Gediminas
Beiträge
Context XXI, Heft 4-5/2004

Wer bin ich?

Der EU-Beitritt weckt in Litauen die Diskussionen über die eigene Identität
Juni
2004

„Heute endet einer der teuersten Zeiträume in unserer Geschichte — leidvolle, mühevolle, sogar blutige Zeit der Unabhängigkeitskämpfe; eine neue Zeit beginnt — eine qualitativ andere, aber genauso wichtige Zeit,“ titelte die auflagenstärkste Tageszeitung Litauens Lietuvos rytas in ihrer Ausgabe vom 1. (...)

Gediminas, Großfürst von Litauen

Gediminas (auch Gedimin; * um 1275; † Dezember 1341) war ab 1316 Großfürst von Litauen. Neben Mindaugas und Vytautas zählt er zu den großen Herrschern in der litauischen Geschichte. Litauen stieg unter ihm endgültig zur osteuropäischen Großmacht auf und Gediminas betrachtete sich als „König der Litauer und Ruthenen“.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gediminassäulen: Wappen der Gediminias-Dynastie
Die Eiche von Raudonė, unter der Gediminas, der Überlieferung zufolge, sein letztes Mahl einnahm, bevor er bei der Belagerung der Bayerburg durch einen Armbrustbolzen tödlich verwundet wurde

Um 1295 trat in Litauen nach Jahrzehnten weitgehender Unordnung mit Vytenis, Sohn von Budvydas (Pukuveras), wieder ein mächtiger Großfürst auf den Plan. Nach seinem Tod 1315/16 trat sein Bruder[1] Gediminas die Nachfolge an.

Gediminas erwies sich als erfolgreicher Taktiker, der über eine planvolle Heirats-, Bündnis- und Innenpolitik Litauen zu einer Großmacht aufsteigen ließ und gleichzeitig die Dynastie der Gediminiden begründete. So erklärte er 1323/24 gegenüber dem Papst die Absicht, sich taufen zu lassen. Die Taufe diente dabei wie bei Mindaugas zur Abwehr von Übergriffen des Deutschen Ordens. Als seine innenpolitische Situation schwierig wurde, zog er seine Taufabsicht wieder zurück.

Zur selben Zeit wurde Vilnius Litauens Hauptstadt, Einwanderer (darunter auch aus Deutschland) belebten die Stadt. Es wurden enge wirtschaftliche Beziehungen zur Hansestadt Riga und über Polen nach Westeuropa aufgebaut.

Gediminas zwang mehreren ruthenischen Fürstentümern der ehemaligen Kiewer Rus um 1325 sein Protektorat auf: Smolensk, Pskow und Kiew. Andere ruthenische Feudalherrschaften (Wizebsk, Turau, Pinsk) wurden seinem Staat gänzlich eingegliedert. Kurz vor seinem Tod konnte Gediminas 1340 noch das ruthenische Fürstentum Halitsch-Wolhynien als Erbmasse seines Sohnes Liubartas seinem Staat angliedern (Halitsch musste allerdings 1349 Polen überlassen werden). Plünderungen der tatarischen Goldenen Horde (z. B. um 1340/41) konnten den Staat dabei nicht längerfristig schwächen.

Im Norden und Südwesten musste sich Gediminas ständiger Angriffe des Deutschen Ordens erwehren, der unter dem Vorwand der christlichen Missionierung nach dem Besitz Schemaitens strebte.

Schwere Einfälle erfolgten besonders 1329/30 und 1336/37. Er tat dies mit wechselndem Erfolg. Bei Kämpfen mit dem von adligen Preußenfahrern wie König Johann von Luxemburg massiv unterstützten Ritterorden wurde Gediminas Anfang Dezember 1341 vor der Bayerburg tödlich verwundet. Laut der Überlieferung traf Gediminas unweit der noch heute vorhandenen „Gediminaseiche“ ein vom Eckturm der belagerten Burg abgeschossener Armbrustbolzen.

Im Großfürstenamt folgte ihm sein Sohn Jaunutis nach.

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gediminas hatte mit Jewna von Polozk (und möglicherweise weiteren Frauen,[2] eine davon hieß Leonida[3]) unter anderen folgende Nachkommen:

Stammvater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedeutende Dynastien führten sich im Mannesstamm auf Gediminas als Ahnherrn zurück, so unter anderem das Königshaus der Jagiellonen und die Fürstenhäuser Czartoryski, Kurakin, Galitzin und Trubezkoi.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • S. C. Rowell: Lithuania Ascending. Cambridge University Press, Cambridge 1994, S. 54 ff.

Wikilinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gediminas, Grand Duke of Lithuania – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. S. C. Rowell: Lithuania Ascending. Cambridge 1994, S. 54.
  2. vgl. die Angaben im Personenartikel Jewna von Polozk.
  3. Leontij Wojtowytsch: Польський король Казимир ІІІ і боротьба за спадщину Романовичів (Memento des Originals vom 15. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/shron.chtyvo.org.ua. In: Вісник Львівського у-ту. Серія історична, Bd. 46, 2011, S. 21. (ukrainisch)
  4. Feliks Schabuldo: Ljubart, Ljubart-Dmytro Hedyminowytsch. In: Enzyklopedija istoriji Ukrajiny, Band 6: Ла — Мі, Naukowa dumka, Instytut Istoriji Ukrajiny NAN Ukrajiny, Kyjiw 2013, ISBN 978-966-00-1359-9, S. 372 (ukrainisch) (online).
VorgängerAmtNachfolger
VytenisGroßfürst von Litauen
1316–1341
Jaunutis