Neue Strategien gegen das Militär
Die spanische Bewegung der Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen (MOC) verfolgt seit März vergangenen Jahres eine neue Strategie gegenüber dem Militär. Neue Strategien sind vor allem durch die Umbildung des spanischen Militärs zu einer Berufsarmee ab 1. Jänner 2003 notwendig. Ziel ist die Abschaffung des Militärs und die Initiierung einer öffentlichen Debatte über Verteidigung. „Wir wollen klarstellen, daß unsere Problemstellung über die Unterwerfung unter das Militär hinausgeht. Was wir ablehnen, ist das Militär selbst, die militärischen Ausgaben, die Waffenindustrie und der Gebrauch massiver Gewalt.“
Die neue Strategie spielt den Ball wieder an die Militärgerichte zurück. Die Einführung des Zivildienstes 1984 und die Strafrechtsreform der letzten Jahre haben die Konfrontation mit dem Militär auf die zivile Ebene verlagert. Auch die Verweigerung der Einberufungsbefehle wurde zuletzt vor zivilen Gerichten verhandelt. Immerhin gab es in den letzten acht Jahren 15.000 Insumisos (Totalverweigerer). Die neue Kampagne setzt auf Desertion. Diese wird nach wie vor von Militärgerichten verhandelt. Mindeststrafe ist zwei Jahre, vier Monate und ein Tag Freiheitsentzug, Höchststrafe sechs Jahre. Die Freiheitsstrafe muß im derzeit einzigen Militärgefängnis Spaniens vollzogen werden.
An der neuen Kampagne werden sich sicher nicht soviele beteiligen wie an der bisherigen. 1997 desertierten 16 Personen, 13 davon warten derzeit auf ihren Prozeß. Begleitet wird die Kampagne durch eine Aktion der Selbstbezichtigung. Berühmte Persönlichkeiten — Schauspieler, Sänger, Professoren — erklären schriftlich, einen Insumiso zur Desertion verleitet zu haben. Für den ersten Deserteur haben bereits mehr als 60 Personen unterschrieben.
Die Aktion scheint die Militärs tatsächlich zu treffen. Sie versuchen, öffentliches Aufsehen durch Verzögerung der Prozesse und deren Verlegung in kleine Orte möglichst zu vermeiden. Als die erste Gruppe der Kampagne sich nach ihrer Desertion dem Militärkommando stellte, wurden sie überraschenderweise nicht festgenommen, obwohl ein Haftbefehl gegen sie vorlag. Erst als sie mit Militäruniform und Affenmasken auf einen Baum vor dem Militärkommando kletterten, erreichten sie ihre Festnahme.