Gegenwart wird vor diesem düsteren Hintergrund ausdrücklich gelobt. Wir, die guten Demokraten verschiedenster (...)


Ganz Österreich liegt im Skandaltaumel. Nach der Ernüchterung ist bloß der nächste Rausch fällig. Wozu das gut ist, wem das nützt und vor allem, was daran fasziniert, darüber mehr in diesem Beitrag. „Die Geschichte der Welt ist die Geschichte der Kriege zwischen Geheimbünden“, lesen wir im Vorspann (...)

Wer ist dieser Jörg Haider? Oder besser: Was ist er? Schon einmal so richtig überlegt? Einfach zu beantworten? Der liberalen medialen Mehrheitsmeinung von links bis rechts in der Mitte schon angeschlossen? Schon kategorisiert? Haider als Ewiggestriger, Rechtsextremer oder gar Faschist schon (...)

Motto: „Ich will Österreich einfach eine gute Tageszeitung geben“ (Oscar Bronner). Böse Zungen reden schon von der zunehmenden Zahl der Klopapierträger in der Öffentlichkeit. Derweil ist es offensichtlich ganz anders gemeint, sowohl von den Auftraggebern als auch von den Austrägern. Der zur Schau (...)

Ausschuß um Ausschuß

Seit einigen Wochen steht der gute Boris Jelzin Kopf: „Alle meine Eindrücke über Kapitalismus, über die Vereinigten Staaten, die mir im Lauf der Jahre eingebläut wurden — sie alle haben sich um 180 Grad verändert“, durfte er anläßlich seiner Sightseeing-Tour der internationalen Presse verkünden. Er kam, (...)

Schluß mit Ladenschluß

Es geht um die Geister der Zeit. Wer ließ sie los und warum lassen sie uns nicht los? — Ein gefälliger Streifzug ist da fällig, einer, der manches wird auslassen müssen, sich dafür aber über manch anderes auch kräftig auslassen wird. Die Achtziger waren das Jahrzehnt der schleichenden Anpassung und (...)

„Der Kalte Krieg ist vorbei!“ schlagzeilten westliche wie östliche Medien. Gorbatschow und Bush sind einer Meinung, nämlich der des letzteren. Nach dem Gipfel von Malta scheint die Kriegsgefahr gebannt. Wenn wir den Urteilen von Politikern, Ökonomen und Medienmännern folgen, dann liegen wahrlich (...)

Nach dem Motto „Ein Reformprogramm, das auf die Realisierbarkeit innerhalb einer Legislaturperiode zielt, kann nur Mißstände aufzeigen und deren Korrektur versuchen“ legten Sonja Puntscher Riekmann und Johannes Voggenhuber im Vorjahr drei Grundsatzpapiere zu den Themen Umwelt, Soziales und (...)

Natürlich ist es erst einmal erfreulich, daß die KPÖ mit den Methoden des Stalinismus gebrochen hat. Im nachhinein wird somit der Großteil der linken Kritik von der KPÖ selbst bestätigt werden und werden müssen. Doch nicht die Auseinandersetzung mit anderen linken Kräften förderte das neue Denken der (...)

Begann 1917 ein Irrweg, der 1989 behoben wurde? 1917 war der erste entscheidende und einschneidende Versuch, die gesellschaftlichen Verhältnisse radikal umzuwälzen, aus dem Kapitalismus aus- und in den Sozialismus einzusteigen. 1989 brachte die (wenn auch nicht freiwillige) Rücknahme dieses (...)


„Ein gutgesinnter ORF ist für uns alle das halbe Leben“, offenbarte einmal der grüne Parlamentsangestellte Erich Auer. — In diesem Beitrag geht es um das ganze Leben der Grünen, um ihr Verhältnis zur medialen Welt und ihr (Dr)Aufgehen in ebendieser. Vor zweieinhalb Jahren stand es im „BASTA“, das (...)

Die Kommunalwahlen sind geschlagen. Einige lokale Parteigrößen auch. Zusammengerechnet hielten sich die Verluste der Großparteien aber in Grenzen, wobei ja noch dazu ein beträchtlicher Teil dieser Stimmenabgänge im Topf der FPÖ Eingang gefunden hat. Eine Umwälzung kündigt sich da beileibe nicht an, (...)

Als eifrigem Leser der in Wien herausgegebenen Zeitschrift „SOWJETUNION HEUTE“ mußte es einem schon früher auffallen. Dieser Gorbatschow hat eigentlich wenig zu sagen. Seine Ausführungen zum Sozialismus erinnern an die alten Einführungen in diesen, sein Neues Denken frappant an westliche Stehsätze (...)

Mein Name ist Hase Ich weiß von nichts Ist hier was geschehen Ich hab nichts gesehen ... (Deutscher Schlager) Saddam Hussein hat es geschafft. Er hat vereinigt. Den Westen. Den Osten. Am irakischen Fallbeispiel proben sie die eine und einzige und letzte Welt. An den Drehbüchern der Eskalation (...)

Wer hätte vor zehn Jahren darauf getippt, daß der Bundeskanzler wie der SP-Parteivorsitzende Franz Vranitzky heißen würde. Heute ist es hingegen unvorstellbar, daß dies früher unvorstellbar war. So selbstverständlich ist es, so konkurrenzlos thront Franz am Ballhausplatz und in der Löwelstraße. Die (...)

Bleiben die Fransen von Fredas linkem Ärmel weiterhin abgeschnitten? Wie einen Kriminalroman liest der grün-alternative Gemeinderat aus Heidenreichstein das Telfser Parteiprogramm der Grün-Alternativen. „Viel zu vieles geschah vor dem Hintergrund einer nicht klar formulierten Politik“, meinte die (...)

Fad war dieser Wahlkampf, nicht jedoch das Ergebnis. Das hatte es zweifellos in sich. Der ÖVP war es in den letzten Jahren gelungen, die SPÖ wie einen Christbaum abzuräumen. Auf faktisch allen Ebenen konnte sie ihre Konzepte und Vorhaben durchsetzen (Privatisierung, Steuerreform, Abfangjäger (...)

Vom 18.-21. Oktober 1990 fand das Internationale Günther-Anders-Symposium der Stadt Wien statt. Wir haben uns dort umgesehen. Günther Anders lebt seit Jahrzehnten in Wien, arbeitet unablässig am dritten Band seines Hauptwerkes „Die Antiquiertheit des Menschen“, dessen Vorabdruck im FORVM (...)

Alle schreiben von der ÖVP. Da möchten wir uns nicht ausschließen, auch wenn wir uns nicht anschließen können. Tips, wie sie weitermachen sollte, sucht man im Text jedenfalls vergeblich. Dafür findet sich anderes. Die ÖVP ist nicht am Ende. Sie steht vielmehr am Anfang einer Entwicklung, die auch den (...)

Sie wissen es schon. Vor ihnen liegt das letzte Exemplar dieser Zeitschrift. Zumindest in dieser Form wird sie nicht weiterbestehen. Die Geldgeber wollen ihre finanziellen Ressourcen anders verwenden, was nicht erfreut, aber doch einsichtig ist. Die MONATSZEITUNG war immer ein Zuschußprojekt. (...)

Wir erleben gegenwärtig einen immer stärkerern Durchbruch planwirtschaftlicher Gedanken in der Wirtschaft. Bruno Kreisky 1967 I. Wenn es in der Öffentlichkeit um die Bürokratie geht, dann wissen wir schon, daß es gegen die Bürokratie geht. Angesagt ist, was gefällig ist: Denunziation statt Debatte. (...)

Dialektik des Kapitalismus bedeutet, daß er konstruktive wie destruktive Züge aufweist. Unzweifelhaft positiv sind die Potenz zu Demokratie und Rechtsstaat, zu sozialer Fürsorge und Mobilität. In den westlichen Zentren dominierten bisher durchaus die progressiven Momente. Mehr Recht bedeutete mehr (...)

Wie es weitergeht
Um es böse zu sagen: Die „Linke Dialog-Konferenz“ vom 8. bis 10. Dezember 1995 an der TU Wien hat großteils eingelöst, was wir von ihr befürchtet haben. Sie bot kaum Gelegenheit zur Darstellung theoretischer, wie auch immer „linker“, Positionen und Entwicklungsstränge, und sie war auch nicht das (...)

Berginhalte statt Plattformen
1. Die österreichische Linke ist theorielos. Sie liest zu wenig, sie weiß zu wenig, sie denkt zu wenig. Sie ist nicht kopflastig und praxisfern, sie ist bauchlastig und praktizistisch. Gleich den Grünen dominiert auch hier der moralische Praktizismus das Engagement der Verbliebenen. Sie ist — und (...)

1. ÖKOLOGIE behandelt nichts anderes als die Rationalität des menschlichen Daseins hinsichtlich seiner stofflichen Bedingtheit, deren Form und Inhalt sind ihr Gegenstand. Insofern ist sie sowohl mit der Ökonomie als auch der Biologie aufs engste verbunden, und wer genau hinsieht, der wird den (...)

1. Was ist ein Ich? Ein Ich ist ein In-Sich. Ein Sich ist ein An-Sich, ein Ich ist ein Für-Sich. Um zu einem Ich, einem Für-Sich zu werden, muß der Mensch In-Sich gehen, das An-Sich ansehen und erkennen. Das besondere Subjekt ist das Ich, das Individuum für sich, das Begreifen und der Begriff von (...)

Überarbeitetes Referat im Kritischen Kreis. Im folgenden Überblick sollen einige Grundlagen der politischen Ökonomie, der Marxschen Weiterentwicklung und Kritik daran herausgearbeitet werden. 1. Adam Smith Die klassische Arbeitswertlehre stammt von den beiden britischen Ökonomen Adam Smith und (...)

Auftakt der neuesten Mediendebatte war der (sich schon länger abzeichnende) Rausschmiß des Herausgebers des Profils, Hubertus Czernin, durch die Eigentümer des Nachrichtenmagazins (Raiffeisen/WAZ). Trotz aller Solidarisierungen mit Czernin ist aber zu bedenken, daß dieser einer rein geschäftlichen (...)

Überarbeitete Fassung eines Referats im Rahmen des „Linken Dialogs“ am 16. November 1996. Einleitend möchte ich nicht verhehlen, daß ich mit den sogenannten Widerspruchspaaren Schwierigkeiten habe. Weil sie das Problem verkehren, nämlich hinsichtlich der Frage, ob das Kapitalverhältnis Ausdruck der (...)

Schlagt die Bevölkerung, wo ihr sie trefft
Polemik aus der »Jungen Welt« (Berlin, 19.12.1996) Schon wie er daherkommt, wirkt der Antifaschismus in all seinen Spielarten wie eine antiquierte Abwehrstrategie gesellschaftlicher Krisenerscheinungen. Er behindert die Analysen, er antwortetet vorschnell, will alles im braunen Eck orten oder (...)

Vom Fortschritt in der Geschichte über den Wert zum Gut
Gerhard Scheits Texte gehören zu den anregendsten, die uns gegenwärtig bekannt sind. Egal ob es sich um musik- oder theaterwissenschaftliche Schriften handelt, um geschichtsphilosophische oder werttheoretische Abhandlungen. Vor allem die Entwicklung einer elementaren Kritik des Gebrauchswerts (...)

Der Alltag hat in den letzten Jahrzehnten zweifellos eine steile Karriere gemacht. Nachdem das Alltägliche in der Wissenschaft vorher kaum Beachtung gefunden hat, stand das profane Leben plötzlich im Mittelpunkt gelehrter Aufmerksamkeit. Der neue Forschungsgegenstand wurde aber weniger kritisch (...)

Politik reduziert sich immer mehr auf die Inszenierung medialer Auftritte: Diskussionsrunden, Konfrontationen, Talk-Shows sind in. Besonders vor den Wahlen. Besonders im Fernsehen. Grund genug also, zwischen den Wahlgängen nachzufragen, was da abläuft. Die aufgeführten Debatten selbst bringen (...)

ZU UNS gilt es natürlich einiges zu sagen. Der Kritische Kreis ist entstanden als ein Projekt zur Überwindung der Lethargie gesellschaftlicher Opposition. Wir wollten und wollen einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung emanzipatorischer Gesellschaftskritik leisten. Diesbezüglich ist eine (...)

Die wohl wichtigste Frage, warum die meisten Menschen sich den medialen Schwachsinn nicht nur einziehen, sondern auch ganz selbstverständlich ernstnehmen (anstatt etwa in befreiendes Lachen auszubrechen), ist bis heute nicht zufriedenstellend beantwortet. Und doch kann und soll gesagt werden, (...)

Eine Revolution hat noch niemals und nirgends vollständig mit den Vorstellungen übereingestimmt und übereinstimmen können, die sich ihre Teilnehmer von ihr gemacht hatten (Leo Trotzki) Es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Die Bilanz des bedeutendsten gesellschaftlichen Aufbruchs dieses (...)

Proletarisch meint stets bürgerlich
0. Gemeinhin war man in der Linken davon ausgegangen, daß die Begrifflichkeit, die sich positiv auf den Klassenkampf und seine Kategorien bezieht, zum essentiellen Bestandteil sozialistischer Theorie und Praxis gehört. Der Konsens reichte hier von den Sozialdemokraten bis zu den Kommunisten, von (...)

Kommunikation als Denunziation
Folgender Artikel wurde ursprünglich für die Berliner Tageszeitung „Neues Deutschland“ geschrieben. Die Probleme sind in Österreich zwar nicht so krass, aber sie sind ähnlich gelagert. Ausgangspunkt sei der Konflikt in der jungen welt. Das von außen völlig unverständliche und unerträgliche Gezeter (...)

Die Dummköpfe nennen ihn dumm, und die Schmutzigen nennen ihn schmutzig. (Bertolt Brecht, Lob des Kommunismus) Was jetzt kommt, ist natürlich keine wissenschaftliche Auseinandersetzung. Wissenschaftliche Kritik und Debatte verdienen nur wissenschaftlich Bemühte. Es ist eine polemische Attacke, (...)

Manfred Hildermeier: Die Russische Revolution. 1905-1921 Edition Suhrkamp Frankfurt am Main 1989 300 Seiten, 160 Schilling, ca. 22 DM Subtile, und doch nicht zurückhaltende Feindseligkeiten gegen die Bolschewiki kennzeichnen dieses Buch. Die antikommunistische Grundausrichtung ist jedenfalls (...)

Wir wußten es zwar nicht, aber es war so: Pop oder Politik?, das war die Frage, vor der wir 1976 gestanden sind. Mein Freund Wolfgang Frosch und ich. Eine kurze Zeit haben wir sie gemeinsam entschieden, wir spielten in einer Band mit dem gewürfelten Namen Aqot, wollten Popstars werden. Doch (...)

Madonna ist die faszinierendste Künstlerin, die die Pop-Musik je hervorgebracht hat. Vor allem ihre Haltbarkeit, ihre Beständigkeit, gibt einige Rätsel auf, die geradezu zur Analyse herausfordern. Madonna Louise Veronica Ciccone ist die letzte Übertreibung des amerikanischen Durchschnitts. Nicht (...)

Als ich dem arbeitswütigen G. gegenüber beiläufig erwähnte, daß es Arbeit, gemessen am Alter der Menschheit, erst seit einer relativ kurzen Zeit gebe, da schnappte er nach Luft. (Günther Anders, Ketzereien) Eines der gängigsten Vorurteile ist: Arbeit hat es immer gegeben, Arbeit wird es immer geben, (...)

In folgendem Beitrag handelt es sich um eine Überarbeitung eines Aufsatzes, den der Autor nach den Ereignissen in Ebergassing 1995 geschrieben hat. Das Thema erscheint auch ohne unmittelbaren Anlaß relevant, vor allem dann, wenn man davon ausgeht, daß in Zeiten (...)

Vorwärts zur Nachknappheitsordnung!
Jeder erfolgreiche Politiker hat seine Einsager. Tony Blair hat Tony Giddens. Grund genug, nachzulesen, was hinter „New Labour“ steckt. Stellenweise liest sich der Band auch wie ein Parteiprogramm, was für eine wissenschaftliche Publikation nicht unbedingt ein Kompliment ist. Natürlich ist es (...)

Eine Vivisektion obligater Werbesprüche von Gertraud Knoll erlaubt bei aller Freundlichkeit nur eine Diagnose: Rinderwahnsinn. Was kaum jemanden auffällt, regt uns schon lange auf. Da stand auf den Plakaten wie auf den Flugzetteln unter anderem folgendes zu lesen (Hervorhebungen von F.S.): „Die (...)

In ZOOM 1/98 veröffentlichten wir Franz Schandls Beitrag „Über Dialektik und Dimension der Gewalt“. In der letzten Ausgabe folgte eine nicht unscharfe Kritik von Manfred Gmeiner („Schwafeln über Gewalt“). Unterschiedlicher können Positionen und Begriffe schwerlich sein – Franz Schandl versucht in (...)

Jagt die Spekulanten! Schlagt sie tot!
Helmut Schmidt war es, der diesen Beitrag veranlaßte. Der Leitartikel des ehemaligen deutschen Kanzlers in der Zeit vom 3. September mit dem Titel „Der globale Irrsinn“ erscheint uns nämlich als äußerst symptomatisch für die sich abzeichnende Pseudokritik eines sich in der Mitte etablierenden (...)

To Give And To Take
1. Gemeinhin erscheint der Tausch als eine eherne Konstante des Daseins. Er wird nicht gesellschaftlich eingeordnet, sondern leitet sich von einer dunklen „menschlichen Neigung“ ab, die als gegeben angenommen wird. 2. Tausch ist zu verstehen als kultureller Zwang der bisherigen (...)

Neutralität oder NATO oder ...?
Mit dem Band von Klaus Heidegger und Peter Steyrer liegt der bisher fundierteste und umfassendste Beitrag aus dem NATO-kritischen Spektrum zu dem Thema „Österreich und die NATO“ vor. Besonders gut dargestellt ist dort die Rolle des Verteidigungsministeriums und der Militärs beim Einpeitschen der (...)

Auch wenn das nicht unbedingt ein helles Buch ist, erhellt es doch unfreiwillig mehr als es erhellen wollte. Schon die Einleitung ist so ein „Ich Jürgen E. Schrempp, glaube an Jürgen E. Schrempp“-Puzzle. Wer sollte das bezweifeln? Da wird gesagt, was Schrempp über sich sagt, und was andere über (...)

Geld auftreiben und Geld eintreiben ist ein grauslich Ding. Nichtsdestotrotz, wir können nicht anders. Unsere Kontoauszüge deuten nämlich eher auf Knausrigkeit denn auf Großzügigkeit unserer Bezieher hin. So waren auch die Einkünfte bei der vorletzten (20seitigen!) Ausgabe (Nr. 2/1998) zu unser aller (...)

Zwölf Jahre Haider demonstrieren zwölf Jahre der theoretischen und praktischen Unzulänglichkeit all seiner Kontrahenten. These 1: Die Gegner Haiders aus dem liberalen und linken Spektrum stehen auf verlorenem Posten: Sie bemühen sich redlich, auf etwas hinzuweisen, was ohnehin zutage liegt: (...)


Beginnen wir mit einer Entschuldigung: Die in der letzten Ausgabe angekündigte Diskussion zwischen Scheit und Schandl über den Charakter der Haiderei — jetzt nach dem Wahlerfolg der F in Kärnten von brandaktuellem Interesse —, aus der ist es nun nichts geworden, und zwar, weil der Verfasser dieser (...)

Daß das Gewöhnliche nur aufgrund der Gewöhnung als solches erscheint, macht kaum jemanden stutzig. Daß gerade der Tausch eine vergängliche Angelegenheit sein könnte, ist für das bürgerliche Individuum eine unzumutbare Zumutung. Er zeichnet es nämlich aus. [(Der nachfolgende Beitrag ist zwar lang, aber (...)

Was macht eine Gesellschaft, wenn sie an die Grenzen ihrer Entwicklung stößt? Unsere These lautet: Sie verfällt nicht in Wohlgefallen, sondern wird noch einmal all ihre destruktiven Kräfte entfalten. Jeder Niedergang setzt zerstörerische Energie frei, die alles andere als automatisch in Emanzipation (...)

Was zu erwarten war, ist eingetreten. Mit großem Vorsprung hat Jörg Haider es geschafft. Erstmals ist die FPÖ in einem Bundesland zur stärksten politischen Kraft aufgestiegen. Der Sieg in Kärnten hätte deutlicher nicht ausfallen können. Nichts konnte ihn stoppen: kein Argument, kein Skandal, ja nicht (...)

Ein von Jörg Haider (aber nicht nur von ihm) beliebtes und oft verwendetes Feindbild richtet sich gegen die vermeintlich Mächtigen in diesem Land, gegen die es aufzubegehren gilt. Es geht davon aus, daß es sich „Die-da-oben“ stets richten können und die sogenannten keinen Leute – die im Singular (...)

Der Theoretiker ist berührbarer als der Praktiker meint. Deswegen ist er auch Theoretiker, will er doch wissen, was warum ist. Zwar sind die Streifzüge keine politische Postille und auch ansonsten nicht darauf abgestellt, alles Mögliche sofort zu kommentieren, die Ereignisse in Jugoslawien, die (...)

Auf diese grobe Grundformel könnte man die Neueste Weltordnung bringen, die da soeben an Jugoslawien ihr erstes Exempel statuiert. So stellt sich das allzuständige und mächtige kapitalistische Abendland, die NATO, die Welt vor: Es regiert, es definiert, es bombardiert. Wer zivilisiert ist, (...)

Notizen zu Michael Heinrichs „Untergang des Kapitalismus?“. Antikritik und Konkretisierung. Inklusive insistierender Marx-Exegese. Exklusive Gebrauchswert. Michael Heinrichs Ausführungen in der letzten Ausgabe der Streifzüge (1/1999) geben mehr Rätsel auf als sie lösen. In der Folge will ich dies (...)

Bei den folgenden beiden Texten handelt es sich um die „1. Lieferung“ einer längeren dialogischen Auseinandersetzung zwischen Gerhard Scheit und Franz Schandl über den Fall Haider und den Rechtsextremisinus. Gerhard Scheit: Rassismus als springender Punkt Ich möchte mit einem Punkt in deinem Text (...)

Auf diesen mehr bedrohlichen als trotzigen Stabreim könnte man das Verhalten des offiziellen Österreichs auf die internationalen Angriffe auf „unser“ Nationalratswahlergebnis bringen. Wir tun, was wir wollen. Wir sind wieder wer. Wir bestimmen uns selbst. Die Verteidigung des Wahlergebnisses ist (...)

Freiheitliche Sirenen 2
Gerhard Scheit: Von „Inklusion und Exklusion“ zu Volk und Vernichtung Du rekurrierst in deiner Antwort auf eine ursächliche „Basis“, die allen Abstufungen des Identitätswahns zugrunde liege, sei’s nun der Haß auf die fremde „Rasse“ oder der auf die „Oberen“; jener sei gewissermaßen nur der Superlativ, (...)

Populismus gleich Demokratismus
VORLAUF POPULISMUS War der Populismus bei den politischen Eliten der nachfaschistischen Ära eher verpönt, so ist er in den letzten Jahren salon- und hoffähig geworden. Nicht nur am rechten Rand, sondern auch und vor allem in der Mitte der Gesellschaft. Zweifellos, der Populismus ist populär. „Ich (...)

Auszug aus Franz Schandl/Gerhard Schattauer, Die Grünen in Österreich. Entwicklung und Konsolidierung einer politischen Kraft, Promedia-Verlag, Wien 1996, S. 81ff. Bürgerinitiativen sind die größtmögliche Regression des gesellschaftlichen Widerstands. Sie sind Regungen, nicht Bewegungen, sie stehen (...)

Besonders hervorgetan hat sich abermals die journalistische Jungschar des Kinderkuriers. Kaum „erfrechten“ sich drei grüne FunktionärInnen dem Peter Pilz im profil eine (schaumgebremst, wirklich schaumgebremst!) überzuziehen, schon schrie der journalistische Nachwuchs im Falter auf. „Jenseits“ (...)

Freiheitliche Sirenen 3
Gerhard Scheit: Referenzpunkt und/oder Versatzstück Kehren wir also zum konkreten Fall Haider zurück. Du schreibst, bei mir scheine eine „eigenartige Verklärung vorzuliegen“, wenn ich „Rassismus, Antisemitismus und Vernichtung zu apriorischen Bedingungen“ mache, statt sie als „Verlaufsformen von (...)

Auch wenn wir auf die letzte Seite gerutscht sind, heißt das nicht, daß das Kommende, Euch und Sie und uns Betreffende weniger Wichtigkeit hat. Sinn macht ein Projekt wie die Streifzüge nur, wenn es genug Zuspruch und Zufluß erhält. In der bürgerlichen verfaßten Gesellschaft heißt das immer auch, vom (...)

Als vorläufigen Abschluß ihrer Auseinandersetzung über Haider versuchen Gerhard Scheit und Franz Schandl unabhängig voneinander nicht nur eine aktuelle Einschätzung zu geben. Vgl. auch das Streitgespräch in konkret 2/2000, sowie die grundsätzlichen Aufsätze in [krisis Nr. (...)

Bei nachfolgendem Text handelt es sich um ein Diskussionspapier des Autors, worin dieser in pointierter Form seine Position darzulegen versucht. Wie kommuniziert man, ohne einerseits zu bevormunden, aber andererseits auch nicht den unmittelbaren Stimmungen hinterherzulaufen. Wir wissen es (...)

Was könnte die kapitalistische Produktionsweise besser charakterisieren als die Notwendigkeit, ihr durch Zwangsgesetz von Staats wegen die einfachsten Reinlichkeits- und Gesundheitsvorrichtungen aufzuherrschen?, schrieb Marx vor mehr als 130 Jahren. Das Diktat der Produktionsverhältnisse ist (...)

Für (zunehmenden!) Zuspruch und Zufluß möchten wir uns auf diesem Wege herzlichst bedanken. Wir sind Euch und Ihnen ja ausgeliefert. Daß das Spendenaufkommen nachläßt, können wir nicht dulden. Das Börsel will gezückt sein. Daß andere auch diese Möglichkeit haben, die Streifzüge kennenzulernen, dafür (...)

Von allen Erhöhungen, die Menschen betreffen, gehören Preiserhöhungen zu den unsympathischsten. Wir verstehen das gut, und so setzen wir im fiskalischen Bereich auf die Willigkeit der Spender und Abonnenten. Im Prinzip wollen wir es auch weiterhin so halten, sind wir bisher doch ganz gut damit (...)

Am schädlichsten ist es, sich vor Irrtümern bewahren zu wollen. (G.W.F. Hegel) Vorweg sei erwähnt, daß die folgenden Einwürfe nicht von einer prinzipiellen Unzufriedenheit mit dem Projekt getragen sind, wohl aber von der Sorge, daß bestimmte Behinderungen nicht überwunden werden können, ja nicht (...)

1. Mit der Relativierung staatlicher Gewaltmonopole im Zeitalter der Globalisierung und dem Aufkommen dezentrierter Gewaltpole (Mafiotisierung) verliert die Kriegführung ihren zwingend nationalstaatlichen und politischen Charakter, auch wenn sie sich nationalistisch auflädt und politisch zu (...)

Zeitversetztes Zerwürfnis zweier Zufrühgekommener. Zusammengestückelt von Königsberg, Mai 1799. Der junge Hegel besucht den alten Kant. Beim Spazierengehen stoßen der abgehende und der angehende Philosoph zufällig auf ein temporär irrtümlich um viele Jahre zu früh plaziertes Pornogeschäft. Mehr als (...)

Natürlich steigt das Interesse und auch der Bezieherkreis weitet sich kontinuierlich aus. Allerdings nicht in dem erforderlichen Maße, um die Restriktionen bei den Zulassungsbestimmungen zum Posttarif wirksam abfangen zu können. Wir pfeifen zwar nicht aus dem letzten Loch (bloß aus dem vorletzten), (...)

Der Führer, die Show, das Publikum
Bekannt wurde Klaus Ottomeyer vor allem durch seine 1977 bei Rowohlt publizierte Studie „Ökonomische Zwänge und menschliche Beziehungen“, die — für damals keineswegs untypisch — eine hohe Taschenbuchauflage erreichte. Seit 1983 ist der 1949 in Frankfurt am Main geborene Ottomeyer Professor für (...)

Da wir nächstes Jahr nicht mehr in den Genuß des verbilligten österreichischen Postzeitungsversands kommen, müssen wir leider mit sofortiger Wirkung den Preis der Streifzüge, vor allem was das Abonnement betrifft, empfindlich anheben. Das einzelne Exemplar wird in Zukunft 33 ATS, 5 DEM oder 2,50 (...)

Präpotenz der Ohnmacht
Anspruch meiner Publizistik ist eigentlich der, auf der inhaltlichen Ebene implizite Kritik zu leisten, und nur, wenn es sich nicht vermeiden läßt, sie als explizite, auf eine Person bezogene, vorzubringen. So ist es ziemlich fragwürdig, ob man jedem Angriff ein Contra geben soll, weil diese Art (...)

Die Verunglückungen des Komparativs
Alle reden vom Stau und viele stecken in ihm, doch niemand sagt, was dieser eigentlich ist. Nachfragen zu einem Phänomen. Sprache verrät stets mehr als ihre Benutzer wissen. Einerseits ist ihre oberste Schicht ein affirmativer Jargon der Assoziationen, andererseits ist sie aber auch immer eine (...)

Zuerst eine gute Nachricht. Durch das Auffinden einiger Kisten und die Sichtung einiger Stapel ist es uns gelungen, so gut wie alle Ausgaben der Streifzüge wieder lieferbar zu machen. Das gilt auch für die alten Nummern von 1/96 bis 3/97. Einige sind allerdings nur mehr in wenigen Exemplaren (...)

Scheinbar jenseits des freiheitlichen Rassismus hat sich hierzulande ein breiter Konsens puncto ordentliche Einwanderungspolitik etabliert. Was jeder Ware erlaubt ist, und dem Geld sowieso, das wird den allermeisten Menschen kategorisch verweigert. Die freie Wahl des Raumes, in dem sie sich (...)

Es ist schon fad, aber es ist so: Natürlich ist es mit unseren Finanzen einmal mehr schlecht bestellt und natürlich besteht wieder nur die Hoffnung, dass Sie und Ihr ganz natürlich wie selbstverständlich dieses Problem, entschärft. Darum bitten wir. Es ist elendiglich, aber es ist wahr. Im (...)

Enduring freedom betitelt die US-Administration ihren aktuellen Kreuzzug. Zweifellos, sie meint das so. Es ist kein Witz, keine Persiflage, kein schlechter Film. Es ist bitterer Ernst. Todernst. Andauernde Freiheit kann es ebenso wie infinite justice nur im Tod geben. Andauernd ist bloß der (...)

Für eine nicht durchgeknallte Linke!
Die Anschläge in den USA haben nicht nur das World Trade Centre und das Pentagon getroffen, sondern auch den Kritischen Kreis. Ausgangspunkt unserer Trennung war die „Erste Stellungnahme der Bahamas zum islamistischen Massaker in den USA“, wo ganz offen Militärschläge gegen islamistische Zentren (...)

„In seiner Fernsehrede, die er am 27.7.1967 nach den Negerunruhen in Detroit hielt, meinte Präsident Johnson: „Es gibt kein amerikanisches Recht, Gebäude in Brand zu stecken und von Hausdächern zu schießen. Das sind Verbrechen.“ – Er hätte hinzufügen müssen: „es sei denn, Amerikaner täten das auf meine (...)

Bisher wurde allerlei geglaubt, es kömmt aber darauf an, uns zu glauben. Nur was geglaubt werden muss, muss nicht bewiesen werden, da es schon a priori gesetzt ist. Die Richtigkeit unserer Kritik manifestiert sich darin, dass sie nicht verstanden werden kann. Sie ist vernünftig, weil sie niemand (...)

Auf dem Minenfeld
Gerüchten zufolge soll die Trennung in der alten Streifzüge-Redaktion auch damit zu tun haben, dass es dem neuformierten Kritische Kreis eigentlich darum geht, missliebige Themen auszuklammern, konkret die Frage des Antisemitismus ganz einfach zu entsorgen. Dass dem nicht so ist, demonstriert (...)

Was uns in letzter Zeit ausserordentlich erfreut, ist der rege Zuspruch, den unser Transformationsclub gefunden hat. Gar nicht so wenige sind bereit die 100 Euro Jahresbeitrag fiir die Förderung des Kritischen Kreises und der Streifzüge aufzubringen. Da ist dickes Lob angesagt. So ist es nun nach (...)

Der folgende Beitrag ist alles andere als der Versuch, sich vom Essay Lothar Galow- Bergemann abzusetzen. Im Gegenteil, beinahe alles, was dort steht, vertreten wir auch. Es geht vielmehr darum, anhand eines naheliegendes Beispiels einige Mechanismen aufzuzeigen, die sich unabhängig vom (...)

Unser Weg zum Kindergarten ist der ungefährlichste nicht. Wir müssen zwar nur einige Kreuzungen queren, aber eine Straße ist die Margaretenstraße und eine andere nennt sich Schönbrunnerstraße. Bleibt er jetzt stehen oder bleibt er jetzt nicht stehen, das ist die halbbange Frage, die ich mir fast (...)

Wenn die etablierte Politik mal eine gute Idee hat oder sie sich irgendwoher borgt, soll man das durchaus anerkennen und unterstützen. Die Gratisfahrräder der Gemeinde Wien sind sogar eine ausgezeichnete Idee. Auf den Drahtesel aufzusteigen, einfach wohin zu fahren, und ihn dort wieder (...)

Der Meldereiter: Über Günther Anders
Für Fritz Herrmann Aber wo wäre eine Antwort je auf der Höhe ihrer Frage gewesen? Günther Anders (1902-1992) war wohl einer der ersten gewesen, der gestern nicht mehr die Fragen von vorgestern gestellt hat. Der, der fragte, wo andere keine Fragen mehr hatten, oder: noch nicht einmal. Ein (...)

Die Streifzüge erscheinen nun seit April 1996 und es ist, trotz anderslautender Wünsche aber auch Befürchtungen, kein Ende in Sicht. Anfangs nur als Informationsblatt gedacht, haben sie sich immer mehr zu einer Zeitschrift entwickelt. Möglicherweise stehen hier noch weitere Korrekturen ins Haus, (...)

Dass das mit dem Klassenkampf schon lange nicht mehr so funktioniert, wie die gesamte Linke es einst haben wollte, ist evident. Da tut sich einfach nichts mehr. Selbst wenn es irgendwo ein Aufflackern alter Kämpfe gibt, kommt dies nicht über ein Strohfeuer hinaus. Kaum, dass uns etwas in (...)

Desinteresse und Deklassierung
Eine Selbstbestimmung des Arbeiters im Arbeitsprozess kann es nicht geben, denn dieser hat mit dem Verkauf der Ware Arbeitskraft sich seiner Souveränität entledigt. Hier verdinglicht sich der Mensch zur Sache, übereignet nicht bloß einen Gegenstand, sondern sich selbst dem Käufer. Die (...)

Der unterschätzte Schwiegersohn
„Paul Lafargue (1842-1911) ist nur als Schwiegersohn von Karl Marx bekannt, der das ‚Recht auf Faulheit‘ proklamierte. Andere Facetten seiner vielseitigen Persönlichkeit und seines theoretischen Werkes sind weithin unbekannt“ (S. 373), befindet Fritz Keller, der Herausgeber des vor einigen (...)

Begierde sei Trieb mit dem Bewusstsein des Triebes. Spinoza, Die Ethik Das Netz ist ein geknüpftes oder geflochtenes Maschenwerk, dessen Fadenlegungen an den Kreuzungsstellen z.B. durch Verknotungen so festgehalten werden, dass sie regelmäßige, meist rhombenförmige Maschen bilden. Wie das (...)

Appetitio in prospectu oder: Kant und Hegel vor dem Sexshop
Königsberg, Mai 1799. Der junge Hegel besucht den alten Kant. Beim Spazierengehen stoßen der abgehende und der angehende Philosoph zufällig auf ein temporär irrtümlich um viele Jahre zu früh plaziertes Pornogeschäft. Mehr als verwundert bleiben sie davor stehen, betrachten die in einer Auslage (...)

Versprochenes wie Gebrochenes
Ein kluger Machthaber kann und darf daher sein Wort nicht halten, wenn ihm dies zum Schaden gereichen würde und wenn die Gründe weggefallen sind, die ihn zu seinem Versprechen veranlasst haben. Machiavelli, Der Fürst, XVIII. Kapitel Gibt es einen abgeschmackteren Vorwurf als den, ein (...)

Wir werden mehr umdenken müssen als wir vor einigen Jahren noch glaubten. Aus dem Reformationsprojekt des Sozialismus ist inzwischen ein Abbruchunternehmen geworden und immer weniger eignet sich zur Weiterverwendung. Kein Begriff, der heute noch ungeniert verwedet werden könnte. Die Aufgabe ist (...)

Jenseits der Gerechtigkeit
Man beliebt aber das ‚bürgerliche‘ Niveau nicht zu überschreiten. (Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms) Fair is foul, and foul is fair. (William Shakespeare, Macbeth I: 1) „Das Gerechte ist also etwas Proportionales“, wusste schon Aristoteles. „So ist das Gerechte als ein Regulierendes (...)

Jedes Mal das Selbe? — Irgendwie schon, denn sonst müssten wir ja nicht unentwegt darüber schreiben, worüber in der bürgerlichen Gesellschaft nicht gesprochen wird, weil es sie zu haben gilt: die Kunden, die zahlen. Nun, wir haben derer zu wenig, das soll man ganz offen bekennen. Unsere Auflage (...)

Schön langsam spüren es auch die krisenresistenten Geister. Irgendwie funktioniert das alles nicht mehr. Die Portionen an Ideologie, die notwendig sind, die Wahrnehmung von der Wahrheit abzuhalten, werden größer. Doch unbarmherzig schlägt die Wirklichkeit zu. Was wir erleben, das ist die Abwicklung (...)

Wörter steigen auf und Wörter steigen ab. Manche werden erfunden, andere sterben ab. Wie jede Zeit ihre Moden kennt, so auch eine ihr typische Sprache. Schaut man genauer hin, verraten manche Vokabel aber oft mehr von sich als ihre Kommunikatoren erkennen wollen. Insbesondere gilt das auch für (...)

Das aktuelle politische Geschehen gleicht zusehends einer Hochschaubahn. Zumindest wenn wir uns ihre oberflächlichen Gestaltungen, das Parteiengezänk, die Wahlen und die mediale Verarbeitung so anschauen. In Wahrheit aber liegt die Politik völlig flach. Was ist bloß mit den Wählern los? Immer (...)

Und wir Bösen dachten schon, wenn es an die Wahl zum blödesten Artikel des Jahres ginge, dass dieser Preis irgendeiner antideutschen Geistesgröße zufiele. Mitnichten. Es mag vielleicht keine Irreren geben als die Antideutschen, aber zweifellos gibt es Dümmere. Zum Beispiel einen gewissen Oliver (...)

Die gute Nachricht: Der Kritische Kreis und die Streifzüge sind personell, organisatorisch und finanziell konsolidiert. Die noch bessere Nachricht: Es gilt sogleich den nächsten Schritt zu setzen, was meint, das Werkel umzubauen, also auszubauen. Vor allem was die Zeitschrift betrifft, haben wir (...)

Warum Halbgott sein wollen? Warum nicht lieber Vollmensch? (Arnold Schönberg) Wenn wir den grassierenden Populismus in seinen verschiedenen, nicht nur politischen Varianten analysieren, dann sollten wir uns mehr um dessen kulturindustriellen Kern kümmern (Medien, Vergnügungsindustrie, Mode, (...)

Er spukt also wieder in den Hirnen, und er war auch nie ganz draußen. Gemeint ist der Mehrwert, jene Größe, um die es eigentlich gehen soll. Unsere Aufgabe besteht nun darin, die Mehrwertkritik in ihre Schranken zu weisen, sie bloß als das gelten zu lassen, was sie ist, ein integrierter Bestandteil (...)

„Wer mit Protesten rechnete, hat falsch gerechnet“, schreibt Regina General in ihrem Artikel über die Gesundheitsreform made in Germany. „Der Flur war ruhig. Vorschnell folgere ich: Kaum Betrieb, Kranke meiden den Arztbesuch. Aber ich hatte den verkehrten Gang erwischt und finde schließlich das (...)

Akzeptanz und Widerstand
Der Autor F. Schandl möchte die „Akzeptanz von Markt und Tausch, von Konkurrenz und Verwertung“ gestört und letztlich zerstört sehen. Sehr gut! Dann mal angefangen. Ich (37 Jahre alt) lebe von Arbeitslosenhilfe in einer unsanierten Wohnung, habe kein Auto und kein Fernsehen, esse mein angebautes (...)

Wir wollen beides sein, umgänglich in der Form und unumgänglich im Inhalt. Eins soll um uns nicht herumkommen, aber eins soll uns auch bekömmlich finden. Kurzum, das Publikum soll was haben von uns. Die Streifzüge erscheinen erstmals mit neuem Konzept in neuem Gewand. Magazin wollen wir werden und (...)

Wenn nichts mehr geht, ist eine entscheidende Frage die, was nicht mehr geht. Um welche Krise es sich also gegenwärtig handelt. Meine Antwort ist die, dass wir es mit einer fundamentalen Krise der Verwertung zu tun haben, die nach radikalen Lösungen heischt. Kein Herumdoktern wird mehr helfen. (...)

Von besonderer Wichtigkeit sind uns zwei Dinge: erstens, dass Reichtum und Ware nicht als Synonyme gesehen werden, und zweitens, dass es gerade deswegen gilt einen positiven Begriff von „Reichtum“ zu entwickeln. Dazu einige Notizen. Vorab ist einiges festzuhalten, was nicht als (...)

Lassen wir die letzten Monate revue passieren, dann ist die erste Stufe des Um- und Ausbaus der Streifzüge zweifellos gelungen. Im April und Mai gab es folgewirksam mehr Neubestellungen als je zuvor. Mit 1. Juni liegen wir bei 252 Abos, das sind um 50 mehr als zum Vergleichsdatum des Vorjahrs. (...)

Wenn Arbeitsanbeter positive Bekenntnisse von Karl Marx zur Arbeit suchen, werden sie sicher fündig. Die gibt es zuhauf. Freilich geht der Eifer auch manchmal daneben, etwa beim Klassiker-Zitat in der Junge(n) Welt vom 13. September 2003, Seite 16: Da stand doch allen Ernstes, noch dazu mit (...)

Die Eigentümlichkeit der ,Arbeitsgesellschaften‘ besteht darin, dass in ihnen die Arbeit gleichzeitig als moralische Pflicht, als gesellschaftliche Verpflichtung und als der Weg zum persönlichen Erfolg gilt. Die Arbeitsideologie hält es also für erwiesen, – dass es allen um so besser geht, je mehr (...)

André Gorz ist ein sehr kurzweilig zu lesender Autor. So auch in seinem neuesten Büchlein, das, abgesehen vom IV. Kapitel (welches ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Entsinnlichung, Gentechnologie und Menschenzucht ist) wohl als Zusammenfassung, aber auch Modifizierung schon bisher entwickelter (...)

In seinem Artikel „Zur Antisemitismusdiskussion in und um attac“ zitiert Peter Wahl aus einem Beitrag der „Foreign Affairs“, wo unter anderem zu lesen ist: „Das zeitgenössische Ressentiment gegen die angenommene Macht internationaler Finanzinstitutionen hat sich mit alten Mythen vermischt. Das 19. (...)

Eine der übelsten Seuchen, die die radikale Linke nicht nur bisweilen, sondern regelmäßig heimsucht, ist die Denunziation. Sie gleicht einem natürlichen Drang, ist ein stets vorprogrammierter Systemfehler gesellschaftlicher Opposition, eine Schranke, an der sie einige Male bereits zerschellte. (...)

Vorerst war es nur ein unscheinbarer Brief der Arbeiterkammer Wien. Eingeladen wurde zu einem Bibliotheksgespräch. Doch dann wurde ich stutzig: „2005 – ArbeitnehmerInnen gehören dazu“, stand da unten in einer Art Laufbalken zu lesen. Ich will mich hier gar nicht erst über den falschen (...)

Als diese Zeilen geschrieben wurden, sprachen alle vom Tsunami, als diese Zeilen veröffentlicht wurden, fast niemand mehr. Das Vergessen geht schnell. Vor allem in den sich beschleunigenden Zeiten. Da ist es naheliegend, dass jedes uns medial zugetragene Unglück ein kulturindustrielles (...)

Nach den Überschwemmungen im August 2002 kursierten nicht nur vor Ort diverse Gerüchte, dass die Überlaufklappen des Stausees Ottenstein zu spät geöffnet wurden, was zur Folge hatte, dass dann auf einmal überdimensional viel Wasser abgelassen wurde und die Schäden entlang des Flusses doch beträchtlich (...)

Ein Genozid ist gekennzeichnet durch die systematische Ausweitung der Opferung, durch die reale Inszenierung des totalen Opfers. Der als absolut böse geltende Feind soll nicht bloß niedergemacht, er soll weggemacht werden. Das exterministische Phantasma setzt sich als entschlossenes wie (...)

Wer hätte vor Jahren gedacht, dass Huntingtons böses Spiel so schnell Realität werden würde. Nun ist es blutiger Ernst. Wobei Krieg und Kampf ja nicht mehr die passenden Begriffe sind. Es sind Bestrafungsaktionen, die sich Befreiung nennen. Und jene müssen nicht einmal wirklich begründet werden. (...)

Es ist ein Ritual. Das offizielle Österreich inszeniert einmal mehr seine Historie und das andere Österreich kritisiert Verdrängung und Heuchelei. Was die Streitparteien eint, ist eine Art Vergangenheitssucht, das Starren auf die Geschichte. Da werden dann historischen Gefechte mit einer (...)

Matthias Horx sieht es so: „Verdienen Sie Ihr Geld überwiegend mit Leistungen, die einen Unterschied erzeugen, anstatt immer das Gleiche zu produzieren? Wissen Sie nur in etwa, wie Ihre Tätigkeit in einem, in zwei oder fünf Jahren aussehen wird? Haben Sie in Ihrem Leben schon mehrere Berufe (...)

Fassadenschau (1. Teil)
Die Renovierung der Vergangenheits-Fassade mittels Provokation ist ein periodisch wiederkehrendes, reinigendes Ereignis in der nationalen Geistesgeschichte, nur mit Nutzen verknüpft und gänzlich ohne Gefahr. (Günther Nenning, 1963) Die wahre Ordnung auf Erden muss im Herzen von ihrer (...)

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein überarbeitetes und ausgebautes Referat im Zuge eines Forschungsprojekts zum Thema Ethik, das der Autor nach folgender vorgegebener Problemstellung ausgearbeitet hat: Obszönität des Reichtums: Armut als strukturelle Gewalt: Demütigung, Desperados und (...)

Vom Einkommen zum Auskommen
„I just couldn’t function without money.“ Ray Davis/The Kinks, Preservation Act 2 (1974) Die Forderung nach dem Grundeinkommen hatte schon einmal Konjunktur. Das war Mitte der Achtziger des vorigen Jahrhunderts. Nun steht es abermals auf der Agenda. Befürworter des Grundeinkommen gehen (...)

Im Wirtschaftsblatt, dem Handelsblatt für Österreicher, nimmt man sich kein Blatt vor den Mund. „Wir müssen lernen, jemandem einen Todesstoß zu versetzen.“ Das behauptet Christine Bauer-Jelinek, ihres Zeichen Wirtschaftscoach und Gründerin eines „Instituts für Macht-Kompetenz“ in der Ausgabe vom 23. (...)

Fassadenschau (2. Teil)
Das Jubeljahr, das sich nun dem Ende zuneigt, erwies sich als Fiasko. Die Inszenierung ist misslungen. Derweil hat man die Fassade so schön herausgeputzt und dann blätterte sie gleich ab, wurden die braunen Flecken sichtbar. Was das offizielle Österreich vertuschen wollte, wurde von den (...)

Lernbub von Martin Scheuringer Auf die Idee, dass ich mich nicht unbedingt in die gängigen Denk- und Handlungsformen einpassen muss, kam ich erst, als mich während des Studiums die 68er-Nostalgie packte. Diese befällt einen Soziologie- und Philosophie-Studenten wohl fast zwangsläufig, wird doch (...)

Manchmal erlebt man durchaus seine monetären Wunder. So etwa auf den Streifzüge-Konten. Da ist es im letzten Jahr einige Male vorgekommen, dass einfach abgebucht wurde, ohne dass wir eine Einzugsermächtigung erteilt hätten. Auf dem Auszug steht geschrieben: „Für das Konto wurde Erlaubnis um (...)

In Acht nehmen
Manchmal gibt es Bücher, die sind empfehlenswert und ärgerlich in einem. Georg Francks Studie ist so eines. Da legt einer wirklich viele richtige Fährten. Die Schranken der einzelnen gesellschaftlichen Sphären und wissenschaftlichen Disziplinen werden konsequent durchbrochen. Auch die (...)

Je mehr man über die Lage der Welt nachdenkt, desto verzweifelter müsste man eigentlich werden. Vor allem die Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten lassen Schlimmstes befürchten. Man darf die Augen nicht verschließen. Was droht, ist eine Welt, wo Bombardements und Strafaktionen sich mit (...)

Henry Ford hat kürzlich hundert Millionen Dollar für die Errichtung einer Schule gestiftet, die er die Schule der Zukunft nennt. , Ich habe so lange Autos fabriziert‘ erklärte er, , bis ich den Wunsch bekam, nunmehr Menschen zu fabrizieren. Die Losung der Zeit ist Standardisierung. ‚ – – Die erste (...)

Der Triumph des Heldischen im Zeitalter fortschreitender Rationalisierung ist nur vordergründig betrachtet anachronistisch. Auf jeden Fall ist er nicht bloß unübersehbar, er ist unüberblickbar. Ob in Ausstellungen, Sendungen, Filmen, Theaterstücken oder gar in der flächendeckenden Werbung. Man hat (...)

Dort, wo der Klassenkampf sich als Alternative zum Kapital versteht, missversteht er sich selbst. Als Formierung ist er dazu da, jenes in Bewegung zu halten, indem er die Interessen der Ware Arbeitskraft vertritt. Sei es puncto Arbeitslohn, Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen, soziale Sicherheiten (...)

Home Stories
Schreiben hilft von Maria Wölflingseder Ja, so etwas! Neben dem Gründer der Streifzüge, Franz Schandl, bin ich von den aktuellen Mitarbeitenden die einzige, die von Anbeginn dabei ist. Franz kannte mich aus der Weg und Ziel-Redaktion, in die er von Julius Mende eingeladen wurde, und in der ich (...)

Forsch zur Sache schreitet Niklas Luhmann. Sein Band „Die Wirtschaft der Gesellschaft“ (Frankfurt am Main 1994) beginnt gleich mit den Preisen, im Index finden sich weder die Begriffe Kaufen noch Verkaufen. Worum es ihm geht, ist die Zahlung: „Ein System, das auf der Basis von Zahlungen als (...)

Die Funktion des Journalismus in unserer Gesellschaft besteht darin, die öffentlichen Vorurteile stets aufs Neue zu bestätigen. Beständig hilft die Journaille den Menschen, ihr falsches Bewusstsein zu reproduzieren. Medien sind konstitutionelle Stützen, die Subjekte vor essenziellen Abweichungen (...)

RAF, das ist deutsche Geschichte. Die Auflösungserklärung vom April 1998 ist durchaus ernst zu nehmen. Wenig ist freilich so in Erinnerung geblieben wie die Anschläge der sogenannten Baader-Meinhof-Bande. Terror, das war immer auch ein Quotenhit. Was die praktische Seite betrifft, ist das Kapitel (...)

Dass der Westen alles darf, ist völlig unhinterfragt. Diskutiert wird bloß, ob er es soll. Militärisches Eingreifen (mit und ohne UNO-Beschlüssen) geht in Ordnung, ist allgemeines Credo, es fragt sich nur, ob es im Augenblick opportun ist. Dass diese Arroganz in den Metropolen gar nicht einmal mehr (...)

Unpopuläres zum Populismus
Nehmen wir nur eines der vielen Bücher, die heute zum Thema veröffentlicht werden. Vor uns liegt ein von Susanne Frölich-Steffen und Lars Rensmann herausgegebener Sammelband mit dem Titel „Populisten an der Macht. Populistische Regierungsparteien in West- und Osteuropa“ (Braumüller, Wien 2005, 237 (...)

Vorerst ist man hin- und hergerissen. Es ist nicht unspannend zu lesen, was Bernard Manin, über das Losverfahren, das die attische Demokratie dominierte und auch in den Stadtstaaten Italiens eine bedeutende Rolle spielte, so alles zusammengetragen hat. Das Los verhindere Aristokratisierung, weil (...)

Am 17. April 2007 ist Julius Mende freiwillig aus dem Leben geschieden. Julius war mir ein lieber, wenn auch nie unkomplizierter Freund. Dezente Zurückhaltung und Mangel an Direktheit waren seine Sache nicht. Ich wusste immer, wie ich bei ihm dran war. Keine Absage, die er nicht so meinte, aber (...)

Da kommt der Zar ins Land und seine Bewohner sind ganz aus dem Häuschen. Wladimir und seine Oligarchen bringen den ersehnten Geldregen, und der lässt die Herzen höher schlagen, versetzt ein Volk in heillose Bewunderung. Einem staunenden Publikum wird die Hitparade der reichen Russen präsentiert. (...)

„Noch leise ruft er: , Liebe Eltern, ich habe euch doch immer geliebt‘, und ließ sich hinabfallen. In diesem Augenblick ging über die Brücke ein geradezu unendlicher Verkehr.“ – So endet Franz Kafkas Erzählung „Das Urteil“ (1916). Was sagt uns dieser letzte Satz? Dass die Welt nicht einmal einen Moment (...)

Woran kann man nun den Populismus festmachen? – Konstant ist allen Populismen nur das Bekenntnis zur Konkurrenz, alles andere ist flexibel. Im Gegensatz zum marktradikalen Sozialdarwinismus, der über den Wert exkludiert und inkludiert, sind seine Kriterien des Ausschlusses oft außerökonomischer (...)

Das Unbehagen an der Demokratie ist evident. Nur, worin besteht es? Zweifellos ist es nötig zu fragen, was Demokratie ist, woher sie kommt, was sie kann, wie sie funktioniert, wo ihre Integrationskraft und wo ihre Schwächen liegen. Doch macht Florian Felix Weyh das? Nein, für ihn steht die (...)

Den originellsten Beitrag zur österreichischen Innenpolitik der letzten Monate lieferte die Parteijugend der Wiener Grünen. In revolutionärem Eifer ließ die GAJ ein Plakat drucken, das den stimmigen Slogan der Gemeinde Wien gegen Hundekot „Nimm ein Sackerl für mein Gaggerl“ in ein „Nimm dein Flaggerl (...)

Ob wir wollen oder nicht, wir sind nicht nur populistisch zugerichtet, sondern auch populistisch ausgerichtet. Was denn sonst? Der Unterschied liegt lediglich darin, dass einige das auch wissen und vielleicht sogar reflektieren, während die allermeisten es bloß handhaben. Weder die negative (...)

Wenn diese Zeitung erscheint, wird das Match zwischen Österreich und Deutschland schon gelaufen sein. Derlei Spiele haben es schon in sich. Das 3:2 gegen Deutschland bei der WM 1978 war für Österreich nicht nur die Rache für die Schlacht von Königgrätz, Cordoba war ganz mitentscheidend für die (...)

Skandal als Skandalisierung
Die Skandalrepublik Österreich gibt es nicht mehr, das ist endgültig vorbei. (Alfred Worm (2000), zit. nach: Medien und Zeit, 1/2008, S. 44) Es ist ein echter Nestroy. Auch wenn fast alle meinen, dass er zu diesem Zeitpunkt schon hinüber gewesen sei, schrieb Johann Nepomuk Nestroy im Herbst 1862 (...)

Nur reflektiertes Reflektiertes, dessen Systematisierung Theorie ist, erhebt das Denken über das Kapieren und Registrieren, über das Wissen und die Erfahrung. Theorie ist nötig, man kommt um sie nicht herum, aber man muss sich ihr deswegen nicht mit Haut und Haaren ausliefern. Der grassierenden (...)

Wenn es nach den Wünschen der heimischen Politik und Wirtschaft geht, wird die Fußballeuropameisterschaft ein großer ökonomischer Erfolg. Euphorie ist Pflicht und die Werbetrommel wird kräftig gerührt. Der Tourismus, der jubelt, und der Handel, der jauchzt. Auch die Medien, die zur Zeit mehr als (...)

Die Leute bumsen nicht. „94 Prozent sind zu faul für den Sex“, heißt es in der U-Bahn-Gazette Heute vom 29. Oktober 2008. Das ist wohl wahr. Aber sind sie nun wirklich zu faul? Die Leute verzichten doch wohl nicht deswegen, weil sie nicht wollen, sondern weil sie nicht können. Ihr kapitalistischer (...)

Dass mit der Demokratie etwas nicht stimmt, ist heute Konsens, dass sie jedoch das stimmige Konzept für alle Zukunft sei, ebenfalls. Prinzipielle Kritik an der Demokratie ist nicht erlaubt. Gerade deswegen findet sie sich in diesem Organ so oft. Diesmal demonstrieren wir unsere Kritik an drei (...)

Dass sie gar nicht ist, wird wohl niemand mehr behaupten. Dass ihr aber durch gezielte politische Maßnahme Einhalt geboten werden kann, davon sind fast alle überzeugt. Die Ökonomie ist mehr erschüttert als der gesunde Menschenverstand. Der glaubt nach wie vor seine Plattheiten, ja er fühlt sich (...)

Jenseits der Gerechtigkeit
Peter Kampits hat im Standard vom 13. Dezember 2008 einige Positionen zum Thema zusammengefasst. Dass man Gerechtigkeit auch schlichtweg ablehnen kann, zeigt der folgende Beitrag. „Das Gerechte ist also etwas Proportionales“, wusste schon Aristoteles. „So ist das Gerechte als ein Regulierendes (...)

Wenn wir vom Kapitalismus reden, wovon sprechen wir? In den letzten Monaten ist er ja in Verruf gekommen. Von links bis rechts gibt man sich ganz antikapitalistisch. Die Vorstellungen über ihn sind freilich mehr vage als präzis, mehr vulgär als analytisch. Da kann es schon vorkommen, dass (...)

In folgendem Beitrag soll das Schöpfen im Sinne von Schaffen wie Entnehmen der heutigen Praxis des Kaufens und Verkaufens gegenübergestellt werden. Wie ist direkte Vergesellschaftung denkbar? Wie können wir uns in Stoffen und Diensten aufeinander beziehen, ohne auf ein Medium, also Geld als (...)

„Es ist der Glaube, der selig macht“
Wir haben gelernt, zu glauben. Warum sollte es mit dem Kapital anders sein. Es ist sogar zu vermuten, dass viele Keime unserer Imaginationen in der Ökonomie des Alltags stecken. Dass die dort erforderliche Sicht von Tausch und Täuschung alle anderen Phänomene zumindest prägt, wenn nicht dominiert. (...)

Trinkbares Wasser, atembare Luft
„Die Menschheit als Ganzes ist tötbar“, schreibt Günther Anders im 1956 veröffentlichten ersten Band der „Antiquiertheit des Menschen“. (AI, S. 243) Zeitlebens ist das „apokalyptische Monstrum der Atomgefahr“ (P, S. 6) sein Thema gewesen. Seit 1945 bestimmte es sein Fühlen, Denken und Handeln. Was er (...)

Richtig Reich … … war A. Onassis bedauerlicherweise nicht. Vielmehr ein armer Mann mit viel Geld, gemäß eigener Einschätzung. Hierin ist die heikle Ambivalenz von Reichtum auf den Punkt gebracht. Denn Geld und Ware sind nur in einer Welt der Knappheit denkbar. Sie gründen auf Mangel und treiben (...)

Worte sind schneller als Gedanken. Bevor wir den Inhalt rezensieren, besprechen wir doch Titel und Untertitel. Kauf, Politik und Demokratie, drei Schlüsselbegriffe werden hier genannt und in Beziehung gesetzt. Verwendet werden sie als plakative Postulate. Katja Kipping, 31 Jahre jung, (...)

Wohnen. – Ist das nicht ein fades Thema? Zwar tun wir es die ganze Zeit, doch denken wir darüber ernsthaft nach? Zum Wie? vielleicht, aber zum Was? und zum Warum?, da findet sich wenig. Wohnen scheint also tatsächlich eine „Hinterwirklichkeit“ (Kafka) zu sein – zwar von Bedeutung, aber ohne (...)

Wenn wir wohnen − was tun wir, was geschieht uns? So ungefähr lauten unsere Ausgangsfragen, von denen aus wir unsere Überlegungen entwickeln möchten. Wohnen könnte man vorerst einmal umschreiben als das regelmäßige Dasein in einer Behausung, die Realisierung exklusiver Verfügung von Räumlichkeiten. (...)

Das Körberlgeld, das sich manche Hausverwaltungen, durch extensives Verrechnen der Betriebskosten von den Mietern holen, ist obligat geworden, zumindest in Österreich. Besonders beliebt ist das Einrechnen von Posten, die durch das Mietrecht nicht gedeckt sind. Viele Mieter nehmen diverse (...)

Wohnungen müssen nicht bloß da sein, sie müssen auch jemandem gehören, also Eigentum sein: Ware auf dem und für den Immobilienmarkt. Wohnungen, wie könnte es im Kapitalismus anders sein, haben einen Preis, wobei dieser Marktpreis hierzulande einigen restriktiven gesetzlichen Beschränkungen und (...)

My Home is my Aura Mein Leben spielt sich nicht im weit verbreiteten Stakkatostil, dem täglichen Gehetze zwischen Drinnen und Draußen, ab. Meinereins, zur forschenden und schreibenden Zunft gehörend, bevorzugt so wie Künstler generell als Platz der Inspiration meist die eigenen vier Wände. (...)

Vielleicht gibt es ja nach vielen Jahren wieder einmal die Möglichkeit, sich über die kleinen Zirkel hinaus zu organisieren. Sollte dem so sein, gilt es diese Chance zu nutzen. Sollte dem nicht so sein, stehen wir nachher nicht schlechter da als vorher. Hier soll nun nichts vorweggenommen, (...)

O meine Freunde, Freunde gibt es nicht! (Aristoteles) Freund und Freundin kann heute schon alles Mögliche heißen. Sie kommen und gehen, vergehen und verlaufen sich. Hier wird nun eine aufgeladene Bestimmung vorgenommen, die auch in emanzipatorischer Absicht tauglich sein soll. I. Man trifft (...)

Am 6. März ist unser Freund und Transformationsrat Peter Pichl gestorben. Oder besser Pichl Peter wie er sich zu nennen und zu unterschreiben pflegte. In seinem früheren Leben ist er mal Zeichenprofessor an einem Wiener Gymnasium gewesen, nun war er schon viele Jahre in Pension und lebte in einer (...)

Das Besondere und das Allgemeine
Die Frage, was der Staat ist, ist doch von eminenter Bedeutung. Unsere Sicht soll noch einmal resümiert und an einigen Punkten auch präzisiert werden. Freilich ist das alles nur kursorisch und kann keine umfassende Untersuchung ersetzen. Keinesfalls handelt es hier um einen systematischen (...)

Sammelbände. Nicht selten beschleicht einen das Gefühl, dass Artikel nicht nach einem Konzept in Auftrag gegeben, sondern einfach zusammengetragen worden sind. Am interessantesten sind jedenfalls die beiden Artikel von Bini Adamczak und Ulrich Bröckling. Letzterer meint, der Protestdiskurs sei (...)

Die Geburt der Nummer 50 war etwas schwierig. Zuerst dachte ich, dass das breit angelegte Thema FremdE sehr anregend sei und viele Angebote auf unseren Call for Papers erfolgen. Dem war aber gar nicht so. Recht zäh ging es zu. Wahrscheinlich drängt es in dieser Frage die meisten zur Empirie und (...)

Nichts ist eigentlich fremd
Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Nur, wie kommt er dann überhaupt zum Fressen? Denn alles, was er doch isst, muss er irgendwann einmal kennen gelernt haben. Ist doch so. Gerade das Essen ist etwas Abgetrenntes, Äußerliches, das dem Körper erst zugeführt werden muss, um Innerliches, ja (...)

Was wäre die Sprache ohne die vielen fremden Wörter, die ihren Wortschatz bereichern? Zweifellos wäre sie um vieles ärmer. Die Fremdwörter eröffnen neue Horizonte, versteht man sie richtig zu entwickeln und zu gebrauchen. Natürlich können sie, treten sie als elitärer Dünkel auf, das Schriftgut auch (...)

Was jeder Ware erlaubt ist, und dem Geld sowieso, das wird den allermeisten Menschen kategorisch verweigert. Die freie Wahl des Raumes, in dem sie sich bewegen wollen, ist kein Menschenrecht, sondern Bürgerrecht. Und Bürger ist nur der Staatsbürger. Wenn Ausländer in dessen Burg, den Staat wollen, (...)

die gestundete zeit ist abgelaufen. die schmerzen sind zu groß geworden. ich mache ein klassisches ende. Schon des Längeren war er krank gewesen. Dass es so kommen wird, hat man wissen können, wenn man ihn kannte, dass es so schnell kommt und dass es jetzt kommt, davon ahnte ich nichts. Ende (...)

Worüber soll ich schreiben, wenn ich doch den Schwerpunkt betreffenden Artikel bereits in der Ausgabe 45 („Vom Schöpfen“ und „Das gute Leben“) veröffentlicht habe? Das Verlangen, hier noch einen theoretischen Beitrag beizusteuern, ist gering. Die Lust aber, über mich nachzudenken, unvergleichlich (...)

Sterben muss jeder, doch besonders schlimm ist es, wenn es einen frühzeitig erwischt wie dieses Jahr Martin Büsser, den Herausgeber der testcard, oder 2006 den 1963 geborenen Alfred Schobert. Schobert, Mitarbeiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS), war bekannt für (...)

Dadurch, dass Wirtschaften der Verwertung dient und primär Privatangelegenheit ist, wird jeder Betrieb zu einer Black Box. Die Zurschaustellung gilt dem Produkt, nicht der Produktion. Die Öffentlichkeit weiß eigentlich nicht, was wirklich vorgeht. Betriebs- und Geschäftsgeheimnis verhindern (...)

Wer diesen Zuständen ausgesetzt ist, kann nur verrückt werden. Aber schlimmer noch als dies zu konstatieren, ist es, dies überhaupt nicht zu begreifen. Der Kapitalismus gilt ja als eherner und letzter Hort der Rationalität. Die Aufklärung hat er so groß geschrieben, dass diese selbst gar nicht mehr (...)

Fiktionen spielen in unserem bürgerlichen Dasein eine große Rolle. Permanent stellen wir uns etwas vor und permanent wird uns etwas vorgestellt. 1. In unserer Disposition reagieren wir beinahe reflexartig auf die Erfahrungen des Alltags, wozu nicht nur klassisch Produktion, Zirkulation und (...)

Glaubte man zu Beginn des Reaktorunfalls in Fukushima noch, die Welt ginge gleich unter, so ist es jetzt geradewegs so, als wäre fast gar nichts geschehen. Eine irre Bagatellisierung hat den jenseitigen Alarmismus abgelöst. So ein GAUcherl halten wir locker aus, das soll uns gar nicht (...)

Nur Ideologen und Idioten können glauben, dass es in Libyen um den Schutz der Zivilbevölkerung geht. Die war noch nie so bedroht wie jetzt. Und zwar alle, die Gaddafi-Treuen als auch die Oppositionellen als auch jene, die nur davonkommen wollen. Der Friedensmission geheißene Kampfeinsatz hat die (...)

Ja, was tue ich denn da eigentlich? Ja, was tut man mir denn da eigentlich? (Günther Anders, Antiquiertheit I, München 1956, S. 101) Kann ich fernsehen? Welch Frage! – Nun, die Situation ist offensichtlich: das Gerät läuft und ich sitze davor und schaue. Aber ist es ein Können? Vermag dieses Ich (...)

In folgendem Aufriss soll der überaffirmative Arbeits„begriff“ des Nationalsozialismus als Zuspitzung und Ausdehnung des obligaten gesellschaftlichen Wertekonsenses dechiffriert werden. „Sieg der Arbeit“ heißt ein Buch, das der Nazi-Schriftsteller Anton Zischka (1904-1997) im Jahr 1941 im Goldmann (...)

In den Köpfen herrscht die Matrix: „Ganz gleich wie sehr wir den natürlichen Reproduktionskreislauf stören, wir vertrauen auf die Natur und erwarten, dass sie ihren stabilen Lauf fortsetzt. Ganz gleich wie viel wir spekulieren, wir vertrauen auf den Markt und erwarten, dass er sich wieder erholt. (...)

Wer sollte nicht Reichtümer ganz entbehren, die doch nur elend machen und entehren? (William Shakespeare, Timon von Athen IV/3, übers. von Erich Fried, Band 3, S. 339) Gemeinhin gilt Geld als zivilisatorische Errungenschaft schlechthin. Einmal geschaffen kann es nie wieder abgeschafft werden. (...)

Kein Umgang nicht Den ersten erinnerlichen Umgang damit hatte ich in zartem Kindesalter: Zwei Sumsi-Mitarbeiter nahmen die Entleerung eines jeden Büchslein vor und der jeweilige Auswurf am Tisch wurde allseits aufmerksam gemustert und taxiert. Da war es feierlich still. Dass ich nun hingeben (...)

Ewig hat es sie ja nicht gegeben. Der Geschlechtstrieb ist lediglich ein Instinkt, aber noch keine Lust. Lust entsteht erst historisch mit der Entwicklung der Sexualität, die über den Sex hinausreicht. Lust ist nicht instinktgesteuert. Lust ist also etwas anderes als der direkte Trieb oder die (...)

In der Lust mag Gier sein, aber die Lust ist deswegen keine Gier, wie das Synonym doch unverzeihlich nahe legt. Appetitio mit Begierde zu übersetzen, ist jedenfalls nicht treffend. Wäre nicht, was Begierde heißt, mit Sinneslust besser und treffender umschrieben? Ebenso übrigens die Neugierde mit (...)

Gegen die Konkurrenten, da müsse man schon sein, gegen die Konkurrenz zu sein, das hingegen sei völlig aussichtslos. Die folgenden Zeilen verstehen sich als ein kontrafaktisches Plädoyer, es doch andersrum zu probieren. Dass es sie immer gegeben hat und wir gar nicht anders können, ist wohl eines (...)

Persönlichkeitsstörungen sind, so sagt der Psychologe Reinhard Haller, „vorzügliche Charaktereigenschaften zum Karrieremachen“ (Der Standard, 23. Dezember 2006). Was er nicht sagt, ist, dass Karriere gerade deswegen eine schwere Störung ist. Ja sogar noch mehr: Nicht nur die Persönlichkeitsstörung (...)

Grob geschnitzt

Auswälzung der Schulden
Dem US-amerikanischen Anthropologen, Anarchisten und Vordenker der Occupy-Bewegung ist ein doch überraschender publizistischer Erfolg gelungen. Die Rezensionen, vor allem in Deutschland, waren geradezu hymnisch: Der Spiegel hält „Schulden“* für ein „antikapitalistisches Standardwerk“, die (...)

Ja der Einlauf. Der Einlauf unser Schwerpunktthema betreffend war alles andere als überwältigend. Er ließ zu wünschen übrig, und so bedurfte die Nummer größerer Nachhilfe als sonst. Bewegen, so scheint es, ist ein recht poröses Gebiet. Und ominös noch dazu. Der Bewegungsbegriff hat ob seiner Vielfalt (...)

Die sozialen Errungenschaften haben immer wieder nur ein schon im voraus feststehendes Ergebnis bestätigt und ihre Siege waren immer die der Ware. (Raoul Vaneigem, Das Buch der Lüste) In den folgenden Überlegungen geht es um eine grobe historische Verortung sozialer Bewegungen. Unsere (...)

Wilder Streik – das ist Revolution
Dieter Braeg (Hg.): Wilder Streik – das ist Revolution. Der Streik der Arbeiterinnen bei Pierburg in Neuss 1973. Die Buchmacherei 2012, 175 Seiten, ca. 13,90 Euro Der von Dieter Braeg herausgegebene und auch großteils verfasste Band führt in die Jahre nach 1968, in eine Zeit, wo die (...)

I. Mal was anderes. Wir gehen raus. Das Schreiben ersetzt allzu oft das Handeln. Jenes kann zu einer Sucht werden, indem es von einem wichtigen Ausdrucksmittel zur zentralen, ja fast ausschließlichen Aufgabe des Kritikers aufsteigt. Schreiben heißt nicht unbedingt leben, schon gar nicht (...)

Gleichklang? Eine Sprechblase voller Fragezeichen braut sich über meinem Kopf zusammen angesichts der Trends, die sich zwischen Debatten über Po-Grapschen und sexuelle Belästigung einerseits und Kontaktarmut andererseits auftun. Nicht nur Wellness-Massagen aller Art, auch Free Hugs und (...)

Wieder mal sind Wahlen. Nationalratswahlen in Österreich, Bundestagswahlen in Deutschland. Die nächsten Monate stehen ganz im Zeichen unerträglicher Kampagnen, die über alle Medien laufen. Dem ist nicht zu entgehen. Wir sind umstellt und umzingelt. Niemand kann sich heute mehr seiner Wähler sicher (...)

Geht es nach den sich häufenden Überschwemmungen, werden die Jahrhunderte immer kürzer. Doch schnell kehrt die Normalität wieder. Wenn die Japaner sich von keinem Supergau schrecken lassen, warum wir hier von einem Hochwasser? Zum Schluss erschlägt die mediale Dramaturgie die reale Tragödie durch (...)

Die Theologie ist Gespensterglaube. Die gemeine Theologie hat aber ihre Gespenster in der sinnlichen Imagination, die spekulative Theologie in der unsinnlichen Abstraktion. (Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums) Die Waren werden nicht durch das Geld kommensurabel. Umgekehrt. (Karl (...)

Der Sexualfetisch ist in der Konstruktion einer der einfachsten, in seinen unendlichen Varianten aber einer der raffiniertesten und delikatesten Gebrauchswertfetischismen. Aufdringlich, fixiert, früher meist verschämt, zusehends aber unverschämt und allgegenwärtig. Einst dienten Überlegungen zum (...)

Hätte die Mücke Bewusstsein, was wäre dann? Nun, sie unterschiede kaum in Menschen und Menschenaffen, geschweige denn meinte sie, mit letzteren gehöre sie in die Kategorie Tier, während der Mensch eine gesonderte Spezies darstelle. In den Mückenakademien würde man auf solch abstruse Theorien nie (...)

Tierschützer sind mir immer kräftig auf den Zeiger gegangen. Vor allem, wenn sie sich penetrant vor mir aufpflanzten und sinngemäß die Frage stellten, ob ich Tiere mag. Da pflegte ich dann leicht genervt zu antworten: Ja, ich esse sie gerne! Damit war die Sache erledigt. Heute antworte ich nicht (...)

Form? Was ist das? Und muss alles, was sich gestaltet, einer Form und, mit ihr eng verbunden, einer Norm entsprechen? Wenn auch einer gänzlich anderen? So hege ich Skepsis gegenüber der Darstellung der freien Assoziation als Form oder Logik, Ordnung oder Produktionsweise. Umwälzung meint (...)

Das Nichts nichtet nichts!
I. „Wann wohl kann ein Toter die Strahlen der Sonne sehen“, heißt es im Gilgamesch-Epos. – Das Leben ist das Leben und ein Leben außerhalb des Lebens gibt es nicht. Nicht im Tod, nicht mit dem Tod, nicht durch den Tod und schon gar nicht nach dem Tod. Der Tod ist der Tod. Nicht mehr und nicht (...)

Normal ist, dass das, was heute normal ist, in oft gar nicht so ferner Zukunft als völlig verrückt erscheint. Die Demokratie wird einstmals dechiffriert sein als die Formation, in der die Nötigung sich als Freiheit aufspielte. Und in historischen Seminaren wird man beraten, warum sich das die (...)

Große Hoffnungen setzte man einst auf die Demokratie, aber Demokratie bedeutet lediglich, dass das Volk durch das Volk für das Volk niedergeknüppelt wird. Man ist dahintergekommen,“ schrieb Oscar Wilde 1891 in seinem brillanten Essay Der Sozialismus und die Seele der Menschen (Zürich 1982, S. 29). (...)

Freie Meinung? Freier Wille?
Beraubt sind wir des Gefühls des Beraubtseins – und dadurch scheinbar frei. (Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen, Band II) Menschen haben nicht aufgehört Knechte zu sein, nachdem sie ihre eigenen Herren geworden sind. Darüber täuschen freilich die verdinglichten Herrschaftsstrukturen (...)

Unterscheide und herrsche Der gebildete Träger einer Verwaltungsfunktion im demokratischen Staat träumt von sich gern als Erfüller eines großen Auftrags für die Menschen. Gern stellt er sich als Steigerer der Wohlfahrt vor und motiviert sich so zur Arbeit im fortschrittlichen Staatsgefüge. Dabei (...)

Buchpräsentation mit der Autorin Alexandra Prinz, Peter Pilz und Ulrich Gabriel Dienstag, 23. Februar 2015 Gasthaus Lechner Wilhelm-Exner-Gasse 28 1090 Wien Details

Im Bannkreis der Gewalt
Fragwürdig ist es, auf Gewalt zu setzen und ebenso fragwürdig ist es, Gewalt auszuschließen. Potent ist die Gewalt, weil sie zerstören kann. Darin liegt ihre Kraft. In der Schaffung hingegen ist die Gewalt impotent. Das mag zwar eine Binsenweisheit sein, aber sie ist doch extra zu betonen. Gewalt (...)

Solange der Kühlschrank voll ist oder angefüllt werden kann, ist es wohl nicht so tragisch. Da ist die Krise noch nicht magennah wahrnehmbar, schließlich leben wir hier ja in den Zentren des Kapitals und verstehen es zu wirtschaften. Wir schon. So zumindest das allgemeine Volksvorurteil, das auch (...)

Sozialpolitik hat wie Politik überhaupt ihre besten Zeiten hinter sich. Die Spielräume werden enger und ihre Parolen fahler. Sozialpolitik fällt zur Gänze in den Rayon der Immanenz. Permanent soll repariert werden, was das System an Mensch und Stoff bedroht und schädigt. Sozialkämpfe verkommen in (...)

Von der Deindustrialisierung zur Deklassierung*
Unter Deindustrialisierung verstehen wir einen Schrumpfungs-, Zerschlagungs- und Liquidierungsprozess des industriellen Potenzials (Arbeitskräfte, Maschinen, Gebäude, Know-how). Zentral ist der Verlust von Industriearbeitsplätzen, die von der Industrie selbst nicht kompensiert werden können. (...)

René Otto Knor, laut Eigendefinition „Österreichs Nr. 1 Coach“ und Haupttrainer der NLP Akademie weiß es: „Warum sind viele Unternehmer nicht so erfolgreich wie sie es gerne wären? Was unterscheidet finanziell wohlhabende und reiche Menschen von jenen, die den Sprung zur finanziellen Freiheit nicht (...)

Spiele, so scheint es, haben alle gern. Vorstellbar und darstellbar ist unter Spielen gar manches. Das Vokabular ist breit gefächert, alles andere als präzise. Ihm auf den Fersen zu bleiben, kein leichtes Unterfangen. Der Facetten sind viele, sodass eine Gesamtschau, wie sie hier versucht wird, (...)

Homestory Obwohl ich Champions gar nicht mag und deren Queen-Hymne furchtbar finde, freue ich mich, wenn es Herbst und trübe wird, immer wieder auf die Champions League. So sind zumindest Dienstag und Mittwoch leichter zu überstehen. Nicht dass ich allen Spielen folge, schon gar nicht parallel (...)

Das Jahr der offenen Schengengrenzen wurde letzte Woche in Wien offiziell für beendet erklärt. Nun also doch. Die ÖVP hat die SPÖ auf FPÖ-Linie gebracht. Heinz-Christian Strache braucht sich diese Tage nur die Hände zu reiben. Es läuft wie am Schnürchen. Die Freiheitlichen zeigen Potenz, ohne auch (...)

Zur Kritik der Kritik

Das autoritäre Bedürfnis

Die Zeichen europäischer Flüchtlingspolitik stehen auf Verhärtung und Abschreckung. Innerhalb nur weniger Wochen hat sich in Österreich eine Law and Order-Politik wie sie in dieser Schärfe wohl kaum jemand prognostiziert hätte, durchgesetzt. Eine „Wirklichkeitskultur“ (ÖVP-Chef Reinhold (...)

Smart and fresh
Österreich hat einen neuen Politstar. Sebastian Kurz heißt er, ist 29 Jahre alt und seit Dezember 2013 Außenminister. Der ÖVP-Mann gilt als ein Politiker, der weiß was er will und es auch kann. Der Domino-Effekt, den die Westbalkan-Konferenz in Wien auslöste, war gewollt, keineswegs war ihm da was (...)

Der österreichische Ausnahmefall gerät zum europäischen Paradigma. Was als österreichische Absonderlichkeit seinen Anfang nahm, hat sich inzwischen zu einem gesamteuropäischen Phänomen ausgewachsen. Was etwas unpräzise als Rechtspopulismus bezeichnet wird, ist mittlerweile von veritabler Größe. Auch (...)

„Jeden, der mich nicht leiden kann, aber Hofer vielleicht noch weniger leiden kann, den bitte ich, zur Wahl zu gehen und am 22. Mai ein Auge zuzudrücken.“ Diesem Aufruf Alexander Van der Bellens sind wohl viele gefolgt. Mehr als die Hälfte seiner Wähler wollte nur eins: Norbert Hofer, den Kandidaten (...)

Vielleicht habe ich ja auch irgendetwas überlesen, aber tatsächlich kommt es mir so vor, als würde sich trotz der Allgegenwart des Fußballs so ziemlich niemand Gedanken über den spezifischen Charakter des Fouls machen. Ein unvoreingenommener Beobachter müsste, zwänge man ihn das Spiel zu (...)

Kurd Adler schildert nicht vornehmlich die Welt der Schützengräben, sondern erzählt von einem Fühlen, einem tiefen poetischen Empfinden wider diese Welt. Stets schreibt er dabei nicht nur ums Überleben, sondern wirklich ums Leben. „Zitterndes Glück ahnt sich vorbei“, heißt es im Gedicht Verheißung. (...)

Die erfolgreiche Anfechtung der Bundespräsidentschaftswahlen durch die FPÖ beschert den Österreichern eine neuerliche Stichwahl zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer. Eigentlich gibt die Bundesverfassung, konkret der Art. 141 B-VG keine Wahlaufhebung her. Einer Wahlanfechtung ist (...)

Di, 26.4.2016, 14:30 Restaurant Kontrast Südtirolerstraße 31 4020 Linz Einladung zum Diskurs zwischen Politik, EntscheidungsträgerInnen und Medien zur Situation in Oberösterreich anhand der Studie „(Über)leben an der Grenze“ mit Univ-Prof. DDr. Nikolaus Dimmel und Dr. Franz Schandl Begrüßung (...)

Stimmung und Lage weisen zusehends enorme Diskrepanzen auf. Schnell kann das gehen. Plötzlich schaut alles ganz anders aus, obwohl sich gar nichts verändert hat. Mit dem Vorsitzenden- und Kanzlerwechsel hat die SPÖ ein Bravourstück an medialem Regietheater abgeliefert. Nicht ganz geplant, aber (...)

Kampf um den Brenner
Binnen weniger Wochen hat das kleine Österreich sich zum Extremisten unter den EU-Staaten gemausert. Das arme hilfsbereite Land, so die treuherzige Selbsteinschätzung, dürfe nicht länger zum Handkuss kommen. Flüchtlingshorden aus dem Süden überlaufen uns. Die gilt es zu stoppen. Festung bauen, Grenzen (...)

Schon zu Studienzeiten, wo wir uns Mitte der Achtziger peripher begegneten, war der Arbeiterbub aus Simmering, damals Mitglied des Verbands Sozialistischer Studenten (VSStÖ), konsequent und zielstrebig. Er wusste vielleicht noch nicht, was er wollte, aber dass er wollte, wusste er. Er wirkte (...)

mit G. M. Tamás 3. Mai 2016, 19 Uhr Institut für Wissenschaft und Kunst Berggasse 17, 1090 Wien G.M. Tamás liefert für das traditionelle westlich-marxistische Verständnis neue Ansätze und bereichert die Diskussion nicht nur im Hinblick auf die Geschichte des »real existierenden Sozialismus« und (...)

Liberalismus gut, Neoliberalismus schlecht
Vorerst ist man enttäuscht. Das Buch ist ungefähr so wie man es erwartet. Linksakademischer Standard, der diesen erfüllt, aber nirgends darüber hinaus geht resp. überrascht. Da mögen sich einige wiedererkennen, aber insgesamt ist das sehr konventionell. Und ziemlich langatmig noch dazu. Seitenweise (...)

Einfach war es diesmal nicht. Geplant war die Nummer als differenzierte und vielschichtige Rückschau auf das eigene Projekt, nennen wir es Streifzüge, nennen wir es Wertkritik, nennen wir es irgendwie. Ein ordentlicher Rücklauf an Vorschlägen oder gar Texten wollte sich aber nicht einstellen. (...)

Aus aktuellem Anlass Kleider machen Leute, zweifellos. Insbesondere freilich Frauen. Ob Orient, ob Okzident, ob Islam, Christentum oder Kulturindustrie: Kleidungsnormen betreffen Frauen um vieles extensiver und restriktiver als Männer. Es gleicht einem überkonfessionellen patriarchalen (...)

Wie uns erst jetzt bekannt wurde, ist der Filmemacher Konstantin Faigle am 16. Juni 2016 im Alter von 45 Jahren in Köln verstorben. Kennen gelernt haben wir Konstantin als er seinen arbeitskritischen Film Frohes Schaffen 2010 unter anderem auch in Wien drehte und zu uns Kontakt aufgenommen hat. (...)

Viel Hausarbeit macht glücklich“, lässt uns die Wiener U-Bahn-Postille Heute in ihrem Artikel „Glücksfaktor Putzen“ wissen: „Hausarbeit, so britische Wissenschaftler, wirke sich positiv auf die Psyche aus. Nur 20 Minuten intensives Putzen pro Woche seien äußerst wirksam gegen Depressionen. Das (...)

Die Bundespräsidentschaftswahl am 2. Oktober gerät zur schrägen Auseinandersetzung einer etablierten Allianz gegen eine konformistische Rebellion. Vorgezeichnet war da gar nichts. Alexander Van der Bellen wurde 1944 in Wien geboren, seine Mutter war Estin, der Vater gebürtiger Russe mit (...)

Meistens ist man im Alltag, ansonsten wäre er nicht dieser. Alltag kann beschrieben werden als die konventionelle Fortsetzung des jeweiligen Daseins. Im Alltag geht man nicht über sich hinaus, sondern findet immer zum Gewohnten zurück. Das Gewöhnliche ist so sein zentrales Kennzeichen. Der Alltag (...)

weltStuBe Steine HauS PaMMer Kärntner Straße 9 Neumarkt in der Steiermark Montag, 19. September.2016, 20:00 Im Rahmen der kultur-spiel-räume in der Holzwelt Murau Gesamtprogramm STUBENrein Mit Franz Schandl. Billan Mari zeigt Fotoarbeiten und Aref Alwash macht (...)

Hochgradig nervös
Ist eine Blamage gegeben oder wird eine solche erst hergestellt? Im aufgeheizten Klima der Erregung und Empörung ist das gar nicht so leicht rekapitulierbar. Schlampereien werden zwar nicht erfunden, aber sie werden gefunden, wo früher niemand nach ihnen suchte. Darin liegt die neue Qualität, (...)

Bis vor einem Jahr bestand die österreichische Außenpolitik vor allem darin, symbiotisch mit der deutschen aufzutreten. Abweichungen gab es, wenn überhaupt, selten. Gelegentlich betätigte Ex-Kanzler Werner Faymann den linken Blinker, ohne allerdings abzubiegen. Der Sozialdemokrat wirkte dabei wie (...)

Die Nummer 69 der Streifzüge soll im Frühjahr 2017 erscheinen. Artikel zu verschiedensten Themen sind willkommen, nicht nur Texte zum Schwerpunkt. Primär kümmern wir uns diesmal um den POPULISMUS Alle reden davon, vor allem vom grassierenden Rechtspopulismus, doch was sagt die Formel aus, und (...)

Am 5. Oktober ist unser Freund, Genosse und Genießer Andreas Spörl verstorben. Andreas Spörl war einst, in Zeiten eines zarten gesellschaftlichen Aufbruchs, Mitglied der Alternativen Liste Wien gewesen. Er gehörte da in den Neunzehnhundertachtzigerjahren zweifellos zu denen, die Kontinuität, vor (...)

Bekommt Österreich als erstes westeuropäisches Land einen rechten Präsidenten? So recht wollte bis jetzt keine Stimmung aufkommen. Das hat wohl auch damit zu tun, dass man die potenziellen Wähler nicht zu sehr belästigen möchte. Denn die sind müde, haben den einjährigen Wahlkampf satt. (...)

Nun haben wir gedacht, wir machen auch eine Parallelaktion zu Black Friday und anderen lästigen Feiertagsaktionen der großen Businesswelt. Wär doch gelacht, wenn denen mehr Leute auf den Leim gingen als uns, die wir es dringender brauchen als sie. Wir haben also Folgendes in petto: Wer bis (...)

Leihstimmen waren auch diesmal ausschlaggebend, dass Alexander Van der Bellen noch deutlicher als im annullierten Wahlgang im Mai die Stichwahl zum österreichischen Bundespräsidenten gewinnen konnte. So viel Aufmerksamkeit war selten. Wusste bis vor einigen Monaten in Europa kaum jemand, dass es (...)

Nicht wenige Begriffe verraten sich, wenn wir sie näher anschauen. „Denkfabrik“ ist so ein Terminus, der seine eigene Offenbarung leistet. Denkfabriken wollen Denken fabrizieren, wollen Denken zur industriellen Meterware machen. Denken geht in Serie und so schaut es auch aus. Apologetik pur in (...)

Die große Ratlosigkeit
Gibt es überhaupt noch so etwas wie eine Zukunft? Die kapitale Propaganda will sie ja nur noch als Fortschreibung der Gegenwart gelten lassen, als Wert- und Wertegemeinschaft auf ewig. Eher geht die Welt unter, als dass der Kapitalismus zusammenbricht. Das wird uns auch täglich mitgeteilt. Wir (...)

Was ersparen wir uns, wenn es kein Geld mehr gibt? Nicht nur das Geld ersparen wir uns, wir ersparen uns noch viel mehr: Wir ersparen uns, das Leben zu versäumen. Um Kuchen zu backen, brauchen wir kein Geld, wir brauchen Mehl, Wasser, Zucker, Milch, Butter, Nüsse, vielleicht Safran. Nicht so im (...)

Diese Ausgabe ist wieder einmal mehr theoretischer Natur . Es geht um den scheinbar banalen wie kaum beachteten GEBRAUCHSWERT Ist das nicht ganz fad? In der Kritik der politischen Ökonomie kommt er stiefmütterlich weg oder besser gesagt kaum vor. Alles zentriert und positioniert sich auf und um (...)

Stolpert Österreich in Neuwahlen oder doch noch nicht? Es war ein gelungenes Manöver, das Kanzler Christian Kern da bei der Neufassung des Koalitionsübereinkommens gefahren hat. Erstmals seit Langem verfügte die SPÖ über Umfragedaten, die ihr aufgrund des Kanzlerbonus ein respektables Ergebnis (...)

Bei der Fülle an Demokratierettungsbüchern, muss es der Demokratie wohl wirklich schlecht gehen. Dass da etwas nicht richtig läuft, ist inzwischen Konsens. Doch was ist das genau? Immer noch wird so getan, als sei die Krise der Demokratie eine des demokratischen Betriebs und nicht eine des (...)

Ist Populismus eine sinnerfüllende Kategorie? So ganz sicher sind wir da nicht. Auch in den Beiträgen läuft mehr auseinander als zusammen. Zumindest auf analytischer Ebene. Aber nennen wir es mal produktive Unsicherheit. Jedenfalls glauben wir einige wunde Punkte berührt zu haben. Vor allem die (...)

Nicht immer galt Populismus als negative Kategorie. Das Gegenteil war der Fall. Von den russischen Narodniki bis zu den türkischen Kemalisten etwa ist der Terminus positiv konnotiert. Doch wozu in die Ferne schweifen: Die beiden staatstragenden Parteien der Zweiten Republik heißen nicht zufällig (...)

Dem wollen wir uns nicht entziehen und verweisen daher aus aktuellem Anlass auf den 2005 verfassten Artikel „Charles und Camilla“.

Auszucken und auszuckeln
Früher waren Krisen die Ausnahme. Inzwischen ist das nicht mehr so. Zumindest hat man in Österreich das Gefühl, dass Streit und Gezänk, Chaos und Campaigning mittlerweile dominieren. Das ist zwar auch der medialen Übertreibung geschuldet, aber nicht nur. Die Nerven liegen blank, Taktik beherrscht (...)

Zur Zeit erscheint ein Populismus-Buch nach dem anderen. Leider entspricht die Qualität nicht dem quantitativem Ausstoß. Exemplarisch dazu einige Bemerkungen zu dem aktuell gehypten Band „Die autoritäre Revolte“ von Volker Weiß. Gleich zu Beginn seiner Studie schreibt der Historiker: „Mittlerweile (...)

Natürlich gibt es Leute, die sich aktiv für einen Linkspopulismus einsetzen. Chantal Mouffe oder Pablo Iglesias, Oskar Lafontaine oder Jakob Augstein stehen dafür, den Begriff positiv zu besetzen. Sozialdemokratie 4.0 geht laut Pablo Iglesias Turrión so: „Es besteht kein Zweifel daran, dass (...)

Die affirmative Revolte
Was als alpenländische Absonderlichkeit seinen Anfang nahm, hat sich in den letzten Jahren zu einem gesamteuropäischen Phänomen ausgewachsen. Der sogenannte Rechtspopulismus ist mittlerweile von veritabler Größe. Auch der Schlüsselstaat Deutschland scheint das im Eilzugstempo nachzuholen. Prototyp (...)

Der Masterboy der europäischen Scharfmacher will österreichischer Bundeskanzler werden. Es ist also vorbei. Überraschung dürfte es wohl keine mehr sein, dass auch in Österreich heuer noch gewählt wird. Das war abzusehen. Es war eine Frage der Zeit, bis die Koalition kippte. Zufälliger Auslöser (...)

Die anstehenden Wahlen in Österreich werden sich durchaus als Festspiele des Populismus erweisen. Doch ist mit dieser Formel überhaupt noch etwas zu begreifen? Sebastian Kurz drückt auf die Tube. Keine Woche vergeht, wo er nicht irgendetwas ausheckt. Frech sein siegt. Den Auftakt machte die (...)

Es könnte schon sein, dass das eigentlich fad ist, das mit dem Gebrauchswert. Schon einen solchen Titel auf das Cover zu drucken, lässt einen altvaterisch erscheinen. Das sind wir zweifelsohne und gerade deswegen wiederum auch nicht. Wir sind unbelehrbar. Das Dechiffrierungsprogramm aller (...)

Frisch sind die Zweifel ja nicht. Macht der Begriff des Gebrauchswerts überhaupt Sinn? Und wenn ja, welchen? Sind Gebrauchswerte universeller Natur, zumindest von hoher ontologischer Härte, unbeeindruckt von verschiedensten Produktionsverhältnissen, eine eherne und unhintergehbare Größe von (...)

Ob im österreichischen Wahlkampf noch alles offen ist, darf bezweifelt werden. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Wahl trotz Einzug der AFD und Wiedereinzug der FDP in den Bundestag eher konventionell und bieder (Merkel gegen Schulz!) abläuft, ist das politische System in Österreich regelrecht (...)

Von außen schaut Deutschland normaler aus als uns allen lieb sein kann. Natürlich blickt die Welt nach Deutschland. Neben den USA ist es wohl das wichtigste Land der westlichen Hemisphäre. Was dort geschieht, ist nicht nur von nationalem Interesse, es ist von globaler Relevanz. Seine Stärken (...)

Waterloo und Watergate
Hierzulande setzt niemand mehr auf Christian Kern. Fast alle sprechen vom Supergau und es ist dem auch kaum zu widersprechen. Die Sache scheint gelaufen zu sein. Auf was soll die SPÖ noch hoffen? Auf einen Mitleidseffekt? Nun, nicht einmal der wird eintreten. Und auch wenn es gelingt Sebastian (...)

Rutsch ohne Erdrutsch
Alles wie erwartet? Schon, aber doch nicht so ganz. Sebastian Kurz und seine türkis gefärbten Schwarzen haben zwar viel zugewonnen, aber so groß wie erhofft ist der Vorsprung wiederum nicht ausgefallen. Signifikant ist, dass auch die Freiheitlichen in ungefähr diesem Umfang zulegten und dass selbst (...)

Nachwort zur Broschüre Dieter Braeg (Hg.), Rudolf Geist, Die Wiener Julirevolte. Bericht eines Augenzeugen, Buchmacherei, Berlin 2017 Schattendorf und die Folgen. „Dieser feige, infame Mord darf nicht ungesühnt bleiben“, schreibt Robert Geist. Dieser Gedanke war es auch, der die spontanen Proteste (...)

Der Tod ist keine Grenze, denn wäre er eine, dann gäbe es ein Jenseits davon. Wohin gehen wir nach unserem Tod? Wir gehen nirgendwo hin, aber wir bleiben auch nicht hier. Vor dem Tod ist etwas gewesen, nach dem Tod aber kann nichts mehr sein. Viele Religionen leugnen letztendlich den Tod, nicht (...)

muss mich leider vorstellen von ams aus danke für ihr verständnis Mehr hat der Absender dieses Mails nicht gebraucht. Der angeschriebene Unternehmer zeigte sich verständnislos wie auch das sofort verständigte AMS. Wenn das jeder machen würde. Soviel Dreistigkeit muss sanktioniert werden. Wo kommen (...)

Viel schief hat da nicht gehen können. Von kleinen atmosphärischen Störungen abgesehen, war es ein Paarlauf. Ganz anders als in Deutschland, hatte man in Österreich kaum das Gefühl, dass hier unterschiedliche Parteien verhandeln, die erst mühsam zu einem Konsens finden müssen. Mühsam war da gar (...)

In der Drangsalierung hängen
Heidenreichstein ist eine verletzte Stadt. Vor allem nach dem Zusammenbruch der Industrie Ende der Siebziger-/Anfang der Achtzigerjahre hat sich der Ort im Oberen Waldviertel nie mehr richtig erholt. Dieser Wechsel von Aufstieg und Abstieg erfolgte als schroffer Bruch, der mental nur durch (...)

„Den Wert der Stunde erleben“
Eine 29-jährige Frau aus Marienthal sagt, und ähnliche Aussagen aus Heidenreichstein und Schrems dürfen angenommen werden: „Wenn ich wieder in die Fabrik zurück könnte, wäre das mein schönster Tag. Es ist nicht nur wegen dem Geld, aber hier in seinen vier Wänden, so allein, da lebt man ja gar nicht.“ (...)

Liebe Leute, seit April 2017 bin ich in gewisser Hinsicht organischer Bestandteil eines sehr interessanten Arbeitslosen-Experiments im Oberen Waldviertel. Nun haben wir vor einigen Tagen eine Crowdfunding-Kampagne für dieses Projekt in Heidenreichstein – „Sinnvoll tätig sein“ – gestartet. Damit (...)

Was als Differenz gedacht wird, sollte auch als Identität gedacht werden. In den Grundrissen hat Karl Marx die Grundkonstellation Lohnarbeit-Kapital so beschrieben: „Die Arbeit ist nicht nur der dem Kapital gegenüberstehende Gebrauchswert, sondern sie ist der Gebrauchswert des Kapitals selbst. Als (...)

Kampf der Migration heißt Kampf den Migranten, so sieht das die west-östliche Achse der Europäischen Union: Über das Wie wird gestritten. Nach Viktor Orbáns Besuch in Wien stellt sich die Frage, was Österreich noch von den Visegrád-Staaten trennt. Nicht viel, sollte man meinen. Doch so einfach ist (...)

Seit dem Frühjahr 2017 läuft in Heidenreichstein im Oberen Waldviertel das Projekt „Sinnvoll tätig sein“ (STS), das jenseits gängiger Disziplinierungsmuster versucht, über 40 Langzeitarbeitslosen Perspektiven zu eröffnen, die sich doch von obligaten Anforderungen und Erwartungen unterscheiden. Getragen (...)

Liebe Leute, ich möchte mich noch einmal herzlich bei allen allfälligen Unterstützerinnen und Unterstützern des „STS-Grundeinkommensprojekts“ bedanken. Das Spendenziel konnte erreicht werden, 20.000 Euro wurden lukriert, um die Begleitforschung des Experiments zu finanzieren. Heute bis 23 Uhr 59 (...)

Völlig unbeeindruckt herrscht in der politischen Arena der Jargon der Arbeit. Ob das der ehemalige niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll ist, der in der ihm eigenen Penetranz stets „Hart arbeiten“ plakatieren ließ, oder Kurzzeitkanzler Christian Kern, der im abgelaufenen Wahlkampf nicht (...)

Für das Heft 73 der Streifzüge gilt wie immer auch diesmal: Alle Themen sind willkommen, nicht nur Texte zum Schwerpunkt. Wer also etwas hat, das sie oder er gerne loswerden möchte und das auch in die Streifzüge passt, dann bitte nicht zu zögern. Die Sommer-Nummer 2018 dreht sich um MARX Wir (...)

Auch wenn es sich noch so viel einbildet: Das allmächtige Ich ist ein Trugbild. Das Ich ist nicht einfach gegeben. Das von uns beobachtete Exponat ist kein mündiges Exempel oder dergleichen, auch wenn viele es zum Egoisten oder zum Eigenbrötler bringen und sich einbilden, gerade hier ihr Ich (...)

Vermessenes Vermessen oder: Das metrische Ich
Die Inventarisierung der Ausgaben ist die einzige Möglichkeit zu beweisen, dass ein Leben existiert hat. (Dragan Velikić) Vorweg ein ausgesprochenes Kompliment: Steffen Mau erklärt viel und er erklärt es schlüssig in einer sehr zugänglichen Sprache. Die Information ist kompakt, die Analyse profund, (...)

Schmeckt ein Wein vortrefflich, so ist das nicht die Konsequenz seines Rankings durch die Verkostungs- und Bewertungsindustrie, die ihre Zertifikate gleich mitliefert. Das mag, aber das muss nicht korrespondieren. Freude hängt ab von vielen Faktoren: dem Appetit, dem Ambiente, den Gästen, der (...)

I. Ich. Wer bin ich? Oder doch, was? Ich schreibe. Bin ich Schriftsteller? Aber woher denn! Und vor allem auch, wozu? Was ist mit einem, der nicht behaupten will, Schriftsteller zu sein, kann der sich behaupten, wenn er schon die Behauptung verweigert? Soll ich nicht doch noch Schriftsteller (...)

„Wir sind wieder wer!“
Der Auftritt war kurz aber symbolträchtig. Nach Österreich kommt Putin gerne. Es ist wie ein Heimspiel. Auf Wladimir und die Oligarchen warten Freunde. Primär handelt es sich um Stelldichein der österreichischen Wirtschaft mit den neuen Milliardären aus dem Osten. Mehr als die russische Demokratie (...)

Unter Freunden tut man so was nicht. Denkste! Auch unter Freunden ist derlei durchaus üblich. Nicht bloß weil Freunde von heute morgen schon Feinde sein könnten, sondern ganz prinzipiell. Nachrichtendienste entwickeln einen Hang zum prophylaktischen Sammeln von Daten. Nicht nur mitunter sondern (...)

Im Halbjahr der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft wird die Festung Europa ihr Grenzregime weiter verschärfen. Die Nacht vom letzten Donnerstag auf Freitag war keine der langen Messer, sondern der großen Löffel. Man schöpfte und schöpfte und erschöpfte sich. Die Botschaften des Gipfels sind (...)

Das könnte eine gute Frage sein. Vorausgesetzt man beantwortet sie nicht vorschnell dahingehend, dass derzeit eine falsche Politik betrieben wird. Alles scheint eine Frage der adäquaten Intervention zu sein, als ob es nur darauf ankomme, welche „andere“ Politik anstatt der herrschenden (...)

Ein Radioessay von Franz Schandl für den WDR vom 16. Juli 2018 Politiker wirken heute oft wie ratlose, ja hilflose Agenten ihrer Sprüche, die sie andauernd ablassen und die doch niemand mehr hören kann. Aber nicht alle

In den letzten Monaten hatte man das Gefühl, dass Marx nicht nur malträtiert wird, sondern regelrecht faschiert. Was man dem Revolutionär nicht alles unterstellen kann. Wofür er da herhalten muss, das löst Verwunderung und Ernüchterung aus. Das ist wirklich Fast Food, Marx für Eilige. Diskutiert wird (...)

Eine der zentralen Überlegungen marxscher Gesellschaftskritik ist die historische Einordnung des Kapitals und die Behauptung von dessen Endlichkeit. Vor allem im dritten Band des Hauptwerks versuchte Marx diese Endlichkeit theoretisch zu antizipieren, und sie als objektive Tendenz (...)

Hier enden die Alpen und die Pusta beginnt. Oder umgekehrt. Auf jeden Fall verknotet die seit 1989 vom Rand in die Mitte gerückte Donaumetropole den Osten mit dem Westen des Kontinents. Und das so stark, dass behauptet wird, dass es neben Ost- und Westeuropa auch noch ein eigenes Mitteleuropa (...)

Um in der Ökonomie überleben zu können, müssen wir schneller, eifriger, umtriebiger, verschlagener, effektiver sein. Alle Kompetenzen sind diesen Imperativen unterzuordnen. Die Frage Was will ich? geht in der Frage Was muss ich? unter. Wir haben zu müssen. Darin liegt unsere Freiheit. Sich am Markt (...)

Wer damals mit den Achtundsechzigern zu tun hatte, dürfte von ihm wissen, dem 2010 verstorbenen Hans Peter Sagmüller, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Aramis. Nun liegt über ihn eine fingierte Autobiographie vor, die von Andreas Staudinger doch recht nahe am Objekt recherchiert worden ist. (...)

Wer hätte das gedacht? Vor zwei Jahren noch erklomm der Quereinsteiger Christian Kern gleich einem „Messias aus dem Musterknabenkatalog“ Kanzleramt und SPÖ-Vorsitz. Doch schon im letzten Herbst war das Intermezzo als Regierungschef Geschichte. Der ehemalige Manager hatte die Nationalratswahl gegen (...)

Wer sich für Ablauf und Ergebnisse des WUK-Bildungstags vom 3. Oktober interessiert, findet sie [hier->https://www.wuk.at/magazin/2018/wege-in-die-selbstermaechtigung

Der Zusammenbruch der Monarchie war eine Zäsur, aber keine Revolution. Die Oktoberrevolution hatte auch in Österreich ein breites Echo gefunden. Die Sozialdemokratie forderte ein Friedensabkommen mit dem revolutionären Russland, konnte aber den Diktatfrieden von Brest-Litowsk nicht verhindern. (...)

Die Frühjahrsnummer 2019, zu der auch Artikel außerhalb des Schwerpunktthemas willkommen sind, handelt von ANTIPOLITIK Dass wir hier etwas gegen Politik haben und daher akkurat auch nicht auf eine andere Politik drängen, dürfte sich schon rumgesprochen haben. Auf identitäre Interessen von (...)

Christian Fuchs: Marx lesen im Informationszeitalter. Unrast Verlag 2017, 557 Seiten, ca. 29,80 Euro Vor uns liegt ein umfangreiches Lehrbuch, bezeichnenderweise im Marxblau der MEW gehalten. Das ist Absicht und unterstreicht das Anliegen. Kapitel für Kapitel wird der Erste Band des Kapitals (...)

Digitalisierung ist in aller Munde. Im verordneten Fortschrittsoptimismus hat sie als Chance wahrgenommen zu werden – außerdem, an ihr führt sowieso kein Weg vorbei. Auch die grassierende Zahlenmanie – aktuell sind wir bei 4.0 – lässt vermuten, dass die Zukunft nichts anderes sein kann als die (...)

Robert Habeck ist zur Zeit der beliebteste Grüne in Österreich. Dynamisch, liberal, konform, bürgerlich. Ganze Titelstories werden ihm gewidmet. So einen brauchen wir auch. So einen hätten wir gerne. Die Wiener Tageszeitung Der Standard gestaltete Mitte November eine Art Sonderausgabe für den Mann (...)

Die Ideologie des Habens gleicht einem Kanon. Alle singen ihn. Nach den Jahrhunderten von Herrschaft, insbesondere kapitalistischer Hegemonie, ist das Haben geradezu eingefleischter Ausdruck des Seins, des Selbstseins und des Selbstbewusstseins. Das Heft zum Haben, das nun vorliegt, setzt (...)

Wohnen könnte man beschreiben als das regelmäßige Dasein in einer Behausung, als exklusive Verfügung von Räumlichkeiten. Es geht um ein (in doppeltem Wortsinn) festes Zuhause in einem überschaubaren und abgeschlossenen Bereich. Die Wohnung ist der Fixpunkt des Lebens. Sie ist der Raum für die meiste (...)

„Was haben Sie nur davon, noch mehr zu haben, als Sie haben?“ fragte ich ihn, vermutlich naiv, denn für Haben hatte ich mein Lebtag nie Verständnis gehabt. (Günther Anders, Ketzereien) Ist das Haben nicht eine dürftige Position? – Selbstverständlich. Bedürftig wie wir sind, wollen wir haben, eben weil (...)

Glück ist ein unglückliches Substantiv. Eins kann glücklich sein oder es kann auch etwas glücken, aber Glück haben? Welches Konto soll es wahren und bewahren? Welche Versicherung schützen und beschützen? Glücklich zu sein ist besser als Glück zu haben. Ersteres ist Zustand, Letzteres Zufall. Der (...)

Niemand hat „property“ so stark in den Mittelpunkt seiner Überlegungen gerückt wie John Locke (1632-1704). Und kaum jemand hat ihn wohl so akribisch rezipiert wie Alfred Noll. Man kann hier nachlesen, wie und dass Freiheit und Unfreiheit, Gleichheit und Ungleichheit zusammenpassen, warum das (...)

Anbei ein Beitrag aus vergangen Zeiten, der freilich ganz gut zur aktuellen Debatte passt. Zum Text: Hegel und Menasse

Gehypte Bücher haben oft eines gemeinsam: Sie geben mehr an als her. Die menschliche Revolution, die Emanzipation der Gattung ist nicht mehr möglich über die personalisierende Enthüllung der herrschenden Klasse, die immer überwuchert wird von den Apparaten, die ihre Herrschaft aufrechterhalten; sie (...)

Ausgerufen wurde die Republik Deutschösterreich am 12. November 1918. Die Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung erfolgten am 16. Februar und am 5. März 1919 tagten erstmals die frisch gewählten Volksvertreter. Die Sozialdemokraten erzielten die relative Mehrheit und stellten mit dem Karl (...)

Ihr Körper bebte und sie schrie wie die Leibhaftige: „Wer schafft die Arbeit? Wer schafft die Arbeit? Wer schafft die Arbeit? Na sorry, wer schafft die Arbeit? Die Wirtschaft schafft die Arbeit! Bitte merkt’s euch das einmal!“ Wir merken auf und merken an: Nicht die Arbeit schafft die Wirtschaft, (...)

Ankündigen, Beschließen, Durchziehen: Das Tempo, das die österreichische Bundesregierung vorlegt, ist doch beachtlich. Den Sound macht es zweifellos. Wege der vitalisierten Demokratie in Österreich. Die Sprachregelungen sind eingeübt und werden bis zum Erbrechen reproduziert. So etwa der Satz, dass (...)

Worauf es deswegen bei dem Studium der Wissenschaft ankommt, ist, die Anstrengung des Begriffs auf sich zu nehmen. Sie erfordert die Aufmerksamkeit auf ihn als solchen (…) Der Gewohnheit, an Vorstellungen fortzulaufen, ist die Unterbrechung derselben durch den Begriff ebenso lästig als dem (...)

Die Oberhand soll sie haben, die Politik. Unbedingt. Robert Habeck sagt: „Politik lebt vom Glauben, dass Veränderung möglich ist. Gibt man den auf, erodiert das Vertrauen in Demokratie.“ Indes, was ist, wenn das Credo nicht stimmt? Oder muss es stimmen, weil sonst der Glauben verloren geht? Ist (...)

Normalerweise geht es in einem Artikel über Politik um eine bestimmte Politik. Diese wird begründet und erklärt, kritisiert oder verworfen. Ganz anders in diesem Beitrag: Er beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Formprinzip der Politik schlechthin, stellt also nicht einer Politik eine andere (...)

„A b’soffene G’schicht“ ist es also gewesen, die da Heinz-Christian Strache ähnlich seinem Vorgänger Jörg Haider zu Fall gebracht hat. Haider war im Oktober 2008 schwer alkoholisiert in den Tod gerast. Strache ist nun an den Folgen einer durchzechten Nacht auf Ibiza bloß noch der Rücktritt als (...)

Gegen den europäischen Trend wählte man in Österreich. Da zerreißt es eine Regierung und Türkis-Blau gewinnt dazu. Einem satten Plus von 8 Prozent für die ÖVP stehen ganz geringe Verluste der FPÖ gegenüber. Was die Freiheitlichen verloren haben, ist ein Klacks, sieht man sich an, vor welchem Hintergrund (...)

Alle Emanzipation ist Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse auf den Menschen selbst. Die politische Emanzipation ist die Reduktion des Menschen, einerseits auf das Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft, auf das egoistische, unabhängige Individuum, andererseits auf den Staatsbürger, (...)

Weder hat sie das Amt angestrebt noch erkämpft, es wurde ihr einfach nach Christian Kerns unrühmlichen Abgang aufgedrängt. Niemand sonst wollte es haben. Schon gar nicht die mächtigen Männer in der Partei, die allesamt spürten, dass da unmittelbar nichts zu gewinnen sei. Folglich ließen sie die (...)

Es war ein ungleicher Kampf. Wenngleich mit schlechtem Ausgang für mich und nicht für ihn. Für gewöhnlich spielten die Youngsters in den Siebzigerjahren ihre Eltern nieder. Man drehte die Steroanlange auf und ärgerte die Alten. Bei mir hat das leider nicht funktioniert. Bei dem seltsamen Machtspiel: (...)

Ist da was faul im Hause Österreich? Und wenn ja, was? Nicht, dass wir gleich von Krise reden wollen, schon gar nicht von einer Staatskrise. Indes häufen sich doch die Phänomene, die nahelegen, dass es nicht mehr so läuft wie es die letzten Jahrzehnte gelaufen ist. Was da neuerdings abgeht und (...)

Manchmal fliegt auf, was nie und nimmer auffliegen würde, wäre ein Beteiligter nicht so dumm wie dieser für Social Media im Kanzleramt zuständige Arno M. Wahrscheinlich wäre gar nichts aufgefallen, hätte sich der Arno beim Schreddern sensibler Festplatten nicht so dilettantisch benommen. Was drauf (...)

Kaum ein Gerät, das solch einen Höllenlärm erzeugt. Motorsägen minimieren die Anstrengung und maximieren deren Ertrag. So zumindest die gemeine Sicht des Fortschritts. Es ist auch nicht schlicht von der Hand zu weisen. Wollen wir Bäume fällen wie früher? War die Arbeit der Holzknechte im Forst denn (...)

Wen interessieren schon Themen? Derer gäbe es zwar genug: Wohnen, Gesundheit, Bildung, Verkehr, Arbeit, ja sogar Klimaschutz. Sie kommen zwar vor, aber sie verursachen durch Phrasen und Chiffren, durch Stehsätze und Nullaussagen lediglich ein Rauschen im Hintergrund. Wird über sie gesprochen, (...)

Lärm dokumentiert die industrielle Bewaffnung der Gesellschaften, zeigt welche Schlachten der Alltag so schlägt. Wir sind befangen im Sound des Kapitals. Wird es wirklich lauter oder werden wir bloß älter? Sind wir gar wehleidig? Vielleicht ist es ja ein Zeichen fortschreitender Mieselsüchtigkeit, (...)

Wenn Alexander Van der Bellen und Brigitte Bierlein, also Bundespräsident und Bundeskanzlerin zur Beteiligung an den Nationalratswahlen aufrufen, dann ist Beten angesagt nicht Denken. Das billige Gerede kann als Videobotschaft bestaunt werden. Typisch für die etablierten Politikspitzen ist der (...)

Dass Philippa Strache maßgeblich zum relativen Wahlerfolg der Freiheitlichen beitragen wird, steht außer Zweifel. Das ist weniger auf die Kandidatin am dritten Platz der Wiener Landesliste selbst zurückzuführen, ihre politische Ausstrahlung resp. Begabung, sondern darauf, dass nur sie gewährleisten (...)

Die Überraschungen halten sich in Grenzen. Sebastian Kurz Wahlerfolg ist beachtlich, aber nicht überwältigend wie etwa jener von Wolfgang Schüssel, der 2002 von 27 auf 42 Prozent zulegen konnte. Aber fünfeinhalb Prozent Zugewinn sind auch nicht schlecht. Trotzdem hat die FPÖ fast doppelt so viel (...)

Die Frage, ob wir mehr oder weniger EU brauchen, ist so diesseitig wie wir nie sein können. Sie zeugt geradezu von schlichter Einfallslosigkeit. Es ist ein Kennzeichen unserer Gesellschaft, stets falsche Entscheidungsfragen zu stellen, um die Herrschaft der falschen Verhältnisse eindrucksvoll zu (...)

Die Voraussetzungen sind gut und die Bedingungen werden entsprechend hergerichtet. Es wird noch etwas dauern, auch wenn das Ergebnis wohl schon feststeht. Erstmals wird es in Österreich zu einer schwarz-grünen Koalition kommen. Die Wahrscheinlichkeit steigt von Woche zu Woche. Die von Sebastian (...)

Mitte des letzten Jahres wirkte er ziemlich fertig. Da wir gelegentlich die gleiche Wiener Buslinie frequentieren, konnte man leicht feststellen wie angespannt, abgekämpft, überarbeitet, weggetreten er aus einigen Metern Entfernung erschien. Kein Wunder bei dem Pensum an Vorhaben und (...)

Auffällig an den Ereignissen in Thüringen ist, dass der Antikommunismus die bürgerliche Mitte Deutschlands noch immer stärker prägt als der Antifaschismus. Letzterer wirkte stets etwas aufgesetzt, ersterer hingegen substanziell, d.h. er gehört zum Wesen dieser Formationen. Nur so ist es erklärlich, (...)

Die Routine wird gestört, und das ist durchaus erfrischend. Wichtig ist, dass der Liberalismus in diesem Band nicht dekretiert wird, sondern diskutiert. Nicht einfach übergestülpt, sondern umgestülpt. Der Liberalismus wird als Problem begriffen und nicht nur als dessen Lösung. An diesem Vorhaben (...)

Unsachlich, jenseits und wertlos hat schon seine Logik. Wir gehören nicht zur Phalanx der Erneuerer und Reformer. Ob die EU reformierbar ist, interessiert uns nicht. Frage determiniert Antwort. Keine Meinungs- und Marktforschung, die nicht weiß, dass Fragen Antworten intendieren und andere (...)

Die Grünen sind mit dem Regierungseintritt dort angekommen, wo sie hingehören. Wer mehr erwartet hat, mag enttäuscht sein, diese Hoffnung war lediglich Folge einer Täuschung. Das dümmste Wort, das in diesem Zusammenhang fallen kann, ist jenes des Verrats. Es erklärt nichts, ja es überführt die (...)

Draußen in der Stadt ist es so ruhig wie schon lange nicht. Es kann sich wohl niemand mehr erinnern, wann es je so still gewesen ist. Die Lokale sind geschlossen, nur Lebensmittelgeschäfte haben offen. Wer es sich leisten kann, aufs Land zu flüchten, hat es getan. Das erkennt man an den freien (...)

lässt die Mitgliederzeitschrift der AK Wien ihr Publikum wissen. Die ganze Märznummer ist voll davon. Gerechtigkeit ist das zentrale Thema und Anliegen: „#fürimmer Gerechtigkeit“. Das zeigt auch eine zitierte Umfrage, in der Gerechtigkeit eine geradezu unheimlich hohe Zustimmung einfährt. „Macht es (...)

Seltsam ratlos hinterlässt einen ein Büchlein von Hans Kelsen. Darin schreibt er völlig zu Recht: „Ich habe diese Abhandlung mit der Frage begonnen: Was ist Gerechtigkeit? Nun, an ihrem Ende, bin ich mir wohl bewusst, diese Frage nicht beantwortet zu haben. Meine Entschuldigung ist, dass ich in (...)

Wie kommt die Seuche zu dieser Sprache und warum fällt uns keine andere ein? Erstaunlich ist es zwar nicht, aber doch von Interesse, welch archaische Gesänge Demokratie, Rechtsstaat und Aufklärung intonieren. Das führt geradewegs zur trostlosen These, dass diese Frontpropaganda verdeutlicht, dass (...)


nennt sich eine Blendgranate der türkisen Österreichischen Volkspartei. Ihr magazinierter Kampfsatz lautet: Wer arbeitet, darf nicht der Dumme sein! Vor allem der Wöginger Gustl aus OÖ, der verhaltensoriginelle Klubobmann der ÖVP, darf unentwegt diese Killerphrase der Gerissenen für die weniger (...)

Vorausschicken möchte ich, dass ich meinen Text „Setting und Seuche“ in den Ausführungen von Norbert Trenkle nicht wiedererkenne. 1. Mein Text ist ein journalistischer Beitrag. Tatsächlich geht es darum, zu zeigen welche herrschenden Muster wie greifen, nicht welch obskure Wegelagerer durch die (...)

Fand da wirklich zusammen, was nicht zusammen passt? „Mit dieser ÖVP will ich mir nicht einmal was vorstellen“, sagte Werner Kogler im Sommer 2019. „Mit der türkisen Schnöseltruppe geht es sicher nicht,“ meinte der Chef der Grünen. „Im Kern ist Kurz ein Strache“, stand auf den Wahlplakaten der Grünen (...)

Folgendes Zitat ist der Wochenzeitung Freitag (Nr. 51, 19. Dezember 2019, S. 3) entnommen. Es stammt von der Mutter eines gefallenen sudanesischen Freiheitskämpfers: „Die Revolution lebt und die Seelen der Märtyrer verdienen nicht weniger als Gerechtigkeit! Blut für Blut! Wir akzeptieren keine (...)

Ein Angeber ist einer, der angibt, was es nicht gibt. Markus Braun und Jan Marsalek waren Angeber der besonderen Sorte. Man will sich gar nicht vorstellen, wie sie in München gelacht haben ob der Finten, die ihnen da in den letzten Jahren so viel Zufluss und Zuspruch bescherten. Und sie (...)

Was haben nicht nur Sebastian Kurz und Werner Kogler, sondern auch Stefan Kraft und Martin Kušej, Eva Dichand und Lisz Hirn gemeinsam? Nun, sie sind allesamt Überträger einer immer häufiger verwendeten Kombi aus Konjunktion, Partikel und Komma, die da lautet: „Und ja,“. Ganz unterschiedliche Leute (...)

Es ist wie es zu sein hat. Da kämpft die Freiheit gegen die Unfreiheit, die Wahrheit gegen die Unwahrheit, das Licht gegen die Finsternis. So sehen es zumindest die Europäische Union und ihre medialen Dienstboten, etwa der in Folge zitierte ORF (orf.at), wenn sie meinen, dass die russischen (...)

Es war 1975, da sang Rudi Carell noch „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, und tatsächlich waren die Sommer in diesen Jahren meist kühl und verregnet. Seit Anfang der Neunziger hat sich das fast schlagartig geändert, nicht schleichend, sondern prompt. Selbst im nördlichen Waldviertel, einer der (...)

Montag, 2. November, der letzte Tag vor dem Lockdown in Österreich. Viele wollten den warmen Herbstabend noch einmal nutzen, bevor die Lokale für mindestens einen Monat schließen. Möglicherweise musste daher auch das länger geplante Attentat vorgezogen werden. Denn heuer ist es wohl ausgeschlossen, (...)

Wie werden Arbeitslose wahrgenommen? „Nach etwa drei Jahren Arbeitslosigkeit “, schreibt Anna Mayr, „sieht man ihnen deutlich an, wo sie wohnen, wie sie wohnen und dass ihnen nichts mehr einfällt.“ (S. 9) Sie sind billig gekleidet, konsumieren schlechte Lebensmittel, können am kulturellen Leben kaum (...)

Karl Marx differenzierte die Emanzipation von der politischen Emanzipation: „Alle Emanzipation ist Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse, auf den Menschen selbst. Die politische Emanzipation ist die Reduktion des Menschen, einerseits auf das Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft, (...)

Die Moderne modert unter dem Vorzeichen der Dystopie. Nicht wenig ist die Rede von ihr und diese wird zusehends mehr. Chic ist das Thema zweifellos auch. Indes verursacht der Terminus schon auf begrifflicher Ebene einige Probleme. Entweder gibt es gar keine Dystopie, da sie bloß als negative (...)

Hoffart war gestern, Verlockung ist heute. Zumindest versucht er es. Sebastian Kurz hat seine Taktik modifiziert, erstmals geht er auf die Opposition, insbesondere die SPÖ zu. Die Kurzsche ÖVP sitzt auch deswegen so fest im Sattel, weil gegen sie nicht regiert werden kann, und (allen Dementi zum (...)

Rudolf Anschober zählt zu den Urgesteinen der österreichischen Grünen. Der 1960 geborene Oberösterreicher, ein gelernter Volksschullehrer, war Anfang Zwanzig, als er zur Alternativen Liste Österreich (ALÖ) stieß. Seitdem ist er dabei und ohne Unterbrechungen aktiv. Sein Engagement ist nie abgerissen, (...)

Kaum ein Begriff hat in den letzten Jahren eine so steile Karriere hingelegt wie der des Bürgers und in seinem Windschatten der des Bürgerlichen. Eine bestimmte Eigenschaft ist zu einer überbestimmten und übereinstimmenden Überzeugung geworden. Bürger ist also kein kritischer Begriff, sondern eine (...)

Ist die Koalition von ÖVP und Grünen, die Regierung Kurz-Kogler schon am Ende? Wahrscheinlich nicht, aber ausgeschlossen ist auch das Gegenteil nicht. Hinter den Kulissen fliegen jedenfalls die Fetzen. Die Situation ist angespannt, aber die grüne Leidensfähigkeit ist groß, schließlich genießt man (...)

Was er nicht mochte, waren Immigranten, Arbeiter und Juden, dafür liebte er Autos und Fabriken. Die Rede ist von Henry Ford, einem der großen Pioniere des Automobilismus. Von ihm stammt auch folgender Satz: „Ich habe so lange Autos fabriziert bis ich den Wunsch bekam, nunmehr Menschen zu (...)

Zweifellos, die Pandemie hat auch den rechten Populismus auf dem falschen Fuß erwischt. Der erste Reflex führt meist dazu, sich hinter die Regierenden zu stellen. Doch wenn die Krise anhält und permanent wird, wie gestaltet sich die zweite oder dritte Reaktion? Noch dazu wenn vieles, was heute als (...)

1. Stau bedeutet ein Zuviel von etwas: von Gelegenheiten, Erzeugnissen, Personen. Das Raum-Zeit-Kontinuum, in dem sie sich entfalten sollen, ist ihnen aber zu eng, um sich wie vorgesehen bewegen zu können. Der Stau bringt das gesellschaftliche Fließen zum Erliegen. Ein zusammengequetschtes (...)

Das hätten einige wohl gern, aber das wird es nicht spielen. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. „Der Lack ist ab“, liest und hört man jetzt wieder des öfteren. Doch Lackdosen gibt es in der ÖVP-Parteizentrale noch genug um derlei Irritationen zu übertünchen. Der Lärm ist doch größer als der Skandal. (...)

Alle Artikel, sofern sie uns gefallen, sind publizierbar. Unsere nächste Ausgabe, die Nummer 83 beschäftigt sich in erster Linie mit der DYSTOPIE Haben wir sie schon oder bekommen wir sie erst oder sind wir gerade irgendwo dazwischen oder ist schon die Frage Unsinn? Ist das noch Zukunft oder (...)

Ich, der ich in der Wohnung sitze, sage: „Ich stehe in der Ziegelofengasse.“ – Warum das? Denn nicht ich stehe dort, sondern der Wagen, den ich fahre. Mit diesem „Ich“ identifiziere ich nicht nur das Auto als meines, mit diesem „Ich“ kategorisiere ich mich als das Auto selbst. Das Auto, das bin ich, (...)

Langsam aber sicher droht der SPÖ das Schicksal der SPD. Derweil hat sie nicht einmal die Last des kleineren Koalitionspartners zu tragen, sondern könnte frisch und frei aus der Opposition heraus agieren. Doch das gelingt nicht, oder wenn, dann nur kurzfristig. Anstatt vom bröckelnden Image der (...)

Schon in den letzten Jahren galt Elke Kahr, die Spitzenkandidatin der KPÖ, als beliebteste Politikerin der steirischen Landeshauptstadt. Nun also soll sie Bürgermeisterin werden. Und es spricht auch nichts dagegen, weder fachlich noch menschlich. Kahr kennt sich aus, Kahr ist erfahren, Kahr ist (...)

Vorbemerkung: Anbei ein alter Text zu dem prinzipiellen Problem treffend auch die aktuelle ökologische Steuerreform, auch wenn einige Details nicht mehr ganz treffen. Die Phalanx ist so dicht, daß sie dichter nicht sein könnte: Konservative Professoren und Gewerkschafter ziehen an einem Strang, (...)

Performance ist da wenig, Authentizität gar viel. Ihre Stärke liegt im persönlichen Gespräch, nicht im öffentlichen Auftritt. Insbesondere auch in ihren Sprechstunden. Auf jeden Fall redet sie mit den Leuten auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch. Mit ihnen spricht sie, nicht zu ihnen. Elke Kahr (...)

„Ich hätte mir das gar nicht träumen lassen“, sagt ein entsetzter Franz Fiedler, Vertreter von Transparancy International und früher selbst Parteigänger der Volkspartei. Am 6. Oktober ließ die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) das Kanzleramt, das Finanzministerium und die (...)

Bauer wollte ich nie werden. Nie. Zu mühsam erschien mir die Plackerei am Hof meiner Großeltern mütterlicherseits. Die agrarische Existenz im Waldviertler Dorf stand ganz im Zeichen der heiligen Allianz von ora et labora. Es war stets harte Arbeit, verbunden mit einem blinden Glauben an den (...)

Der eigenen Logik gehorchend, waren restriktive Maßnahmen nur eine Frage der Zeit. Nun haben wir ihn also, den partiellen Lockdown für Ungeimpfte. Einmal mehr ist Österreich Avantgarde. Der eiass etwas geschehen musste, ist unbestritten. Doch die Spitäler sind weniger aufgrund von Corona überlastet (...)

Feiern konnten wir unser Jubiläum angesichts der aktuellen Ereignisse nicht, unerwähnt darf es nicht bleiben: 25 Jahre gibt es die Streifzüge nun schon. Das ist eine lange Zeit und wir haben sie durchaus produktiv genützt, unsere Kritik zu äußern und unsere Anliegen und Vorbringungen zu (...)

Gach ist so ein „Jahrhunderttalent“ Geschichte. Die ÖVP ist tatsächlich wieder dort, wo sie war, bevor „die Leuchtrakete“ – so der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer über Sebastian Kurz – in ungeahnte Höhen vorstieß. Dieser magische Moment ist vorüber. Die Rakete ist abgestürzt, die (...)

Das eigentliche Problem ist die Normalität, sei es die alte, sei es die neue. Normalität ist nicht nur das Falsche und Schlechte, sie wird neuerdings immer verrückter. Vieles, was ist, hätte man gestern noch als dystopisch bezeichnet. Inzwischen aber wurde der Ausnahmezustand zur Regel und ein Ende (...)

Es ist zweifellos ein gut lesbares und kaum anstrengendes Büchlein, das der Autor hier in der Reihe „Fröhliche Wissenschaft“ aus dem Berliner Matthes & Seitz Verlag vorgelegt hat. Kompakt, präzis, packend, plausibel. Byung-Chul Han, Professor für Philosophie in Berlin, versteht sein Handwerk. (...)

Schnell kann es gehen. Der Dynamik der letzten Tage kommt kein Mindsetting nach. Die seit Herbst vorbereitete und Anfang Februar im Nationalrat beschlossene Impfpflicht steht bereits wieder vor dem Aus. Zwar wurde sie nur sistiert, aber es ist kaum anzunehmen, dass sie in den nächsten Monaten (...)

Sie regiert in den meisten Bundesländern. Sie stellt die meisten Bürgermeister. Von 1945 bis 1970 kam der Kanzler aus ihren Reihen. Auf den Österreich zustehenden EU-Kommissar hat sie sowieso ein Abo. Seit 35 Jahren sitzt sie nun schon ununterbrochen auf der Regierungsbank. Opposition hält diese (...)

Den Begriff „Shitstorm“ hätte man gar nicht erfinden müssen, würde man das Wort „Posting“ nur richtig abteilen: Postings sind POstings. Denn zweifellos, im Arsch sind die meisten Absonderungen, die man unter dieser Rubrik lesen kann. Und aus dem Arsch kommen sie auch. Der Unterschied zu früher ist (...)

Draußen ist Krieg und wir reden vom Tausch. Aber vielleicht ist deswegen immer wieder Krieg, weil drinnen der Tausch tobt, das Geld giert und der Wert und seine Werte all unsere Gesellschaften bestimmen und zerstören. Dazu mehr in dieser und in der nächsten Nummer. Im aktuellen Krieg zeigt sich (...)

Aus aktuellem Anlass: Der Artikel stammt aus der dem Jahr 2001 und wurde in der krisis Nummer 24 veröffentlicht. Ich denke, er könnte auch noch heute von Interesse sein, auch wenn der ebenfalls Strafaktion genannte Krieg in der Ukraine ein anderer ist. (...)

Im Norden Europas nützen die Regierungen gerade das temporäre Umschlagen der Stimmung, außenpolitisch einen neuen Kurs zu setzen. Putin hat geschafft, was sie selbst nicht bewerkstelligen hätten können. So schnell Schweden und Finnland nun in die NATO eilen, so schnell wird Österreich allerdings (...)

„Es muss zusammenwachsen, was zusammengehört“, sagt Kiews Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez: „Die Neutralität ist eindeutig keine Option für die Ukraine“. Freiheit heißt NATO. Zwar ist der Mann nicht ganz so schrill wie sein Kollege in Deutschland, doch die Deutlichkeit des „erfrischenden (...)

I’m all lost in the supermarket I can no longer shop happily I came in here for that special offer A guaranteed personality (The Clash, London Calling, 1979) Waren haben nicht bloß mit einem Preis angeschrieben zu werden, sondern mit deren zwei. Der Preis offenbart sich nicht nur durch eine (...)

Tauschen wie Täuschen gehen etymologisch zurück auf das mittelhochdeutsche tuschen bzw. tiuschen, was meint: „unwahr reden“, „lügnerisch versichern“. In seiner heutigen Bedeutung ist es erstmals im 15. Jahrhundert bezeugt. Tauschen wie Täuschen meint: Jenes soll für dieses stehen. Dieses soll gleich (...)

Da wir gegen Wert und Werte sind, sind wir selbstverständlich auch nicht für die Wertegemeinschaft. Wir halten sie vielmehr für das Grundübel auf diesem Planeten. Insbesondere die westliche Welt, die sich neuerdings in besonders kriegslüsterner Weise hervortut. Ohne auch nur in Ansätzen zu (...)

Kaum ein Land ist abhängiger von russischen Gaslieferungen als die Alpenrepublik. Das betrifft sowohl die Industrie als auch die Privathaushalte. Indes ist Österreich mit dem importierten Erdgas immer recht gut gefahren. Vor allem ökonomisch. Erst 2018 hat man deswegen längerfristige Lieferverträge (...)

Wie sich die Zeiten doch ändern können, ohne dass man so recht weiß, warum. Sebastian Kurz erschien als unschlagbar und Pamela Rendi-Wagner erschien als untragbar. Das war vorgestern. Jetzt sieht es ganz anders aus. Die SPÖ befindet sich im Hoch. Glaubt man den Meinungsumfragen, dann ist sie (...)

Die Freiheit der Meinung ist eine Variable der monetären Potenz. Pro forma gilt sie. Indes muss man sie sich leisten können. Jene Freiheit zu haben, heißt noch lange nicht, sie adäquat äußern zu dürfen, wenn Organe und Instrumente fehlen. Überlässt man den Journalismus dem Markt, kommt raus, was dem (...)

Die reine Arithmetik hat ihre Tücken. Dass Alexander Van der Bellen verliert, gilt als ausgeschlossen. Es kann aber auch sein, dass man verliert, obwohl man gewinnt. Die Marke, die für ihn zu überspringen ist, um wirklich als Sieger zu gelten, liegt erheblich höher als 2016, als er nur knapp sich (...)

Es ist eine Kriminalkomödie, die nun schon länger läuft und auch die nächsten Jahre laufen wird. Geschürt durch die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wird jene in Politik und Medien, aber auch an diversen Gerichten zu unzähligen Aufführungen finden. Thomas (...)

Was verrät es über eine Gesellschaft, dass sie ausgerechnet Werte braucht? (Andreas Urs Sommer) Jede Orientierung auf die Werte ist eine Orientierung auf den Wert. Der Zusammenhang ist offensichtlich, so wenig Beachtung er auch findet. Noch weniger als in der Wirtschaft werden die (...)


Man kennt ihn zwar kaum, aber er ist überall dabei. Zumindest, wenn und wo es nach Geld duftet. Zweifellos hat hier einer einen Riecher ähnlich dem Twitter-Elon. Denn im Geld aufstellen, da ist er wirklich Kaiser. Alfred Gusenbauer, der in den letzten Jahren einer der engsten Kompagnons des (...)

„Die einfache ,Sorge‘ ist aller Dinge Anfang“, schreibt Albert Camus in „Der Mythos des Sisyphos“. Menschen bedürfen der Sorge. Man muss sich um sie kümmern, damit es ihnen gut geht. Nur so finden sie ein Auskommen in der Welt. Vorerst ist Sorge altruistisch. Es gilt bereit für andere zu sein. Nur im (...)

Auch wenn da immer noch allen warm ums Herz wird, ist doch zu fragen, wohin diese Losung trägt. Vierzehn Paragraphen gegen die Umtriebe der Gerechtigkeit. § 1 Gerechtigkeit ist die Anrufung der bürgerlichen Seligkeit durch das bürgerliche Subjekt gegen die bürgerliche Realität. Die Erzählung von (...)

Der ungarische Philosoph und Publizist Gáspár Miklós Tamás ist am 15. Jänner im Alter von 74 Jahren verstorben. 1948 in Kolozsvár/Cluj, geboren, musste er 1978 Rumänien verlassen und lebte fortan in Budapest. 1989 war der Dissident Tamás eine der führenden Gestalten der Wende in Ungarn, nach der (...)

Aufgewachsen ist der 1968 geborene Herbert Kickl als Kind einer Arbeiterfamilie in der Kärntner Industriegemeinde Radenthein. Später studierte er Philosophie und schrieb an einer Diplomarbeit über Hegels „Phänomenologie des Geistes“. „Die wunderbare Dialektik von Hegel hat fast etwas Spielerisches, (...)

Mein Vortrag konzentriert sich auf die letzten Schriften von André Gorz und möchte erstens zeigen, wie sich seine Position entwickelt und radikalisiert hat und zweitens welche Affinitäten zur sogenannte Wertkritik festmachbar sind. Insbesondere geht es um den Band Wissen, Wert und Kapital (2004); (...)

Für Schwarzarbeit zu sein, das geht nicht. Indes was Haltung nicht erlaubt, das ist als Handlung durchaus geboten. Da wird gepfuscht, ohne erst lange zu fragen. Ob Hochkonjunktur oder Depression, Schwarzarbeit ist obligat und wird nicht einmal als Kavaliersdelikt gesehen, sondern überhaupt nicht (...)

Wäre es nach dem geschätzten Autor gegangen, hätte es dieses Buch nie gegeben. Daher durfte es nicht nach dem Autor gehen, sondern es war Hand anzulegen und eine Auswahl seiner besten Aufsätze zu treffen. Lorenz Glatz gehört zweifellos nicht zu der Sorte, die sich stets überschätzen sondern (...)

Bis vor wenigen Jahren haben die österreichischen Sozialdemokraten einen Wechsel an der Parteispitze meist sehr professionell vollzogen. Konfrontationen wurden kurz gehalten und verliefen nicht allzu schmerzhaft. Das kann man jetzt wirklich nicht mehr behaupten. Nach Christian Kerns unrühmlichem (...)

Der Auftritt selbst brachte nichts Neues, außer dass die tägliche Frontpropaganda kurzfristig ausgeweitet werden konnte. Ein voller Erfolg war der Gig des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor allem für die FPÖ. Wohl kalkuliert und akkordiert mit der Mehrheitsmeinung im Lande verweigerten (...)

Sind die so dumm oder stellen die sich absichtlich so blöd an? Diese Frage drängt sich tatsächlich auf, beobachtet man die aktuelle Auseinandersetzung um die Parteispitze. Will die SPÖ sich abwickeln? Dann ist das die richtige Strategie. Früher galt: Die Organisation organisiert und die Funktionäre (...)

ÖVP und SPÖ verlieren und die FPÖ gewinnt. Alles obligat, wäre da nicht das fulminante Ergebnis der KPÖ, der es nicht nur gelang, die 5-Prozenthürde zu überwinden, sondern die sich von 0,4 auf 11,7 Prozent katapultierte. Das ist nicht nur eine Überraschung, das ist ein Sensation. Das Resultat der FPÖ (...)

Stand on hills of long forgotten yesterdays, pass amongst your memories told returning ways (Yes, Tales from topographic oceans (1973)) Wenn ich in mich gehe und nichts verdränge, dann fühle ich mich umstellt. So viele Demente in meiner nahen Verwandtschaft gab es noch nie. So weit mir bekannt, (...)

Schlechter hätte es gar nicht ausgehen können. Die statutarisch nicht verbindliche Mitgliederbefragung in der SPÖ betreffend des Parteivorsitzes endete mit einem kuriosen Patt: Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil erhielt 33,7, der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler 31,5 (...)

Ursprünglich begann mein Beitrag so: Und wieder ist es knapp geworden. Wären nur 20 Stimmen der Delegierten vom burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zum Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler gewandert, hätte dieser das beispiellose Scharmützel um den Parteivorsitz gewonnen. 53 (...)

Ab heuer erscheinen die Streifzüge nur noch mit zwei Printausgaben jährlich. Vor allem die exzessiv gestiegenen Versandkosten haben uns zu diesem Schritt veranlasst. Auch sonst gibt es ein paar Änderungen, sowohl beim Umschlag als auch beim Papier. Und insgesamt werden die einzelnen Ausgaben etwas (...)

Die „European Sky Shield Initiative“ (ESSI) ist eines der größten und ambitioniertesten Rüstungsprojekte in Europa. 19 Staaten wollen gemeinsam einen flächendeckenden Luftabwehr-Schutzschirm über weite Teile des Kontinents spannen. Ein entsprechendes Dokument wurde letzten Freitag in Bern (...)

Aufregung war gestern, heute herrscht Funkstille. Andreas Babler exponiert sich wenig, besondere Akzente hat er nach seiner überraschenden Wahl zum Bundesparteiobmann der SPÖ bisher nicht gesetzt. Aber auch seine Gegner lassen ihn, von kleineren antikommunistischen Ausritten abgesehen, in Ruhe. (...)

Mein Kontakt zu ihm hatte sich zufällig ergeben. Stefan Meretz, wollte André Gorz 2003 zu einem Ökonux-Kongress in Deutschland einladen. Da bekam er zwar eine Absage – Gorz wollte seine kranke Frau nicht mehr verlassen – aber es entstand ein reger Briefwechsel, der sich dann auch bald auf mich (...)

So recht vom Fleck kommt die SPÖ nicht. Der Startbonus des neuen Parteivorsitzenden, Andreas Babler, hat sich bereits verflüchtigt. Während die Nehammer-ÖVP mit ihrer Kampagne „Glaub an Österreich“ durchaus ambitioniert (wenn auch zusehends rechts und autoritär) wirkt und auch die Kickl-FPÖ (...)

Worum es geht? Konkret geht es um den Vorwurf in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss die Unwahrheit gesagt zu haben. Dort stehen Zeugen unter Wahrheitspflicht. Was Kurz angekreidet wird, kann man allerdings kaum unter die Rubrik eines gröberen Vergehens einordnen. Substanziell ist an (...)

Immer wieder ist die Rede von ihm. Die einen meinen ihn zu haben, die anderen möchten sich auf ihn berufen, und die dritten wollen ihn zurückerobern. Doch wovon reden sie, wenn sie von ihm reden? Nicht jeder Besuch im Gasthaus ist der Rubrik des Stammtischs zuzuordnen. Man kann essen gehen, man (...)


Im letzten ZOOM schrieb Franz Schandl „Über Dialektik und Dimension der Gewalt“. Hier eine erste Kritik. Der Autor schrieb den Artikel erstmals nach den Ereignissen von Ebergassing, geht darin aber mit keinem Wort auf diese allen gänzlich unverständlichen (...)

Franz Schandls Kritik am Buch „NATO-Streit in Österreich“ („Neutralität oder NATO oder ...?“ in ZOOM 4/98) ist grundlegend. Sie zeigt blinde Flecken an, kritisiert manche Position und mißversteht auch die eine oder andere. Sie bleibt aber immer konstruktiv. Insofern ist eine Antwort wohl mehr als (...)

Von einer emanzipatorischen Praxis ist zu sprechen, wenn es gelingt, Menschen gegen ihre Charaktermasken zu mobilisieren, d. h. die innere Front der Staatsbürger, Arbeiter, Wähler, Unternehmer, Rechtspersonen, Käufer, Verkäufer, Konsumenten etc. aufzubrechen und den Panzer des falschen Ich zu (...)

In der letzten Ausgabe der „Volksstimme“ erschien der Leitartikel von Franz Schandl, der zum Widerspruch herausfordert. Seine Analyse „Wider die Eingliederung in die okzidentale Phalanx“ beginnt so: Dass „wir alle Londoner sind“, ist zu einem geflügelten Wort geworden. Dass wir alle Kabuler sind (...)

Von den globalisierungskritischen Bewegungen hört man seit Jahren den Slogan „Eine andere Welt ist möglich“. Allerdings bleibt es oft bei Wunsch und Beteuerung. Der vorliegende Band nimmt dieses Motto ernst. Und das heißt, – im Unterschied zu vielen Linken – sich einem weit verbreiteten Einwand zu (...)

VORLAUF POPULISMUS Salih Selcuk: Früher sprach man vom Links- oder Rechtspopulismus. Was sind die Grundmerkmale des Neo-Populismus? Durch die Globalisierung hat sich das wirtschaftliche System in den letzten zwanzig Jahren radikal geändert. Aber die damals liberalen Demokratien möchten immer noch (...)

Frohes Schaffen
Trailer Im Anschluss an den Film Impulsvortrag und Diskussion mit Franz Schandl Weitere Details [hier->https://salzburg.gbw.at/salzburg/veranstaltungen/ereignisansicht/event/filmabend-frohes-schaffen

Die Idee von Gerechtigkeit ist Irrglaube und bürgerliches Geschwätz. Franz Schandl bricht. Ziel der Gerechtigkeit ist nicht die Alternative zum System, sondern die Korrektur des Quantums. Vierzehn Paragraphen gegen die Umtriebe der Gerechtigkeit. Franz Schandl im Gespräch auf Radio (...)
