FŒHN, Heft 21
 
1995

Die Anti-Haider-Szene

Was hat J. Haider mit dem schrecklichen A.H. zu tun? Ist es überhaupt zulässig, beide in einem Satz zu nennen? Nützt A.H. heute J. Haider oder schreckt er die Leute eher von Haider ab? Bringt er ihm Wähler? Ist die Person des A.H. hilfreich für Haider, wenn er Arbeiterstimmen fangen geht? Stärkt Haider die Popularität des ungustiösen A.H. durch die Art der Beschäftigung mit ihm oder wird umgekehrt Haiders Popularität gestärkt durch die Art der Beschäftigung, die ihm wiederfährt durch den ungustiösen Andre Heller?

Mit Haider großgeworden ist die Anti-Haider-Szene, die sich in den Klatschspalten fast dersteßt. Sie ist nicht die Medizin gegen Haider, sondern vielmehr selber ein Teil jener Krankheit, die halt auch die Pustel Haider hervorbringt — knapp neben der Pustel Vranitzky usw. Andre Heller hat 1983 mit einem Vorzugsstimmenwahlkampf jenen Josef Cap ins Parlament gehievt, der als Einzelperson vielleicht am meisten SP-Wähler zu Haider geschickt hat, und Andre Heller hat jenes Boulevard-Magazin Basta losgelassen („Zeitung muß brennen. Wir schreiben nur vom Leben ab.“), das wie kein anderes zehn Jahre lang Haider nach vorne gepeitscht hat. Der Schlagersänger Heller und der Schlagersänger Ostbahn und der Schauspieler Resetarits und der Illustrierten-Zeichner Deix und all die anderen Millionäre in den Hauptrollen des Anti-Haider-Theaters verteidigen schlicht und einfach das System, in dem sie für ihren Fusel viel Geld bekommen. Sie betonieren die Zustände ein, die unaufhörlich Haiders produzieren von A bis Z (Ambrozy, Busek, Cap, Dillersberger, Ederer, Frischenschlager, ...). ja, schlimmer, sie nutzen die nun einmal für Haider hergestellte Bekanntheit als Resonanzkörper für ihre eigenen Geschäfte. Aber noch mehr als sie sich freuen, wenn er sie attackiert, freut er sich umgekehrt über ihre Attacken. Denn ihr zurecht schlechter Ruf bei vielen Leuten hilft ihm. Sie treiben ihm Wähler zu. Die Arbeiterin in der Heller-Zuckerlfabrik weiß und die Putzfrau in der Seitenblicke-Redaktion weiß und die Zugehfrau in der Villa in Döbling weiß, daß sie von der ganzen Mitmensch-Schose schon gar nichts zu erwarten hat.

Nur nebenbei: Beim News-Reißer „1000 Prominente gegen Haider“ (26.11.92) machten unter anderem auch ein Komponist, ein Bankdirektor und ein Regisseur mit, die sich vordem in einem Pro-Waldheim-Komitee getummelt hatten. Einen Prominenten gegen Haider spielte übrigens der Unternehmer Niki Lauda, der eben erst dem Playboy (9/92) über seine Demokratievorstellungen verraten hatte: „Ich überlege mir manchmal, ob nicht ein integrer, anständiger Diktator besser wäre.“

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