Streifzüge, Heft 68
Februar
2017

Bornierte Freiheit oder: Wie man blind und ungeplant ins Desaster stolpert

Selbst wenn in einem Boot, das einen reißenden Fluss überquert, die Besatzungsmitglieder beim Rudern sich völlig verausgaben sollten, selbst dann wird das Boot durch die Strömung vom gegenüberliegenden Ufer extrem abgetrieben, sofern jeder allein und für sich, „völlig frei“ sich verausgabt und nicht koordiniert mit den andern.

1.

Die „bürgerliche Freiheit“ – ihre Essenz als reales Verhältnis – ist in der Person der Bürger verankert, im „Individuum“ also, das, innerhalb der Koordinaten des bürgerlichen Systems, als ein von allen übrigen Akteuren isoliert agierendes Subjekt aufgefasst werden muss. Sie ist demnach um diese Person als ihren Drehpunkt zentriert und deswegen auch per definitionem borniert. Denn da die Person, die vermeint, „selbstbestimmt“ zu agieren (wobei aus Prinzip andere Rücksichtnahmen negiert sind), gleichwohl in eine übergeordnete Ganzheit eingefügt ist – in die Gesellschaft (das Warensystem) –, so findet diese Art „Freiheit“ ihre Grenzen auch logischerweise an den Grenzen des Handlungsspielraums von atomisierten Akteuren, die isoliert für sich operieren, die aber nichtsdestotrotz nicht vom Ganzen getrennt sind, eben nicht für sich existieren.

Dieser Handlungsspielraum erweist sich nun aber, stellt man den Modus operandi der bürgerlichen Ordnung in Rechnung, als äußerst beschränkt – beschränkt eben durch das blinde, spontane, ungeplante Zusammenspiel aller Akteure, ein Zusammenwirken, welches Umstände setzt (über die sonst überall auch gegebenen Handlungskonditionen, wie etwa das Klima, das Produktivkraftniveau usw., hinaus), die dann als objektive Handlungsbarrieren fungieren, als Schranken der persönlichen „Autonomie“, ohne dass die Akteure sich freilich dessen auch nur im geringsten bewusst sind.

2.

Das Konzept der „bürgerlichen Freiheit“ wurzelt im Warensystem, d.h. in der Produktion von „unabhängigen“ Subjekten, Warenproduzenten mithin, die über den Austausch ihrer Produkte, und im Prinzip nur über ihn, in Kontakt zueinander treten. Das impliziert, dass die voneinander isoliert agierenden Produktionsentitäten ihre Praxis (freilich innerhalb der objektiven Grenzen, die von außen gesetzt sind) in der Tat willkürlich determinieren, oder, wenn man so will, „selbstbestimmt“, „autonom“, da, in der Theorie wenigstens, keine übergeordnete Instanz existiert – und dies umso weniger, sobald der feudal-absolutistische Staat einmal durch den bürgerlichen „Nachtwächterstaat“ abgelöst ist –, die hier steuernd (nämlich von oben, also despotisch) eingreifen könnte. Das Prinzip der „bürgerlichen Freiheit“ resümiert sich also darin, dass ein jeder, idealtypisch gesprochen, tun und lassen kann, was immer er will: Was, wie, warum, wann, wo und ob produziert (und natürlich auch konsumiert) wird, obliegt dem Subjekt, es fällt in die Kompetenz des „autonomen“ Akteurs. Und das Korollarium dazu lautet schlicht: laissez-faire, laissez-passer. Oder anders gesagt: Es geht im Prinzip um nichts sonst als eben darum, dass sich niemand – keine Instanz, wer und was es auch sei (ob Institution oder Person) – von außen in die Belange der „Bürger“ einmischen soll.

3.

Indessen, da es unumgänglich ist, dass die isolierten Warensubjekte, wie isoliert sie auch seien, dennoch, nach Ablauf der Produktion, in Kontakt zueinander treten, soll das System als solches auch funktionieren (denn die Warenproduzenten können aufgrund der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit per definitionem ihre eigenen Produkte nicht selbst konsumieren; würden sie es tun, so wären sie eben keine Produzenten von Waren), kommt es dann doch malgré tout zu einem Zusammenspiel der Akteure, effektuiert durch den Austausch zwischen personalen Agenten – die Ware des einen Akteurs gegen das Geld eines andern –, ein Austausch, der dann einen Zusammenhang auch der Akte der Produktion, und zwar rückwirkend, herstellt. Dieses Zusammenspiel ist aber im Prinzip anonym, es vollzieht sich hinter dem Rücken aller Akteure, denn nicht nur die Produktions-, auch die Austauschprozesse sind selbst jeweils nur ein isoliertes Geschehen, erweisen sich also als kongenial zu den Produktionstätigkeiten, die, um es nochmals zu sagen, sich spontan, also isoliert voneinander vollziehen.

Da dem so ist, da es sich letztendlich doch um ein Zusammenspiel handelt, jedoch unbewusst, ungeplant, so existiert eben deswegen auch eine über die Warensubjekte gesetzte, übergeordnete, sie am Gängelband führende und, wenn man so will, absolute Instanz (nämlich personis soluta), die aber unpersönlich, sachlich, im Grunde: übergesellschaftlich ist: die „sachlichen Mächte“, von denen Marx spricht und die sich aus dem blinden, planlosen Handeln aller Akteure ergeben, aus ihrem spontanen, bewusstlosen Zusammenspiel – die „übermächtigen Sachen“, welche da sind: die Profitrate, die Lohnrate, die Preise, der Zinsfuß, der Wechselkurs, die Beschäftigungsquote, die Konjunkturphasen und was es dergleichen noch mehr gibt.

4.

Nun ist es klar, dass, da das Neben- und Gegeneinander der Warenakteure definitionsgemäß Planung auf gesellschaftlichem Niveau exkludiert (welche stets gedankliche Antizipation inkludiert), das Denken auf lange Sicht dem Kollektiv der Akteure unmöglich ist. Das versteht sich von selbst. Es gilt aber auch für jeden aparten Akteur, denn da alle isoliert voneinander agieren (und zwar völlig spontan), kann niemand auch wissen, was im nächsten Augenblick sein wird – was sich aus dem Zusammenstoß der spontanen Akte ergibt –, so dass es sich als sinnlos erweist, über den Gegenwartspunkt in Richtung des Zeitpfeils, und sei es auch nur einen kurzen Moment, hinaus- und weiterzudenken.

Das Denken auf kurze Sicht, die Kurzsichtigkeit, ist demnach intrinsisches Moment des Systems, oder anders gesagt: Das epimetheische Gebaren ist eine logische Folge der Spontaneität der Warengesellschaft.

5.

Hinzu kommt dann noch, dass in einem solchen System immer dann, wenn der Erfolg sich nicht unmittelbar einstellen will – wenn die Profitrate auf das Nullniveau fällt oder, anders gesagt, der Input den Return übersteigt –, dass dann unweigerlich der Untergang der Produktionseinheit droht. – Nun aber gilt, dass, wenn man, unter den gegebenen Umständen, langfristig denkt, der Erfolg zunächst sehr oft eben ausbleiben wird, was gleichbedeutend damit ist, dass man gnadenlos scheitert. Eine Firma, die sich darauf kapriziert, Elektroautos zu bauen (weil irgendwann in der Zukunft das Erdöl ausgehen wird), ohne dass die Infrastruktur dafür schon gelegt worden wäre (Tankstationen und was man dergleichen noch mehr braucht), wird sicherlich nicht lang überleben.

So kann die Kapitalentität gar nicht anders, als stets nur den aktuellen Moment ins Auge zu fassen – die Gegenwart ist der Extremhorizont, alles, was zeitlich darüber hinausgeht, muss notwendigerweise aus dem Gesichtskreis verschwinden. Das Kapital ist auf die Gegenwart fixiert, es ist in seinem innersten Wesen eine post-moderne Erscheinung.

6.

Wie jedes dynamische spontane System so wird auch das Warensystem durch Rückkopplungsschleifen geregelt: Steigt ein Parameterwert über eine obere Grenze (oder fällt er, alternativ, unter eine untere Grenze), so löst dies spontan Reaktionen (den Effekt der Rückwirkung) aus, Reaktionen, die diesen Wert in kürzerer oder längerer Frist in seinen „Stabilitätsbereich“ wieder zurücktransportieren. Steigt das Angebot über die Nachfrage nach einer gegebenen Ware, so fällt ihr Preis und es wird deswegen auch der Ausstoß dieser Ware von Seiten ihrer Produzenten gedrosselt, und dies eben so lange, bis ihr Preis wieder steigt, was sich automatisch daraus ergibt, dass die Reduktion der Produktion dazu führt, dass nunmehr die Nachfrage das Angebot überflügelt.

Der Ausgleich erfolgt, aber immer nur a posteriori. Und weil dies so ist, weil die Abweichung stets nur im Nachhinein konterkariert wird (und nicht im Voraus vermieden), gibt es eine Zwischenzeit, in der, gerade wegen der Anomalie – der Abweichung von den gegebenen Normen –, Kalamitäten statthaben können, die manchmal selbst dahin tendieren, katastrophale Dimensionen (bis hin zum Crash des Systems) anzunehmen. Steigt das Angebot einer Ware beträchtlich (ohne dass sich die Nachfrage dem anpassen würde – und warum sollte sie auch?), so kann der Warenbestand, der bereits produziert ist, nicht abgesetzt werden, so dass er verrottet, Arbeitskräfte werden entlassen, Ressourcen liegen untätig brach und nicht wenige Produktionsfirmen gehen, wenn es extrem wird, als selbständige Kapitale zugrunde.

All dies ist in etwa so, wie wenn man sich weigern würde, Vorkehrungen im Hinblick darauf zu treffen, nicht von der Brücke ins Wasser zu fallen, und stattdessen darauf setzen würde, dass das eiskalte Wasser ohnedies jeden zwingt, wieder ans Ufer zu klettern, um dann seinen Weg fortzusetzen. In dem einen wie dem anderen Fall ist man schlussendlich dort, wo man eigentlich sein soll, nur dass im letzteren Fall der „Umweg“ nicht gerade angenehm ist.

7.

Es scheint, als ob sich das Warensystem befleißigen würde, die Regelprozesse in der Natur sich zu seinem Vorbild zu nehmen: Schädlinge fallen in Schwärmen über ganze Landstriche her, fressen kahl, was man nur kahlfressen kann, und vermehren sich so ungehemmt – solange allerdings nur, bis wirklich alles vertilgt ist; dann aber fällt ihr Bestand mangels Nahrung abrupt auf den Status quo ante zurück. Hat sich indessen, und eben dadurch, der Landstrich von dieser Plage erholt, so gibt es, wie schon zuvor, von neuem Nahrung in Hülle, und der Schwarm vermehrt sich erneut, ganz so, wie wenn es dafür keine Grenzen mehr gäbe, die es dann aber doch, zum Unglück für die Schädlinge, gibt. So dreht sich das Ganze im Kreise, einmal auf, einmal ab, in einem da capo eterno.

8.

Das Fatale dabei, was die Gesellschaft betrifft: Je höher das Niveau der Produktivkräfte ist (und unter kapitalistischem Signum steigt es beständig, es ist der alles beherrschende Trend), desto extremer muss die Reaktion auf die „Abweichung“ sein, damit das „Gleichgewicht“ wiederhergestellt wird. Und dies kann unter Umständen heißen, dass man auf einen Zustand zurückfällt, der ziemlich weit zurück in der Vergangenheit liegt. – Warum ist das so? Weil mit dem Produktivkraftniveau der Wirkungsgrad des menschlichen Eingriffs in die Konditionen der Praxis (in gesellschaftlichem oder ökologischem Sinn) und damit zugleich auch das Potential der Zerstörung dramatisch, kontinuierlich, unentwegt wächst.

Nehmen wir etwa die Forcierung des Ressourcenverbrauchs, den Raubbau, die Verpestung der Luft, die Verseuchung des Wassers, die Vergiftung der Böden, die Erosion und Verkarstung, die Abholzung der Regenwaldzonen und die Zerstörung der „Lunge der Welt“, die Überfischung der Meere, die Wasserverschwendung, die Vermüllung an Land und im Meer, und was es dergleichen noch mehr gibt (und dies alles im Kontext der Explosion mit Bezug auf die demographischen Zahlen): Setzt sich dies ungebremst fort, dann kann die „Reaktion“ (im Kontext des kapitalistischen Warensystems) nur darin bestehen, dass sich die Bevölkerungszahl radikal reduziert. Oder anders gesagt: Indem die Mehrheit verhungert oder sonst kläglich das Leben verliert (und die Menschheit somit als „schädlicher“ Faktor verschwindet), werden ganz „automatisch“ die Bedingungen restituiert (freilich erst nach Äonen von Jahren, wenn sich die Erde erholt hat), die den Anforderungen an ein habitables Milieu zwischen allen Extremen genügen. Hier also fällt der Status quo ante mit dem demographischen Stand der frühgeschichtlichen Ära in eins.

Wenn schließlich ein bestimmtes Limit erreicht ist, zu dem der historische Trend gleichsam schicksalhaft führt, dann drohen die dem System eigenen Regelsysteme unweigerlich zu versagen, so dass, um so wie bisher (im Rahmen der kapitalistischen Ordnung) weitermachen zu können, drastische Maßnahmen notwendig sind (Reaktionen, die sich indes nicht mehr automatisch ergeben, die man daher intentional herbeiführen muss), Eingriffe in das System, die als Trendumkehr konzipiert werden müssen, als Inversion des beherrschenden Trends, eine Inversion, die freilich nur, wie schon gesagt, „auf künstlichem Weg“ effektuiert werden kann.

Nehmen wir die säkulare Tendenz des Systems, durch Automatisierungsprozesse die lebendige Arbeit durch tote, vergegenständlichte Arbeit in allen Sektoren der Produktion zu ersetzen (und nicht allein dort). Dies führt unvermeidlicherweise dazu, dass das System mit der Zeit den Bulk seiner Konsumenten verliert, deren absolute, dramatische Mehrheit (jenseits der Bourgeoisie, also der Aktionärsschicht mit ihrem Rattenschwanz aus höherem Management usw.) das Pech hat, auf Lohn und Gehalt als Basis ihres Warenkonsums angewiesen zu sein; und Lohn und Gehalt verschwinden logischerweise aus dem System, wenn die lebendige Arbeit durch tote flächendeckend ersetzt wird. Was aber dann, wenn die Waren nicht mehr abgesetzt werden können? Dann steht das Kapitalsystem an. Die Lösung innerhalb desselben kann dann auf lange Sicht nur darin bestehen (sobald sich der Notbehelf der Konsumkredite erschöpft hat und sofern die Bourgeoisie nicht auf charity in gigantischen Dimensionen zurückgreifen will), im Geist von Ned Ludd die automatisierten Maschinensysteme durch simples Gerät zu ersetzen (im besten Fall aber durch weniger raffinierte Maschinen), damit die Milliarden Beschäftigungsloser in den Arbeitsprozess wieder zurückfinden können. Selbst ein Krieg mit seinem Zerstörungswerk hilft hier nur wenig. Die „Reaktion“ (die freilich nur eine theoretische ist) führt somit zurück in die Zeit, wo die Effektivität der Arbeitsmittel sich als derart bescheiden erwies, dass sie des heutigen Stands der Produktivkräfte spottet.

9.

Wie man hier in aller Deutlichkeit sieht: Die „Freiheit“, so wie man sie heute, im Kontext der bürgerlichen Ordnung, versteht, nämlich als solche, die sich auf Personen, auf isolierte Entitäten bezieht, diese Art „Freiheit“, sobald sie auf allen Niveaus praktiziert wird, genauer: als Leitstern der gesellschaftlichen Praxis fungiert, führt direkt ins Verderben.

Der Ausweg aus diesem Teufelskreis (aus diesem Komplex von circuli vitiosi) kann eigentlich nur darin bestehen, auf gesellschaftlichem Niveau die Produktionsprozesse zu planen, was allerdings, das versteht sich von selbst, voraussetzen würde, dass das Kollektiveigentum an den Produktionsmitteln überall durchgesetzt wird, und zwar ausnahmslos, universal. Der Ausweg besteht mithin in der Planung, deren Standpunkt der der Geschichte und nicht die bornierte Sichtweise ist, welche der bürgerlichen Gesellschaftsform eignet: also der Standpunkt der Vor-, Mit und Nachwelt, des Gesamtzusammenhangs in allen seinen Dimensionen, diachron- und synchronisch, strukturell und prozessual.

Daß es nun überhaupt denkbar erscheint – en passant mag es erwähnt sein –, dass der Standpunkt der Geschichte sich an die Stelle der bornierten Sichtweise setzt, durch welche die bürgerliche Gesellschaft beherrscht wird, das ergibt sich zwanglos daraus, dass das Privateigentum, sobald es durch das Gemeineigentum einmal abgelöst worden ist, auf gesellschaftlichem Niveau eben keine Rolle mehr spielt: Und damit verschwindet der beherrschende Grund, der den Blick auf den beschränkten Horizont der isolierten Person bisher eingeengt hat.

10.

Und was wird aus der „Freiheit“, wenn man den Produktionsprozess auf der Basis des Kollektiveigentums an den Produktionsmitteln plant? Aus der „Freiheit“, die in der „Selbstbestimmung“ besteht? Offenbar geht diese Art „Freiheit“ völlig verloren. Oder im Klartext: Die „bürgerliche Freiheit“ muss, wenn das bürgerliche System durch ein anderes abgelöst wird, sich zusammen mit diesem genauso verlieren. Denn es wäre völlig verfehlt (fahrlässig, um genauer zu sein), wenn man die Handhabe dessen, was in seinem innersten Wesen eine kollektive Obliegenheit ist, dem Gutdünken und der Willkür eines Gemischs von isolierten Partikeln überantworten würde, deren Gesichtskreis per definitionem beschränkt ist und die sich, als Partikel, auch niemals entblöden, alles nur auf sich selbst zu beziehen.

Die „bürgerliche Freiheit“ muss ebendeswegen verschwinden – so wie die „feudale Freiheit“, das Privileg, zu Beginn der bürgerlichen Epoche verschwand. Oder anders gesagt: Das Konzept der „Freiheit“ der Bourgeoisie ist durch ein anderes Freiheitskonzept zu ersetzen, ein Konzept, das sich als kongenial zu dem neuen Typ der Gesellschaft erweist, der allein einen Ausweg aus dem Desaster der perpetuierten Gegenwart bietet.

Dieses Konzept aber besitzt eine duale Struktur: Offensichtlich kann „Freiheit“ im „Reich der Notwendigkeit“, wie es Marx einst genannt hat, also in der Sphäre der Produktion, des Stoffwechsels mit der Natur, nur „Einsicht in die Notwendigkeit“ sein (so wie sie von Spinoza, Helvétius oder Hegel konzipiert worden ist), während in dem, was Marx das „Reich der Freiheit“ genannt hat, in der Sphäre der Konsumtion (die jenseits des Stoffwechsels mit der Natur natürlich auch jedes kreative Bemühen umfasst), die „Freiheit“ im Genuss „freier Zeit“, in free activity besteht – frei von Einmischung und Übergriffen von außen.

Oder anders gesagt: Die Sphäre der Produktion als öffentlicher Bereich gibt Raum nur für das Diktat der Vernunft, der rationalen Überlegung mithin, jenseits personaler Belange, während die Sphäre der Konsumtion, als völlig privater Bereich, der Raum für die „Selbstbestimmung“ des Individuums ist – frei von Interventionen von außen (vorausgesetzt freilich, dass die Formen der Konsumtion der Gesellschaft nicht abträglich sind) und zugleich dominant, eben weil die freie Zeit (als Konsequenz der Automatisierung der Produktion) sich bis an die Grenzen der verfügbaren Lebenszeit dehnt –, der Raum demnach einer „Autonomie“, die so durch die Hintertür wieder zurückkehrt – diesmal jedoch ohne zu schaden und ohne nur scheinbar zu sein.

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