FORVM, No. 120
Dezember
1963

Zeitung heißt Unabhängigkeit

Real- und Rechtsgestalt des Pressewesens waren im FORVM seit je ein bevorzugtes Diskussionsthema.

Hier wurde die Idee des österreichischen Presserates aus der Taufe gehoben — gleich in unserem ersten Jahrgang und von niemand Geringerem als dem nun allzufrüh verstorbenen Oscar Pollak (FORVM 1/12). Hier wurde über die Idee des Presserates diskutiert, von G. A. Canaval, Josef Gerö, Jacques Hannak, Rudolf Kalmar, Fritz P. Molden, Franz Stamprech sowie von Christian Broda, zu einer Zeit, als er noch nicht Justizminister war (FORVM 11/13).

Hier hat Christian Broda auch während seiner Ministerschaft Grundlegendes über das Wesen der demokratischen Presse, über Presserecht und Presserat deponiert (FORVM X/114 und VIII/85), desgleichen der führende Rechtslehrer Prof. Nowakowski (FORVM VIII/91-92). Hier haben die führenden Theoretiker des österreichischen Pressewesens René Marcic und Leonidas Martinides mehrfach desgleichen getan (FORVM X/112, VII/73 und VIII/96). Hier äußerte Franz Olah seine „Sorge um Presse und Rundfunk“ (FORVM X/109).

Und hier fand schließlich eine der hitzigsten Grundsatzdebatten der österreichischen Pressegeschichte überhaupt statt. Auf eine Breitseite von Jacques Hannak gegen die Wochenschrift „Heute“ sowie die nicht strikt parteigebundene Presse überhaupt (FORVM VIII/90) folgten nicht minder vehemente Gegenangriffe durch Harald Egger, Franz Fahrensteiner, Fritz P. Molden, Hugo Portisch (FORVM VIII/91-92).

Wir freuen uns, die Diskussion mit drei profilierten Beiträgen fortsetzen zu können: der eine gibt die Substanz des prinzipiellen Referates von Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner auf dem letzten ÖVP-Parteitag wieder; den anderen verfaßte für uns Prof. Fritz Klenner, Generaldirektor der Bank für Arbeit und Wirtschaft, welcher lange Jahre als Journalist und Publizist tätig war und dies immer noch ist; gleichfalls aus dem Journalismus kommend, zieht Kommerzialrat Fred Ungart im dritten Beitrag ebenso interessante wie diskutable Schlüsse aus seiner nunmehrigen Doppelfunktion als Herausgeber zweier großer Tageszeitungen und Inhaber einer großen Werbegesellschaft.

Daß alle drei Beiträger — „schwarz“, „rot“ und „unabhängig“ (wir achten auf gleiche, unpolemische, unehrenrührige Verteilung der Gänsefüßchen) — gleiches Gewicht auf die Unabhängigkeit der Presse legen, stimmt hoffnungsvoll. Sollte es einmal gemeinsame Front geben gegen Anschläge aller Politiker auf alle Zeitungen? — Anschläge, wie sie derzeit ungestraft sich vollziehen, vgl. die eben vom Nationalrat beschlossene 67prozentige Erhöhung der Zeitungsporti.

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