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Eine Reise in den kurdischen Nordirak eröffnet nicht nur den Blick auf eine traumatische Vergangenheit, sondern erlaubt auch ein optimistisches Bild für die Zukunft des Irak. Bei über vierzig Grad Celsius stehen Menschenschlangen stundenlang unter der prallen Sonne vor dem türkischen Zollamt. (...)
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Im Jahr 1973 kam ich als zweitgeborener Sohn eines relativ gut situierten Ehepaares in Bagdad auf die Welt. Sowohl mein Vater als auch meine Mutter waren damals berufstätig und es mangelte uns an nichts Wesentlichem. Ich tollte in unserem Garten herum, war stolzer Besitzer eines Bonanza-Rades (...)
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Zwei Exil-Irakerinnen berichten über die Entwicklung der Lage der Frauen im Irak und ihre persönlichen Erlebnisse. Beginnend mit den 30er Jahren drangen im Irak immer mehr Frauen an die Universitäten, fanden Zugang zur Beschäftigung und auch zu höheren Positionen und Ämtern. Sie genossen damit (...)
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Ursprünglich wollte ich an dieser Stelle über meine ganz persönliche Familiengeschichte berichten. Unsere Vergangenheit, unsere Erlebnisse unter dem Regime Saddam Husseins, unsere Erinnerungen an Folter und Mord, an Verlust und Leid, wollte ich an dieser Stelle niederschreiben. Dies sollte (...)
Der Tyrann und der Warlord
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Die Warlordisierung nach dem Sturz des Ba’th-Regimes im Irak zeigt wie eng totalitärer Staat und Staatszerfall verbunden sind. Aus den rivalisierenden Banden, die die irakische Ba’th-Partei vor ihrer Machtergreifung darstellten, wurden nach dem Zerfall ihrer Macht wieder rivalisierende Banden. (...)
„Ausbildung von diplomatischem und politischem Personal“
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Wie bewerten Sie die Maßnahmen der irakischen Übergangsregierung seit dem 28. Juni 2004, als der Irak seine Souveränität erhielt? Bisher ist es ja noch nicht gelungen das Land zu stabilisieren. Der Irak hat keine demokratische Tradition und ist seit der Staatsgründung 1921 das Zentrum von Gewalt (...)
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In der zentralirakischen Stadt Falluja zeigten die salafitischen Islamisten welche Gesellschaft ihnen vorschwebt. Die Stadt Falluja mit einer Viertelmillion EinwohnerInnen liegt westlich von Bagdad an einem wichtigen Kreuzungspunkt nach Syrien und Jordanien. Die Stadt ist umgeben von einem (...)
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Ein Aufenthalt in Mosul im Oktober 2004 gewährte mir Einblicke in die Situation von religiösen und ethnischen Minderheiten und deren Terrorisierung durch Radikal-Islamisten und hinterließ einen zutiefst pessimistischen Eindruck. Ich kann die verzweifelten Gesichtsausdrücke der Mosulis nicht (...)
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Eine der schlimmsten Waffen, unter denen die iranische und die irakische Bevölkerung leiden musste, hieß „Nimsawi“. Ein Dankeschön an Österreich. Meine Begegnung mit Österreich beginnt in Halabja an der iranisch-irakischen Grenze zu Beginn der 80er Jahre. Der Iran attackierte damals irakische Dörfer (...)
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Obwohl die irakische Gesellschaft gemeinhin nicht für die Verbreitung weiblicher Genitalverstümmelung bekannt ist, machte eine neue Studie von Wadi deutlich, dass diese Praxis zumindest regional in einigen Teilen Irakisch-Kurdistans weit verbreitet ist. Während Tarafa Baghajati und (...)
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Es ist der Morgen des 30. Januar, Wahltag im Irak. Seit 12 Stunden darf sich kein Privatfahrzeug mehr auf den Straßen bewegen. Jeder Polizist in der Region ist im Einsatz, die Wahllokale sind aus Angst vor Selbstmordattentaten hermetisch abgeriegelt. Auch hier, im kurdischen Nordirak, der im (...)
„Wir sind noch keine vollständig funktionierende Demokratie ...“
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[(Naushirwan Mistefa Emin gilt als Stellvertreter Jalal Talabanis und damit als zweitwichtigster Mann der Patriotischen Union Kurdistans (PUK). In der 1975 als Parteienfront gegründeten Bewegung hatte er nach der Ermordung von Shaswar Celal 1978 die Führung der Komele, der „Liga der Werktätigen“ (...)
Offen für die besten Argumente?
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Die Ende Jänner abgehaltenen Wahlen im Irak sollen ausschlaggebend sein für die Bildung eines Übergangsparlaments. Dieses Parlament hat die Aufgabe eine Übergangsregierung zu wählen und eine ständige Verfassung für das Land zu entwerfen. Danach soll über den Verfassungsentwurf eine Volksabstimmung (...)
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Die irakische Linke betrachtet die Wahlen zum Übergangsnationalrat mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Freude über die hohe Beteiligung wird nur vom Wahlergebnis getrübt. Dass im Irak nach 35 Jahren ba’thistischer Diktatur überhaupt erstmals freie Wahlen durchgeführt werden konnten, (...)
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Positive Entwicklungen existieren im befreiten Irak ebenso wie der tägliche Terror. In der Zeit des Umbruchs im Irak sind auch positive Perspektiven auszumachen und Verbesserungen zu erkennen. Neben der alltäglichen Terrorgewalt und den Todesopfern sollte dieser Entwicklung mehr Aufmerksamkeit (...)
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Bereits im Jahre 2003 ist es bei einer Veranstaltung in Wien zum Gedenken an das Novemberpogrom von 1938 zu Übergriffen seitens der Gruppe Sedunia gekommen. Schon damals störten sich deren antiimperialistische GesinnungsgenossInnen wenig an der Idee, eine Veranstaltung gewaltsam zu stören, die (...)
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Zweiter Teil einer psychoanalytisch orientierten Kritik des religiösen Antisemitismus. Nachdem im ersten Teil zunächst das Christentum oder die christliche Ideologie, die ihrem Wesen nach narzisstisch (antisemitisch) ist, und dann insbesondere der Katholizismus im Zentrum der Kritik gestanden (...)
Von Namibia nach Auschwitz?
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Kolonialhistoriker stellen an Hand des Völkermords an den Herero und Nama einen Zusammenhang zwischen kolonialem Genozid und Holocaust her — und sehen keinen Unterschied zwischen Rassismus und Antisemitismus. Angesichts der expliziten Vernichtungsabsicht der deutschen „Schutztruppe“ während des (...)
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Die jüdischen Gemeinden in Prag bemühen sich seit 1989 an eine breite Öffentlichkeit zu gehen und verzeichnen dabei einige Erfolge. Das Jüdische Museum und die Überlebenden-Organisation Theresienstädter-Initiative arbeiten eng mit Schulen zusammen, organisieren Lehrer/innen/seminare, deren (...)
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Seit 10 Jahren sind die „Zwangsmassnahmen im Ausländerrecht“ in Kraft, mit denen sichergestellt werden soll, dass die Schweiz möglichst wenigen Flüchtlingen Asyl gewähren muss. Ein Rückblick. Das Bild, das die Schweiz von sich am liebsten präsentiert, ist die (angeblich) heile Alpenwelt der „Heidi“. (...)
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Es war bei einer Einladung im Frühjahr 1962, als ich ihn zum ersten Male traf. In der Wohnung des ehemaligen Burgtheaterdirektors Josef Gielen, dem Schwager des Pianisten Eduard Steuermann, bei dem der junge Adorno im Jahre 1925 in Wien sein Klavierspiel perfektionierte, während er zur gleichen (...)
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Der diesjährige Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil geht an einen meiner Lieblinge: an Georg Stefan Troller. Er schrieb das sehr autobiographische Drehbuch zu Axel Cortis Trilogie „Wohin und Zurück“. Die drei Filme gehören wohl zu dem, was mich vom Bildschirm herab am meisten (...)
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In Ljiljana Radonic „Die friedfertige Antisemitin“ wird das Modell eines weiblichen autoritären Charakters aktualisiert. Die Kritik an Freuds Weiblichkeitstheorie stellt in der Diskussion rund um Geschlechterverhältnisse keine Neuheit dar. Ebenso bekannt ist der Vorwurf, dass Adornos Modell des (...)
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Auch in Bettina Stötzers Buch über antirassistischen Feminismus gibt es einige „blinde Flecken“. Antirassistische Perspektiven im Feminismus weiterzuentwickeln: Dieses Ziel verfolgt Bettina Stötzers Untersuchung InDifferenzen. Ausführlich und kenntnisreich legt die Autorin die Entwicklungslinien der (...)
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Um die NS-Vergangenheit in ihrer ganzen Tiefe und Tragweite aufdecken zu können, hat Peter Pirker, der Herausgeber dieses Buches das Motto „Grabe, wo du stehst“ in die Tat umgesetzt und ein historisches Dokument veröffentlicht, das nicht nur für die regionale Geschichtsschreibung Kärntens, sondern (...)
