Streifzüge, Heft 44
Oktober
2008

Frühstück mit Debord

War, wie hätte es anders sein können, immer etwas Besonderes. Trotzdem, es gibt Vormittage, wie er sagte, die ergreifend, aber mühsam sind. Denn, wenn ihm nichts blieb als die Pflicht, allen seinen Vorlieben ohne Einschränkungen nachzugehen, so erfüllte er diese getreulich. Von Anfang an im Bewusstsein, dass wir nie wieder so jung trinken würden, sagte er. Und so ging unsere Jugend so unwiederbringlich verloren, sagte er, als wir einige Gläser tranken und es gewiss war, dass wir niemals etwas Besseres tun würdenWeder er noch die, die mit ihm tranken, haben sich auch nur einen Augenblick lang ihrer Exzesse geschämt. Wir hatten an der Festtafel des Lebens Platz genommen, sagte er.

Was ich, sagte er, von den wenigen Dingen, die ich mochte und auch beherrschte, am besten beherrschte, war das Trinken. Obwohl ich ausgesprochen viel gelesen habe, habe ich noch mehr getrunken. Ich habe zwar viel weniger geschrieben als die meisten, die schreiben, sagte er, aber viel mehr getrunken, als die meisten, die trinken. So sagte er, der auch sagte, was nun dieses Ding, die Gesellschaft des Spektakels, betrifft, so wird man, wenn man es zu lesen geruht, sehen, dass ich die fünfzehn Jahre, die ich mit dem Studium über die Vernichtung des Staates zugebracht habe, weder verschlafen noch vertändelt habe. Es ist eine Tatsache, sagte er, dass ich oft mehrere Monate lang ständig betrunken war und auch in der übrigen Zeit viel trank.

Er war es auch, der vom unausweichlichen Zusammenbruch der Städte der Illusion sprach. Die Tage dieser Gesellschaft sind gezählt; sagte er, ihre Gründe und Verdienste wurden gewogen und für zu leicht befunden; ihre Bewohner haben sich in zwei Lager geteilt, von denen eines will, dass diese Gesellschaft verschwindet. Und ich habe jedenfalls bestimmt so gelebt, wie ich gefordert habe, dass man leben müsse, sagte er.

Doch genau so, wie es keinen tiefen Grund für den Beginn dieser schlecht gestalteten Botschaft gab, gibt es auch keinen für ihr Ende.

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