Internationale Situationniste, Numéro 3
 
1976
Dokumente

Plattform für eine Kulturrevolution

1

Die Frage der Kultur — d.h. in letzter Konsequenz ihrer Integrierung in das alltägliche Leben — ist abhängig von der Notwendigkeit des Umsturzes der jetzigen Gesellschaft. Es genügt nicht, die soziale und politische Revolution zu machen, wenn diese Umgestaltung keine ähnliche qualitative Umwälzung in der Kultur mit sich bringt, die die durch die Revolution errichtete sozialistische Gesellschaft auf die höhere Stufe einer Gesellschaft führt, die nicht mehr die Antithese der kapitalistischen, sondern der Ausdruck eines Sozialismus der Totalität ist.

2

Jede vergangene Kulturrevolution ist mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, die den Künstlern aufgezwungen worden sind, untrennbar verbunden gewesen. Heute hat der Kapitalismus diese von der Kultur getrennt, indem er sie als falsche Lebens- bzw. Freizeitweisen an die Stelle von dem gesetzt hat, was die wirkliche Lebenspraxis sein sollte. Aus dieser falschen Dualität zwischen der Technik und der Kultur entstand eine falsche einheitliche Zivilisationsauffassung. Die Zukunft und die Gegenwart jeder politischen und sozialen Revolution hängen vor allem von dem Bewusstwerden dieser zweiten Entfremdung ab, die tiefer und unaustilgbarer ist als die ökonomische.

So wie das Proletariat Gefahr läuft zu verschwinden, ohne seine Revolution gemacht und die historische Rolle übernommen zu haben, die Marx ihm zugeteilt hatte, läuft die Kulturrevolution Gefahr, immer mehr nur von dem abhängig zu sein, was man von nun an — wie verabredet — „public relations“ nennt, wenn sie nicht vor allem die revolutionäre Hauptaufgabe dieses Jahrhunderts übernimmt: die Abschaffung der technischen Umwelt durch die Technik selbst.

Frankins erste These ändert den zweiten Absatz des oben veröffentlichten AUFRUFS. Die zweite These ersetzt seinen fünften und sechsten Absatz.

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