FŒHN, Heft 18
 
1993

Reger Parteienverkehr

 

Obige Aktennotiz von Geschäftsführer Bachmann verrät den Handel. Wie sieht denn eine Rate aus, die nicht ‚im Wege offener Zahlung (35% Abzug)‘ erfolgt? Wir werden’s sehen. Die erbetenen 150.000 Schilling reduzieren sich netto auf einen Barscheck im Wert von 111.105 Schilling, der auch am 18.8.1977 von H. Heinrich, dem Landesgeschäftsführer der FPÖ, im Büro der Industriellen abgeholt wird.
Und die zweite Rate? Wo bleibt die? Am 21. September 1977 schickt die ‚Gesellschaft für wirtschafts- und sozialpolitische Studien‘ der Vereinigung Österreichischer Industrieller eine Rechnung ‚für die von Ihnen an uns vergebene vergleichende Analyse über die Interdependenzen von Arbeitsplatzzufriedenheit, Betriebstreue und Mitarbeitermotivation in der Tiroler Wirtschaft‘ und ersucht ‚um die Überweisung des Honorars in Höhe von S 250.000,—‘. (Mehrwertsteuer wird wieder keine ausgewiesen.) In diesem Schreiben ist keine Rede davon, daß eine Studie vorgelegt wurde oder werde. Im Tätigkeitsbericht der Industriellenvereinigung (1977), wo jeder Furz verzeichnet ist, ist diese eine Viertelmillion teure ‚Arbeit‘ nicht erwähnt. Wie auch immer, der Geldholer ist wieder einmal ... ? Erraten! G. Stix nimmt am 7.10.1977 den entsprechenden 250.000-Schilling-Barscheck an sich. Auch wenn, von wem auch immer, seiner Unterschrift ein kleines ‚i.A.‘ zugefügt wurde, dürfen wir das glauben, was wir glauben.

1978 ‚wünschte‘ Stix als ‚Anzahlung eines Teiles‘, wie Bachmann festhielt, ‚200.000 brutto offiziell. D.i. S 148.148.—‘ (Aktennotiz). Was er ‚offiziell‘ wollte, hat Stix am 3. Juli 1978 per Scheck erhalten. Verstehe ich obige Formulierung falsch, wenn ich herauslesen daß er den Rest nicht offiziell gewünscht hat?

Ich habe den Geschäftsführer gebeten, die von mir in ihrer Existenz angezweifelten Studien vorzulegen. Er hat darauf ein bißchen zu forsch, um nicht unehrlich zu wirken, geantwortet: ‚Es ist nicht Stil der Vereinigung Österr. Industrieller, derartige strategische Unterlagen auch nach gewissen Zeitabläufen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und ich darf Sie persönlich zusätzlich darauf hinweisen, daß Sie zu einer solchen Forderung nicht das geringste Recht haben.‘ (Schreiben vom 29.7.92)

Aus dem Protokoll des VÖI-Präsidiums vom 18.4.1978. Der handschriftlichen Notiz ist zu entnehmen, daß sich VÖI und Verband selbständig Wirtschaftstreibender (VSW) die Kosten, die ihnen die FPÖ macht, teilen.

 

Weiter. 1979: Am 2. März geht Stix zur Industriellenvereinigung einen auf 148.148 Schilling (= S 200.000.- brutto) ausgestellten Scheck holen. Bereits am 25. April kann er dort erneut mit einem Scheck im gleichen Wert abziehen, wobei es sich laut Vermerk Bachmanns wieder um eine ‚offene Quote für 200.000.— lt. Bitte Dr Stix‘ handelt.

 

Wo so auffällig von einer ‚offenen Quote‘ die Rede ist, kann eine heimliche nicht weit sein. Am 19. April, drei Wochen vor den Nationalratswahlen und einige Monate vor den Landtagswahlen, legt ein ‚Institut für Grundlagenforschung‘ aus Salzburg der Vereinigung Österreichischer Industrieller, Landesgruppe Tirol, ein Angebot für eine ‚Studie. Die wirtschaftspolitische Situation im Bundesland Tirol‘ vor. Die gesamte Arbeit von der ‚Gestaltung eines Fragebogens‘ über die ‚Durchführung von 500 Interviews‘ bis zur ‚Herstellung der Berichtsbände‘ soll 150.000 Schilling zuzüglich Mehrwertsteuer kosten. Am 7. Mai ergeht der Auftrag nach Salzburg. Und obwohl 500 Interviews zu machen, auszuwerten und zu interpretieren sind, wird dem FPÖ-Obmann Stix von den Industriellen bereits am 10. Mai ein Scheck über 150.000 Schilling in die Hand gedrückt. (Die Mehrwertsteuer hat sich inzwischen erübrigt.)

Auf meine Fragen an Stix, ‚Welcher Art ist Ihre Beziehung zum Institut für Grundlagenforschung in Salzburg?‘ bzw. ‚Existieren denn die vorgegeben Arbeiten dieser Gesellschaft überhaupt, für die Sie Gelder der Industriellen in Empfang genommen haben?‘, schweigt er seit 17.7.1992.
Am 6. Juli 1979 bekommt Stix von der VÖI allem Anschein nach noch Wahlkampfauslagen in der Höhe von 153.448 Schilling beglichen, jedenfalls erhält er einen entsprechend dotierten Barscheck.

Sage niemand, die Haiderpartei sei aus dem Nichts aufgetaucht. Sie wurde systematisch gegen uns aufgebaut.

1980 nahm Stix von der Tiroler Industriellenvereinigung im Mai und im August jeweils die auffallend geraden Summen von 100.000 Schilling. Abgesehen davon, was er vielleicht sonst noch bekommen hat, wäre zu fragen, ob hier brutto bezahlt wurde.

1981 erst ist dann jemandem in der FPÖ die steuerschonende Idee gekommen, daß die FPÖ-Fraktion Ring freiheitlicher Wirtschaftstreibender (RFW), da sie keine Partei, sondern eine Interessensorganisation ist, nicht der 35%igen Abgabenzahlung unterliegt. Was ändert sich? Stix geht kassieren wie ehedem, nimmt aber offiziell die Schecks immer nur ‚für den RFW‘ oder ‚für Pischl‘, den RFW-Obmann.

 

Auch 1982 waren’s wieder 300.000 für FPÖ-Obmann Stix, soll heißen für den RFW. (Diese Summe wurde übrigens von VÖI und VSW wieder im Verhältnis 3:1 aufgebracht.)
Aber Schluß! Aus! Lassen wir das!

Ich denk’ mir, wie entsetzlich es sein muß, als Politpensionist auf ein so erbärmliches, verlogenes Leben zurückblicken zu müssen, in dem man vorn herum den Leuten schön getan und auf Demokratie gemacht und hinten herum vom Großkapital die dicken Schecks eingesteckt hat!
Geld, das kleinweis unter anderem von Stücklohnnäherinnen beim Seidensticker und von Nudelwalkern beim Recheis erarbeitet wurde und nie und nimmer denen gehört, die groß darüber verfügen!

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