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Joseph Huber ist Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler. Mit seinen Publikationen übte er bedeutenden Einfluß auf die ökologische Debatte aus. Seine Hauptthese, daß es ökologische Modernisierung nur mit der, nicht gegen die Industriegesellschaft gäbe, führte in der Grünbewegung zu heftigen (...)
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Blau war der Himmel, schwarz-rot-gold die Fahne, gehißt nicht nur am Brandenburger Tor, dort schon schlimm genug, gemeint ist aber die am Wiener Rathaus, aufgezogen auf Wunsch des Wiener Bürgermeisters, erstmals seit 1938. Nicht, daß wir auch dazugehören sollten zum großen Reich, wollte Helmut Zilk (...)
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Die internationale Automobilproduktion ist gekennzeichnet durch verschärften Wettkampf, Überproduktionskrisen und Modernisierung. Österreichs Industrie, zunehmend als Zulieferer tätig, gerät in eine extreme Abhängigkeit. Das Auto, einmal auf der Straße, weckt Emotionen: Da sind die ‚freien (...)
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In wenigen Wochen wird das Schicksal der „Arbeiter-Zeitung“ entschieden. Das vorläufig letzte Ergebnis keiner sozialistischen Medienpolitik. „Ein kleiner Gassenladen“, beschreibt Max Winter im Arbeiterkalender des Jahres 1911 die ersten Redaktionsräume der „Arbeiter-Zeitung“ in der Wiener (...)
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Fad war dieser Wahlkampf, nicht jedoch das Ergebnis. Das hatte es zweifellos in sich. Der ÖVP war es in den letzten Jahren gelungen, die SPÖ wie einen Christbaum abzuräumen. Auf faktisch allen Ebenen konnte sie ihre Konzepte und Vorhaben durchsetzen (Privatisierung, Steuerreform, Abfangjäger (...)
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Die Bundeswirtschaftskammer warnt. Die Arbeiterkammer frohlockt. Nach einem Spruch der Verfassungsrichter darf ab sofort gedumpt werden, der Verkauf von Waren unter dem Einstandspreis ist zulässig. Für das Kilogramm faschiertes Fleisch um 39 Schilling und 90 Groschen setzen sich ein paar tausend (...)
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Wenn sich die Ordnung der Welt im Ost-West-Gefüge verschiebt, spürt das auch der Süden. Die MONATSZEITUNG hat zum Wie und Warum Kommentare von Korrespondenten aus der sogenannten „Dritten Welt“ eingeholt. Viktor Sukup aus Buenos Aires macht den Anfang. Nur am Rande haben wohl die mit den (...)
Dazugelernt?
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Hart ins Gericht gingen Thomas Ebermann und Rainer Trampert in der Septemberausgabe der MONATSZEITUNG mit Politik und Programmatik von BRD-Grünen und PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus). Großdeutsche Vereinigungsgeilheit haben sie den beiden linken Oppositionsparteien vorgeworfen und (...)
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Das Gebiet der ehemaligen DDR ist zum Tummelplatz alter und neuer Nazis aus Westdeutschland und Österreich geworden. Der Nährboden dafür ist allerdings hausgemacht. Wir machen weiter! Wir sind Rebellen und dienen einer gerechten Sache. Skins voran. Wir sind Elite. Terror gegen Terror. Die Rache (...)
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Der Kalte Krieg ist vorbei. Im Golf könnte der heiße bevorstehen. Die Politik der UNO paßt sich den Welt-Neuordnungsplänen an. Präziser: Sie wird angepaßt. Der Kalte Krieg ist beendet, die Rivalität zwischen den Supermächten ist vorbei, umfassende Verständigung und zuverlässige Zusammenarbeit sind an (...)
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Utopien sind keine Sternschnuppen, sondern Konzept gewordene Träume von Menschen, die an ihrem Alltag leiden. Eine Mehrheit bei den Radikalen Linken hat Anfang Oktober 1990, acht Wochen vor der Reichstagswahl, einen Wahlboykott beschlossen. Im Juni zuvor, beim Kongreß der Radikalen Linken, wurde (...)
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Europacupspiele und Fußballweltmeisterschaft 1990 machen deutlich: Der Fußballsport stagniert. Kreativität und Spielwitz haben taktischen Überlegungen Platz gemacht. Von Rio de Janeiro bis Bukarest dieselbe Spielanlage: phantasiearmer europäischer Krautfußball. „Mir ist aufgefallen, daß eigentlich (...)
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150.000 Fahrradrikschas — dreirädrige Taxen — gibt es in Bangladeshs Hauptstadt Dhaka. Weit mehr als nur ein scheinbar archaisches Transportmittel, sind die Rikschas ein Stück ‚fahrende Kunst‘ und wohl die buntesten und verziertesten Gefährte der Welt. Eine Bildreportage. „Wollen Sie mal (...)
„Fahrt zur Hölle“
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Über die Lage im Himalayastaat sprach Walter Keller in Katmandu mit Nepals Premierminister Krishna Prasad Bhattarai. Seit sechs Monaten ist Nepals Übergangsregierung im Amt. Mitte April mußte Nepals Monarch, König Birendra, dem wachsenden Druck der Bevölkerung nachgeben: Das parteilose (...)
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Das Wiener Palmenhaus wird ab 30. November — nach langem renovierungsabhängigem Intermezzo — der Öffentlichkeit wieder zugänglich sein. Genügend Anlaß, um beim Flanieren unter tropischem Blätterdach einen kleinen Diskurs über diese höchst artifizielle Situation von Pflanzen zu entfachen. Nachweislich (...)
Folklore ist Trumpf
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Klassische Auswanderungsländer werden zu Einwanderungsländern, wirtschaftliche Krisen und soziale Veränderungen schlagen sich in zunehmend rassistischen und antisemitischen Ausschreitungen gegen Nicht-Europäerinnen, Juden und Jüdinnen nieder. Gleichzeitig entstehen in den urbanen Zentren Ämter für (...)
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Wenn ich groß bin, gehe ich nach Amerika — der Traum, es vom Tellerwäscher zum Millionär zu bringen, spukte über ein Jahrhundert in den Köpfen abenteuerlustiger Menschen in Europa. Das In-die-Fremde-Gehen hielt noch eine Option zur Verbesserung der Lebensumstände bereit, allerdings mit einem (...)
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Jugoslawische Frauen in Österreich: Gemeinsam sind ihnen miese Wohnverhältnisse, Bassena, Gangtoilette und die fehlende Aufenthaltsgenehmigung. Mitte Oktober waren den Wiener Gazetten merkwürdige Zeilen zu entnehmen. Der Verteilungskampf der Bundesländer um die Aufteilung der Gastarbeiter sei (...)
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Das Projekt eines multikulturellen Zentrums in Wien nimmt immer konkretere Formen an, nachdem sich 1987 die verschiedensten „Dritte Welt“-Solidaritätsgruppen zu einem Verein zusammenschlossen. Durch intensive Bemühungen und mit Unterstützung der Grünen beschloß der Bezirksrat Wien Währing am 20. (...)
Das Frauenprojekt Nozizwe in Berlin
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Nozizwe ist ein Begriff aus der Zulu-Sprache und bedeutet soviel wie Heimat verschiedener Kulturen oder Nationen. Das Projekt entstand, als der Berliner Senat fünf finanzierte Stellen für Berufsbildung für Mädchen und junge Frauen zur Besetzung ausschrieb. Dem „Arbeitskreis Migrantinnen“, der die (...)
Droht das Wagenburg-Modell?
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Von der Weltwirtschaft zur Weltkultur scheint es nur ein kleiner Schritt zu sein. Wie steht es um das Miteinander, Nebeneinander und Gegeneinander der verschiedenen Kulturgemeinschaften? Darüber diskutierten Rainer Bauböck, Migrationsforscher am Institut für Höhere Studien in Wien; Hans Christoph (...)
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Zur Philosophie in Afrika und ihrer Relevanz für eine verkappte Diskussion: Multikulturalität. — Vermischte Bemerkungen über einen verleugneten Diskurs. Die europäische Philosophietheorie, Ethnologie und Afrikanistik verharrt bis heute in der diffamierenden Ignoranz zur Philosophie in Afrika. Aus (...)
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Der Hamburger Mäzen Jan Philipp Reemtsma hat die Unternehmen, die vom KZ Neuengamme, südöstlich von Hamburg, profitierten, angesprochen und um die Unterstützung bei der Neugestaltung der Gedenkstätte auf dem ehemaligen KZ-Gelände gebeten. Die Antworten der Herren aus Industrie und Politik wurden in (...)
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Anläßlich des Anschlusses von Deutschland Ost an Deutschland West nach Artikel 23 des bundesdeutschen Grundgesetzes fand Ende September in Frankfurt ein Frauenforum für eine neue Verfassung statt. Die Entweihung der mit lila Blumen geschmückten Paulskirche durch Professorinnen im kleinen Schwarzen (...)
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Ein Volksbegehren hat der Wohnungsnot den Kampf angesagt. Wohnungsuchende wissen ihr Leid zu klagen. Freie, preisgünstige Wohnungen sind praktisch nicht mehr zu bekommen. Vor allem Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen können sich Wohnen nicht mehr leisten. Die neue Wohnungsnot hat (...)
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Am Freitag, dem 28. September 1990, war es soweit. Das Wiener Autonomen-Beisl, das „Rotstilzchen“, wurde gerichtlich geräumt. An die 100 SympathisantInnen waren gekommen, um hinter von der Polizei bereitgestellten Barrikaden bei Brötchen und Kuchen das Schauspiel zu verfolgen. Bei dröhnender (...)
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Am 6. November findet in Innsbruck der Prozeß gegen jene Frauen statt, die gegen die zwangsweise Einweisung einer Frau in die Psychiatrie protestierten. Am Abend des 4. September 1989 wurde in Innsbruck eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie, unter Anwendung von brutaler Gewalt von Seiten des (...)
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Im Februar nächsten Jahres plant die „Arbeitsgemeinschaft für das freie Nicaragua“ eine Informationsreise für Frauen nach Nicaragua. Auf dem Programm stehen Besuche von Frauenprojekten in dem nachrevolutionären Land und Gespräche mit politisch aktiven Frauen. Den Teilnehmerinnen soll ein Einblick in (...)
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Vierzehn Tage lang hielten österreichische Behinderte zu Herbstbeginn dieses Jahres vor dem Stephansdom in Wien eine Mahnwache ab. Veranstaltet wurde diese Aktion vom „Forum der Krüppel- und Behinderten-Initiativen“. Grund für die Mahnung, die im Wahlkampf an die Politiker gerichtet war, war (...)
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Eines Montags fanden sich die 16 Mitarbeiterinnen des „Instituts für sozioökonomische Entwicklungsforschung“ der österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgesperrt. Über das Wochenende wurden die Schlösser ausgetauscht. An der Türe hing ein Zettel mit dem lapidaren Vermerk: „Bis auf weiteres (...)
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Dem nordpolaren Meer vor dem einzigen eisfreien russischen Hafen, Murmansk, droht der ökologische Kollaps. Abfall, Chemie und „Bio-Dreck“. Kaum daß die Regierungschefs und Umweltminister der Ostseeanrainer, Norwegens und der Tschechoslowakei sich Anfang September im schwedischen Ronneby endlich (...)
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Polen liegt jenseits der neuen Grenze, mit deren Errichtung sich das westliche Wohlstandseuropa gegen das Elend im Osten abzuschirmen versucht. Aus Wroclaw erreichte die MONATSZEITUNG dazu der folgende Kurzkommentar. Europa, das wir doch so herbeisehnen, will uns nicht, verdammt noch mal! Für (...)
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Die Kassen der Versicherungen sind leer. Seit Jahrzehnten haben sich verschiedene Regierungen ihrer bedient. Nun droht Griechenland der soziale Kollaps. Der Wirtschaftsminister litt schon seit langem unter einem schweren Ohrenleiden. Bevor sich aber Georgios Souflias Ende September zum (...)
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Tomás Borge, einzig überlebendes Gründungsmitglied der sandinistischen Befreiungsfront, war zehn Jahre Innenminister in Nicaragua. Er kam in die Bundesrepublik, um auf der Frankfurter Buchmesse sein jüngst erschienenes Buch „Die rastlose Geduld“ vorzustellen. MONATSZEITUNG-Mitarbeiter Albert Sterr (...)
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Der nationale Konflikt zwischen Serben und Kroaten in den gemischtsprachigen Gebieten Kroatiens ist ein weiteres Hindernis für die politische und wirtschaftliche Konsolidierung Jugoslawiens. Die serbische Enklave Knin liegt rund 70 Kilometer von Sibenik an der dalmatinischen Küste im (...)
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Der peruanische Präsident Fujimori beharrt auf seiner wirtschaftlichen Schocktherapie und schlägt Verhandlungsangebote der Guerilla aus. Präsident Fujimori hat die Hoffnungen auf einen Dialog mit der Guerilla zunichte gemacht. Ende September hatten Angehörige der zweitgrößten peruanischen (...)
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Ein Gespräch mit HausbesetzerInnen aus Ostberlin. Utopie bedeutet wörtlich: Nicht-Ort. Also ein Ort, den es noch nicht gibt, den man sich aber in der Zukunft wünscht. In klassischer politischer Manier wird dann eine Strategie erarbeitet, ein Weg, der zum ausgedachten Ziel einer befreiten (...)
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Noch einmal, wahrscheinlich zum letzten Mal, standen die ostdeutschen Verlage auf der Frankfurter Buchmesse in einem eigenen Eck, hinter Italien, Afrika, der Karibik und Hongkong. Jetzt, im vereinten Deutschland, haben auch sie sich der bundesdeutschen Realität anzupassen. Neben anderen, nicht (...)
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Die besondere Form des üblen Gewissens, welche sich in der Art der Beredsamkeit, zu der sich jene Seichtigkeit aufspreizt, kundtut, kann hierbei bemerklich gemacht werden; und zwar zunächst, daß sie da, wo sie am geistlosesten ist, am meistem vom Geiste spricht, wo sie am totesten und ledernsten (...)
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Der Gedanke, sich zu erheben, mehr zu scheinen als zu sein, ist sein uneingelöster Wunschtraum. Sich diesem Traum anzunähern, ist sein begehrtes Ziel. Intellektuell, ‚visionär‘ zu schweben, sich als Maß aller Dinge jenseits der geschlossenen ‚Räume‘, ‚Orte‘, ‚Kulturen‘ zu (...)
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Wer jetzt nicht kurz und ganzdeutsch sagt: all janz für Deutschland. Alle voll für Deutschland. Heilige Allianzmutter Gottes, Dein Reichtum komme. Wer jetzt nicht für die sozialökologieschhumanmarktstraßenplätzewirtschaftswahrendnetzsicherfreiheitlichfreiheitlichfreiheitlichdemologischgrundordnendmenschen
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Tausende WienerInnen drängten sich am Abend des 2. November 1905 vor den Sophiensälen im 3. Bezirk, wo die Sozialdemokratische Partei eine Versammlung für das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht abhielt. Sie fanden keinen Einlaß in den überfüllten Saal. Die Kundgebung, die die (...)
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Prefab Sprout/Jordan: The Return/Cbs Es gibt Süßigkeiten, die einem nicht den Magen verderben (können), besonders wenn sie für die Ohren bestimmt sind. Sweet, aber kühl und frisch wie diese mit Pfefferminze gefüllten hauchdünnen Zartbitterstückchen nehmen sich die 19 (!) neuesten Kompositionen von (...)
Stimmen Fischen — eine Schlacht der Bilder und Worte
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Die Form würde nicht immer irgendwie Inhalt (mit)bestimmen, glauben einige, doch Geldaufwand allein genügt nicht, um Stil zu zeigen (wenn man eben keinen hat). Die im Wahlkampf involvierten Parteien haben jedenfalls die Plakatästhetik, die sie und auch ihre Handlanger verdienen. Abgesehen von den (...)
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Michael John/Albert Lichtblau: Schmelztiegel Wien einst und jetzt Zur Geschichte und Gegenwart von Zuwanderung und Minderheiten, Böhlau, Wien 1990 Die Herausgeber/Autoren gehen es ganz, ganz sachte an: Der erste Abschnitt dieses unglaublich umfassenden Buches zählt zuerst einmal die in Wien (...)
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Betr.: MONATSZEITUNG, Mai 1990 „FKK-Bad und Zwangstätowierung“ Erstes Halbjahr 1990: Pseudolinke Gegner der Meinungsfreiheit veranstalten regelrechte Pogrome gegen die Vorträge „Die kubanische Lösung der AIDS-Frage“ und „Gleichheit statt Feminismus“ der „Initiative Neue Linke“ an der Universität (...)
