Bei den Großen protzen — bei den Kritischen sparen
257 Kleinmedien haben sich 1995 um die „Publizistikförderung“ beworben. Die Förderungswürdigkeit wird von einem aus Parteien- und InteressenvertreterInnen zusammengesetzten Beirat geprüft. Mit Ausnahme einiger weniger Publikationen, bei denen dem Beirat formale Fehler unterliefen, hat sich die Regierung bislang in jedem Fall an dessen Empfehlung gehalten. Eine Förderung ist neben formalen Kriterien an den Nachweis der Medien gebunden, daß diese „Fragen der Politik, Kultur oder Weltanschauung auf hohem Niveau abhandeln und dadurch der staatsbürgerlichen Bildung dienen“.
Der gesamte Forderungsbetrag von knapp acht Millionen Schilling ist vergleichsweise marginal, er liegt unter jenem Betrag, die manch einzelne Tages- oder Wochenzeitung aus der regulären bzw. der „besonderen Presseförderung“ requiriert — „zum Erhalt der Medienvielfalt“ (so der Gesetzestext). Die einzelnen Kleinmedien erhalten zwischen 42.000,— und 211.000,— Schilling. Daß sich unter den drei höchstgeförderten Zeitschriften für 1995 auch eine Parteizeitung befindet, die sozialdemokratische Zukunft, dessen Chefredakteur gleichzeitig Beiratsmitglied ist, ist selbstverständlich reiner Zufall.
Nach dem Wirbel um die abgelehnte Publizistikförderung für das TATblatt im Jahr 1994 hat letztes Jahr bereits der Beirat fast die Hälfte aller Publikationen (120) ausgesiebt. Betroffen waren vorwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, kritische Zeitschriften wie die akin, der Bericht des Vereins „Bürger beobachten die Polizei“ oder der Uhudla. Bei ihnen, weiß Uhudla-Redakteur Walter Eckhart auf mögliche Gründe für die Ablehnung angesprochen zu berichten, sei eines Tages der Verfassungsdienst vor der Tür gestanden. Die Herren aus dem Bundeskanzleramt interessierten sich für den Autor eines Artikels, der nach den Morden von Oberwart entstanden und vom TATblatt nachgedruckt worden war. Wesentlich härter als der Verlust der Publizistikförderung trifft den Uhudla aber laut Eckhart die im selben Klima erfolgte Vertragskündigung eines potenten Inserenten. Von solchen und ähnlichen Schwierigkeiten wissen viele alternative MedienmacherInnen zu berichten.
