Geboren am: 12. Oktober 1939
Gestorben am: 23. Oktober 2013
Geboren am 12. Oktober 1939, gestorben am 23. Oktober 2013 in Wien; war von 1973 bis 1982 Blattmacher des FORVM.


I. Beginnen wir gleich mit dem Text des Gesetzentwurfes. Die Firma läuft unter dem Markennamen „Das Bundesheer wird aufgelöst“ (Paragraph 1 Abs. 1). Absatz 2 und 3 widerlegen diese Behauptung insofern, als lediglich eine Umformung des Bundesheeres (BH) in eine „Neutralitätsschutztruppe“ (NST) (...)

I. Radikal ist man nicht mit dem Schwanz, sondern mit dem Kopf. Sades Penisaktionen dienen nur dazu, den Panzer der Verdrängung zu durchbrechen, der den Sexus umgibt. Da auf sexueller Verdrängung die Internalisierung von Herrschaft beruht, hat ein solcher Durchbruch politisch revolutionierenden (...)

Vor der BH-Kommission: Abschaffung des BH

V. Die Peitschen der SS und unsere Komplicenschaft Man kann sich nicht vorstellen, wie notwendig diese Schilderungen für die Entwicklung der Seele sind. Nur durch die dumme Zurückhaltung derer, die über dieses Thema schreiben, sind wir jener Wissenschaft noch unkundig. Von absurden Ängsten (...)

IX. Luxus und Kapitalismus Sades Werk quält insbesondere die Marxisten, indem es ihnen als Naturphänomen gegenübertritt: Widersprüche werden weder verdeckt noch aufgelöst, nur Abgründe aufgetan. Wenn ganze gesellschaftliche Formationen wie das Rokoko vom Geschlechtssaft überschwemmt werden, kann man (...)

XV. Zensur und Schädlichkeit Es fällt mir schwer zu sagen, ob Sade ein Pornograph ist, weil ich nicht weiß, was Pornographie ist. Das Gesetz definiert verschieden; mancherorts genügt geschlechtliche Erregung zur Indizierung (Erektometer umschnallen, Herr Staatsanwalt?), in Deutschland ist Kunst (...)

Voyeure des Imperialismus

Szenario eines NDP-Einsatzes in fünf Akten mit einem nachfolgenden zeitgeschichtlichen Kommentar.
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Das ist machbar!


I. Kreisky hat die SPÖ vom Image des Josefinismus befreit Wie der Kapitalismus Österreich im Zeichen des Merkantilismus erobert hat, so die Sozialdemokratie den Kapitalismus im Zeichen einer neomerkantilistischen Staatswirtschaftspolitik. Dieser Analogie liegt ein isomorphes Strukturelement (...)




An den Texten von „Spartakus“ stimmt etwas nicht. Was in der Sprache pubertäres Gewäsch ist, kann in der Agitation nicht revolutionär wirken. Es gibt eine Phase der Empörung Jugendlicher, die noch vor dem kommt, was man linkes Engagement nennt. Das liegt irgendwo zwischen Nietzsche und Ödipus. Da ist (...)

Von 1919 bis 1930 gab es in Wien einen antisemitischen Geheimbund, der Juden, d.h. also liberale Intellektuelle, aus Öffentlichen Stellungen drängte und CV-er wie schlagende Burschenschafter auf freiwerdende Positionen hievte. Dieser Verein hieß „Deutsche Gemeinschaft“ und war ein Aftermieter des (...)

Kein Faschist, sondern Analanarchist

Gegen Treibjagd auf Spartakus
Wir appellieren an die Regierung, die Justiz, die Polizei und die Massenmedien vor einer Kriminalisierung der Gruppe „Spartakus“. Der gegenwärtige Kurs der gerichtlichen und polizeilichen Maßnahmen steuert auf einen Punkt hin, wo politische Aktionen mit Gefängnis bestraft werden. Die von der (...)

I. Asketische und hedonistische Linke Seit jeher streiten sich auf der Linken die Asketen und die Hedonisten um die richtige Linie — sei es in Sachen „utopische Vision“, sei es in der Organisationsfrage oder bei der „Kritik des Alltagslebens“ (Lefebvre 1947, Böckelmann 1970). Die asketische Richtung (...)


Mitbestimmung im ORF

Kurt Falks ... Nahziel ist das Boulevardmonopol der Kronen-Zeitung. Das heißt: Fusionierung von Kronen-Zeitung, Express, Kurier. Trautl Brandstaller NF Sonderheft Herbst 1970
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Das ist machbar!


Die Randdeutschen

Strauß — was nun?



Die Deutschen sind anal

Erklärung: Lutz Holzinger und Michael Springer geben ihren Austritt aus dem Verein „Gesellschaft der Redakteure des Neuen Forums“ bekannt. Lutz Holzinger legt seine Funktion als Obmann des Vereins zurück. Holzinger und Springer entledigen sich damit der formalen Verantwortung als „Eigentümer“ und (...)

Marx glaubt nicht an die Natur
1 Mit Engels und Lenin zurück hinter Kant? Die marxistische Naturphilosophie hat seit je unter dem Handikap der vulgärphilosophischen Bücher von Engels und Lenin gelitten. Erst in jüngster Zeit scheint sich mit der „Entdeckung“ des Werks von Sohn-Rethel ein Ausweg abzuzeichnen. Der Hauptfehler von (...)

Das Irrationale in der Politik

Der Friedensnobelpreisträger Brandt will seine Hand an den atomaren Druckknopf legen. Er übernahm ein Konzept, das Franz Josef Strauß seit Mitte der fünfziger Jahre verfolgt hat.
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Kissinger in Öl

Die letzte Reserve der Bourgeoisie


Neuer Deutscher Bund?


Sehnsucht nach aristokratischem Umgang


Und wenn Mitterrand siegt?


Auf der Kippe

Wo bleiben die Linken im Osten?

Österreichs Ulster

Was hat Turrini gegen Onanie?

CIA: Eierköpfe vs. James Bond
Victor Marchetti/John D. Marks: CIA, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974, 490 Seiten, DM 28, öS 215,60.
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Endlösung der Slowenenfrage

Jetzt Abtreibungsselbsthilfe!

Die Mozart-Kugel

Vom 6. bis 9. Juni 1975 wurde in den Räumen des Grazer Schloßbergrestaurants ein „Steirischer Frühling“ gefeiert. Das „Ostarrichi-Treffen“ des sogenannten „Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes“ vereinte in wehmütiger Hitler-Nostalgie vom Oberst Rudel bis zu Fritz Stüber alles, was sich an (...)
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Sozialdemokratie und Imperialismus
Das Schlagwort vom „Sozialimperialismus“ ist jetzt in Mode gekommen, vor allem durch den ausgiebigen Gebrauch‚ den die chinesische Propaganda der Sowjetunion gegenüber davon macht. Ähnlich geht es mit den Stichworten „Führerverrat“ und „Arbeiteraristokratie“; konkrete Untersuchungen, was das bedeuten (...)
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Soares und sein Spínola


Reichstagsbrand in Klagenfurt

Die Spannococcen kommen!

Die Atomkraft wird noch ganz klein

Dressurakt

Hans T., 25, kam mit siebzehn nach Steinhof und blieb fünf Jahre in psychiatrischen Anstalten. Sein Defekt: er ist homosexuell.
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Günter Wallraff: Der Aufmacher. Der Mann, der bei ‚Bild‘ Hans Esser war, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1977, 240 Seiten, DM 16.80, öS 129,40
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Anschluß von innen
Kurt Schuschnigg, Österreichs Bundeskanzler von 1934 bis 1938, starb am 18. November 1977 im Alter von 79 Jahren. Über seine Mitschuld am Anschluß Österreichs ans Hitlerreich sollte anläßlich der 40-Jahr-„Feiern“ diskutiert werden (März 38 bis März 78). Wir regen das auch deshalb an, weil wir schon einen (...)
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Das Sterben der deutschen und österreichischen Sozialdemokratie vollzog sich 1932-1934 unter schmerzhaften Anpassungsversuchen an einen autoritären Kurs, die viel kosteten und letzten Endes nichts fruchteten. Manche Parallele zur Gegenwart läßt sich ziehen: Das Schlagwort vom Bürgerblock ist in (...)

Dem alten Herrn bleibt nichts erspart Der Gast war Ende Dreißig und fiel mit seinem dunklen Jackett unter den Adeligen, Beamten und Offizieren im Lokal nicht weiter auf. Mit seinem Wuschelkopf, mit Brille und Schnauzer mochten ihn die Stammgäste im Speisesaal im ersten Stock des Hotels Meißl (...)


Die Geschichte des Anschlusses in der Ersten Republik enthält noch vieles, was sich unsere Schullehrbücher bisher nicht träumen ließen. Zum Beispiel, daß am Republikgründungstag, dem 12. November 1918, von der provisorischen Nationalversammlung Deutschösterreichs auch der Anschluß an die „Deutsche (...)


In Österreich ist man bisher ohne formales Berufsverbot ausgekommen. Eine in Jahrhunderten von Gegenreform und Gegenrevolution erfahrene Bürokratie braucht das nicht, sie hat subtilere Kontrollmittel. Umso grausamer wirkt sie, weil damit auch das rechtsförmige Verfahren ausgeschaltet ist. In (...)

Hausmann kriegt nix
Es begab sich im Frühjahr 1978; da wollten zwei in Graz heiraten. Sie gingen aufs Standesamt. Dieses verlangte vom Bräutigam den Geburtsschein, den Trauschein der Eltern und — da er Ausländer war — ein „Ehefähigkeitszeugnis“ (so stehts wirklich auf dem Vordruck!). Ein Relikt des Nationalsozialismus, (...)

FORVM-Zeichner(in) vor Gericht?

Wien, am 17. Dezember 1978 Lieber Rudi, lieber Gottfried! lhr habt nur über die alte Arena von 1976 geschrieben, nicht über die neue von 1978. Heute waren zwei Arenauten bei mir, die jetzt dabei sind und die auch schon damals dabei waren; sie haben mir folgendes erzählt. Während der Besetzung (...)

Neuer Klub, alter Klub „Wir sind doch eine feige Gesellschaft geworden. Charakterlos!“ Die markigen Worte des Redners stehen in einem merkwürdigen Gegensatz zu seinem Äußeren: ein kleines altes Männlein, das mit versagender heiserer Stimme zu einem Schock Altnazis spricht, die vor ihm ein (...)

Gerichtsverhandlungen sind wie Alpträume, kreisen um Nebensachen, man will eingreifen, ist wie gelähmt — die Hauptsache verschwindet hinter einem banalen Konflikt, der mit einer schlechten Pointe endet. Im ersten österreichischen „Terroristenprozeß“, der vom 12. bis 16. Februar 1979 im Wiener (...)

Der Mord an den Juden ist das schwarze Loch in der Menschheitsgeschichte. Wenn wir achtlos daran vorbeigehen, könnte es uns alle verschlingen. Das Dunkelste und Unheimlichste an Hitlers Judenmord ist bis heute sein Motiv. War es bloßer Wahnsinn oder hatte das Methode? Wenn wir auf eine Antwort (...)

Wenn der Dichter zum Kadi rennt, weil ihn ein Politiker oder eine Zeitung beleidigt hat, wer kriegt da recht? Im Falle Henisch/Pevny/Turrini gegen Die Presse ging das Match 5:1 zugunsten der Dichter aus; aber das Ehrentor der Presse ist schlimm genug — es bedeutet, daß man Henisch einen (...)
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Kaum hatte Alexej Kossygin am 22. Mai 1979 Prager Boden betreten, erklärte er den Bankettgästen in der Prager Burg, es gäbe „ungeklärte Fragen“ im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) und eine „schleppende Vorbereitung gemeinsamer Aktionen“. Den tschechoslowakischen Funktionären stieß der Sekt (...)

„Diese Hure gehört vergast“ Die deutsche Rocksängerin Nina Hagen, Biermanns Exstieftochter, hat ihren Finger an einen wunden Punkt der Nation gelegt. Mitten im Fernsehen berührte sie ihre Klitoris, und ganz Österreich war erschüttert. An diesem 9. August 1979 brachte Nina die Elektronen zum Tanzen (...)


„Wamma kenntatn, tät ma eich olle aufhengan!“ schrie ein Polizeibeamter den Dr. Günther K. an, bevor er ihm mit der Faust in den Magen hieb. Im Arrestantenwagen traf der junge Ersatzdiener auf einen anderen Arrestanten, der war erst 14 Jahre alt. Die beiden waren am Sonntag, dem 21. Oktober, (...)



Teilung Persiens zwischen US und SU? Der weihnachtliche Sowjeteinmarsch in Afghanistan ist von den Chinesen mit Hitlers Einfall in Österreich im März 1938 verglichen worden. Schwejk sagt zwar, man soll niemand mit niemand vergleichen, aber wenn Breschnew Hitler ist, also auf Hitlers Spur in eine (...)

Joachim Steffen, jahrzehntelang Vorsitzender der schleswig-holsteinischen SPD und linkes Paradepferd im Parteivorstand, hat seiner Partei kurz vor ihrem letzten Parteitag den Rücken gekehrt. In der Austrittserklärung in Form eines Briefes an seinen Nachfolger Günther Jansen (erschienen in der (...)



Ein Buch wurde zum innenpolitischen Streitobjekt: „Rechtsextremismus in Österreich nach 1945“, herausgegeben vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, erschienen im Österreichischen Bundesverlag, Wien 1979 (590 Seiten, öS 200, DM 33). Die Beschlagnahmen steigerten das Interesse, die (...)

Nach dem weihnachtlichen Überfall von Väterchen Frost auf Afghanistan — offenbar ein Sieg der Falken im Kreml — erwarteten alle einen Schlag gegen die Opposition in Osteuropa. Er kam nicht. Obwohl die polnischen Zustände, das offene und organisierte Auftreten von Systemfeinden, hinterm (...)

Die Hand am Hintern. Die rasselnde Kehlkopfsprechmaschine des Schofförs. Die getragene Arbeiterstatue, Die flammende Mülltonne. Die irre Alte mit der brennenden Schleppe. Die zerfallende Familie in der alten Wohnung. Fettsteiß Neokonsum in den Plattenseelokalen ... Der junge ungarische Film hat (...)

Das Leben ist keine Sachertorte mit Schlag
Ich habe einen ungarischen Film gesehen, den hätte ich nicht für möglich gehalten. Mitte Februar lief er in der 36. Woche in einem Budapester Kino: „Der Zeuge“ (A tanu) von Peter Bacso, in Farbe. 1968 fertiggestellt, durfte er ein Jahrzehnt lang nicht gezeigt werden; immer noch ist er, soviel ich (...)

Durchschnittsdiktatur


140.741 Österreicher wollten ihn am 18. Mai zum Bundespräsidenten haben, den Dr. Norbert Burger aus Kirchberg am Wechsel: 3,2 Prozent der Bevölkerung („Doch? Oder nur?“ fragte höhnisch Thomas Chorherr in der Presse). Burger warb mit dem Bekenntnis zur Todesstrafe: wenn sich kein Henker finde, werde (...)

Ist Jude sein eine Krankheit? Die Lehrerin fragt den Sohn des Architekten in der Schule: „Was kommt bei euch auf den Tisch? Fleisch?“ „Ja.“ „Was für Fleisch?“ „Kalbfleisch, Rindfleisch.“ „Ist dein Vater Jude?“ „Nein, herzkrank.“ Der Sohn zuhause zur Mutter: „Ist Jude sein auch eine Krankheit?“ (...)

„Marihijaha hilf!“ Gepfercht in den engen Korridor hinterm Portal Nr.2 der Leninwerft in Danzig, umweht von stickigem Atem und religiöser Inbrunst, nach einer Stunde Messe und einer Dreiviertelstunde Marienlitanei, ich wollte durch, aber das Tor war zu, und da geschah’s, die Arbeiter hatten sich im (...)

Ausgelöst wurden die polnischen Streiks durch eine vergleichsweise geringfügige Preiserhöhung bei Fleisch: 2 Prozent per 1. Juli 1980. Hinzu kamen auch Normenerhöhungen in einigen Betrieben und Versorgungsengpässe in der betrieblichen Nahrungsmittelverteilung. Das war aber nur der Tropfen, der das (...)

Auch in der Sowjetunion wird gestreikt. Die Versorgung ist dort noch schlechter als in Polen, nur ist die Information geringer. Heuer im Mai gab’s Streiks in Minsk sowie in den Autofabriken von Gorki und Togliattigrad. An letzterem Streik nahm eine Gruppe der freien Gewerkschaft „Smot“ teil (= (...)

Die üblichen Ingredienzien einer slawischen Tragödie brauen sich in und um Polen zusammen: hinhaltender Widerstand der Partei, die nichts gewähren will; funktionslos im leeren Raum schwebende freie Gewerkschaften; Reformunfähigkeit vor der Wirtschaftskatastrophe, was zur Erosion der Macht führt; (...)

Jeanne d’Arc auf dem Lande „Wenn sich Arbeiter, Bauern und Intellektuelle nicht gegen die da oben zusammentun, wird sich in diesem Land nie etwas ändern“, rief die junge Journalistin mit dem wehenden Blondhaar. Die dreißig Bauern in dem bitterkalten Feuerwehrspritzenhaus blickten sie erstaunt an. (...)

Die große Angst der Staatsgewerkschaft Bogdan Lis, dritter Mann der unabhängigen Gewerkschaft „Solidarität“ in Danzig, war als Delegierter für den ungarischen Gewerkschaftstag (12.-14. Dezember 1980 in Budapest) vorgesehen. Szot-Generalsekretär Sandor Gaspar bedauerte in seinem Referat, daß von (...)

In Prag scheint sich nichts zu rühren. Die Opposition mach eine Umfrage, warum das so ist. Sie überlegt, wie etwas in Bewegung zu setzen sei. Schlupfloch Emigration Wollt ihr lieber eingesperrt werden oder auswandern, fragt das Prager Regime seine Gegner. In der letzten Zeit lautet die Antwort (...)


Milton Friedman triumphiert auf allen Linien. In West und Ost schwören immer mehr Regierungen dem Rezept des Lord Keynes ab und schwenken auf Friedmans Sparkurs ein. Pinochet, Thatcher, Reagan heißen die Vorreiter, aber auch Giscard und Schmidt, wiewohl anderen Philosophien verpflichtet, (...)

Nach dem Bürgerkrieg waren einige der roten Armeen nicht demobilisiert, sondern in Arbeitsarmeen umgewandelt worden. Trotzki sah in dieser Militarisierung der Arbeit das beste Mittel zur Wiederbelebung der Produktion. Als Chef des Militärs hatte er die Idee, die Soldbücher in Arbeitsbücher zu (...)

Im FORVM vom März/April stellte Michael Siegert die Gleichung Danzig (1980) = Kronstadt (1921) auf. Lieber Michael, Deine Gleichung „Danzig = Kronstadt“ mag zwar als journalistischer Gag verlockend sein, als Beitrag zur politischen Interpretation der revolutionären antibürokratischen Bewegung in (...)

Die gebogene Röhre fokussiert Blicke. Phantasien prallen von der Betonwand zurück, pendeln durch den Raum. Frauen staken an den Rand des Perrons, von der ausweglosen Präsenz aggressiver männlicher Pein geplagt, die in der Röhre hervorspringt. Die drei wichtigsten Dinge werden nach Lichtenberg durch (...)

Saxa loquuntur, die versteinerten Herzen beginnen zu sprechen. Im vergangenen Sommer waren’s Polens Arbeiter, dann die Intellektuellen, jetzt folgen die Parteimitglieder nach. Unter dem Druck der Basis geht die Parteiführung zaghaft die ersten Schritte auf dem Prager Reformweg. Paradoxerweise (...)

Priester in Polen

Die Geschichte der Ersten Republik ist schlimmer, als man in der Schule lernt. Die peinlichen Episoden werden verdrängt. Mit Psychoanalyse und Neopositivismus entwickelten sich in dem 1918 klein gewordenen Österreich später weltumspannend gewordene Geistesrichtungen. Ihre Liquidierung geschah (...)

Die Professoren trafen sich in aller Heimlichkeit. Der spätere Unterrichtsminister und letzte Obmann der Christlichsozialen Partei, Emmerich Czermak, führte das Protokoll. Man diskutierte, wie der Kollege von der juridischen Fakultät, der Strafrechtler Stephan Brassloff, „auf immer“ von der Wiener (...)

Nach der Niederschlagung der Arbeiterbewegung am 12. Februar 1934 wurden die letzten Sozialdemokraten aus der Universität vertrieben, Max Adler etwa, dessen Ernennung zum Ordinarius die Burgbrüder der „Deutschen Gemeinschaft“ schon 1926 verhindert hatten. Schwieriger ging es schon mit den (...)

Am 28. April wurden zwei Franzosen bei der Einreise in die Tschechoslowakei festgenommen, Gilles Thonon und Françoise Anis. Sie hätten „subversive Dokumente“ und Geld für die tschechische Opposition mitgebracht, meldeten die CSSR-Behörden (4000 DM, wurde später bekannt). Im Gefolge dieser Festnahmen (...)

Fritz Teufel, der Till Eulenspiegel der deutschen Studentenbewegung anno ’68, seit einem Jahr nach einem halben Jahrzehnt Gefängnis wieder frei‚ lebt jetzt in einem besetzten Haus in Westberlin. Über 2000 junge Leute halten dort 160 Häuser besetzt. Ende August veranstalteten sie das Spektakel (...)

„In Polen wird eine Revolution vollzogen, deren Hauptkraft Solidarnosc ist“, heißt es mit Recht im Bericht des Landeskoordinierungsausschusses (KKP) von Solidarnosc an den ersten Kongreß der unabhängigen Gewerkschaft in Danzig, der am 6. September begann. Wenn der Gesetzentwurf verwirklicht wird, (...)


Prags Opposition im Eck

Arbeiterbewegung und Antisemitismus — ein heikles Thema, bisher fast nur von Außenstehenden angepackt und gegen die Arbeiterbewegung gewendet. Leopold Spira, Chefredakteur des Wiener Tagebuch, hat’s gewagt, und es ist ihm ein interessantes, lesbares und übersichtliches Buch gelungen: »Feindbild (...)

Reagans Schlachthof
Wenn Jaruzelski täte, was die mittelamerikanischen Diktatoren von Reagans Gnaden dürfen, nämlich Tag für Tag fünfzig Menschen umbringen, dann würden sich unsere Medien überschlagen (Jaruzelski hat in Summe etwa 200 auf dem Gewissen, an die 20 gibt er zu). Reagan ist dabei, in sein eigenes Vietnam zu (...)

Am 13. Dezember 1981 wurde der Versuch der freien Gewerkschaft Solidarnosc, Polens erstarrte, durch Westgeschäfte und Korruption oberflächlich aufgeweichte Staatswirtschaft mit einem welthistorisch neuen Syndikalismus aufzubrechen und umzukrempeln (Jugoslawiens Selbstverwaltung ist von oben (...)

Der Skandal um den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Wien besteht für die Medien in ein paar Schmiergeldmillionen, die einige Baumanager dort genommen haben. Wir sehen das Schlimme darin, daß der Riesenbau das Wiener Gesundheitswesen krakenartig zu verschlingen droht. Darüber sprachen wir (...)

Seit dem Militärcoup in Polen am 13. Dezember 1981 ist Ungarn wieder die lustigste Baracke im sozialistischen Lager. Michael Siegert sprach mit dem Schriftsteller Miklos Haraszti, dem im Ausland bekanntesten ungarischen Oppositionellen‚ über die neue Lage für die Ostopposition. Miklos Haraszti, (...)


Michael Siegert, seit August wohlbestallter Redakteur des profil, ist gelernter Zeitgeschichtler. Fast zehn Jahre war er, bis zum vorigen Heft, geschäftsführender Redakteur des FORVM — nach knapp zehn Jahren Torberg (wortwitzstolze kalte Kriegskultur) und gut zehn Jahren Nenning (aufklärerische (...)