FORVM, No. 496-498
Juni
1995
BERUFE-FORVM

Der kleine Bomben-Experte

Bald naht der Schulschluß, und Du, liebeR jungeR Leserln, wirst Dich fragen, was Du denn werden könntest in Deinem Leben. Es gibt viel mehr lustige Berufe, meinE FreundIn, als man glauben möchte. In loser Folge wollen wir Dir einige vorstellen — zuerst einen für echte Abenteuerer.

Emmanuel Kubart, geboren 1943
Nimm Dir ein Beispiel an ihm:

E. K. gilt unter den Sprengmeistern als der Experte für die Herstellung von Bomben in chemischer Hinsicht; desgleichen für die Herstellung von Zündern. Verwendete bereits bei früheren Attentaten (KPÖ-Lokal 1963, Paketbombe an die AZ-Redaktion, Anschlag auf das Wiener Alitalia-Reisebüro 1966 und Länderbank 1972) Trinitrotoluol (TNT). Laut deutschen Neonazi aus dem Raum Norddeutschland führte er Anfang der 80er Jahre Sprengstoffkurse für die österreichische Neonaziszene durch. Unter den Teilnehmern befand sich u. a. Gottfried Küssel.

Spannende Freundeskreise sind zu gewinnen:

Gerd Honsik, Dr. Herbert Schaller, Peter Binder, Franz Radi, Buchhandlung Stöhr, Franz Olah, Günther Kümel, Hannes Falk (verstorben), Gottfried Küssel, Befreiungsausschuß Südtirol. Im letzten Wahlkampf des ehemaligen Innenministers Franz Olah organisierte K. Schlägertrupps und war auch an dem Pistolenattentat in Rudolfsheim beteiligt.

Ing. Massak, seinerzeitiger Sprengstoffsachverständiger des Innenministeriums, entschärfte Kubarts Bomben und ließ Kubart unter »Polizeibedeckung« jene Bombe des Alitalia-Anschlages nachbauen und auf dem Exelberg hinter dem Domgraben zur Explosion bringen.

Aus dem Nähkästchen.
23. Februar 1995

  • Zur Sprengfalle in Oberwart: Der Zündmechanismus sei kein Rüttelzünder, sondern ein Zugzünder gewesen. Auch stimme es nicht, daß es ein Quecksilberzünder gewesen sei, sondern ein Kugelzünder. Wird die Stange angehoben, dann fällt eine Kugel hinunter und schließt so den Kontakt.
  • Zu den Briefbomben der ersten Serie: Bei den veröffentlichten Fotos der ersten Briefbombenserie habe die Polizei am rechten oberen Eck entweder was rausgeschnitten oder wegretouschiert; jedenfalls sei die Fotografie keine vollständige Darstellung der Briefbombe. Die Bindfaden- und Draht-Umwicklungen beschreibt er als hervorragende Methoden der Fischer vor Einführung der Teleskop-Angeln bzw. bei der Herstellung von Transformatoren; letzteres eine Methode, die von alten Elektrikern verwendet wurde und heute wieder gelehrt werde.
  • Nitroglyzerin könne man sehr wohl auf einem Küchentisch herstellen, wenn man sich genau an die Rezeptur halte, nicht über 12 Grad Celsius arbeite (z.B.: man legt sich einen Vorrat an Eiswürfeln zu). Die chemischen Bestandteile seien auf dem Markt frei erhältlich, allerdings in nur wenigen Geschäften und es empfehle sich, Einzelbestandteile nicht auf einmal zu kaufen.
  • Auch die Bombe in Graz, die während des Unterwegerprozes-ses explodiert ist, sei im Zusammenhang mit dem nationalen Lager gestanden, denn an diesem Landesgericht sei ein Richter beschäftigt, der sich in Wiederbetätigungsverfahren hervorgetan habe. Die Bombe sei von der gleichen Bauart wie jene von Klagenfurt und Oberwart gewesen. Denn der TNT-Sprengstoff stamme aus der selben Quelle. TNT sei wie ein Fingerabdruck. Im übrigen sei ein beliebtes Sprengübungsgebiet schon seit Jahrzehnten der Exelberg hinter dem Domgraben im Wienerwald, wo man auch noch heute so manches Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg finden könne, da das Gelände nach wie vor nicht geräumt sei und zeitweise von der Polizei als Entschärfungsgelände verwendet werde.
  • Zur Rohrbombe von Klagenfurt: »Eigentlich gehört der Typ gestraft wegen Gefährdung der Öffentlichkeit, daß er die Bombe quer durch die Stadt getragen hat, die hätte ja auch unterwegs explodieren können. Denn das war ja auch ein Zugzünder. Man stell’ sich nur vor, das Rohr wäre schon vorher auseinandergerutscht, mitten im Wagen, da wär von denen nichts übriggeblieben. Wie auch der Zilk ein Glück gehabt hat, daß er die Post nicht gleich im Auto aufgemacht hat, wie es normalerweise seine Art ist. Aber der kam gerade von Zürich und mußte von den Beamten gestützt werden. Der konnte gar keinen Brief mehr lesen, der hat sich nämlich im Flugzeug total betrunken und begonnen zu randalieren. Den haben seine eigenen Beamten zurückhalten müssen. Die Bullen haben bisher noch keine einzige Bombe mit Kohlenstoffschnee tiefgefroren, nämlich an Ort und Stelle. Die haben die Dinger immer quer durch die Gegend getragen.«
  • Kontakte ins rechtsextreme Lager, die er nicht bestreitet: Sein ehemaliger Verteidiger, Dr. Keinrad, halte nach wie vor Kontakt mit ihm, sei auch mit Dr. Herbert Schaller befreundet. Regelmäßige Treffen bei der AFP, Konrad Windisch, ‚Kommentare zum Zeitgeschehen‘, Mitglied der Kameradschaft Franz Nowotny, wo er auch Peter Binder und Franz Radi kennengelernt hat; Kontakte nach Kärnten zum Agathenhof, den er als Schulungszentrum bezeichnet; und zu Behörden und Parteien.
  • Hofrat Roßkopf in Perchtoldsdorf, Obmann der Kameradschaft Franz Nowotny, Saalordner und Wahlhelfer bei der niederösterreichischen FPÖ; persönliche Bekanntschaft mit Harald Ofner in Mödling; sowie die politischen Freundeskreise der beiden Genannten.
  • Beamte der Staatspolizei, mit denen er nach eigener Aussage ein freundschaftliches Verhältnis pflegt und die allesamt Mitglieder der Polizeigewerkschafts-Fraktion AUF seien.