Salzburger Klarsichtsackerl gegen SS-Kameradschaftsauftreten
Widerstand gegen den Aufmarsch der SS-Kameraden am Kommunalfriedhof: Am 1. November hat auch heuer wieder der Aufmarsch der Kameradschaft IV unter trauter Obhut der Kirche und mit Marschmusik am Kommunalfriedhof stattgefunden. Natürlich hat auch die FPÖ einen eigenen Zug gebildet.
Das diesjährige Projekt von Wolfram Kastner gegen den Aufmarsch der Alt- und Neonazis heißt „Salzburger Klarsichtsackerl“: Zu diesem Projekt zählt eine Podiumsdiskussion zum Thema „SSehstörung“, zu deren Auftakt zwei Videofilme von Sabine Ibertsberger mit dem Titel „Aufmarsch am Friedhof“ gezeigt wurden, weiters die Broschüre „SSehstörung“ von Wolfram Kastner in Zusammenarbeit mit der Galerie 5020 und dem Kulturgelände Nonntal sowie in der Galerie 5020 die Ausstellung mit Collagen, Fotos und Dokumenten zum Thema „SSehstörung“.
Der Widerstand formierte sich am 1. November am Kommunalfriedhof. Die Gebrauchsanweisung des „Salzburger Klarsichtsackerls“ hat nach Wolfram Kastner eine fundamentale Verbesserung der Sichtschärfe zur Folge: „1. Die Broschüre ‚SSehstörung‘ enthält eine Beschreibung einiger der spezifischen sicht- und unsichtbaren Salzburgischen dunklen und blinden Flecken. ... 2. Die Schere ermöglicht den traditionellen Scherenschnitt an der protzigen Erkennungsschleife am Kranz der Waffen-SS. 3. Die Fotokopie einer coupierten SS-Banderole ermöglicht es, bereits vorab Probeschnitte anzulegen und die richtigen Schnittlinien zu finden. 4. Der Berechtigungsschein befugt Sie zur straffreien Trauer um die von der SS ermordeten Salzburger Juden sowie um die ermordeten Deserteure und alle anderen von den Nazis Verfolgten. 5. Das Grablicht dürfen Sie unter den Kranz für die ermordeten Salzburger Deserteure stellen. 6. Den Partezettel können Sie vervielfältigen und am 1. November auf dem Kommunalfriedhof auslegen und/oder verteilen. 7. Mit dem Aufkleber ‚SSehstörung‘ mögen Sie nach Belieben Orte und Situationen markieren, worauf sich eine verbesserte Sehschärfe richten sollte. 8. Mit dem Instrument läßt sich ein langgezogener trauriger Ton erzeugen, gegen die Marschmusik.“
Mit dem Ausstreuen von weißen Rosen auf dem Weg, auf dem die verschiedenen Verbände vorbei marschieren mußten, wurde jene Symbolik deutlich, die aufzeigt, was es heißt, über Leichen zu gehen. Auf den Rosen steckten Partezettel mit den Namen der von der Waffen-SS ermordeten Menschen. Gespielt hat dazu eine jüdische Kapelle. Alle marschierenden Verbände haben ihre Formation aufgelöst und einen Umweg um die Rosen gemacht.
Nur eine nicht: Die Kameradschaft IV der Waffen-SS. Sie ist in Viererreihe über die Rosen getrampelt.
Gerade nach dem letzten Nationalratswahlerbrechen ist antifaschistischer Widerstand nötiger denn je. Es geht aber nicht nur um die jüngere Geschichte, es geht auch um die Parallelen zu den heute geltenden menschenrechtswidrigen Fremdengesetzen, den Zynismus der ablehnenden Bescheide gegen Asylsuchende und um die rassistische Hetze von Seiten der FPÖ, die sich nicht nur am 1. November mit den SS-Kameraden verbrüdert. Dagegen wehren wir uns.