

Gottesstaat Iran? Schah Reza Pahlewi besitzt keinerlei Rückhalt mehr im Volk. Das haben die Massendemonstrationen am Aschuratag (11. Dezember 1978), dem Märtyrer-Prozessionstag des schiitischen Islams, aller Welt deutlich vor Augen geführt. Das Regime stützt sich nur mehr auf die von den USA mit (...)

Orwells Jahr 1984 beschert Albanien, dem ersten deklariert atheistischen Staat der Welt, einem Land, in dem Nietzsches „Neuer Mensch“ mithilfe streng stalinscher Methoden hätte blutvolle Realität werden sollen, einen kleinen Hoffnungsschimmer humane Schwäche: der zitternd verehrte Parteichef Enver (...)

Sozialistische Volksrepublik Albanien
Präambel Das albanische Volk hat gefunden und findet eine immerwährende Erleuchtung in der großen Doktrin des Marxismus-Leninismus, unter deren Banner es, geschart um die Partei der Arbeit und unter ihrer Führung, den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft vorantreibt, um hernach schrittweise in (...)

Orwell or not well

Richard Sennett: Verfall und Ende des öffenlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. S. Fischer, Frankfurt am Main, 1983, 405 Seiten. — Illustration: Peter Fleischhacker. „Wie bös diese Zeiten waren! Welches niemals aussetzende Bewußtsein der Feindschaft von Mensch zu Mensch, welche Gefeitheit (...)

In der Wolga versenken
Am 8. Juni wurde in Wolgograd, dem früheren Stalingrad, ein Denkmal für die Opfer der Schlacht von 1943 eingeweiht. Friedrun Huemer, Wiener Landtagsabgeordnete der Grünen und Vorstandsmitglied von SOS-Mitmensch, versuchte drei Jahre lang, das „Versöhnungsdenkmal“ (Junge Freiheit) zu verhindern. (...)

Der „Abwehrkampf gegen die Erinnerung“ ist – obwohl das der Titel vielleicht nahelegt – kein Kärntner Spezifikum. Die Mechanismen des Vergessens, des Umdeutens der Geschichte, der Selbstrechtfertigung sind weder individuelle Erscheinungen noch auf bestimmte Regionen oder Gruppen begrenzt. Nach (...)

Eine Studie von Christian Stifter beschäftigt sich mit der geheimen Remilitarisierung und ihren Implikationen für den Abschluß des Staatsvertrags. Eine Empfehlung. Für die österreichischen Politiker war nach Ende des Zweiten Weltkriegs schnell klar, auf welcher Seite des sich anbahnenden (...)

Am 1. November 1998 trafen sich wiederum ehemalige Waffen-SSler am Salzburger Friedhof. Wie schon seit drei Jahren, gab es auch heuer wieder eine Demonstration gegen diese Veranstaltung. StudentInnen des Mozarteums trugen weiße Rosen, VertreterInnen der SJ die verschiedenfarbigen KZ-Abzeichen (...)

Die postfaschistische Demokratie baut auf dem Sozialpakt, den der Nationalsozialismus gewaltsam durchgesetzt hat auf und steht so in direkter Kontinuität zu diesem. Sie ist, ’strukturell gesehen, Realisierung des gleichen faschistischen Staatskonzeptes’, kehrt ’phänomenal betrachtet aber die ganz (...)

Germans down, Germans up
Er war an sich der Berufenste, Deutschland wiedergutzumachen. Als vor drei Jahren die Diskussion um Daniel J. Goldhagens Buch über Hitlers willige Vollstrecker begonnen hatte, wer hätte da gedacht, daß es zur Legitimation von Deutschlands erstem großen Kriegseinsatz nach 1945 dienen könnte? Nun (...)

Während Ostern seit je Wagners Parsifal gegeben wird, bringt das österreichische Fernsehen nun zusätzlich am Karfreitag Schindlers Liste. Erlöst der „reine Tor“ auf der Bühne durch bloße Keuschheit die Gralsritter von der „ewigen Jüdin“ Kundry und rettet den heiligen Gral, so zeigt der reine Unternehmer (...)

1959 — Revolution in Kuba (Teil II)
Zweiteilige Sendereihe mit Augenzeugenberichten über die Kubanische Revolution, deren Auslöser und Erfolge. Teil 2: Der kubanische Rassismus und die Errungenschaften der Revolution.

Österreich ist die besondere Aufgabe, die dem deutschen Geist in Europa gestellt wurde. Es ist das vom Geschick zugewiesene Feld eines rein geistigen Imperialismus. Hugo v. Hofmannsthal, Wir Österreicher und Deutschland (1915) (Hofmannsthal 1979a: 393f.) G’freit hab i mi scho ... an den Tag, wo (...)

Von Deutschen für Deutsche
In Südbayern kann man besichtigen, was herauskommt, wenn sich um Deutschland besorgte Historiker mit dem Nationalsozialismus beschäftigen. 25. April 1945: Knapp zwei Wochen vor der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands greifen britische Bomberverbände ein Gebiet in Südbayern an. Wenngleich es (...)

Kritik der reinen Projektion
Überarbeitete Fassung des zweiten Teils eines Vortrags, der im Februar in Hamburg als Veranstaltung der Jugoslawien-Filmgruppe gehalten wurde. Die ganze Entwicklung in Jugoslawien vom Anfang der neunziger Jahre bis zum Kosovo-Krieg läßt sich — wie in den Arbeiten von Jürgen Elsässer und Matthias (...)

Vom 13. bis 21 Juni 2000 hielten Stephan Grigat und Florian Markl Vorträge in Berlin, Bochum, Wuppertal, Heidelberg, Siegen und Stuttgart, um die gegenwärtige politische Situation in Österreich und die Gesellschaft, die sie ermöglicht, zu erklären. Solcher Erklärungsbedarf besteht nicht nur bei (...)

Vom 13. bis 21. Juni 2000 hielten Stephan Grigat und Florian Markl Vorträge in Berlin, Bochum, Wuppertal, Heidelberg, Siegen und Stuttgart, um die gegenwärtige politische Situation in Österreich und die Gesellschaft, die sie ermöglicht, zu erklären. In diesem zweiten Teil der Sendung hören Sie (...)

Die Rückblicker auf den „Putschversuch“ 1950, ob aus dem bürgerlichen Lager oder von der KPÖ, gehen von einem falschen Gegensatz aus. Entweder sei es bloß um den Lohn gegangen, wie die KPÖ und an den Fakten orientierte Historiker berichten – … Die KPÖ plakatierte eine „Erklärung von Nationalrat Fritz (...)

Jüdische Geschichte nach der Massenvernichtung
Siebenundsechzig Jahre nach dem Erscheinen von Hans Tietzes Buch Die Juden Wiens bringt der Philo-Verlag erstmals nach der Schoa eine auf sechs Bände angelegte Geschichte der Jüdinnen und Juden Wiens heraus. Zwar sind in den vergangenen Jahren immer wieder interessante und wichtige (...)

Der alte Mann läuft aufgebracht die Wendeltreppe des Semperdepots hinunter. „So ein Blödsinn, so ein Blödsinn, was die zeigen“, ruft er uns zu. - Ein Rundgang in der neuen Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944“. Liegen Wendeltreppe, Kassa und (...)

Die zwei Wehrmachtsausstellungen des Hamburger Instituts für Sozialforschung dokumentieren im Abstand von 6 Jahren dasselbe Thema: die aktive Rolle der Wehrmacht beim Holocaust. Der ersten Ausstellung war es gelungen, die Legende von der sauberen Wehrmacht zu zerstören, die seit 1945 von (...)

40 Jahre nach dem Unabhängigkeitskrieg trat in Israel eine Generation „neuer Historiker“ auf, die in den arabischen Ländern und von links- und rechtsextremen „Antizionisten“ bejubelt werden. Es sind in der Regel nach 1948 geborene israelische Wissenschaftler, die sich in ihren Arbeiten auf die Jahre (...)

Paradoxe Biographien
KritikerInnen werden meinen, die Redaktion von Context XXI sei eigenartigst nostalgisch, da in jeder Nummer ein, zwei Beiträge vorzufinden sind, die inhaltlich die 30er Jahre behandeln. Das Bedürfnis über diese Zeit zu reflektieren, kommt jedoch daher, dass die 30er Jahre das Jahrzehnt vor der (...)

Prof. Benni Morris, den ich im Mai am Rande einer Konferenz in Berlin getroffen habe, wurde als einer der ersten „postzionistischen“ oder „neuen Historiker“ auch über die Grenzen Israels hinaus bekannt. Diese Generation von sich selbst als parteiisch begreifenden WissenschafterInnen hatte es sich (...)

Mitleid für Hitler
Mit den Farcen von George Tabori verhält es sich wie mit der Dreigroschenoper von Brecht und Weill. Ihr Erfolg beim Publikum überwältigt sie – für jede ihrer Inszenierungen aber ist entscheidend, was sie der Überwältigung entgegensetzen kann. Der Ort, den sich die jüngste Aufführung von Taboris Mein (...)

Ein neues Buch über die Juden des Chasaren-Reiches gibt den aktuellen Stand der Forschung über die Anfänge des osteuropäischen Judentums wieder. Das mittelalterliche Reich der Chasaren im Süden des heutigen Russland, der Ukraine und im Nordkaukasus, stellt einen der am meisten ignorierten Bereiche (...)

Wer am Pensionistenheim der Stadt Wien in der Seegasse 9 vorbeispaziert, muss sehr genau hinsehen, will er/sie einen Hinweis darauf finden, dass sich im Innenhof dieses Heimes, umgeben von den angrenzenden Häusern und von der Straße her uneinsehbar, der älteste noch existierende jüdische Friedhof (...)

Denn wie der Begriff, den sich die Mörder und Opfer von den Ereignissen gemacht haben, ihr Handeln beeinflusst hat, so ergeben sich ... unsere Reaktionen auf die uns umgebende Welt ganz unmittelbar aus dem Verständnis der Ereignisse und aus der Art und Weise, wie wir diese erinnern. „Letter to (...)

Th. W. Adorno: Aufarbeitung der Vergangenheit
Theodor W. Adorno über das Nachwirken des Nationalsozialismus in der Demokratie.

Th. W. Adorno: Aufarbeitung der Vergangenheit
Theodor W. Adorno über das Nachwirken des Nationalsozialismus in der Demokratie.

Redebeitrag für die Gedenkveranstaltung zum Novemberpogrom
Am 9. November 1938 wurden in einer konzertierten Aktion im gesamten Deutschen Reich die Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, Juden und Jüdinnen misshandelt, verhaftet und ermordet. Die von den Nazis geplante politische Inszenierung wurde von weiten Teilen der (...)

Im Westen nichts Neues? – Der Osten ruft!
Osteuropa, so stellt Larry Wolff in der „Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens“ lapidar fest, sei eine „Erfindung“ der WesteuropäerInnen. Der Historiker schreibt: „Paradoxerweise bedient man sich bei der Erfindung Osteuropas der materiellen Wirklichkeit – Länder und Flüsse, Dörfer und Städte, (...)

Zwischen Irak-Krieg und Osterweiterung haben die europäischen Ideologieschmieden alle Hände voll zu tun. Vor allem Rechtsextreme arbeiten an der Identität Kontinentaleuropas, das sich gegen die USA zur Weltmacht aufschwingt. Der ehemalige Nationalsozialist und spätere FPÖ-Nationalrat Otto Scrinzi (...)

Wie um zu zeigen, die VertreterInnen der Sudetendeutschen Landsmannschaft Österreichs (SLÖ) seien alles andere als Ewiggestrige, die die Sprache der Jugend nicht sprächen, ließen diese Ende 2003 mit folgender Presseaussendung aufhorchen: "Nach JA der Tschechen zur EU - An alle Bürger der EU. (...)

„Brecht mit eurem Vater“
Es ist eine Hommage an einen der außergewöhnlichsten Nachkommen eines deutschen NS-Verbrechers: Hinter dem realen Vorbild Konrad Sachs, eine der zentralen Figuren in Robert Schindels Roman Gebürtig, verbirgt sich niemand anderer als Niklas Frank, Sohn von Hans Frank, Generalgouverneur von Polen, (...)

Dem Diktum Max Horkheimers, wer vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen, ist wohl niemand so konsequent gefolgt wie die Österreicher. Sie haben lange Zeit weder von dem einen noch von dem anderen gesprochen. Während eine Auseinandersetzung mit dem (...)

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 1, Kapitel 1: Zur Sache selbst und Kapitel 2: Finsternis, Licht und das Recht auf Widerstand.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 2, Kapitel 3: Eva, Prometheus, Antigone — die Subversion der Antike.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 3, Kapitel 4: Logos uns Stasis. Die Dialektik der Polis.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 4, Kapitel 5: Isonomie, Naturrecht und die Frauen.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 5, Kapitel 6: Res publica als Klassenkonflikt.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Kapitel sieben: Zwei Schwerter und zwei Wahrheiten: Linien der Subversion im Hochmittelalter.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 7, Kapitel 8: Die „Dame Vernunft“ und ihre Agitatoren.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 8, Kapitel 9: Die Rebellion ist gerechtfertigt. Thomas Müntzer und die Rebellion der Bauern.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 9, Kapitel 10: Von der Utopie zum Königsmord.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 10, Kapitel 11: Die Subversion wird praktisch: Leveler und Digger in der englischen Revolution.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 11, Kapitel 12: Zwischen Renaissance und Aufklärung - Spinozas negative Politik und Vicos Wahrheitskritierium.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
m Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Kapitel dreizehn: Das Prinzip Öffentlichkeit und die Subversion der Bürger Sendungsgestaltung: Jens Kornacker u.a.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Kapitel vierzehn, Teil 13: 1789 - Die Revolution in der Revolution.

Subversive Theorie. Die Sache selbst und ihre Geschichte
Im Wintersemester 1989/90 hielt Johannes Agnoli seine Abschiedsvorlesung an der FU-Berlin. Teil 14, Kapitel 15: Subversion auf Deutsch.

Ein Dokument kann das Gedächtnis nicht verändern
Wir sind im Jahre 1986. Wir, drei Anthropologen, forschen in einem alevitischen Dorf der Provinz Elazig. Wir unterhalten uns mit einer Gruppe von jungen DorfbewohnerInnen. Die Spuren des Militärputsches vom 12. September sind immer noch frisch: Wer von den DorfbewohnerInnen wurde verhaftet, (...)

Bei der Konferenz „Braune Flecken sind kein Schicksal“ am 9. September 1995 in Wels diskutierten AntifaschistInnen aus Oberösterreich und anderen Bundesländern über ein brisantes Thema: Straßen und öffentliche Einrichtungen, die nach Würdenträgern oder Wegbereitern des Faschismus benannt sind. In der (...)

Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden betraf nicht nur Menschen aus anderen Städten und Ländern, wie man den Eindruck nach dem Lesen mancher Geschichtsbücher haben könnte, und sie geschah nicht nur weit weg, wie etwa im großen Vernichtungslager Auschwitz oder der weißrussischen Stadt (...)

Margarethe Brunner wurde 1880 in Weyer an der Enns geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Tamsweg im Lungau. Nach ihrer Heirat mit dem Arzt Dr. (von) Pausinger lebte sie in Lambach. Als Kunstmalerin verschrieb sie sich dem Naturalismus, absolvierte eine akademische Ausbildung und war vor (...)

Der Umgang mit der NS-Geschichte nach 1945 in Garsten
Die Nazis wurden noch im Mai 1945 zu verschiedenen Arbeiten herangezogen. Sie mussten Schützengräben zuschaufeln, die vom Volkssturm gegraben worden waren. Im KZ Mauthausen hatten sie die Toten zu begraben, die dort nach der Befreiung als Folge der unmenschlichen Behandlung starben. Die Frauen (...)

Was in Besuchern und Besucherinnen der Gedenkstätte den Eindruck relativer Authentizität hervorruft, hat mit dem Lager, das die KZ-Häftlinge kannten, nicht mehr allzu viel zu tun — die politische und biographische Perspektive verschiedener AkteurInnen, Sachzwänge und die allgemeine politische Lage (...)

In Oberösterreich zumindest ist der Name Franz Stelzhamer jedem Kind vertraut. Eines seiner Mundartgedichte dient seit 1952 als offizielle Landeshymne, „wia a Hünderl sein’ Herrn“ soll man, geht es nach dem Franz von Piesenham und den für diese Entscheidung verantwortlichen Landespolitikern, sein (...)

Vom „Lernen aus der Geschichte“ zur „Friedensmacht“ mit Ambitionen
Am 10. April 2006 veröffentlichte „Der Standard“ ein Interview mit Bundespräsident Heinz Fischer, welches den kritischen Köpfen der heimischen Gedenkkultur wohl ein anerkennendes Kopfnicken entlockte. Lange Jahre war die österreichische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus durch „kaltes und (...)

Wir dürfen nicht müde werden zu drängen, diese große breite Volksbewegung zur Vereinigung Europas zu schaffen, das mehr sein muß als ein Europa von Kommissionen, als ein Europa von Administrationen, als ein Europa von Regierenden oder von Staaten, das ein Europa der Völker werden muß. Herbert Wehner, (...)

Siegfrieds Nase
Statement anläßlich einer Podiumsdiskussion mit Bele Marx & Gilles Mussard, Rainer Fuchs, Herbert Posch, Gerhard Scheit, Katharina Wegan; Moderation: Florian Ruttner; 18.10.2006 im Hörsaal 33 der Universität Wien. Die sich über mehrere Dekaden hinziehende Kontroverse um das Gefallenendenkmal (...)

Redebeitrag von Café Critique zur Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht
Am heutigen 9. November findet in Wien eine Demonstration gegen Faschismus und Rassismus statt. Die zu dieser Demonstration aufrufenden Gruppen tun sich normalerweise dadurch hervor, dass sie bedingungslose Solidarität mit der Hamas, mit Mahmud Ahmadinedschad und anderen Israelfeinden und (...)

In einer Denkschrift des Berliner Auswärtigen Amts vom 3. Juli 1940 heißt es, die Juden, soweit man sie nach Madagaskar deportiert, sollen „als Faustpfand in deutscher Hand“ bleiben: „für ein zukünftiges Wohlverhalten ihrer Rassegenossen in Amerika“. – Am 28. Juli erklärt Hitler in Salzburg dem (...)

Tony Judt — ein europäischer Ideologe als sozialdemokratischer Vordenker zur Delegitimation Israels
Tony Judt hat einen über tausend Seiten starken Wälzer vorgelegt, die Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart. Der Zweite Weltkrieg ist ihm darin eine allgemeine „Katastrophe, in die Europa sich gestürzt hatte“ und die irgendwie allerlei Opfer produzierte. Wer will es da schon genauer wissen, (...)

Postnazistische Anstalt
In memoriam Paul Stefanek I Das Institut für Theaterwissenschaft in Wien, wie ich es Ende der siebziger Jahre kennenlernte, erfüllte nicht nur allgemein die Kriterien einer postnazistischen Anstalt. Der familiäre Charakter, der hier den Ton angab; die unabwendbare Nähe und Vertrautheit im Umgang, (...)

Der Siegfriedskopf im Arkadenhof
Im Sommer 2006, ohne dass die Feierlichkeit an die große Glocke gehängt worden wäre (wohl aus Angst vor Auseinandersetzungen, wie noch zu erläutern sein wird), wurde ein Symbol des Rechtsextremismus an der Universität Wien, der Siegfriedskopf, aus der Aula in den neugestalteten Arkadenhof verlegt (...)

Das Subjekt des Erinnerns war ursprünglich ein Antifaschist, ein später Anhänger der Volksfront-Idee. (Aus: Das Subjekt des Erinnerns? Hg. von Helene Belndorfer u.a. Klagenfurt: Drava 2011) So wird es noch einmal beschworen vom Hrdlicka-Denkmal, dem „Denkmal gegen Krieg und Faschismus“ von Alfred (...)

Ein „Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht“ – mit Mephistopheles sind Schuberth und seine Diplomarbeit verwandt. Das ist dem Thema und der Weltgegend, wo sie es behandeln, auch durchaus angemessen. Und dass der Text mittlerweile (...)

The ‚changes‘ in Eastern Europe took place on the 200th anniversary of the French revolution. It seemed to many that it might be a second coming: a new revolution about, and for, human rights. At the bicentennial, the consecrated and anointed masterpiece of popular historiography (...)

Wer glaubt noch daran, dass ein Temperaturanstieg auf der Erde um zwei Grad unterschritten werden kann? Dass dies höchst unwahrscheinlich ist, lässt darauf schließen, dass die nächsten Jahrzehnte nicht nur wärmer werden, sondern für viele Millionen Menschen die Lebensbedingungen unerträglich werden. (...)

Unter Geschichte versteht man im Allgemeinen diejenigen Aspekte der Vergangenheit, derer Menschen gedenken und die sie deuten, um sich über den Charakter zeitlichen Wandels und dessen Auswirkungen auf die eigene Gegenwart und Zukunft zu orientieren.[1]
Im engeren Sinne ist Geschichte die Entwicklung der Menschheit, weshalb auch von Menschheitsgeschichte gesprochen wird (im Unterschied etwa zur Naturgeschichte). In diesem Zusammenhang wird Geschichte gelegentlich synonym mit Vergangenheit gebraucht. Daneben bedeutet Geschichte als Historie aber auch die Betrachtung der Vergangenheit im Gedenken, im Erzählen und in der Geschichtsschreibung. Forscher, die sich der Geschichtswissenschaft widmen, nennt man Historiker.
Schließlich bezeichnet man mit Geschichte auch das Schulfach Geschichte, das über den Ablauf der Vergangenheit informiert und einen Überblick über Ereignisse der Welt-, Landes-, Regional-, Personen-, Politik-, Religions- und Kulturgeschichte gibt.
Bedeutungsspektrum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wenn man Geschichte als Vergangenheit betrachtet, lassen sich folgende Bereiche unterscheiden:
- Die Geschichte des Universums bzw. der Natur: Sie wird speziell von Astronomen, Astrophysikern, Geologen, Biologen und anderen Naturwissenschaftlern betrachtet (Urknall, Kosmologie, Erdgeschichte, Naturgeschichte). Darin eingeschlossen ist auch die Entstehung des Homo sapiens.
- Die Geschichte des Menschen: Damit setzt eine Entwicklung ein, die kulturelle Faktoren beinhaltet. Der Mensch veränderte von jeher seine Umwelt, um sie seinen Bedürfnissen anzupassen. Diese Art Geschichte ist Gegenstand von Archäologie, Ethnologie und Sozialgeografie. Zeiträume, aus denen keine Schriftquellen vorliegen, werden als Urgeschichte, Perioden mit nur sehr wenigen (meist nicht einheimischen) Schriftquellen als Frühgeschichte bezeichnet.
- Die Geschichte des Menschen seit der Erfindung der Schrift (im 4. Jahrtausend v. Chr.), also jenseits rein mündlicher Überlieferung (die neuerdings in Form der Oral History auch für wissenschaftliche Forschungen eine Rolle spielt).
Geschichte in diesem dritten, auf Schriftlichkeit beruhenden Bereich bildet das Hauptarbeitsfeld der Geschichtswissenschaft mit ihren spezifischen Methoden. Denn erst mittels Schriftzeugnissen wird es möglich, menschliches Tun und Erleben zu dokumentieren, als Teil der Menschheitsgeschichte dauerhaft festzuhalten und sich diese in der jeweiligen Gegenwart wieder anzueignen. Im Mittelpunkt der Beschäftigung mit Geschichte, der Erkundung (griechisch: Historie) der Vergangenheit, stehen dabei die Quellen, d. h. zeitnahe schriftliche Aufzeichnungen und Dokumente.
Dabei ist zu unterscheiden zwischen Geschichte als Geschehen und dem Geschichtsbewusstsein, dem Bild des Gewesenen, das sich einerseits im Selbstverständnis der historischen Personen widerspiegelt, andererseits sich bei der Erforschung und Darstellung aufgrund der vorhandenen Überlieferungen für den Betrachter ergibt, der das Geschehen zu erfassen versucht (vgl. Geschichtsschreibung und Geschichte der Geschichtsschreibung). Diese nachträgliche Geschichtserkenntnis gründet sich auf Überreste und Tradition. Solche Erkenntnis ist allerdings nie völlig objektiv, sondern abhängig von der historischen Situation, der Perspektive des Betrachters und den verfügbaren Quellen. In manchen Fällen wird vorgeschlagen, die Darstellung der Ergebnisse und Zusammenhänge als eine künstlerische Tätigkeit zu betrachten. Eine bestimmte Perspektive gegen andere Perspektiven durchzusetzen (aber auch der Versuch, Multiperspektivität zu ermöglichen) ist Sache der Geschichtspolitik.
Dagegen hat sich Geschichtsdidaktik die Aufgabe gestellt, den Zugang zu den wichtigsten Bereichen von Geschichte zu erleichtern und ein mehrdimensionales Geschichtsbewusstsein zu ermöglichen. Der Geschichtsunterricht ist der Versuch der praktischen Umsetzung von Geschichtsdidaktik. Im Idealfall sollen inhaltlich nicht nur die bisherigen Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft, sondern zumindest in Ansätzen auch historisch-kritische Methodenkenntnisse vermittelt werden – dies umso mehr, als das in der Schule vermittelte Geschichtswissen an sich stets nur eine Rekonstruktion ist, die keinen Wahrheitsanspruch erheben kann.
Funktionen und Betrachtungsweisen von Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ebenso lange, wie es Geschichtsschreibung gibt, stellt sich die Frage: Wozu Geschichte? Neben der Bewahrung von Traditionen aller Art, der vielleicht ursprünglichsten Funktion des Erzählens bzw. Aufschreibens von Geschichte, kann Geschichte auch identitätsstiftende Wirkung entfalten, etwa bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage, „woher wir kommen und wohin wir gehen.“[2] Bereits in der Antike gab Cicero eine später häufig zitierte, aber auch skeptisch betrachtete umfassende Funktionsbestimmung der Geschichte als „Lehrmeisterin des Lebens“ (Historia magistra vitae).[3]
Der im Historismus etwa durch Leopold von Ranke erhobene Objektivitätsanspruch, zu zeigen, „wie es eigentlich gewesen“ sei, ist im Hinblick auf die Zeitgebundenheit und Individualität jeglichen Rückblicks in die Vergangenheit als nicht einlösbar anzusehen. Der Annales-Historiker Fernand Braudel beschrieb Grenzen der Objektivität, denen alle unterliegen, die Geschichte darstellen, einmal so: „In der Tat tritt der Historiker niemals aus der Dimension der geschichtlichen Zeit heraus; die Zeit klebt an seinem Denken wie die Erde am Spaten des Gärtners. Trotzdem träumt er davon, sich ihr zu entziehen.“[4] Gordon A. Craig äußerte 1981 in einem Vortrag:
„Denn Geschichte ist nicht ‚exakte Wissenschaft‘ – sie ist eine humanistische Disziplin. Ihr Hauptgegenstand sind Menschen, und Geschichte ist, wie Thukydides vor langer Zeit sagte, das Studium nicht von Umständen, sondern von Menschen in Umständen. Wer das vergißt, weil er in sein eigenes spezielles Interessengebiet verliebt ist oder fasziniert von den modellbildenden Aktivitäten und Idealtypen der Behaviouristen, kann nur als einfältig bezeichnet werden.“[5]
Der Historiker Rolf Schörken stellte vier Hauptfunktionen der Geschichte heraus:
- Sie ist unterhaltsam und entlastet von den Mühen des Alltags, dem eine leuchtende Vergangenheit gegenübergestellt wird.
- Sie vermittelt Prestige, wenn man etwa auf den Besitz sehr alter Gegenstände oder auf einen weit zurückreichenden Stammbaum seiner Familie verweisen kann.
- Sie stabilisiert Gemeinschaften und wirkt so identitätsstiftend, etwa durch den Rückblick auf eine gemeinsam erlebte Vergangenheit.
- Sie liefert einen reichen Vorrat an Exempla und Argumenten und wirkt so legitimierend.[6]
Wissenschaftliche Annäherungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte kann als Resultat wissenschaftlicher Forschung gesehen werden. Der Historiker soll dem Leser auf eine nachvollziehbare, annähernd objektive und überzeugende Weise den Gang der Ereignisse sowie deren Ursachen und Wirkungen, ein alltagsweltliches Geschichtsbewusstsein präsentieren. Die Geschichtsphilosophie versucht, den Gang der Handlungen in einen übergeordneten Zusammenhang, ein Geschichtsbild, zu bringen. Wesentliche Ordnungskriterien- und Hilfsmittel dabei sind Chronologie und Periodisierung.
Geschichte als quellenabhängige Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Geschichtswissenschaft diskutiert auch die Frage, wie weit das von ihr entworfene Bild von der Vergangenheit überhaupt in der Lage ist, die tatsächliche Vergangenheit abzubilden.[7] Das bezieht sich nicht allein auf die Unmöglichkeit, historische Situationen und Prozesse in ihrer Gesamtheit oder Totalität abzubilden, sondern hängt auch mit Zweifeln in ihre Quellen (ganz abgesehen von den Fälschungen) zusammen. Während man im 19. Jahrhundert bemüht war, gegensätzliche Aussagen aus verschiedenen Quellen weitestgehend zu harmonisieren, findet man sich heute eher damit ab, dass der vergangene Sachverhalt bis zum Fund neuer Quellen unrekonstruierbar verschwunden ist. Bekanntes Beispiel für diesen Wandel ist die Darstellung der Krönung Karls des Großen in Rom zum Kaiser, die in den päpstlichen Quellen anders geschildert wird als in den Quellen, die nördlich der Alpen entstanden sind. Während in diesem Falle die Nichtrekonstruierbarkeit angesichts sich widersprechender Quellen heute allgemein akzeptiert wird, ist es bei Quellen, denen keine abweichende oder von ihr unabhängige Darstellung gegenübersteht, eine viel diskutierte Frage, ob das Bild, das auf Grund dieser Quellen von der Vergangenheit gezeichnet wird, nicht eine Konstruktion ist, die mit den wirklichen Geschehnissen wenig oder möglicherweise nichts zu tun hat. Hier können der Prozess Jesu oder die Hintergründe der konstantinischen Wende als Beispiel dienen. Dabei wird zum einen die Frage diskutiert, ob der Versuch einer Rekonstruktion in derartigen Fällen nicht ebenfalls unterbleiben sollte, und zum anderen, ob eine solche Unterscheidung zwischen „wirklicher“ und „rekonstruierter“ Wirklichkeit überhaupt einen Sinn hat und ob nicht die Maxime genügt, dass die rekonstruierte Geschichte so lange als Wirklichkeit gilt, bis neue Erkenntnisse eine Korrektur erfordern.
Historische Rekonstruktion mit sprachlichen Mitteln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Bemühen um wissenschaftliche Rekonstruktion von Geschichte kommt – schon allein wegen der sprachlichen Bestimmtheit ihrer Vermittlung – nicht ohne konstruierende Anteile aus. Der Rohstoff der Geschichte, die Gesamtheit des Vergangenen, kann erst durch Benennung, Bewertung und Ordnung im Medium der Sprache sichtbar bzw. begreiflich gemacht werden. Demnach ist Geschichte (auch) das Erzeugnis der Historiker und der sich auf die Vergangenheit besinnenden Menschen. „Nur soweit diese Besinnung stattfindet und sich artikuliert, gibt es Geschichte. Außerhalb dieses Bereichs ist nur noch Gegenwart ohne Tiefendimension und totes Material.“[8]
Unbewusste Anteile in geschichtlichen Erzählungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Anders als bei den noch im 19. und 20. Jahrhundert vorherrschenden und mit exklusivem Objektivitätsanspruch verbundenen historistischen Geschichtsbildern stehen sich unterdessen in der Geschichtswissenschaft eine Vielzahl von Narrativen zu Vergangenheitsaspekten gegenüber.[9] Generell zu kurz greift aber laut Thomas Walach, wer Geschichte „als reines Produkt bewusster Reflexion über Vergangenheit“ versteht. Sowohl die geschichtlichen Akteure als auch die das Geschehen verarbeitenden Historiker seien durch unbewusste Anteile ihrer Psyche ebenso bestimmt wie durch die bewussten kognitiven Operationen. Eine ihre gesellschaftliche Rolle ernstnehmende Geschichtswissenschaft komme künftig nicht umhin, sich mit den dunkleren Bereichen im historischen Unbewussten – Schuldgefühl, Kränkung, Scham und Ressentiment – auseinanderzusetzen.[10] „Die blinden Flecken auf der historischen Netzhaut“, so Walach, „resultieren aus der typischen empirischen Vorgehensweise der Geschichtswissenschaft, die stets untersucht, wofür sie Quellen findet und sich selbst Aussagen darüber verbietet, wofür sie kein Quellenmaterial hat.“[11]
Künstlerische Verarbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Indem die Darstellung von Geschichte auch als eine künstlerische Gestaltungsaufgabe betrachtet werden kann, kommt es ohne vorrangig wissenschaftliches Erkenntnisinteresse zu künstlerischer Interpretation bzw. literarischer Verarbeitung geschichtlicher Themen. Beispiele dafür sind die Dramen Julius Caesar von William Shakespeare oder Wallenstein von Friedrich von Schiller – Werke, die der Einbildungskraft des Künstlers weit mehr verdanken als einem wissenschaftlichen Anspruch.
Formen künstlerischer Auseinandersetzung mit Geschichte finden sich auch in der bildenden Kunst, speziell in der Historienmalerei, wo neben Gemälden wie der Alexanderschlacht von Albrecht Altdorfer auch monumentale Formate wie das Bauernkriegspanorama von Werner Tübke vorkommen. In der Musik nehmen sich zum Teil Opernwerke historischer Stoffe an, etwa Giuseppe Verdis Don Carlos oder Gaetano Donizettis Anna Bolena.
Geschichtspolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gezielt von politischen Interessen geleitete Darstellung von Geschichte ist Gegenstand der Geschichtspolitik, die auch von manchen Historikern aktiv mit betrieben wird. Geschichtspolitik dient der Einflussnahme auf die allgemeine Meinungsbildung in der Gesellschaft, insbesondere in totalitären Systemen. Sie hat in Abhängigkeit vom politischen System zeittypische Auswirkungen auf Geschichtsdidaktik und Geschichtspädagogik, insbesondere Geschichtsunterricht, Museumspädagogik und Gedenkstätten. Zudem gibt es Formen geschichtlicher Wissensvermittlung durch Unterhaltungsmedien bis hin zum Histotainment (wie zum Beispiel Mittelaltermärkte), ein Spektrum, das von didaktischer Wissensvermittlung bis zur bloßen Unterhaltung reicht und auch in mancherlei Kombinationen anzutreffen ist.
Die Mittel von Geschichtspolitik sind vielfältig. Zu den diesbezüglichen Begriffen gehören: Geschichtlichkeit, Geschichtsbewusstsein, Geschichtsraum, Geschichtsperspektive, Historisierung, Erinnerungskultur, Glorifizierung beziehungsweise Geschichtsfälschung.
Dass Geschichtspolitik auch in repräsentativen Demokratien von Bedeutung ist, ergibt sich unter anderem aus dem Auftrag zur politischen Bildung. Die Art und Weise, wie Vergangenheitsvorstellungen zustande kommen, ist laut Walach entscheidend dafür, „ob und wie der Konsens über gemeinsame Geschichte einen Konsens über Politik herstellen kann.“ Das kulturell vermittelte gesellschaftliche Wissen über Vergangenheit sei jedoch in repräsentativen Demokratien für Brüche besonders anfällig, da es hier – anders als in autoritären politischen Systemen – kein bloß verordnetes historisches Narrativen geben könne.[12] Hinzu komme die neue digitale Medienöffentlichkeit, die den Personenkreis, der eigene Wahrnehmungen aller Art veröffentlichen kann, in bisher ungekannter Weise erweitert. Daraus ergibt sich für Walach das Problem: „Alternative Fakten, Fake News, Geschichtsrevisionismus – all diese Phänomene, die es der Wissenschaft schwer machen, in der Öffentlichkeit Gehör zu finden, haben eines gemeinsam: Die Bereitschaft, ihnen Glauben zu schenken stellt eine Reaktion des Unbewussten auf die Zumutungen der postmodernen Welt dar, in der das Subjekt allzu oft auf sich selbst zurückgeworfen wird, anstatt Halt an identitätsstiftenden Gewissheiten zu finden.“[13]
Darum sei es wichtig, dass die Geschichtswissenschaft, der die Hegemonie über den historischen Diskurs zu entgleiten drohe, Mittel und Wege finde, um wieder breite Akzeptanz für ihre Anliegen und Ergebnisse erreichen zu können. Dazu müsse sie die Beziehung zwischen dem historisch Unbewussten und den historischen Narrativen untersuchen und sie etwa im Rahmen der Public History vermitteln, „die exakt am Schnittpunkt von Wissenschaft, öffentlichen Geschichtsbildern und Geschichtspolitik angesiedelt ist.“[14]
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Weltgeschichte bzw. transnationale Geschichte
- Historiometrie
- Disziplinen der Geschichtswissenschaft
- Zeitzeugen
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- John H. Arnold: Geschichte. Eine kurze Einführung. Reclam, Ditzingen 2001, ISBN 978-3-15-017026-7.
- Jörg Baberowski: Der Sinn der Geschichte: Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52793-0.
- Erich Bayer und Frank Wende (Hrsg.): Wörterbuch der Geschichte. 5. Auflage. Kroener Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-28905-9.
- Marc Bloch, Peter Schöttler, Jacques Le Goff, Wolfram Bayer: Apologie der Geschichtswissenschaft oder Der Beruf des Historikers. (Neudruck) Klett-Cotta, Stuttgart 2002, ISBN 3-608-94170-3.
- Otto Brunner u. a. (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. 8 Bände. Stuttgart 1972–1992.
- Jacob Burckhardt: Weltgeschichtliche Betrachtungen. Hrsg. v. Jacob Oeri, Berlin/Stuttgart 1905.
- Johannes Fried: Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik. C. H. Beck Verlag, München 2004, ISBN 978-3-406-52211-6.
- Manfred Mai: Weltgeschichte. Hanser, München/Wien 2002, ISBN 3-446-20191-2.
- Carl Ploetz (hrsg. v.): Der große Ploetz: Die Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte; Daten, Fakten, Zusammenhänge. 34. Auflage. Komet, Köln 2005, ISBN 3-89836-460-7.
- Lutz Raphael: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München 2003, ISBN 3-406-49472-2.
- Pietro Rossi (Hrsg.): Theorie der modernen Geschichtsschreibung. Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-11390-9.
- Jörn Rüsen: Grundzüge einer Historik. Drei Bände, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1983–1989 (Bd. 1: Historische Vernunft. Die Grundlagen der Geschichtswissenschaft, ISBN 3-525-33482-6; Bd. 2: Rekonstruktion der Vergangenheit: Die Prinzipien der historischen Forschung, ISBN 3-525-33517-2; Bd. 3: Lebendige Geschichte: Formen und Funktionen des historischen Wissens, ISBN 3-525-33554-7).
- Peter-Johannes Schuler: Historisches Abkürzungslexikon (Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen, Band 4). Steiner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-515-08909-8.
- Thomas Walach: Das Unbewusste und die Geschichtsarbeit. Theorie und Methode einer öffentlichen Geschichte. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-24891-8.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]






- Fachkatalog zur Geschichtswissenschaft (Memento vom 23. Februar 2009 im Internet Archive) TU Dortmund, Fachbereich Geschichte
- Lotse Geschichte – Wegweiser zur Literatursuche und zum wissenschaftlichen Arbeiten fachliche Betreuung durch die Unibibliothek Münster
- Virtual Library Geschichte Bündelung der deutschsprachigen Internet-Angebote zu Geschichtswissenschaften
- Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften Humboldt-Universität Berlin
- Geschichtswissenschaft im Internet e. V.
- Nachrichtendienst für Historiker
- Online E-Learning-Plattform der Universität Wien
Wege zu Geschichtsdarstellungen für Laien und für schulische Zwecke
- didaktisch aufbereitete Geschichtsdarstellung mit Links (private Seite)
- Kostenloses Geschichtsportal für Schülerinnen und Schüler (private Seite)
- Epochenüberblicke mit Links bei ZUM
- Geschichte – Ideen und Materialien für den Unterricht (im ZUM-Wiki)
Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Friedrich Jaeger: Lexikon Philosophie – Hundert Grundbegriffe. Reclam, 2011, S. 109.
- ↑ Matthias Schloßberger: Geschichtsphilosophie. Akademie Verlag, Berlin 2013, S. 20. „Auf den Schultern der Geschichtswissenschaft ruht eine einzigartige Verantwortung“, findet Thomas Walach: „Das Thema keiner anderen Wissenschaft spielt eine vergleichbar wichtige Rolle für die Erzeugung kollektiver Identitäten wie eben Geschichte.“ (Walach 2019, S. XXIII)
- ↑ Zitiert nach Matthias Schloßberger: Geschichtsphilosophie. Akademie Verlag, Berlin 2013, S. 21. Schloßberger differenziert: „Wenn die Geschichtsschreibung nicht auf große Zusammenhänge gerichtet ist, sondern auf das Verstehen individueller Geschichten, dann können einzelne Begebenheiten zu einer pädagogisch nützlichen Sammlung von Beispielen zusammengeführt werden.“ (Ebenda)
- ↑ Zitiert nach: Winfried Schulze: Einführung in die neuere Geschichte. 5., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Stuttgart 2010, S. 51 f.
- ↑ Gordon A. Craig: Der Historiker und sein Publikum. Rede am 7. November 1981 im Festsaal des Rathauses zu Münster, hrsg. vom Presseamt der Stadt Münster, S. 56 f., zitiert nach Wilhelm Ribhegge: Geschichte der Universität Münster. Europa in Westfalen. Regensberg, Münster 1985, S. 238 (GoogleBooks).
- ↑ Rolf Schörken: Geschichte in der Alltagswelt. Wie uns Geschichte begegnet und was wir mit ihr machen. Klett-Cotta, Stuttgart 1981, ISBN 3-12-915520-1.
- ↑ „Vergangenheit entsteht nicht von selbst, sondern ist das Ergebnis einer kulturellen Konstruktion und Repräsentation; sie wird immer von spezifischen Motiven, Erwartungen, Hoffnungen, Zielen geleitet“. (Jan Assmann: Von ritueller zu textueller Kohärenz. In: Stefan Kammer/Roger Lüdecke, Texte zur Theorie des Textes, Stuttgart 2005, S. 251 f. Zitiert nach Walch 2019, S. 17)
- ↑ Michael Stolleis: Staat und Staatsraison in der frühen Neuzeit. Studien zur Geschichte des öffentlichen Rechts. Frankfurt am Main 1990, S. 8
- ↑ Walach 2019, S. 39.
- ↑ Walach 2019, S. VIII, 7 und XXIV. „Will die Geschichtswissenschaft wieder ein Maß gesellschaftlichen Einflusses gewinnen, das ihr ermöglicht, stabilisierend auf kollektive Identitäten einzuwirken, muss sie eine Expertin für das historisch Unbewusste werden.“ (Ebenda S. XX)
- ↑ Walach 2019, S. 4 f. Die Erkenntnis sei allerdings nicht neu, dass Geschichtswissenschaft große Schwierigkeiten habe, „sich mit dem irrationellen Moment unbewusster Erzeugung von Geschichtsbildern auseinanderzusetzen“, betont Walach mit Bezug auf Jörn Rüsen/Jürgen Straub (Hrsg.): Die dunkle Spur der Vergangenheit. Psychoanalytische Zugänge zum kulturellen Gedächtnis. Frankfurt am Main 1998. (Walach 2019, S. X)
- ↑ Walach 2019, S. 36 f.
- ↑ Walach 2019, S. 68 f.
- ↑ Walach 2019, S. XII f.