Dank
Ich bin glücklich über die Gelegenheit, meinen vielen Freunden für Ihre Freundschaftsbeweise, Glückwünsche und Besuche zu danken. Es ist tröstlich zu wissen, noch in so hohem Alter so viele herzliche Beziehungen zu haben, und schon deshalb hat es sich gelohnt, so scheußlich alt zu werden.
Ich weiß, daß Ihr nicht nur mich meint, wenn Ihr mir gratuliert, sondern mit meinem Namen die Sache verbindet, für die ich seit Jahrzehnten mit eingetreten bin, und deren Gefährlichkeit sich in den letzten Jahren nicht nur nicht gemindert hat, sondern sogar von Tag zu Tag steigert. Wie ich schon im Jahre 1958 in Tokio den Japanern erklärt habe, hing schon damals die Gefährdung, in die wir hineingeraten waren, nicht von der Größe der Staaten, die atomar gerüstet sind, ab; vielmehr ist jeder, auch der kleinste Staat, namentlich wenn er von den verantwortungslos Großen beliefert wird — auch die kleinste Mafia —, in der Lage, allmächtig zu drohen und nicht nur zu drohen. Die nun bereits seit einem halben Jahrhundert bestehende Totalgefahr vermindert sich nicht, sondern wird durch ihre scheinbare Selbstverständlichkeit desto bedrohlicher.
Da ich weiß, daß ich mit dieser, wie man oberflächlich sagt, pessimistischen Ansicht nicht alleine stehe, sondern daß Ihr, meine Freunde, darin mit mir übereinstimmt, kann ich in Ruhe abtreten. Ich weiß, Ihr werdet fortsetzen, was wir gemeinsam begonnen haben.
In alter, aber immer noch frischer Freundschaft, Euer