FORVM, No. 309/310
September
1979

Punctum puncti

Große Scham, große Koalition

„Diese Hure gehört vergast“

Die deutsche Rocksängerin Nina Hagen, Biermanns Exstieftochter, hat ihren Finger an einen wunden Punkt der Nation gelegt. Mitten im Fernsehen berührte sie ihre Klitoris, und ganz Österreich war erschüttert. An diesem 9. August 1979 brachte Nina die Elektronen zum Tanzen und die Konservativen zum Kochen. Mehr als 2.000mal wurde im Studio angerufen, ein Rekord. Etwa so: „Wo kann man sich in die NSDAP einschreiben lassen?“ „Diese Hure gehört vergast!“ „Nina Hagen gehört mit der Peitsche durchs Maul gezogen.“

„Hiau!“ Mit einem Juchzer springt Nina in die Club-2-Diskussion. Immer mal wieder flankt sie über die Ledergarnitur nach hinten zum Mikrofon. Obszön tanzen ihre roten Lippen über die rot bemalte Halbkugel, ludelt ihre Schlangenzunge hervor, ihre durchdringende Opernstimme will die Boxen sprengen. Nina läßt ihr schwarz lederbehostes Bein über die Lehne baumeln, Gitarrist Ferdinand spielt einen Lauf drauf, wobei er sie mit der Rechten um die Leibesmitte hält. Sie legt ihr Bein über seins, hinter ihrem Gezüngel verschwinden in der Kameraperspektive die anderen Diskutanten. Aus ihrem linierten Schreibheft liest Nina Songtexte, die sie mit ihrer schönen runden Schrift hineingeworfen hat. Alle werden zu bloßen Stichwortgebern, ihr freches Spektakel reißt die kalte TV-Apparatur ins Leben hinein. Für die Fernsehgeneration ist der flotte Umgang mit dem Millionenauge so selbstverständlich wie das Umblättern im Donald-Duck-Heft (Robert Crumb-Heft).

Hätte Nina nicht selbst ihr punctum puncti berührt, sondern ein Mann, oder sie das eines Mannes, hätte sie, wie in der Showbranche jetzt modisch, sich für den zusehenden Mann Lust gemacht, dann wäre alles in Butter. Aber nein, sie muß ja auf die eigene Lust, die Lust der Frau pochen, sie will ihren Orgasmus, der Mann wird vom Podest gestoßen — das kann natürlich nicht gut gehn. „Mein liebes Kind“, tätschelte Jens Tschebull, seines Zeichens ebenfalls Diskussionsleiter im Club 2, die Nina in seiner Kurier-Kolumne vom 20. August, „offenbar sind Sie bisher nur an halbpotente Rauschgiftkrüppel geraten, sonst hätten Sie diese Probleme in Ihrem Alter nicht mehr.“

ÖVP-Mediensprecher Steinbauer sagte am 16. August auf einer Pressekonferenz, man müsse den ORF vor „Fernsehterroristen“ absichern, die sich der Live-Sendungen bedienten.

Generalintendant Gerd Bacher rief via Kronen-Zeitung (12. August) zur Ordnung: „Manche Leute im ORF müssen sich erst wieder daran gewöhnen, daß sie für das Publikum da sind, und nicht der ORF für sie da ist. ... Im einschlägigen Jargon heißt das: menschliches Versagen.“ Sofortmaßnahmen gegen die Versager: Diskussionsleiter Dieter Seefranz darf nichts mehr leiten, er war zu wenig autoritär, er wird in die Wirtschaftsredaktion versetzt. Die spätabendliche Tagesschau Zeit im Bild 2, wo so liberale Typen wie Seefranz ihr Wesen treiben, wird zurückgestutzt, die Moderatoren sollen ihre kritische Meinung künftig nicht mehr im Plauderton einfließen lassen, sie werden durch Sprecher ersetzt.

Gerlinde Schilcher und Günther Nenning beim Club-2-Solidaritätsfest am 16. September

Gerupfte Hühner, getürmte Frauen

Die sechs freien Mitarbeiterinnen des Club 2 (nur der Leiter ist fest angestellt) sollten nicht weiter beschäftigt werden. Nach dieser Ankündigung trat am 13. August eine Redakteursversammlung des zweiten Kanals zusammen, man sprach von „Dienst nach Vorschrift“ — und siehe da, auf einmal wurde die Strafe ermäßigt, es blieben zunächst Margit Czöppan und Gerlinde Schilcher als Opfer übrig. Daraufhin reduzierten die Redakteure ihre Forderung auf eine Kollektivbitte, die Maßnahmen doch zurückzunehmen.

Zufällig war ich nach der Protestversammlung am Küniglberg und sah die am Schirm so arrogant wirkenden Journalisten bleich wie gerupfte Hühner über den Gang flattern. Was sie einem unter vier Augen nicht alles erzählen! Von oben werde eine Einschüchterungskampagne geführt, Menschenopferr würden gebracht, man beschwert sich über „hemmungslose Brutalität“, über Bachers „Verlautbarungsjournalismus“, der seine Hobbies wie Salzburger Festspiele und Alpbach hemmungslos ins Programm presse. „Man will uns die Wadln füririchten“, raunen die Bürokratensklaven einander zu, sich ängstlich in der Betonburg umblickend.

Am krassesten ist der Fall Gerlinde Schilcher. Sie hatte Nina Hagen eingeladen, an ihr blieb die „Schuld‘‘ hängen. Zwar hatte Chefredakteur Emmerich die Club-Gästeliste widerstandslos passieren lassen, wenn schon wäre also er zu bestrafen gewesen — aber Bacher wird doch nicht seinen Freund hinauswerfen, den er zwecks Umpolung der zu linken Politsendungen ZiB 2 und Club2 eingesetzt hat. Als Frau ist Gerlinde Ersatzobjekt für Nina. Noch mehr, sie ist die Exfrau des steirischen ÖVP-Landtagsabgeordneten Dozent Dr. Bernd Schilcher, der Bachers Wiedereinsetzung im September 1978 durch ein fulminantes Preislied im Kuratorium erst ermöglichte. Gerlinde lief ihrem Mann unter Mitnahme der beiden gemeinsamen Kinder vor drei Jahren davon und ist seit einigen Monaten vom kommenden Star der ÖVP geschieden. Zufall, daß dem Bacher etwa zur selben Zeit die Frau ausbüchste, und welche Gefühle mußte Gerlindes Anblick im Funkhaus also in ihm wachrufen?

Gerlinde Schilcher ging noch weiter. Sie war Mitschöpferin einer Gruppe „Frauen in den Medien“ und sorgte auch in ihren Fernsehreportagen für ungewöhnliche Emanzipationstöne. Eine Frau, die sich allein mit zwei Kindern durchschlägt und nicht anlehnungsbedürftig zeigt, wirkt provozierend. Als sie ihren Kollegen in der erwähnten Protestversammlung ihre ausweglose materielle Lage schilderte, sagte einer, sie möge das Problem doch nicht personalisieren ...

Redende Klitoris

Der Intendant des zweiten Fernsehkanals, der CVer Ernst Wolfram Marboe, konnte vor Mitarbeitern darüber phantasieren, man müsse „ein Programm aus den Hoden“ machen, ein Programm „mit Schwanz und Herz“. Da sagte niemand was. Aber wehe es kommt einmal ein Programm von der Klitoris — da hört sich alles auf.

Auf dem Solidaritätsfest mit dem Club 2 in den Wiener Sophiensälen am 16. September konstatierte Günther Nenning „einen gefährlichen Zusammenklang von Volkswut, Medienwut und Bacherwut“. Er berichtete, die ORF-Bosse hätten ein Grundsatzpapier über die zukünftige Gestaltung des Club 2 akzeptiert, das die Mitarbeiter, die es ausgearbeitet haben, als ausreichenden Freiheitsspielraum erachten. („Eine Sendung, in der auch Körpersprache erlaubt sein muß.“) Auch werden alle, die früher dabei waren, weiterverwendet, zwei sogar angestellt — nicht aber Frau Schilcher. Die Gewerkschaft will sich weiter einsetzen. Bacher am 12. September in einem Brief an den Journalistenpräsidenten Nenning: „Ich will nur den Frieden, weiß überhaupt nicht, welchen Krieg wir hier zu führen hätten.“

Nina Hagen kommt auch auf die Bühne dieser Solidaritätsfeier in der Marxergasse. Sie war am Nachmittag im Burggarten gewesen, wo die Wiener Polizei einen permanenten Krieg gegen Jugendliche führt, die sich in die geheiligte Wiese vor dem Palmenhaus legen wollen. Drei Mädchen seien mit dem Gummiknüppel zusammengeschlagen worden, es gab Festnahmen. Nina:

Die Jugendlichen wollen, daß Wien nicht so tot ist. Die Gegner haben sich die Maske selbst vom Gesicht gerissen, wenn solche Leute sagen, da muß wieder ein Hitler her, Hagen ist eine lesbische Nutte. Tucholsky, politisches Kabarett — ich finde, das wiederholt sich doch alle paar Jahrzehnte. Entweder ihr ändert euch alle so richtich toll-ch ch ch ... wenn man nicht endlich das Menstruationsblut oder die Spucke oder das Arschloch anerkennt, so lange wird es Faschisten geben.

Ich bin sehr froh, daß ich noch jung bleibe in meinem Kopf. Ich hoffe, daß es nicht passiert, daß sie mich wie eine Zitrone ausquetschen können. Ich hab Sachen drauf, das hat die Welt noch nicht gesehn.

Die Gerlinde Schilcher ist ja nun eine Frau gewesen im Fernsehen, versuchte ein bißchen Druck von den Schreibtischen zu fegen, die vor dem Chef zittern, wie es so üblich ist im Kapitalismus ... Ja, genau so eine Frau bin ich auch!

Ernst Wolfram Marboe („Programm aus den Hoden“)
Gerd Bacher („Menschliches Versagen“)
Nina Hagen („Das Arschloch anerkennen“)

Die Stutzer des Programms

Gezieltes Jäten und Stutzen läßt mittlerweile die politischen Konturen des neuen ORF-Regimes erkennen. Bachers erster Angriff galt dem linksliberalen Magazin teleobjektiv von Claus Gatterer, wo am 20. Juni ein Beitrag Kurt Langbeins gegen die Menschenversuche mit Pillen in Österreichs Kliniken lief. Bacher entschuldigte sich brieflich bei der Pharmaindustrie, daß er die „Tendenz dieses Berichts nicht billige“, worauf diese zur ORF-Beschwerdekommission liefen und Bacher sich gar in zwei Punkten der Kapitalistenklage gegen Gatterer und Langbein anschloß (ein bisher unerhörter Vorgang). Am 10. September wurde die Klage von der Kommission wegen Fristversäumnis zurückgewiesen. Aber die teleobjektiv-Sendungen sind im neuen Programmschema halbiert (monatlich statt 14täglich, bei gleicher Länge).

Auch Trautl Brandstallers kritisches Magazin Prisma, das sich vor allem der Frauenthemen annahm, wurde halbiert: Bei gleicher Frequenz (monatlich) wurde die Länge der Sendung um die Hälfte gekürzt.

Das Jugendmagazin Ohne Maulkorb wurde „nur“ auf einen schlechteren Wochentag (Mittwoch statt Samstag) verlegt.

Auf der anderen Seite wurde — durch den „Nulleiter‘‘ Wolf In der Maur — auch das „schwarze“ Magazin Horizonte reformiert: Kurt Tozzer hatte Finanzminister Androschs „Consultatio“-Geschäfte auf den Schirm gebracht — da schmolz er unter der Sonne der neuen Freundschaft von Bacher und Androsch dahin. Alfred Payrleitner, vom Kurier in den ORF als Magazinchef zurückgekehrt, gilt als umgänglicherer Typ.

Bei all diesen Beschnitten fällt eine gewisse Symmetrie auf: ein schwarzes Magazin von 1 auf 0 reduziert, zwei rote von 1 auf ½. Dieselbe Tendenz bei den Nachrichtensendungen. Zeit im Bild 1 wird verlängert, aufgewertet, in den zweiten Kanal durchgeschaltet und von schwarz auf rot umgepolt, Franz Kreuzer ist neuer Chefredakteur (und damit vom Podest des „Zentralen Chefredakteurs‘‘ heruntergestiegen in den Ring des täglichen Nachrichtenkampfes, der politisch wichtiger ist). Kreuzer ist freilich ein Sozialist, den Bacher mag, Kreisky aber nicht.

Bacher & Androsch, das Paar des Jahres

Symmetrisch dazu wurde der Bonn-Korrespondent Klaus Emmerich (eine Dalma-Erfindung) Chefredakteur des 2. Kanals, ZiB 2 darf nicht mehr so ausufern wie bisher. Damit sind jetzt beide Tagesschauen in der Farbe des Kanals eingefärbt: 1 in Rot bis Blutgruppe Null, 2 in Schwarz. Und, 1 wird mehr gesehen als 2, wie ja auch die SPÖ mehr Stimmen hat als die ÖVP. Es scheint, als ob die Tage des Koalitionsrundfunks wiederkämen. Bacher & Androsch sind das Paar des Jahres. Die schwarz-rote Koalition im Rundfunk könnte eine große Koalition auf Regierungsebene ankündigen.

Schon die provisorische Bacher-Wahl im September 1978 enthielt im Keim diese Tendenz. Damals gingen der SPÖ drei Stimmen von ihrer Mehrheit im Kuratorium ab. Bei der Fixierung Bachers im Dezember 1978 waren’s bereits vier, und bei der Abstimmung über Bachers Vertrag im Sommer 1979 wurden’s dann sechs. Da hat man auch zum erstenmal offen abgestimmt, so daß die fraktionellen Spuren zutage traten. Die sechs sind Betriebsräte (drei SP-Gewerkschafter) sowie Androsch-Leute. Bacher hat es schon immer verstanden, den kooperationswilligen Betriebsräten was zukommen zu lassen, sie bilden eine Brücke zwischen ihm und Benya. Benya wiederum unterstützt Androschs Nachfolge in der SP. Androschs Freunde Slunsky (der Schöpfer des Consultatio-Gründungsvertrags), Auracher und Frohner begünstigten im Kuratorium Bachers Vertrag: Frohner stimmte dafür, Slunsky enthielt sich, Ministeriumsvertreter Auracher stimmte mit den Füßen ab: Er erschien nicht.

Zunächst war Bachers Bestellung als Sieg des Bürgerblocks über die SP erschienen. Es war eine Achse Schilcher/Bacher von Graz nach Salzburg, entsprechend der Achse Niederl/Haslauer, die den Bürgerblock in der ÖVP betrieb. Das Experiment endete mit Einbußen von einem Stimmprozent und drei Mandaten für die ÖVP bei den Parlamentswahlen im Mai, d.h., die Verlobung mit der FPÖ unter Taus hatte der kleineren Bürgerpartei eine schöne Mitgift im voraus beschert, auf Kosten der ÖVP. Taus schied aus und wurde durch den weniger rechten Mock ersetzt. Bachers „nationale“ Zeitung Salzburger Volksblatt, das Steckenpferd seiner letzten Jahre, ging nach der Wahl sang- und klanglos ein.

Auch auf seiten der SPÖ verstärkt sich der Trend zur großen Koalition. Und zwar dadurch, daß die Vertreter dieser Richtung, die Achse Benya/Androsch, immer mehr an Macht gewinnen. Hatte bei der Wahl des ORF-Generalintendanten im September 78 noch eine starke Gruppe um den Wiener Bürgermeister Gratz (Zentralsekretariat/Blecha, Provinz/Kärnten, Burgenland) für Zilk optiert, so beharrte die Konkurrenzgruppe Androsch/Benya nach außen hin auf der Bestätigung Otto Oberhammers, um sich schließlich Bacher in die Arme zu werfen.

Es hieße die Bedeutung des ORF im Kreisky-Nachfolgespiel überschätzen, wenn man den Einfluß auf den Generalintendanten als Vorentscheidung wertet (im Fernsehen wirkt Gratz sympathischer als Androsch). Aber der ORF war immer ein Laboratorium der österreichischen Innenpolitik, die Vorgänge dort haben Symbolkraft. Das Rundfunkvolksbegehren (Beginn 1963) war das Vorspiel zur Auflösung der großen Koalition 1966. Wird Bacher, der auf dem Grab des Koalitionsrundfunks 1967 seinen Reformrundfunk errichtete, Wiedererwecker der klapprigen Gebeine der RAVAG? Es wäre für die gerupften Linksliberalen im Fernsehen kein Honiglecken. Die Leute in Prisma, teleobjektiv, Club 2 und Ohne Maulkorb sind weder dem Bacher noch dem Androsch sympathisch. Eine nächste Runde folgt bestimmt.

Es gibt in der österreichischen Innenpolitik noch ein gravierendes Problem, das eine große Koalition herbeischreit: Zwentendorf. Das Atomkraftwerk soll nach dem Willen von Siemens und allem, was in diesem Lande unter- und übernimmt, doch noch eingeschaltet werden. Die sogenannten Sozialpartner, die Österreich aus dem Hintergrund regieren, haben ihre Niederlage nicht verwunden. Sie dürsten nach Revanche.

Das Atom schlägt zurück

Benyas zweite Atomkampagne während Kreiskys Mallorca-Urlaub war nur ein Interludium. Immerhin hat es gezeigt, daß die ÖVP weiterhin die Chance zur Polarisierung suchen wird, egal was die Unternehmer sagen. Das heißt, jede weitere Volksabstimmung würde wieder von den Atomgegnern gewonnen, zusammen mit ÖVP und FPÖ. Und das bedeutet, daß die ÖVP die SPÖ erpreßt: So lange ihr uns nicht mitregieren laßt, könnt ihr Zwentendorf nicht einschalten. Mock ist Österreichs Berlinguer: Er sucht den historischen Kompromiß. Die ⅔-Klausel ist das Eheversprechen der schwarzroten Koalition.

Pech für die Großkoalitionäre, daß Kreisky so hoch gewonnen hat (die Gewerkschaften wollten gar nicht die Absolute). Deshalb muß er verschwinden. Die Nachfolgefrage wird das Hauptthema des SPÖ-Parteitags im November sein.

Die Verfechter der großen Koalition müssen sich den Kopf zerbrechen um einen Anlaß, mit dem sie die Umstellung des Regierungssystems motivieren können: eventuell eine Wirtschaftskrise, die nächstes Jahr, von den USA kommend, über Europa hereinbricht? Das deutsche Beispiel einer, sagen wir, Koalition Schmidt/Strauß? Oder in Italien Fanfani/Berlinguer? Alles mögliche Kombinationen, wenn sich die Strukturkrise des Kapitalismus verschärft. Dann müssen große Koalitionen her, gerade wegen der demokratischen und gewerkschaftlichen Errungenschaften.

Denn ein neues Sparregime (Deflationsregime) würde bei einem Frontalangriff gegen die Arbeiterklasse auf den Rücken fallen, das hat im kleinen schon Heath in England 1974 demonstriert, sowie der innere Zerfall der faschistischen Diktaturen in Südeuropa 1974 ff, die sich gerade in der Krise als ungeeignete Steuerungsinstrumente erwiesen. Die Strategie des Kapitals muß vielmehr sein, die Arbeiterbewegung in der Umarmung zu erdrücken, sprich, sie durch Teilnahme an einer unpopulären Wirtschafts- und Ordnungspolitik ausbluten zu lassen. Das heißt in Lateineuropa Hereinnahme der Kommunisten in die Regierung, und in Mitteleuropa, wo die Sozialdemokraten noch Keynesianismus betreiben, Eintritt der Konservativen in die Regierungen der Sozialdemokratie.

Erst wenn sich die reformistische Arbeiterbewegung in dieser Ehe verbraucht hat, kann ihr die Bourgeoisie einen Tritt geben. Dann erst kommt die Zeit für den Selbstherrscher Strauß, vor dem sich die deutsche Linke heute schon fürchtet.

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