Uwe Lausen

Geboren 1941 in Stuttgart, gestorben 1970 in Beilstein bei Stuttgart. Maler, Mitglied der Gruppe SPUR und der Situationistischen Internationale.

Beiträge von Uwe Lausen
Internationale Situationniste, Numéro 6

Sur la répression sociale dans la culture

août
1961

Individuellement, les artistes de l’époque moderne qui ne sont pas de simples reproducteurs des mystifications admises, sont tous plus ou moins nettement rejetés en marge de la vie sociale. Ceci parce qu’ils se trouvent obligés de poser, même à travers des moyens illusoires ou fragmentaires, la (...)

Internationale Situationniste, Numéro 8

Répétition et nouveauté dans la situation construite

janvier
1963

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Uwe Lausen (* 15. Januar 1941 in Stuttgart; † 14. September 1970 in Beilstein) war ein deutscher Maler, der in Teilen seiner bildnerischen Ausdruckskraft u. a. an Francis Bacon und Lucian Freud erinnert.

Herkunft und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uwe Lausen war der Sohn des Bundestagsabgeordneten Willi Lausen (SPD) und dessen Ehefrau. Er heiratete 1962 die Künstlerin und Fotografin Heide Stolz, eine Tochter des Apothekers Karl Stolz und seiner Ehefrau Martha, geb. Bauer aus Kupferzell und Enkelin des Brauerei-, Gasthof- und Großgrundbesitzers Richard Bauer und seiner Ehefrau Marie. Aus der Ehe von Uwe Lausen mit Heide Uta Stolz stammen die Töchter Lea, geboren 1963, und Jana, geboren 1966. Heide Uta Stolz ist die früh verstorbene Schwester von Kunigunde Dinnendahl, verwitwete Brecht, geb. Stolz (* 1937 in Kupferzell), die bis in ihr hohes Alter als ehrenamtliche Betreuerin von Obdachlosen in Heidelberg arbeitete.[1] Kunigunde Dinnendahl verstarb im August 2019.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gruppe SPUR und die Situationistische Internationale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem an der Eberhard Karls Universität in Tübingen begonnen und an der Ludwig-Maximilians-Universität München fortgesetzten, jedoch bald wieder abgebrochenen Philosophie- und Jurastudium begann Uwe Lausen 1961 im Umfeld der Künstlergruppe SPUR zu malen, nachdem er zunächst zusammen mit seinem Schulfreund Frank Böckelmann die Literaturzeitschrift ludus ins Leben gerufen hatte.

Über die Künstlergruppe SPUR fand der Autodidakt Uwe Lausen Kontakt zur Situationistischen Internationale, einer kulturrevolutionären Bewegung um Guy Debord und Asger Jorn, der er bis 1965 angehörte. Guy Debord verhalf Lausen zu einer Anstellung im Zentralrat der Gruppe.

Erste Ausstellung Galerie Springer in Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die frühen Werke von 1961/62, die im Sommer 1962 in der Galerie Springer in Berlin erstmals präsentiert wurden, zeugen von diesem kulturellen Umfeld: Sie zeigen einen stark an CoBrA und SPUR orientierten gestisch-figurativen Ansatz. Kurz zuvor war Lausen wegen gotteslästerlicher und pornographischer Äußerungen in dem von ihm für die Zeitschrift SPUR 6 verfassten Artikel Brief eines Zurückgebliebenen zu drei Monaten Jugendarrest verurteilt worden.[2]

1963, inzwischen mit der Fotografin Heide Uta Stolz verheiratet und Vater einer Tochter, löste sich Lausen von seinen Vorbildern, nachdem bereits im Jahr zuvor mit dem Ausschluss der Künstlergruppe SPUR aus der Situationistischen Internationale der persönliche Kontakt zu den Münchner Künstlerfreunden nachgelassen hatte. In einer stark experimentellen Phase fand Lausen nun – auch unter Zuhilfenahme der Collage und Assemblage – über eine an Hundertwasser orientierte ornamentale Linie hin zu Körpernahsichten, ein Thema, das ihn auch in seinen weiteren Werken immer wieder beschäftigte. Seit 1964 lebte Lausen mit seiner Familie auf einem Bauernhof in Aschhofen, ca. 50 km südöstlich von München.

Ausstellungen bei Friedrich & Dahlem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lausen lernte die Galeristen Franz Dahlem und Heiner Friedrich Anfang der 1960er Jahre kennen. In deren Münchner Galerie stellte er 1964 und 1966 seine jeweils aktuellen Werke aus. In der Ausstellung Britische Malerei der Gegenwart im August 1964 lernte Lausen Arbeiten von Künstlern wie Francis Bacon, Cy Twombly, Allen Jones, Peter Blake, David Hockney, Richard Hamilton kennen und konnte sie in der Galerie ausführlich im Original studieren. In seinen eigenen Arbeiten bis 1965 werden diese Einflüsse sichtbar. Von der Galerie Friedrich & Dahlem übernahm 1964/1965 die Mannheimer Galerie Margarete Lauter eine Ausstellung Lausens, die in Mannheim viel Aufmerksamkeit erregte. Zur Eröffnung gab es Himbeereis, außerdem erschien das Heft Das Lamm No. 6 mit einem Verzeichnis der ausgestellten Arbeiten.[3]

Thematisierung von Gewalt, Trennung und Vereinsamung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Geburtsjahr seiner zweiten Tochter 1966, entwickelte Lausen, vor dem Hintergrund der nun auch in Deutschland stark präsenten Pop-Art, eine Phase realistischer Ausdrucksweise, verbunden mit einer beinahe brutalen Thematisierung von Gewalt. Viele Werke von Uwe Lausen aus diesen Jahren transformieren das damalige politische Klima in der Bundesrepublik mittels seiner künstlerischen Ausdrucksstärke zu bildnerischen Zeitdokumenten und Manifesten in Gemälden. Diese Epoche seines Schaffens wird auch in weiten Kreisen als seine bedeutendste erachtet.

Zusammen mit ihren Töchtern Lea und Jana, zogen Uwe und Heide Lausen 1968 wieder nach München. Lausens stetig gesteigerter Drogenkonsum sowie die spätestens für 1969 dokumentierte Trennung von seiner Frau führten ihn immer tiefer in die Vereinsamung. In seinen Werken zeigte sich dies in einer deutlich reduzierte Darstellungsweise. In seinen Gemälden wiederholen sich nun verloren wirkende Einzelmotive wie Waschbecken, Stühle, Tuben, innerhalb großer Farbflächen plakativ auf die Leinwand gesetzt, auf meist menschenleerer Bildfläche.

1969 schließlich fand Uwe Lausens künstlerisches Schaffen sein Ende, nachdem er den Auftrag zu einem Bühnenbild für Peter Steins Inszenierung von Edward Bonds Early Morning am Schauspielhaus Zürich nicht fertig gestellt hatte.

Am 14. September 1970, nach einem rastlosen Jahr ohne festen Wohnsitz, beendete Uwe Lausen sein Leben im Hause seiner Eltern in Beilstein bei Stuttgart.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1962 Galerie Rudolf Springer, Berlin
  • 1963 Galerie Märcklin, Stuttgart; Galerie Casa, München (Katalog)
  • 1964 Galerie Friedrich & Dahlem, München
  • 1965 Galerie Margarete Lauter, Mannheim
  • 1966 Galerie Friedrich & Dahlem, München (Katalog, Reprint 2006 in: »Uwe Lausen, Daniel Richter«, Contemporary Fine Arts, Berlin, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln); Galerie Strecker, Berlin
  • 1968 Galerie Gmurzynska, Köln (Katalog); Galerie Stangl, München (Katalog)
  • 1971 Galerie Ruth Berner, Stuttgart
  • 1972 Galerie Franzius, München
  • 1973 Galerie Gunzenhauser, München (Katalog)
  • 1984 Kunstraum München (Katalog); Städtische Galerie im Lenbachhaus, München (Katalog)
  • 1986 Galerie Lore Saußele, Bietigheim-Bissingen (Katalog)
  • 1986 Galerie Daniel Buchholz, Köln
  • 1992 Galerie Gunzenhauser, München (Katalog)
  • 1994 Galerie Klewan, München
  • 1996 Kunstverein Augsburg
  • 2000 Galerie Markt Bruckmühl, Oberbayern
  • 2005 Galerie Schlichtenmaier, Stuttgart, Schloss Dätzingen
  • 2006 Contemporary Fine Arts, Berlin (Katalog); Galerie Marie-José van de Loo, München
  • 2007 Akademie der bildenden Künste, Wien
  • 2008 Uwe Lausen-Raum im Rahmen der ständigen Sammlung, Pinakothek der Moderne, München; Galerie Gunzenhauser, München
  • 2010 Ende schön, alles schön, Ausstellung: Schirn Kunsthalle Frankfurt, Museum Villa Stuck München, Sammlung Falckenberg Hamburg
  • 2010 Retrospektive in den Phoenix-Hallen Hamburg-Harburg (22. Oktober 2010 bis 23. Januar 2011)
  • seit 2011 DASMAXIMUM KunstGegenwart, Traunreut
  • 2020 Du lebst nur keinmal – Uwe Lausen und Heide Stolz. Ein Künstlerpaar der 1960er Jahre.[4], Staatsgalerie Stuttgart

Literatur und Quellen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Selima Niggl, Uwe Lausen. Werkverzeichnis der Gemälde 1961-1969, Bremen 2010
  • Selima Niggl, Pia Dornacher, Max Hollein (Hrsg.),Uwe Lausen. Ende schön alles schön, Ausst.-Kat. Frankfurt am Main 2010 (Schirn Kunsthalle), Bremen 2010
  • Contemporary Fine Arts: Uwe Lausen – Daniel Richter, Ausst.-Kat. Berlin 2006 (CFA), Berlin 2006
  • Galerie Gunzenhauser: Uwe Lausen. Ölbilder und Zeichnungen 1962-1969, Ausst.-Kat. München 1992 (Galerie Gunzenhauser), München 1992
  • Städtische Galerie im Lenbachhaus (Hrsg.): Uwe Lausen. Bilder, Zeichnungen, Texte, Ausst.-Kat. München 1984 (Städtische Galerie im Lenbachhaus), München 1984
  • Uwe Lausen: The comic strip. Rosamund geht spazieren. Erschienen anlässlich der Ausstellung Uwe Lausen im Kunstraum München, München 1984
  • Axel Hinrich Murken: Zwischen Himmel und Hölle am Rande der Wahrnehmung. Das ungewöhnliche Leben und Werk des Künstlers Uwe Lausen (1941-1970). In: Kunst-Nachrichten Band 16, Heft 5, Zürich 1980, S. 113–123, wieder abgedruckt in: Uwe Lausen 1941-70. Ausst.-Kat. München 1984 (Kunstraum), München 1984.

Zitat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Das alltägliche Leben ist die einzige Möglichkeit für die zukünftige Kunst. Wir müssen nach radikalen Freunden suchen - solche gibt es ja. Die Alten sagen: 'In unserer Jugend waren wir radikal' Das stimmt. In ihrer Jugend lebten sie noch. Man hat dann vergessen, was man wollte. Man schläft. Man ist tot. Wir müssen diejenigen aufrufen, die wach sind, die Schläfrigen aus dem Schlaf rütteln und die Toten begraben. Das heisst: wir müssen anfangen.“

Uwe Lausen[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jahresbericht 2007. (PDF) Mitgliederversammlung am Mittwoch 4. Juni 2008. Obdach e.V., Mai 2008, S. 14, abgerufen am 29. September 2021: „[…] Kunigunde Dinnendahl zum 70. Schon vor der Gründung des Vereins war sie als Betreuerin für obdachlose und sozial benachteiligte Menschen tätig, stellte nach dessen Gründung ihre Erfahrung und Tatkraft in den Dienst von OBDACH e.V.“
  2. Spex #325 (März/April 2010)
  3. Selima Niggl (Hrsg.): Uwe Lausen. Werkverzeichnis der Gemälde 1961–1969. Hachmann Edition, Bremen 2010. ISBN 978-3-939429-77-7 S. 12, 92
  4. Du lebst nur keinmal. Uwe Lausen und Heide Stolz. Ein Künstlerpaar der 1960er Jahre. In: Ausstellungen. Staatsgalerie Stuttgart, Juni 2020, archiviert vom Original am 12. August 2020; abgerufen am 29. September 2021.
  5. Ingeborg Wiensowski: Jenseits des Hypes. Die wichtigsten Kunstschauen 2010. Spiegel Online, 29. Dezember 2009, abgerufen am 29. September 2021.