

Vielleicht kommt es auch dazu, und es greift einmal jemand nach diesem Mann und stellt ihn mitten in einen Wiener Roman, und rollt sein Leben auf und enthüllt sein Schicksal. Aber das müßte dann freilich einer tun, dem nicht Haß, noch Bewunderung den Blick umschleiert; es müßte jemand sein, der die (...)
Stammlager VIII-A, 1940. Görlitz-Moys nannte man den Ort damals, heute Zgorzelec, ein Teil Polens. In diesem Kriegsgefangenenlager war Olivier Messiaen inhaftiert. Es war eine entsetzlich grauenvolle Zeit, doch er würde auch wunderbare Erinnerungen mit ihr verknüpfen. Brüll, ein Wärter in dem (...)
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust!
Else Lasker-Schülers in den Jahren 1940 bis ’41 im Jerusalemer Exil entstandenes letztes Bühnenwerk IchundIch fand bisher vergleichsweise wenig Beachtung. Überraschen kann das nicht, war das Werk doch lange Zeit unter Verschluss. Zwar organisierte Else Lasker-Schüler zwei Lesungen ihrer (...)
Warum die kürzlich beschlossene Umbenennung des Karl-Lueger-Ringes Not tat und die meisten Gegenargumente vorgeschoben oder falsch waren Nicht Wien. Nicht wieder der Ring. Nehmen wir – St. Wolfgang: Rössl, Wolfgangsee. Am 12. August 1942 nahm sich dort der Gemeindearzt Dr. Rais ungeachtet seiner (...)
Es gab ein jüdisches Wien, gewachsen in den Jahren der liberalen Blüte nach 1867. Die Juden der Stadt nutzten die durch die Emanzipation erworbenen Rechte und Freiheiten, bildeten sich und machten sich unternehmerisch selbstständig oder gingen in die freien Berufe. Eine Rolle, in die sie nicht (...)
Georg Chaimowicz wurde 1929 in Wien als jüngster Sohn des Industriellen Heinrich Chaimowicz und seiner Frau Erna geboren. Die ersten Jahre wohnte die Familie in der Jaurèsgasse (ab 1934 Lustig-Prean-Gasse nach Heimwehroffizier Heinrich Lustig-Prean und ab 1938 Richthofen-Gasse nach Heinrich von (...)
„Hofer essaye de rallier les électeurs du centre“
Alexander Emanuely, Obmann der LICRA — Österreich, nimmt im Interview mit France 24 zum Wahlerfolg des Kandidaten der FPÖ bei den Wahlen zum österreichischen Bundespräsidenten Stellung.
Die LICRA wurde 1927 als eine der ersten modernen Nichtregierungsorganisationen gegründet und hält heute Beobachterstatus bei der UNO und der OSZE. Sie setzt sich gegen alle Formen der Diskriminierung, Menschenverachtung sowie gegen Politiken und Ideologien der Ungleichheit ein. Heute zählt sie (...)
SMASHED TO PIECES (IN THE STILL OF THE NIGHT)
Der Schriftzug SMASHED TO PIECES (IN THE STILL OF THE NIGHT) ist zunächst nüchterne Beschreibung eines Vorgangs. Die beiden Fragen, die sich zuerst aufdrängen, sind die nach Subjekt und Objekt des ersten Teils des Satzes. In der ersten Installation der Arbeit in der Jubiläumsausstellung zum (...)
Replik auf Martin Krenns Denkmalsturz unvollendet im Standard vom 27.8.2020: https://www.derstandard.at/story/2000119599321/denkmalsturz-unvollendet Der Entwurf Klemens Wihlidals, der bei dem vor zehn Jahren von der Universität für Angewandte Kunst ausgeschriebenen Wettbewerb zur Umgestaltung (...)
Das Karl-Lueger-Ehrenmal und der Dr.-Karl-Lueger-Platz ehren einen der prononciertesten Antisemiten des 19. Jahrhunderts. Diese Ehrung ist selbst antisemitisch und verfälscht Geschichte. Wir fordern daher eine Veränderung an Platz und Ehrenmal die unmissverständlich jede Ehrung Luegers (...)
Wir sollten Lueger nicht auf seinem Sockel stehen lassen Geschichte. Ein Denkmal über alle Zeiten für vollkommen unantastbar zu erklären negiert Geschichte und sich wandelnde Einschätzungen. Heißt, so ein häufiger Einwand, die Entfernung Luegers von seinem Podest auf dem Wiener Stubentor (...)
Derzeit läuft – etwa in Medienstatements und bei einem Diskussionsabend im Rathaus – eine Debatte zum Umgang mit dem christlich-sozialen Wiener Bürgermeister 1897-1910: mit Karl Lueger, zumal mit seinem Denkmal, vor allem mit seiner hoch thronenden Bronzestatue auf dem nach ihm benannten Platz im (...)
Im Dezember 1949 entdeckten Kanalarbeiter in Düren, am Nordrand der Eifel zwischen Köln und Aachen gelegen, die Umrisse einer Gestalt, die im schmutzigen Wasser trieb. Sie zogen den vermeintlichen Körper ans Ufer und entdeckten zu ihrer Erleichterung, dass es sich um keinen Toten, sondern um eine (...)
Marmor. Bronze. Verantwortung.
Die LICRA richtet am 7. November 2021 ein Kolloquium am mumok aus, das sich mit der Geschichte und möglichen Zukünften des Lueger-Ehrenmals und des Lueger-Platzes auseinandersetzt.
Ein Gespräch über das Lueger-Ehrenmal in Wien
Diese Korrespondenz entwickelte sich von März bis Juli 2021 per E-Mail und ist ursprünglich für die kritischen berichte des Ulmer Vereins entstanden (49. Jg., Heft 3/2021, S. 151-163, Inhaltsverzeichnis abrufbar auf den Seiten der UB Heidelberg). Christian Fuhrmeister (CF), 1.3.2021 Der Politiker (...)
Ein Denkmalsturz in Wien käme einem Moment der Katharsis gleich: Was gegen die Ästhetisierung des Erinnerns spricht oder warum auch Denkmäler zur Disposition stehen Die Statue von Karl Lueger auf dem Wiener Dr.-Karl-Lueger-Platz sendet eine Botschaft aus, die aufgeklärtes Geschichtsbewusstsein so (...)
Als überzeugter Schönerianer brauchte der junge H. einige Zeit, bis er Schönerers Intimfeind, den Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger, und dessen Christlichsoziale Partei schätzen lernte: Als ich nach Wien kam, stand ich beiden feindselig gegenüber Der Mann und die Bewegung galten in meinen Augen (...)
Luegers antisemitischer Terrorismus
In den 1880er und 1890er-Jahren erfuhren in ganz Europa antisemitische Parteien und Gruppierungen einen Aufschwung, wurden rassistische Theorien und Verschwörungsmythen konstruiert, kam es zu einem teils staatlich tolerierten antisemitischen Terror. Im Zarenreich kam es, ausgelöst durch (...)
2020 war das Jahr der attackierten Statuen. Im Zuge eines neuen identitätspolitischen Antirassismus entdeckten Aktivisten die Schattenseiten der Heroen auf den Sockeln westlicher Städte. Das führte zu Szenen, wie sie der zeitgeschichtlichen Erinnerung aus Osteuropa nach dem Untergang der (...)
Die erste Lüge, die ich in Österreich lernte, war konstitutiver Natur: Österreich sei das erste Opfer der Nationalsozialisten gewesen – und Egon Friedell habe auch wirklich nur Passanten zur Seite treten lassen wollen ... Zwar versicherte man mir, dass sich heutzutage niemand vernünftiges zu solch (...)