Grundrisse, Nummer 9
März
2004

Drei Fabeln von Don Durito

Die Geschichte von der winzigen Maus und der winzigen Katze

(7. August 1995)

Don Durito aus Lakandonien, fahrender Ritter, Zurechtbieger allen Übels, der Frauen rastloser Traum, der jungen Männer Vorbild, Letzter und Größter jener exemplarischen Rasse, die die Menschheit mit kolossalen und selbstlosen Bravourstücken emporhob, der Käfer und Kämpfer des Mondes, schreibt Euch.

Ich habe meinem treu ergebenen Knappen, den Ihr „Sup Marcos“ nennt, aufgetragen, Euch einen Gruß in einem Schreiben zu übermitteln, mit all den Erfordernissen für zeitgenössische Diplomatie, mit Ausnahme schneller Eingreiftruppen, ökonomischer Programme und Kapitalflucht. Nichtsdestotrotz will ich Euch ein paar Zeilen aus dem einzigen Grund schreiben, daß der Geist Eure Gemüter mit guten und vornehmen Gedanken fülle. Deshalb schicke ich Euch die folgende, mit reichen und unterschiedlichen Bravourstücken gespickte Geschichte. Die Geschichte ist ein Teil der Sammlung Geschichten für eine Nacht des Erstickungstodes (die wahrscheinlich in näherer Zukunft nicht veröffentlicht werden wird).

Die Geschichte von der winzigen Maus und der winzigen Katze

Es war einmal eine winzige Maus, die sehr hungrig war und ein winziges Stück Käse essen wollte, das in der winzigen Küche eines winzigen Hauses war. Wüst entschlossen begab sich die winzige Maus in die winzige Küche, um das winzige Stück Käse zu schnappen. Allein, es geschah, daß eine winzige Katze ihren Weg kreuzte, und die winzige Maus wurde sehr ängstlich und lief davon und konnte das winzige Stück Käse nicht aus der winzigen Küche mitnehmen. Da dachte die winzige Maus darüber nach, was zu tun sei, um das winzige Stück Käse aus der winzigen Küche zu holen, und sie überlegte, und sie sagte:

„Ich weiß. Ich werde einen kleinen Teller mit ein wenig Milch aufstellen, und die winzige Katze wird die Milch zu trinken beginnen, weil winzige Katzen ein wenig Milch sehr sehr lieben. Und dann, wenn die winzige Katze das wenig Milch trinkt und nicht aufpaßt, gehe ich in die winzige Küche, um das winzige Stück Käse zu schnappen und es zu essen. Das ist eine seeeeehr gute Idee“, sagte sich die winzige Maus.

Und dann sah sie nach der Milch, aber es stellte sich heraus, daß die Milch in der winzigen Küche war, und als die winzige Maus in die winzige Küche gehen wollte, kreuzte die winzige Katze ihren Weg, und die winzige Maus war sehr verängstigt und lief davon und kam nicht an die Milch heran. Da dachte die winzige Maus darüber nach, was zu tun sei, um das winzige Stück Käse aus der winzigen Küche zu holen, und sie überlegte, und sie sagte:

„Ich weiß. Ich werde einen winzigen Fisch sehr weit wegschleudern, und dann wird die winzige Katze dem winzigen Fisch hinterherlaufen, weil winzige Katzen winzigen Fisch sehr sehr lieben. Und dann, wenn die winzige Katze den winzigen Fisch ißt und nicht aufpaßt, gehe ich in die winzige Küche, um das winzige Stück Käse zu schnappen und es zu essen. Das ist eine seeeeehr gute Idee“, sagte sich die winzige Maus.

Dann sah sie nach dem winzigen Fisch, aber es stellte sich heraus, daß der winzige Fisch in der winzigen Küche war, und als die winzige Maus in die winzige Küche gehen wollte, kreuzte die winzige Katze ihren Weg, und die winzige Maus war sehr verängstigt und lief davon und kam nicht an den winzigen Fisch heran.

Und da sah die winzige Maus, daß das winzige Stück Käse, die Milch und der winzige Fisch, daß alles, was sie wollte, in der Küche war, und sie kam dort nicht hin, weil es die winzige Katze niemals erlauben würde. Und da sagte die winzige Maus: „Genug!“ und griff nach einem Maschinengewehr und schoß die winzige Katze zusammen und ging in die winzige Küche, und sie sah, daß der winzige Fisch, die Milch und das winzige Stück Käse verdorben und ungenießbar waren. Also kehrte sie zur winzigen Katze zurück, schnitt sie in Stücke und richtete einen großen Braten an. Dann lud sie all ihre Freundinnen und Freunde ein, und sie feierten und aßen die gebratene winzige Katze, und sie sangen und tanzten, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Und es war einmal ...

Das ist das Ende der Geschichte und das Ende dieses Sendschreibens. Ich will Euch daran erinnern, daß die Trennungen zwischen Ländern nur dazu da sind, die Verbrechen der Kontrabanden zu illustrieren und dem Krieg einen Sinn zu liefern. Offensichtlich gibt es zumindest zwei Dinge, die größer als Grenzen sind: das eine ist das als Moderne verkleidete Verbrechen, das Elend weltweit verteilend; das andere ist die Hoffnung, daß es Scham nur gibt, wenn jemand einen kühnen Tanzschritt wagt, und nicht jedesmal, wenn wir in den Spiegel blicken. Um das erste zu beenden und das zweite zur Blüte zu bringen, müssen wir nur besser kämpfen. Der Rest folgt seinem eigenen Takt und füllt üblicherweise Bibliotheken und Museen.

Es ist nicht nötig, die Welt zu erobern, es genügt, sie neu zu machen ...

Vale. Gesundheit, und wißt, daß ein Bett nur Vorwand für Liebe; daß eine Melodie nur Zierde des Tanzes; und daß Nationalismus einfach nur ein den Umständen geschuldeter Fehler im Kampf ist.

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens
Subcomandante Insurgente Marcos

P.S.

Bitte entschuldigt die Kürze dieser Briefe. Ich muß mich nämlich um meine Expedition kümmern, da ich diesen Winter in Europa einfallen werde. Was haltet Ihr von einer Landung am nächsten Neujahrstag?

Die Geschichte vom Kalten und vom Heißen Fuß

(27. Oktober 1995)

Allmählich beginnt sich die Dämmerung selbst zu verfolgen. Kälte und Dunkelheit bedecken die Wacht eines galanten fahrenden Ritters und die Sorgen seines gebeutelten Knappen. Keiner findet den Mond, und dem Blitz folgt Donner. Schlamm erneuert sich durch Regen, und der Weizen mit einem Kuß. Durito studiert die Zeitungen, kaut an seiner Pfeife und sieht mich vorwurfsvoll an. „Du hast also einen Skandal verursacht, wie jene, die Geschichte schreiben!“ sagt er, während er die Zeitung weglegt.

„Ich?“ sage ich und gebe mich seeeeehr besorgt um meinen gerissenen Stiefel.
„Natürlich! Wer sonst? Wieder einmal hast du bewiesen, daß du, wenn du sprichst, dieselbe Raffinesse an den Tag legst wie eine Elefantenherde im Porzellanladen. Und nicht nur das. Deine Schwachsinnigkeit hat es einer Lawine mittelmäßiger Gemüter erlaubt, anderthalb Idiotien über die Halbidiotie zu verkünden, die du von dir gabst –“

„Ich ... Was geschehen ist: sie haben mich nicht verstanden! Ich wollte nicht sagen, was ich sagte, sondern sagen, was ich nicht sagte, und daher sagte ich nicht, was ich sagen wollte, und sagte, was ich nicht sagen wollte ...“ Ich suche mich zu rechtfertigen, während ich meine Scham im Loch – bezweifelt das irgendwer? – meines linken Stiefels verstecke.

„Schwachsinn! Diese Erwägung hat dieselbe Logik wie die eines PRI-Abgeordneten, der seine Stimme gegen die Senkung der IVA[ii] erklärt.“

Ich bleibe ruhig und beginne, mit einem kleinen Stock Spiralen und kleine Kreise in den Boden zu zeichnen. Durito hat Mitleid mit mir und klopft mir auf die Schulter. Um das zu tun, muß Durito auf meinen Arm klettern und die Patronengürtel lockern. Er sitzt neben dem Kragensaum und sagt:

Ach, mein lieber tolpatschiger Knappe, Sprechen ist eine schlüpfrige und problematische Sache. In Wirklichkeit sollte man nur mit Frauen sprechen, den einzigen Wesen, bei denen das Schlüpfrigsein und in Probleme geraten lohnt. Um mit einer Frau zu sprechen, sollte man es nah an ihrem Ohr tun. Auf diese Weise wird das, was du sagst, nicht so viel ausmachen wie die warme Nähe ihres Nackens. In der Politik bergen Worte viele Fallen und Verhedderungen, und nicht nur die zu uns gesprochenen, sondern die wir sprechen. Und, da wir von Politik sprechen, fällt mir eine Geschichte ein, die für das Buch, das du vorbereitest, hilfreich sein könnte, das, wenn ich mich recht entsinne, Geschichten für eine Nacht des Erstickungstodes heißen soll.

Ich seufze, wortlos einverstanden, eine weitere Geschichte Duritos zu erdulden; aber er glaubt, es ist, weil ich von den Aussagen gegen Don Porfirio ermüdet sei, deshalb fährt er fort. Er räuspert sich und befiehlt mir, Kugelschreiber und Bleistift zu nehmen. Während er diktiert, schreibe ich die Geschichte namens ...

Die Geschichte vom Kalten und vom Heißen Fuß

Es waren einmal zwei Füße, die waren zusammen. Sie waren zusammen, aber nicht vereint. Der eine war heiß, der andere kalt. Der kalte Fuß sagte zum heißen: „Du bist sehr heiß.“ Und der heiße Fuß sagte zum kalten: „Du bist sehr kalt.“ So haderten sie miteinander, als Hernán Cortes ankam und beide verbrannte.

„Ist sie aus?“ frage ich ungläubig.

„Natürlich! Das ist eine Geschichte, nicht eine deiner Pressekonferenzen“, antwortet er.

Ich blicke ihn vorwurfsvoll an. Er sagt:

„Genug. Laß gut sein. Laß mich nachdenken ... mmmh, mmmh, ich weiß! Schreib am Schluß: ‚Und wenn Hernán Cortes nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute... und das ist nicht das Ende der Geschichte.‘“

„Ist es nicht?“ frage ich ihn, derweil ich das Papier in meine Taschen stecke.

„Natürlich nicht! Es gibt noch immer viele kalte und heiße Füße, also könnte Hernán Cortes eine seeeeehr unerfreuliche Überraschung erleben.“

„Wenn wir schon über unerfreuliche Dinge sprechen“, unterbreche ich ihn, „in einer Zeitung beschwert man sich über dich.“

„Über mich? Wer wagt sich über einen fahrenden Ritter zu beschweren, der das Verlangen junger und alter Maiden ist, in den Träumen großer und kleiner Kinder auftaucht und von allen Edelmännern aller Zeiten geschätzt wird?“

„Gut, man beschwert sich nicht direkt über dich. Sie sagen nur, daß überall schon genug von Durito ist. Jedenfalls wollen sie, daß ich dich in meinen Briefen ausspare ...“

Durito läßt mich nicht fortfahren und brüllt mir ins Ohr:

„Halt’s Maul, du unverschämter Feigling! Nur ein Gassenbub wie du kann glauben, daß respektable Menschen die Geschichten meiner Meisterleistungen, meine unbestrittene Sympathie und die profunde und tiefe Weisheit meines Diskurses nicht goutierten.“

„Aber Durito! Nicht ich hab’ an solch Absurditäten gedacht! Stell dir vor, daß es eine gewisse Person geben könnte – eine reine Hypothese –, die nicht mit demselben Enthusiasmus reagiert wie ...“

Durito unterbricht wieder.

„Gut, ich gebe zu, es ist möglich, daß ein gewisses Wesen existieren könnte, das nicht an mir oder meinen Meisterleistungen interessiert sein könnte. Also sollten wir etwas unternehmen, um deinen Rang, du unverschämter Tölpel, mit meinem, einem großen fahrenden Ritter, zu vergleichen.“

„Mit dem ‚Ritter‘ bin ich einverstanden, aber erlaube mir, das ‚groß‘ zu bezweifeln.“

„Ich spreche von der Natur meiner Ideale, du Kretin.“

„Gut, was schlägst du vor?“

„Eine consulta.“

„Eine consulta? Aber Durito ... man wird das für einen Scherz halten ...“

„Kein weiteres Wort! Es soll eine consulta geben. National, international und interplanetarisch. Und die Frage soll sein:

Erstens: Sollte El Sup die Durito-Geschichten aus seinen Briefen tilgen?

Zweitens: Sollte das verachtungswürdige Geschöpf, das Duritos Verschwinden aus den Geschichten zu fordern wagt, in einem Inferno umkommen, welches Dantes’ als Gefriertruhe erscheinen läßt?

Das sind zwei mit „Ja“, „Nein“ oder „Ich weiß nicht“ zu beantwortende Fragen.“

„Und wohin sollen die, die wollen, ihre Briefe schicken?“ frage ich skeptisch.

„In mein Büro: Don Durito aus Lakandonien, Hoyito von Huapac Nr. 69, Berge des mexikanischen Südosten, Chiapas, Mexiko.“

Ich sehe, daß Durito äußerst entschlossen ist; also ist es besser für ihn, manches zu klären.

„Was sind Mindest- und Höchstalter zur Teilnahme an der consulta?“

„Minimum sechs Monate. Maximum eine Minute vorm letzten Atemzug.“

„Aber Durito, glaubst du, ein sechsmonatiger Mensch könnte diese Fragen beantworten?“

„Natürlich! Als ich sechs Monate alt war, schrieb ich schon jene Sonette, die Stürme in Frauenmägen und, paradoxerweise, Ruhe hervorrufen.“

„Aber du bist ein Käfer!“

„Desto mehr spricht für mich! Keine weitere Diskussion! Schreib den Aufruf und füge hinzu, daß alle weiblichen Weisen ihren besten Seufzer dem Stimmzettel hinzufügen sollen ... Obwohl, nochmal nachgedacht ... Nein, laß die Seufzer besser weg ... Wahrlich, so viele Seufzer könnten sich hier in einen Hurrikan verwandeln und ‚Roxana‘ wie eine unbedeutende Brise aussehen lassen. Noch besser, laß sie rote Nelken schicken. Vielleicht können wir ein Blumenexportgeschäft aufziehen ... Na, was meinst du?“

„Ich glaube, du delirierst. Du bist verrückt geworden“, sage ich ihm.

„Mein lieber, dünner Knappe! Der Morgen kann nur Dämmerung werden, wenn es Delirium und Verrücktheit in Mengen gibt“, sagt Durito, während er an seinen Platz zurückgeht und sich mit einem huapac Blatt bedeckt, aber nicht ohne ein großes, rundes „69“ daraufzumalen.

„Gib mir Bescheid, wenn die Antworten eintrudeln. Verdammt! Ich werde dieses süßen Wartens wegen nicht schlafen können“, sagt Durito wenige Sekunden, bevor er zu schnarchen beginnt, als sei er eine auspufflose Power-Säge.

Ich bleibe ruhig. Ich entzünde meine Pfeife und inhaliere langsam Erinnerung. Die Dämmerung über mir verdünnt ihre letzten dunklen Graus, weit weg nimmt der Tag einen Biß Horizont, und die Kälte wird lauwarm hier ... in den Bergen des mexikanischen Südostens ...

Vale abermals. Gesundheit, und mögen sich Verrücktheit und Delirium vervielfachen.

EL SUP, SICH NACH DER BLUME SEHNEND,
MIT DER EIN OKTOBER DIE CEIBA SCHMÜCKT.

Die Geschichte vom bohnenbraunen Pferd

(9. Jänner 1996)

An diesem nationalen indigenen Forum ist eine Persönlichkeit anwesend, die, weil sie so schüchtern ist, gerade eben den Raum flieht. Ich meine natürlich den sehr großen und geliebten Don Durito aus Lakandonien, den wandernden Ritter und Edelmann, der über die Berge des mexikanischen Südosten galoppiert. Der exaltierteste und würdigste Vertreter des ehrwürdigsten Standes eines fahrenden Rittertums, der stets lebhafte Don Durito, hat mich, seinen Schildträger und Gefährten, gebeten, ein paar Worte in seinem Namen zu Euch zu sprechen. Es ist wegen eines dieser von einem fahrenden Ritter gemachten und gehaltenen Versprechens, daß Don Durito, in Erwartung des Ausgangs der von ihm geforderten intergalaktischen consulta, eine Zeitlang schweigen muß. Ich muß – seine Abwesenheit ausnutzend – sagen, daß seine Stille ziemlich kreischend war und er mir nie einen Morgen zum Ausruhen gönnte, was, wie ich meine, alle guten Schildträger verdienen.

Heute also, als es dämmerte, rauchte ich und dachte darüber nach, wie ich Euch für Euer Kommen danken könnte, als ich plötzlich etwas Eiliges unter der Tür bemerkte, das seltsamerweise wie ein Käfer aussah. Es war ... Durito!

Er trug einen alten, zerschlissenen Mantel und einen ziemlich großen Hut – für meinen Geschmack zu groß für ihn – und hielt einen Stock in der Hand. Hastig ließ mich Durito wissen, er sei undercover unterwegs, um seinen vielen Bewunderinnen aus dem Weg zu gehen. Zudem stellte er richtig, daß er keinen Stock, sondern Excalibur trage, sein als Stock verkleidetes gerechtigkeitssuchendes Schwert.

„Aus dem Weg muß du den nationalen Sicherheitsagenten gehen, der PGR, dem Militärgeheimdienst, dem CIA, dem FBI und anderen Undsoweiters, die Veranstaltungen wie diese so gern besuchen“, sagte ich, während ich alarmiert sah, wie er einen Beutel Tabak ergaunerte.

„Schnell!“ sagte er mir. „Schreib auf, was ich dir sagen werde, ich muß weg!“

Und ohne mir die Möglichkeit zu geben, mich nach dem Grund der Eile zu erkundigen, diktierte Durito ...

Die Geschichte vom bohnenbraunen Pferd

Es war einmal ein braunes Pferd, das braun wie eine Bohne war und im Haus eines sehr armen Bauern lebte. Und der arme Bauer hatte ein sehr armes Weib, und sie hatten ein sehr dünnes Huhn und ein lahmes, kleines Schwein. Daher sagte eines Tages das Weib des sehr armen Bauern:

„Wir haben nichts mehr zu essen, weil wir sehr arm sind, also müssen wir das sehr dünne Huhn essen.“ Also töteten sie das sehr dünne Huhn, bereiteten eine dünne Suppe und aßen sie. Und so ging es ihnen eine Zeitlang gut; aber der Hunger meldete sich zurück, und der sehr arme Bauer sagte seinem sehr armen Weib:
„Wir haben nichts mehr zu essen, weil wir sehr arm sind, also müssen wir das lahme, kleine Schwein essen.“ Also war das lahme, kleine Schwein an der Reihe, sie töteten es, bereiteten eine lahme Suppe und aßen sie. Und dann war das bohnenbraune Pferd an der Reihe. Aber das bohnenbraune Pferd wartete nicht das Ende der Geschichte ab; es lief einfach davon und in eine andere Geschichte.

„Ist die Geschichte aus?“ fragte ich Durito, unfähig, meine Verblüffung zu verbergen.

„Natürlich nicht. Sagte ich nicht, daß das bohnenbraune Pferd in eine andere Geschichte flüchtete?“ sagte er, als er sich zum Aufbruch anschickte.

„Und?“ fragte ich verärgert.

„Und nichts – du mußt das bohnebraune Pferd in einer anderen Geschichte suchen!“ sagte er und richtete seinen Hut.

„Aber Durito!“ sagte ich, sinnlos protestierend.

„Kein weiteres Wort! Erzähl’ die Geschichte, wie sie ist. Ich kann nicht, weil ich in geheimer Mission unterwegs bin.“

„Heimlich? Worum geht’s?“ fragte ich flüsternd.

„Unverschämter Schurke! Verstehst du nicht, daß es, wenn ich es dir sage, kein Geheimnis mehr ist“, sagte Durito, während er sich aus dem Staub machte.

Durito kennt bereits das Ergebnis der intergalaktischen consulta, die 1995 zu Ende ging. Er weiß, daß er einen gewaltigen und zweifelfreien Sieg errang, was mich dazu verurteilt, weiterhin von seinen Bravourstücken und Abenteuern zu erzählen. Aus diesem Grund ist Don Durito aus Lakandonien schon wieder aufgebrochen, um die Ungerechtigkeiten auszumerzen und die gesamte Welt mit seinen Leistungen zu betören. Der größte Räuber weiblicher Seufzer, das Vorbild der jungen Männer, der Held der Kinder, der große Don Durito aus Lakandonien ist zurück. Ich weiß, daß viele von Euch froh über seine Rückkehr sind, aber für mich ist es kein großes Vergnügen, der Kritzler solch absurder und wunderbarer Geschichten wie dieser zu sein ... Geschichten für eine Nacht des Erstickungstodes

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