FORVM, No. 99
März
1962

Zu neuen Ufern der Kritik

Zweite Geheimrede über den Personenkult, erstmals veröffentlicht

Erlauben Sie mir, liebe Genossen, heute zu Ihnen offen und ausführlich über einige Dinge zu sprechen, die ich auf dem 22. Kongreß zu behandeln vergaß.

Diejenigen von Ihnen, die auf dem Kongreß waren, werden sich besonders daran erinnern, daß ich sagte:

Stalin lebt nicht mehr, aber wir betrachteten es als notwendig, die schändlichen Führungsmethoden zu verurteilen, die in der Atmosphäre des Kults seiner Person gediehen ... Der Unterschied zwischen den marxistisch-leninistischen Parteien und allen anderen politischen Parteien besteht darin, daß die Kommunisten nicht zögern, die Schwächen und Fehler ihrer Arbeit kühn zu enthüllen und zu beseitigen. Jede Kritik, selbst die schärfste, hilft unserem Fortschritt.

1950

Als ich dies sagte, vergaß ich leider, den Delegierten, von denen viele erst seit kurzem in unserer Partei sind, zu sagen, wie der Personenkult uns alle ergriffen hatte. Ja, er ergriff auch Chruschtschew, wie Sie aus meiner Broschüre über Stalin, die 1950 zu seinem 70. Geburtstag veröffentlicht wurde, ersehen werden. Ich möchte Ihnen genau vorlesen, was ich damals schrieb:

Millionen Menschen haben für den Genossen Stalin, der mit Lenin die große bolschewistische Partei und unseren sozialistischen Staat gründete, die marxistisch-leninistische Theorie bereicherte und sie auf einen neuen, höheren Stand erhob, ein Gefühl tiefster Liebe und Ergebenbeit.

Genosse Stalin, der Genius, der Führer und Lehrer unserer Partei leistete einen unerhörten Dienst dadurch, daß er in erbittertem Kampfe gegen die Feinde des Volkes ... die Reinheit der Lehren Lenins und die Einheit und eiserne Solidarität unserer Partei wahrte ...

Das Sowjetvolk verbindet unzertrennlich alle seine Errungenschaften im Kampfe für den Kommunismus ... mit dem Namen des unsterblichen Lenin und mit dem Namen des großen Fortsetzers der Sache Lenins — des Genossen Stalin. Der Name des Genossen Stalin ist das Symbol für alle die vom Sowjetvolk errungenen Siege und das Banner in dem Kampfe, den die werktätige Bevölkerung der ganzen Welt gegen die kapitalistische Sklaverei führt ...

Das ist der Grund, warum alle Völker unseres Landes mit dem Gefühl äußerster Zärtlichkeit und kindlicher Liebe den großen Stalin ihren Vater, ihren genialen großen Führer und Lehrer nennen ...

Für alle diese Errungenschaften schuldet das ukrainische Volk, wie alle Völker der Sowjetunion, der bolschewistischen Partei, dem Führer der Partei und des Volkes — dem großen Stalin Dank ...

Heute grüßen die Völker der großen Sowjetunion und die ganze fortgeschrittene und fortschrittliche Menschheit von ganzem Herzen unseren geliebten Genossen Stalin, den Inspirator unerschütterlicher Freundschaft unter den Völkern.

Ruhm und Ehre unserem treuen Vater, weisen Lehrer, dem genialen Führer der Partei, des Sowjetvolkes und der arbeitenden Bevölkerung der ganzen Welt — dem Genossen Stalin.

Werte Genossen, ich sah, wie vielen von Ihnen der Atem stockte, als ich dies vorlas. Ich versichere Ihnen, daß diese Broschüre keine bürgerliche Fälschung ist. Obwohl sie von Gospolitizdat, Moskau 1950, veröffentlicht wurde, wird es vielleicht jetzt unmöglich für Sie sein, diesen meinen historischen Beitrag zur Förderung des Personenkults in unserem Lande zu finden. Ich versichere Ihnen, daß ich als treuer Bolschewik in der Spitzenführung der Partei jedes Wort darin geschrieben habe.

Genossen, ich muß Ihnen sagen, daß meine Broschüre, die den Personenkult glorifizierte und Propaganda für Stalin machte, nicht ein bloßer momentaner Ausbruch übertriebener Lobpreisungen anläßlich seines Geburtstages war. Sie war vielmehr, wie ich jetzt beweisen werde, die Fortsetzung und der Höhepunkt meiner tiefen Hingabe an den Personenkult und meiner unermüdlichen Unterstützung dieses Kults in den Jahren, als ich in die Spitzenführung der Partei aufstieg.

1936

Nach den historischen Ereignissen und großen Veränderungen, die in unserem Lande seit dem 20. Kongreß stattgefunden haben, kann ich Ihnen offen sagen, daß ich ebenfalls vergessen hatte, auf unserem letzten Kongreß meine feurige Rede auf dem achten außerordentlichen Sowjetkongreß im Dezember 1936 zu erwähnen; ich betonte damals mit meiner ganzen Stärke und Autorität, daß

... unsere Partei die Arbeiterklasse siegreich geführt hat und führt, weil an ihrer Spitze der Genius der Menschheit, Lenin, stand, weil unsere Partei jetzt von dem brillanten Stalin geführt wird ... Während des Bürgerkrieges erschien Stalin an jedem Ort, wo der Ausgang fraglich war, und wo immer er erschien, blieb die Armee der Revolution siegreich. Stalin, sein Genie und sein Wille sind uns allen, jedem Arbeiter unseres Landes vertraut, weil es kein einziges Unternehmen gibt, das der Stärkung der Macht unseres Vaterlandes, dem sozialistischen Wohlergehen dient, welches nicht vom Genossen Stalin in die Wege geleitet wurde ... Wir wissen, Genossen, wem das Hauptverdienst für unsere Siege gebührt. Dieses Verdienst gebührt unserem Führer, dem Genossen Stalin ... wo immer diese Bande von Mördern und Schurken, deren Verbrechen fast beispiellos in der Geschichte dastehen, schnell entlarvt und vernichtet wurde, da schulden wir in erster Linie dem Genossen Stalin Dank ... Das Genie unseres Genossen Stalin hat der Partei und allen Arbeitern unseres Landes den Sieg gesichert.

Genosse Mikojan wird sich sicher daran erinnern, wie er selber, zusammen mit Kuusinen, Schwernik, Malenkow, Molotow und Kaganowitsch, mir lebhaft Beifall klatschte, als ich nach der Hinrichtung Tuchatschewskis und anderer bedeutender Offiziere der Roten Armee im Dezember 1937 erklärte:

1937

Ich schwöre, daß ich nicht einen Schritt von der von unserer leninistisch-stalinistischen Partei, unserem großen Stalin verfolgten Linie abweichen werde ... Ich fordere Sie alle auf, unsere Reihen enger zu schließen, mit den Feinden der Arbeiterklasse, den Feinden des Volkes — dieser Unreinheit, diesem Unkraut in unseren Sowjetfeldern, diesen Verrätern ... und allen anderen Sorten von Schuften — entschiedener und erbarmungsloser abzurechnen ... Diejenigen, die das Blut unserer Arbeiterklasse verschachert haben, sind von unseren militärischen Tschekisten, den Organen des vom Genossen N. I. Jeschow geleiteten Volkskommissariats für innere Angelegenheiten entlarvt worden ... Wir haben diese Schufte in den Staub getreten. Genossen, ich fordere Sie zu größerem Haß gegen unsere Feinde auf. Wir werden noch größere Liebe für unsere bolschewistische Partei, unseren Führer, den großen Stalin, zeigen.

1939

Gestatten Sie mir, Genossen, an den 18. Kongreß unserer Partei im März 1939 zu erinnern, als ich die Delegierten anfeuerte, indem ich feierlich in der Gegenwart Stalins erklärte, daß

... jeder Bolschewik, jeder Arbeiter, jeder Bürger unseres Sowjetlandes sich dessen ganz bewußt ist, daß wir für die erfolgreiche Besiegung der faschistischen Agenten — aller dieser verächtlichen Trotzkisten, Bucharinisten und bürgerlichen Nationalisten — in erster Linie unserem Führer, dem großen Stalin, persönlich verpflichtet sind ... Die Liebe der ukrainischen Bolschewiken für den Genossen Stalin spiegelt das grenzenlose Vertrauen und die Liebe des ganzen ukrainischen Volkes für den großen Stalin wider ...

Es tut mir sehr leid, liebe Genossen, daß ich vergessen hatte, diese meine Rede bei meinem Angriff auf den Personenkult auf dem 22. Kongreß zu zitieren. Damals wurden viele bedeutende Parteimitglieder und Bürger fälschlich angeklagt und ermordet. Wie ich sagte, „wurden sie ein Opfer ungerechtfertigter Repressalien während der Epoche des Personenkultes“, deren Märtyrertum wir jetzt in Moskau ein Denkmal errichten werden, „zum ewigen Andenken an die Genossen, die Willkürakten zum Opfer fielen“.

1952

Ja, auf dem letzten Parteikongreß, an dem Stalin teilnahm, dem 19. Kongreß im Oktober 1952, sorgte ich dafür, daß ich als einer seiner engsten Kollegen zu den Delegierten im Geiste meiner Broschüre sprach. Ich sagte damals:

Die Siege und Errungenschaften sind das Ergebnis der korrekten Politik der Kommunistischen Partei, der weisen Führung des leninistisch-stalinistischen Zentralkomitees, unseres geliebten Führers und Lehrers, des Genossen Stalin ... Es lebe der weise Führer der Partei und des Volkes, der Inspirator und Organisator unserer Siege, der Genosse Stalin.

Wie Sie wissen, starb Stalin innerhalb von sechs Monaten nach meiner Rede. Ich würde unserer Partei einen wirklichen, sehr wertvollen Dienst geleistet haben, wenn ich auf dem 22. Kongreß diese Tatsachen über meine eigene Rolle bei der Verübung der Verbrechen des Personenkults enthüllt hätte, weil, wie der Vorsitzende der Mandatsprüfungskommission, Genosse V. Titow, berichtete, 68,1 Prozent der Delegierten unserer Partei seit dem zweiten Weltkrieg beigetreten sind. So viele Delegierte auf dem 22. Kongreß, ebenso wie die Mitglieder der Zentralkomitees der Kommunistischen Parteien der Unionsrepubliken, der Krai- und Oblast-Parteikomitees, sind wirklich neu in unserer Partei und haben wenig Erfahrung. Diese neuen, unsere Kommunistische Partei belebenden Kräfte sollten auf Grund vollständiger Kenntnis ihrer wahren Geschichte herangebildet und geschult werden.

Genossen, ich kann sehen, warum Sie vielleicht fragen werden: Nikita Sergejewitsch Chruschtschew, wie konnten Sie diese glühende Verherrlichung Stalins schreiben und dann, drei Jahre nach seinem Tode, auf dem 20. Kongreß erklären, daß dieser selbe Stalin des Mordes, des Sadismus, der Entartung und der Unmenschlichkeit schuldig war? Sehen Sie, wir Bolschewiken sind schöpferische Marxisten-Leninisten. Den bürgerlichen Ideologen erscheint dies als merkwürdiger Widerspruch. Aber in unserer fortgeschrittenen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung haben wir den höchsten Stand der Kultur, der echten Zivilisation erreicht. Als Arbeiter, als ehemaliger Bergmann, der weiß, was Arbeit bedeutet, kann ich Ihnen sagen, daß wir Kommunisten große Wunder verrichten können, wenn wir der Parteilinie treu bleiben und für sie hart arbeiten. Aber, wie es in unserem alten russischen Sprichwort heißt: „Andere Zeiten, andere Vögel; andere Vögel, andere Lieder.“

1929

Einige von Ihnen mögen über diese, über meine eigenen Enthüllungen über mich selber entsetzt sein. Einige Kritiker unseres Sowjetsystems haben uns bereits einmal damit verhöhnt, daß unsere Kollektivgesellschaft einen brutaleren und destruktiveren Personenkult entwickelt hat, als er in irgendeinem der Länder mit dem brutalsten kapitalistischen Individualismus je entwickelt wurde. Diese Feinde des Kommunismus sagen wiederholt, daß der Personenkult zum Wesen unserer Gesellschaft gehört, welche sie verleumderischerweise als totalitäre Tyrannei bezeichnen und von der sie erklären, sie führe unvermeidlich zu einer despotischen Einmannherrschaft an der Spitze der Diktatur. Als Beweis für ihre unerhörte Verleumdung haben diese bourgeoisen Zyniker Stalin zitiert, der am 6. Mai 1929 vor der Amerikanischen Kommission des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI) erklärte, daß „es keine ‚Stalinisten‘ gibt ... es darf keine ‚Stalinisten‘ geben“. Sie sind sogar so weit gegangen und haben ihre Behauptung durch die folgenden Bemerkungen Stalins vor dem Präsidium des EKKI am 14. Mai 1929 zu stützen versucht:

Die russischen Bolschewiki würden die Sache der russischen Revolution ruiniert haben, wenn sie es nicht verstanden hätten, den Willen der einzelnen Genossen dem Willen der Mehrheit unterzuordnen, wenn sie es nicht verstanden hätten, kollektiv zu handeln ... Die Fähigkeit, kollektiv zu handeln, die Bereitschaft, den Willen der einzelnen Genossen dem Willen des Kollektivs unterzuordnen, ist, was wir wirkliche bolschewistische Mannheit nennen. Denn ohne diese Mannheit, ohne die Fähigkeit, die eigene Selbstachtung zu überwinden und den eigenen Willen dem Willen des Kollektivs unterzuordnen, ohne diese Eigenschaften kann es kein Kollektiv, keine kollektive Führung, keinen Kommunismus geben.

Diesen eingebildeten bourgeoisen Besserwissern, die behaupten, daß meine Absage an den Personenkult genau so wertlos wie die Stalins sei, kann ich nur die eine Antwort geben: Wachen Sie aus Ihrem Trancezustand auf. Lernen Sie etwas über die große, unfehlbare Wissenschaft des leninistischen dialektischen Materialismus.

In meinen Schlußausführungen auf dem 22. Kongreß wies ich auf die Tatsache hin, daß es selbst nach Stalins Tod schwierig war, Fragen wie die, wer für die Ermordung Kirows, Jakirs, Tuchatschewskis, Ordshonikidses und vieler anderer hervorragender, unschuldig umgekommener Partei- und Regierungspersönlichkeiten verantwortlich war, zu lösen. Ich erinnere mich, dem Kongreß gesagt zu haben,

wie schwierig es war, solche Fragen zu entscheiden, wenn es in dem Präsidium des Zentralkomitees Männer gab, die des Machtmißbrauchs und der Massenrepressalien schuldig waren. Sie (Molotow, Kaganowitsch usw.) widersetzten sich allen Maßnahmen, die dazu bestimmt waren, den Personenkult zu entlarven, und sie begannen dann einen Kampf gegen das Zentralkomitee.

In dieser selben Kongreßrede vom 27. Oktober 1961 bezog ich mich auf die Rede des Genossen Schelepin, der davon gesprochen hatte,

wie diese besten Vertreter der Kommunistischen Partei und der Roten Armee liquidiert wurden ... Es ist notwendig, darauf hinzuweisen, daß der Genosse Jakir einst große Achtung bei Stalin genoß. Man kann hinzufügen, daß Jakir in dem Augenblick, als er erschossen wurde, ausrief: ‚Es lebe die Partei! Es lebe Stalin!‘ Er glaubte so sehr an die Partei und Stalin, daß ihm nicht einmal der Gedanke kam, eine ungesetzliche Handlung werde bewußt verübt.

Genossen, bevor ich weiteres Licht auf diese Verbrechen, besonders auf die Ermordung Jakirs werfe, möchte ich wiederholen, was ich dem 22. Kongreß sagte:

Es ist unsere Pflicht, Fälle von Machtmißbrauch dieser Art zu untersuchen. Dies wird vorübergehen, wir werden sterben — wir sind alle sterblich —, aber während wir arbeiten, können und müssen wir viele Dinge aufklären und der Partei und dem Volke die Wahrheit sagen. Wir sind verpflichtet, alles zu tun, um die Wahrheit jetzt zu erfahren, denn je mehr Zeit nach diesen Ereignissen verfließt, desto schwieriger wird es sein, die Wahrheit herauszufinden ... Dies muß geschehen, damit solche Dinge sich nie wiederholen.

1947

Ja, meine lieben Genossen, ich habe es ehrlich gemeint, als ich dies auf dem Kongreß betonte. Ich vergaß jedoch in diesem Zusammenhang, unserem historischen Kongreß zu sagen, daß nach Jakirs Hinrichtung, ich, Nikita Chruschtschew, auf der vierten Kiewer Parteikonferenz 1947 erklärte, daß

die Jakir und die anderen Schurken die deutschen Faschisten hereinlassen und die ukrainischen Arbeiter und Bauern zu Sklaven des Faschismus und die Ukraine zu einer Kolonie der polnisch-deutschen Faschisten machen wollten.

In demselben Jahr unterbreitete ich dem 14. Kongreß der ukrainischen Partei auch die folgende politische Beurteilung der schlimmsten Verbrechen, die wir gegen viele Genossen in der Ukraine begangen hatten:

Unsere Sache ist eine heilige Sache. Und derjenige, dessen Hand zittert, der auf halbem Wege halt macht, dessen Knie zittern, bevor er zehn oder hundert Feinde vernichtet, gefährdet die Revolution. Die Feinde müssen unbarmherzig bekämpft werden. Wir müssen jeden, der die Arbeiter und Bauern anzugreifen plant, vom Antlitz der Erde wegfegen. Wir warnen jeden, daß wir für jeden Tropfen ehrlichen Arbeiterbluts das schwarze Blut des Feindes kübelweise vergießen werden.

1937

Als ehrlicher Bolschewik muß ich Ihnen gestehen, daß ich ebenfalls vergessen habe, dem 22. Kongreß mitzuteilen, daß meine Bemerkungen in Kiew im Einklang mit der folgenden Entschließung gemacht wurden, die ich auf der Moskauer Parteikonferenz im Mai 1937 eingebracht hatte und die einstimmig angenommen wurde:

Die Moskauer Parteikonferenz versichert dem Zentralkomitee der Partei und unserem Führer, Lehrer und Freund, dem Genossen Stalin, daß es kein Erbarmen gegeben hat und geben wird für die Spione, Verräter und Terroristen, die ihre Hand gegen das Leben der Werktätigen der Sowjetunion erheben; daß wir die Spione und Verräter auch in der Zukunft vernichten und die Feinde der UdSSR nicht am Leben lassen werden; und daß die Feinde der UdSSR für jeden Tropfen Arbeiterblut mit Strömen des Blutes der Spione und Verräter zahlen werden.

1955

Genossen, ich vergaß fast, Ihnen zu sagen, daß, als ich am 8. Februar 1955 vorschlug, Bulganin zum Nachfolger Malenkows als Regierungschef zu machen, ich sagte, um seine große Befähigung für dieses sehr hohe Amt in unserem geliebten sozialistischen Vaterland zu betonen, daß er ein „würdiger Schüler des großen Lenin“ sei „und einer der engsten Waffengefährten des Wortführers der Sache Lenins, Joseph Wissarionowitsch Stalins. Der Genosse Bulganin ist ein hervorragender Partei- und Staatsführer.“

Ich frage mich, werte Genossen, was die Reaktion der Delegierten des 22. Kongresses gewesen wäre, wenn ich, wie ich es heute vor Ihnen getan habe, ihre Aufmerksamkeit gelenkt hätte auf diese Enthüllungen über meine Haltung zur Ermordung Jakirs und der vielen Hunderte von anderen prominenten Genossen, die wir jetzt schleunigst rehabilitieren müssen. Ich weiß, daß einige von Ihnen, die Delegierte auf dem 20. Kongreß waren, sich jetzt fragen werden: warum fand Chruschtschew nichts dabei, Stalin am 14. Februar 1956 zu verteidigen — genau elf Tage vor seiner Geheimrede über den Personenkult und dessen Verbrechen gegen die Partei?

Schließlich machte ich es, werte Genossen, auf dem 22. Kongreß klar, daß „wir noch eine Menge zu tun haben, um den Überresten der Vergangenheit ein Ende zu bereiten“. Genossen, ich bitte Sie dringend, mich zu unterstützen und mich auf Grund des folgenden, von mir auf dem 22. Kongreß gemachten Vorschlags zu beurteilen:

Wir Kommunisten schätzen und unterstützen sehr die Autorität einer korrekten und reifen Führung. Wir müssen die Autorität der von der Partei und dem Volke anerkannten Führer sichern ... Ein Mann, der vergißt, daß er den Willen der Partei, den Willen des Volkes ausführen muß, kann eigentlich nicht ein wirklicher Führer genannt werden ...

Jeder Parteiarbeiter, der eine führende Position innehat, muß in seiner ganzen Tätigkeit ein Beispiel des Dienstes am Volke sein und ein Beispiel für alle Kommunisten und Nichtparteimitglieder ... Ein Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU muß in seiner ganzen Tätigkeit sich des ihm von der Partei erwiesenen großen Vertrauens würdig erweisen. Wenn ein Mitglied oder Kandidat der KPdSU seine Ehre oder seine Würde verliert, kann er nicht im Zentralkomitee bleiben.

Ich bitte Sie als Bolschewik, dem die Partei alles im Leben bedeutet und der seit Jahren sein ganzes Leben der Partei gewidmet und stets den Willen der Partei ausgeführt hat, mir zu glauben, wenn ich Ihnen sage: 1936 wie 1961, 1952 wie 1939, 1937 wie heute — die ganze Zeit, in meiner ganzen Tätigkeit habe ich treu und entschieden die Generallinie der Partei durchgeführt und den wahren Geist und die wirklichen Ziele des bolschewistischen Systems zum Ausdruck gebracht. Ich bin stolz darauf, ein Produkt unserer großen monolithischen Partei, die die proletarische Diktatur führt und allein die kommunistische Gesellschaft aufbauen kann, zu sein und zu bleiben.

Eine Information darüber, wie wir zu dieser Publikation gelangt sind, findet der Leser auf Seite 99:

Mit Gründlichkeit

wurde der Text unserer Chruschtschew-Rede „Zu neuen Ufern der Kritik“ kompiliert. Er entstammt einer verdienstvollen Publikation in Nummer 1/Jahrgang 1962 der „Freigewerkschaftlichen Nachrichten“ der AFL-CIO (New York). Sämtliche Zitate sind authentisch.

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