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Die Haider-Verwaltung der Zustände („Regierung“) ist noch Papier, wenn auch laut, ungeduldig laut raschelndes Papier. Die Vranitzky-Verwaltung der Zustände („Regierung“) ist Fleisch und Blut. Apropos Blut: Josef Cap sagte Ende 1992, die SPÖ mache „‚Gesetze statt Ausländerhetze‘ gegen das (...)
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Ich glaube nicht, daß Haider ein Gottesgeschenk ist für die Mächtigen, vielmehr haben die Werbeagenturen, die der momentanen Regierung beigestellt sind, hier ein absolutes Spitzenprodukt zuwegegebracht. Der Finanzkapitalminister, der in der Hauptsache Staatsschulden produziert und gerade erst neue (...)
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Es braucht harte Maßnahmen, damit das Land nicht komplett von Ausländern überflutet wird. Peter Haider, SPÖ-Zentralsekretär (Kurier, 3.6.90) Die seelische Kapazität der Wiener ist erschöpft. Helmut Haider, SPÖ-Bürgermeister von Wien Die Grünen wollen Großfamilien türkisch-serbischer Art mit 30 bis 35 (...)
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Die SPÖ ist so etwas von verlumpt und verludert, daß im ganzen österreichischen Wörterbuch gar kein Wort steht, das den Sachverhalt nicht verharmlost. Ihre Politik ist so etwas von Zumdavonlaufen — und damit natürlich dem nächstbesten Schmähtandler in die ausgebreiteten Arme. Ohne Zweifel hat Kreisky (...)
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Die Sozialdemokratie hat sich aus einer auf die Überwindung des Kapitalismus gerichteten Kraft schon vor langer Zeit in die Hauptstütze des Kapitalismus verwandelt. Selbstverständlich müssen es ein SP-Kanzler und ein SP-Finanzminister sein, die, wie kürzlich geschehen, die Vermögenssteuer (...)
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Vranitzky ist die Voraussetzung Haiders, kein Gegenmittel zu ihm. Haider abschaffen wollen ohne auch den Vranitzky, geht nicht. Weil unter Vranitzky hunderttausende Wohnungen in Österreich fehlen, kann Haider fordern: „Sofortiger Einwanderungsstopp bis Wohnungen für die 200.000 wohnungssuchenden (...)
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Jede Opposition in der kapitalistischen Demokratie (was so etwas wie ein zumindest dunkelgrauer Schimmel ist) hat die Aufgabe, die Regierung zu treiben. Die Opposition fordert im Interesse der großen Profiteure dieses Systems: „die Zahl der Beamten senken“, „die Repräsentationsspesen halbieren“, (...)
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Weil es schon fast aussichtslos ist, inhaltlich zwischen Haider und den anderen Parteien zu unterscheiden, ist es vorteilhaft, uns an die Wortwahl zu halten. Haider, heißt es, führe eine verharmlosende Sprache. Hier können wir ihn also festmachen. Da haben wir auch schon so einen typischen Sager: (...)
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Haider: Regierung ist ein völlig verwirrter Chaotenverein (2.10.87) Haider ist ein Chaot (J. Cap, Kurier 6.2.95) Haider: Vorschläge von Minister Ettl sind reiner Schwachsinn (25.7.90) Haiders Sparvorschläge sind schwachsinnig (Schüssel, TT,6.2.95) Haider: Diese Regierung ist kabarettreif (...)
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Die arbeiterfeindliche Politik der SPÖ ist die rechte Hintergrundmusik, die Haider braucht, um den Menschen seinen vordergründig arbeiterfreundlichen Text vorsingen zu können. „Die Art von Politik, wie sie die neue sozialistische Koalitionsregierung vertritt, macht die Reichen reicher und die (...)
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Wenn Haider die Wahlkampf-Kreide alle aufgebraucht hat, kommt eine scharrende Stimme, seine wirkliche, zum Vorschein. Im richtigen Leben — da wo wir uns tatsächlich befinden, also nicht im Fernseher drinnen oder in einer Illustriertengeschichte ist er nichts weniger als ein Anwalt der (...)
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Wenn der Arbeiter Josef H. (44) sagt, wir haben in Österreich „scheindemokratische Macht- und Herrschaftsverhältnisse“, hat er recht. Wenn J. Haider (44) das sagt (Wiener Erklärung, 1992), hat er nicht recht. Es stimmt, wenn Josef H. kritisiert, daß „die freigestellten Zentralbetriebsräte vom Range (...)
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Haider will nicht die empörenden Zustände abschaffen, sondern über die von diesen Zuständen hervorgerufene Empörung an die Regierungsmacht kommen. Es geht ihm nicht darum, den Unzufriedenen zu helfen, sondern sich ihrer Unzufriedenheit zu bedienen. Haiders Plan ist nicht das eigene Aktivwerden der (...)
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Die Wahlkampf-Autos werden Haider laut Profil (24.10.94) vom Klagenfurter Autohaus Grasser zur Verfügung gestellt. Die Penthouse-Wohnung in Wien wird Haider vom Immobilienmakler Ernst Karl Plech (Standard, 30.9.94) spendiert. Haiders Buch „Die Freiheit, die ich meine“wird von der Libro-Kette (...)
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Haiders Aufgabe ist es nicht, den Billa-Lagerstaplern zu helfen, sondern ihre wort- und bodenlose Wut von K. Wlaschek (Besitzer) und V. Schalle (Generaldirektor) abzuwehren. Um die Geldigen freizuspielen, muß er ihre Knechte auf die falsche Fährte bringen: Ausgebeutet werde der Arbeiter durch den (...)
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Die FP zur vollen Größe aufgepäppelt hat die Vereinigung Österreichischer Industrieller (VÖI). In Heft 18 dieser Zeitschrift wurde das am Beispiel der Tiroler FP mit Originalbelegen ausführlichst dokumentiert. Herbert Krejci, der langjährige Sprecher der Großindustriellen, hat sich schon 1982 in einem (...)
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Die Industriellenvereinigung hebt 0,5 Promille der Lohnsumme ihrer Mitgliedsbetriebe als Vereinssteuer ein, um mit diesem Geld dann in die Wahlkämpfe von VP und FP zu investieren. Das ist deswegen so wichtig, weil die gesamten Industriellen Österreichs rein zahlenmäßig lediglich die Zehe eines (...)
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Mit der Beihilfe zur Zerschlagung der Verstaatlichten Industrie durch das ständige Einschlagen auf sie hat die Haider-Bande nicht Politik für die Steuerzahler, sondern für die großen Privatunternehmer betrieben. Auf daß sich Assmann, Swarovski und Co. günstig bedienen konnten. Der fanatische Kampf (...)
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Der Eindruck, die FP bringe mit ihren Forderungen etwas weiter, entsteht deswegen, weil sie durchwegs Unternehmer-Anliegen formuliert, die sich im Österreich von heute (ohne nennenswerte Gewerkschaft und ohne jede Arbeiterbewegung) großteils auch ganz ohne FP durchsetzen ließen. Aber der Eindruck (...)
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Die relativ wenigen, die davon profitieren, wie alles eingerichtet ist, können und die relativ vielen, die darunter leiden, müssen feststellen, daß die Haider-Partie nicht etwas anderes will, sondern bloß mehr von dem, was ist. Sie fühlt sich wohl im Bestehenden, zelebriert den Luxus der Gstopften. (...)
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Was hat J. Haider mit dem schrecklichen A.H. zu tun? Ist es überhaupt zulässig, beide in einem Satz zu nennen? Nützt A.H. heute J. Haider oder schreckt er die Leute eher von Haider ab? Bringt er ihm Wähler? Ist die Person des A.H. hilfreich für Haider, wenn er Arbeiterstimmen fangen geht? Stärkt (...)
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Hier wie dort, bei Haider wie bei Heller, werden Menschen darauf ausgerichtet, jemandem nachzulaufen. Wobei hier lediglich wie sonst auch in unserem Wirtschaftssystem — durch massive Werbung ein Produkt gegen ein anderes ausgetauscht wird. An der Konsumsklaverei ändert sich damit überhaupt nix. (...)
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Wo Plakate es ins Land hinausplärren: „Haider kommt!“ — schallt es von unzähligen Flugblättern zurück: „Wir kommen auch!“ Seit Jahren mobilisieren Anti-Haider-Initiativen mit enormem Einsatz auf Unis und in Schulen für Haiders öffentliche Auftritte. Sie sind nicht gesteuert, nein, das sieht nur so aus. Es (...)
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Haider in Innsbruck, der Landhausplatz gefüllt von und mit solchen Haider-Gegnern: vom gegenüberliegenden „Haus der Industrie“ herunter schaut man mit großer Befriedigung auf dieses Spektakel, das Haider hier bereitet wird. Die Demonstranten, allesamt mit dem Rücken zur VÖI, haben nicht den leisesten (...)
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Sie brauchen ihn mehr als umgekehrt. Aber er kann aus ihnen politisch mehr Nutzen ziehen. Er versteht es, sie in sein Ritual einzubinden, seine Rede mit den von ihnen hinausgepulverten Wortfetzen aufzubessern, sich auf der Welle ihrer billigen Empörung ins Bundeskanzleramt tragen zu lassen. (...)
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Keine Sparte der Wissenschaft boomt derzeit in Österreich so stark wie die Wissenschaft vom Haider. Während Georg Trakl grad noch drei Leuten den Unterhalt ermöglicht, werden durch die Befassung mit Haider heute bereits halbe Institute voller Assistenten, Dozenten, Professoren usw. wohl genährt. (...)
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Um die Zustände, so wie sie sind, zu rechtfertigen, ist dieser — genau dieser — Antifaschismus bitter nötig. Nicht vom faulen Kern darf die Rede sein, sondern von einem gefährlichen rechten Rand. Damit ist das Problem schon einmal sprachlich ausgelagert und das System selber von jedem möglichen (...)
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Es gibt vier Sorten Journalisten, und alle viere haben ihren Anteil am Aufstieg Haiders: erstens die zeitgeistigen vom Schlage Basta, zweitens die konservativen vom Schlage Kurier, drittens die reaktionären vom Schlage Kronenzeitung und viertens die revolutionären. Alle helfen Haider. Letztere, (...)
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Haider ist gar nix. Er ist grad soviel wie der Johann Kogler aus Kapfenberg. Nein, weniger natürlich. Aber er hat vierzehn Tageszeitungen und weißgott wieviele Wochenmagazine usw., die wie riesige Lautsprecher jeden Schnaufer von ihm monströs ins Land hinausheulen. So still könnte er gar nicht (...)
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Kommt Zeit, kommt Rat. Kommt Zeitgeist, kommt Unrat. Basta-Chef W. Schima bejubelte bereits die Wahl Haiders zum FPÖ-Obmann am Innsbrucker Parteitag 1986: „Ich habe die Ehre und das — warum nicht? — Vergnügen, die nationale Hoffnung auf seinem Siegeszug zu begleiten.“ Was folgt, ist eine (...)
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Haider gilt vielen als das Gegenteil des Falschen — und schon darum als der Richtige. Haider werden blanko die Eigenschaften unterstellt, die denen Vranitzkys und Schüssels entgegengesetzt sind. An etwas Drittes vermögen die Leute nicht mehr zu denken: an sich selber, an ihresgleichen! Das ist in (...)
