Streifzüge, Heft 1/2002
März
2002

Auf dem Minenfeld

Vier Versuche einer Beschreibung, aber auch einer Entschärfung von Knallkörpern

Gerüchten zufolge soll die Trennung in der alten Streifzüge-Redaktion auch damit zu tun haben, dass es dem neuformierten Kritische Kreis eigentlich darum geht, missliebige Themen auszuklammern, konkret die Frage des Antisemitismus ganz einfach zu entsorgen. Dass dem nicht so ist, demonstriert auch diese Nummer. Wogegen wir uns allerdings entschieden wenden, ist, hier einen klassischen Hauptwiderspruch zu konstruieren und diesen in monomanischem Suchtverhalten abzuhandeln.

Die Linke, Israel und der Antisemitismus, das ist nicht nur ein schwieriges Thema, sondern oft ein geradezu unmögliches, oder besser noch ein verunmöglichtes. Was hierzulande zumindest in den sensibleren Segmenten vorherrscht, ist das schlechte Gewissen, das unterschiedlich „aufgelöst“ wird. Meinen die einen, dies sei eine Frage wie jede andere, meinen andere, dies sei eine Frage, die überhaupt mit keiner anderen verglichen werden darf. Bagatellisieren die einen, so dramatisieren die anderen. Aber auch jene, die hauptsächlich schweigen oder sich größtenteils zurücknehmen (wozu wir uns zählen würden) bleiben in einem unglücklichen Bewusstsein der Beunruhigung stecken.

Keine andere Frage ist so belastet wie diese. Man kommt sich vor, als liefe man durch ein Minenfeld. Nie kann man sicher sein, dass nicht etwas explodiert. Auf dem Minenfeld kann nämlich jeder Schritt ein „Fehltritt“ sein, und zwar einer mit unabsehbaren Folgen. Verdrängung wie Übertreibung dominieren die Debatte. Das Dilemma scheint zu sein, dass kein richtiger Ton gefunden werden kann, dass alles irgendwie falsch klingt. Angesagt wäre ein vorsichtig agierendes Räumungskommando. Eine umsichtige Debatte über Verminung und Entminung, eine Auseinandersetzung, die sich nicht in den obligaten Bezichtigungs- und Zurückweisungsritualen erschöpft. Doch ist das unter diesen beklemmenden Zuständen leistbar? Leben wir nicht in Zeiten, wo die allermeisten Kontrahenten – sei es der reelle Konflikt im Nahen Osten, seien es die hiesigen Parteigänger – sich allesamt weniger als Entminungsdienst empfehlen, sondern als Magazineure der Eskalation?

1. Ideeller Treibhauseffekt

In der Abschiedsnummer des FAUST (00.02) schreibt Ralf Oberndörfer in einer Rezension des Bandes „Ein deutscher Krieg“ von Tjark Kunstreich (Bahamas): „Das Entlarven von , Antisemitismus‘ hat im Moment als linkes Gesellschaftsspiel einen Stellenwert, der an das Entlarven von „Sexismus“ in den achtziger Jahren heranreicht. Wer also flott formulierte Totschlagargumente braucht, soll das Buch lesen. Bedauerlich ist allerdings die Tatsache, dass es von ça ira in Freiburg veröffentlicht wurde. Dort erschien vor zehn Jahren jenes Heft von Kritik& Krise, das wesentlich dazu beitrug, eine kritische Auseinandersetzung über Antisemitismus und die linke Liebe zum Volk in Gang zu bringen. 1995/1996 – nach einigen guten Texten zum „Supergedenkjahr“ – wurde die antideutsche Kritik zur Pose und hat in Kunstreich jetzt einen ihrer lärmigsten Protagonisten gefunden. Wenn man die Auseinandersetzung über Geschichtspolitik nicht in Form von geschichtsphilosophischer Folklore führen will, braucht es eine Position, die die Selbstgerechtigkeit der Berliner Republik ebenso meidet wie das stille Einverständnis mit sich selbst in antideutschen Wärmestuben.“

In den Wärmestuben geht es heiss zu. Die Übung, doch irgend jemanden des Antisemitismus zu zeihen ist für manche die elementare Nahrung ihrer intellektuellen Existenz geworden. Die monothematische Reduktion hat in antideutschen Sektoren mittlerweile manische Züge angenommen. Jenen, die immer von pathischen Projektionen anderer reden, ist entgangen, dass sie selbst Fälle für die Pathologie geworden sind. Die panische Selbstinszenierung schreit stets: Entlarven! Denunzieren! Kujonieren! Aber was sollen diese Imperative bewirken, ausser eine atmosphärische Überhitzung, eine Art ideellen Treibhauseffekt? Oder ist das gar das Ziel?

Zweifellos ist es wichtig, die Dimensionen des Antisemitismus in der bürgerlichen Gesellschaft aufzuzeigen, insbesondere in Deutschland und Österreich. Wir teilen diese Intention völlig – so gesehen ist die alte Streifzüge-Redaktion alles andere als ein historischer Zufall gewesen -, nicht aber teilen wir, was sich in den letzten Jahren an antideutscher Scharfmacherei dort entwickelt und durchgesetzt hat. Im Gegenteil, wir glauben, dass diese Intention inzwischen von den selbsternannten Hauptbetreibern selbst destruiert wird. Was bleibt, ist das Abspulen von dunklen Formeln, die stets in neuen Bezichtigungen ihren Ausdruck finden.

Was sich offenbart, ist geradewegs eine Lust auf Antisemitismus, selbstverständlich negativ gewendet. Ihr seltsames Glück finden die antiantisemitischen Fallensteller dann, wenn in die Fallgruben (besonders beliebt sind hier die unseligen Internetdiskussionen) des öfteren der eine oder andere Linke reinfällt – manchmal zurecht, manchmal unabsichtlich, manchmal aus purer Dummheit. Das „pädagogische“ Instrument der Fallensteller ist der Pranger. Die öffentliche Brandmarkung ist obligat. Der Tendenz nach kann alles überfallen werden, was nicht so erscheint wie man sich selbst erscheint. Es ist ein inquisitorisches Spiel in einem antideutschen Spukschloss, eines von der Sorte, mit der schon die K-Gruppen in einem Ritual der Abschreckung ihren Minimundus zerstört haben. Was wir erleben, ist eine Neuauflage. Eine Farce der Farce.

Man lese nur den von Café Critique geposteten wunderlich grobschlächtigen Text, mit dem zu einem „Antideutschen Kongress“ nach Freiburg aufgerufen wird. Das „Jetzt erst recht! „- Hardcore-Antideutschtum spürt, dass jeder kleine Rückzieher den ideologischen Bau zusammenstürzen lassen würde. Zuspitzung und Einschwörung sind daher angesagt, sie sind auch das fiktive Kapital dieser extremistisch gewordenen Strömungen. Am Abgrund stehend, verheißt es das gelobte Land, ja noch im Fallen verkündet es das wunderbare Gefühl des Schwebens in höheren Sphären. Nach dem Aufprall ist freilich keine Revision mehr möglich.

Was ziemlich nervt, ist, dass es wieder einmal zu einer fast klassischen Kindergartenkaderakkumulation kommt, wo vor allem zum rechten Glauben strebende Youngsters in apostolischem Eifer ihre Selbstabschaffung als Gesellschaftskritiker zelebrieren. Dazu „Bravo“ zu sagen, wäre allerdings zynisch. Letztlich ist es ein trauriges Kapitel, wenn eine an sich unterstützenswerte Regung mit relativ hoher inhaltlicher Substanz sich so verstümmelt. Wenn man sich etwa die bequemen Reaktionen in traditionslinken Blättern anschaut, dann sind die regelrecht dankbar für die Durchgeknalltheit antideutscher Splitter. Da kann man sich billig abputzen. In Zeiten, wo alles immer verrückter wird, und viele Subjekte demgemäß immer irrer werden, darf auch die Linke nicht fehlen.

2. Bedingungslose Solidaritäten?

Zweifellos musste der unerträgliche Vergleich israelischer Besatzungspolitik mit nationalsozialistischer Vernichtungspolitik Gegenstand heftiger Attacken werden. Wer daraus jedoch den Schluss zieht, die wirklichen Nazis wären fortan Arafat und das „palästinensische Vernichtungskollektiv“, ersetzt eine Ungeheuerlichkeit nur durch eine andere. Die Nazi-Bezichtigung kann ja nur dazu aufrufen, die feindliche Seite endgültig niederzuwerfen und zu erledigen. Denn mit Nazis kann und darf man sich nicht arrangieren. In der Logik müssen die einen für die Abschaffung des „imperialistischen Bollwerks im Nahen Osten“, also die Eliminierung des Staates Israel eintreten, wie die anderen die endgültige Einverleibung der besetzten Gebiete fordern müssen, d. h. die restlose Zerschlagung von Autonomiebehörde und die Abschaffung aller Ansprüche und Begehrlichkeiten der Palästinenser. Was wollen die Anttimps? – Den jüdischen Staat auslöschen? Und was wollen die Antideutschen? – Ramallah wie Dresden bombardieren, damit endlich Ruhe ist?

Manchmal hat man wirklich das Gefühl als seien Antideutsche nur gewendete Antiimperialisten. Einige sind das auch tatsächlich. Vielfach wurde einfach das Palästinenser-Tuch gegen die israelische Flagge ausgetauscht. Wie sich Worte und Bilder doch gleichen. Was sie Antideutschen vermögen, können die Antiimperialisten schon lange. Je extremer die Parteiergreifung, desto bedingungsloser die Unterstützung. Nicht nur der Herostratentrupp der Bahamas fühlt sich bedingungslos verpflichtet (siehe Streifzüge 3/01), ebenso gilt das für gewisse Antiimperialisten: „Auf der Seite der Unterdrückten, bedingungslos! „, heisst der Titel eines Diskussionsbeitrages der Wiener Antiimperialistischen Koordination (AIK) vom 19. Februar.

Eine bedingungslose Solidarität, sei’s mit Israel, sei’s mit den Palästinensern, können nur jene ausrufen, deren Horizont sich von allen Bedingungen losgelöst hat. Das ist ein Standpunkt, der gar nicht mehr wissen will, wofür er weshalb steht, dafür aber umso frenetischer glaubt. Er ist in der Theologie gelandet, Stärke versteht sich als Inbrunst identitätsbesoffener Parteilichkeit. Antiimps wie Antideutsche sind fanatische Parteigänger, die sich freilich in ihrem Gegenüber nicht erkennen wollen. Ihre gemeinsame Mentalität ist die des Schützengrabens.

Vielleicht wäre es nützlich, Antiimps und Antideutsche mit Spielzeuggewehren und Bombenattrappen auszurüsten, damit sie ihre aufgestauten Gefühle mal so richtig aneinander abreagieren können. Dabei dürfen die einen dann lautstark „Antisemitisches Pogrom“ skandieren, und die anderen die „imperialistische Invasion“ geisseln. Und wenn das nicht reicht, könnte man sie auf diesem Holodeck auch noch auf eine virtuelle Zeitreise schicken.

3. Gretchen und der Palästinenserstaat

„Sharon und Arafat sind fürchterliche Präsidenten“, schreibt der israelische Schriftsteller Amos Oz. „Israelis wie Araber verdienten eine bessere politische Führung. Aber die öffentliche Meinung in Europa sollte Empathie für beide Konfliktparteien aufbringen. Denn eine Lösung des Problems wird für beide Seiten sehr schmerzhaft sein. Und es gibt nur die Zwei-Staaten-Lösung. Die israelische Besetzung von Westbank und Gaza-Streifen muss beendet werden, heute noch, besser gestern. Auch ohne Frieden. Es gibt für Israel keinen Grund, das Leben der Palästinenser zu kontrollieren. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob palästinensische Fundamentalisten Israel in Ruhe lassen, wenn es die Besetzung beendet: Sie wollen, dass die Juden zur Hölle fahren. Wir sollen nicht nur Gaza und Westjordanland verlassen, wir sollen uns auflösen. (… ) Das deutsche Publikum muss verstehen, dass dies ein tragischer Konflikt zwischen zwei Parteien ist, die beide Recht haben.“ (Freitag 7, 8. Februar 2002)

Und was sagt Moshe Zuckermann, der Leiter des Instituts für deutsche Geschichte in Tel Aviv? „Ich glaube, sofern die Motive nicht durch sachfremde Inhalte zu sehr aufgeladen werden, könnte eine Solidarität mit den Palästinensern, die sich dabei nicht in Gewaltphantasien gegenüber dem Staat Israel ergeht, und eine angemessene Kritik an Israel möglich sein. Meine Erfahrung mit der deutschen Linken in den letzten Wochen ist, dass sie sich – von einigen Ausnahmen abgesehen – als hierzu nicht fähig erwiesen hat. Stattdessen polarisiert sie und sieht den Konflikt in einem manichäischen Entweder-Oder.“ (Konkret 3/2001)

Zur Zeit drängt vieles in Richtung rigider Trennung. Was aber auch meint: Gegenseitige Anerkennung und Garantie. Ob das mit den Führungen unter Sharon einerseits und Arafat andererseits möglich ist, muss jedoch bezweifelt werden. Die aktuellen Bewusstseinsstrukturen und Gegebenheiten – der völkerkerkersprengende Kommunismus ist ja nicht in Sicht – werden zumindest in einem halbwegs positiven Szenario auf ein prekäres und fragiles Zwei-Staaten- Modell hinauslaufen. Wenn sich wo alle relevanten Kräfte einig sind, von Sharon bis Arafat, von den USA bis zu den arabischen Ländern, dann hier. Das mag man nun für unbefriedigend halten. Wahrscheinlich ist auch ein palästinensischer Staat eine Karikatur eines solchen, halbwegs existenzfähig nur als ein Zuschussprojekt der EU und bestimmter arabischer Staaten, geschüttelt von inneren Konflikten, die alles andere als eine freundliche Verlaufsform vermuten lassen. Der Kleinkrieg mit Israel kaschiert da vieles.

Was anstünde, ist ein fauler Kompromiss, denn die Kompromisslosigkeit ist um vieles schlimmer. Unmittelbares Ziel ist, dass Mord und Zerstörung aufhören oder gemindert werden. Die spannende Frage ist, wie groß denn der palästinensische Staatsgebiet sein darf. Sharon will lediglich 43% der 1967 besetzen Gebiete zurückgeben. Das hält die Gegenseite für inakzeptabel. Ob Sharon nun deswegen gar ein Antisemit ist oder nicht, ein besonders gefährlicher oder nur ein verblendeter oder aber ein geschickter Taktiker, der Arafat über den Tisch zieht, diese Fragen überlassen wir gern den antideutschen Aufklärungsregimentern. Rechts von Sharon, so will es die historische Groteske, die alles andere als eine Humoreske ist, stehen neben jüdischen Siedlern und Sekten jedenfalls nur die antideutschen Deutschen in den Nachfolgestaaten des Dritten Reiches.

Die antideutsche Gretchenfrage, ob man für einen palästinensischen Staat ist oder nicht, ist ungefähr so dumm wie diese mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. Zumindest wenn es sich um metropolitane Linke oder gar Wertkritiker handelt. Wie sich die Wertkritik der unmittelbaren Realität nicht unterwerfen darf, so darf sie doch ihre Wirklichkeit nicht verdrängen. Wenn man dagegen ist, schlechte Luft zu atmen, wird man doch niemandem empfehlen, das Atmen einzustellen. Im Notfall wird man gar schimmliges Brot essen. Dass die Kritik des Staates nicht unmittelbar zur praktischen Anwendung gerät, müsste ja selbst den hartgesottensten Staatskritikern auffallen. Dass die Menschen zwischendurch auch im falschen Leben erträglich leben wollen (und eben nicht nur die westlichen Kriegsgewinnler! ), sollte anerkannt werden, ohne die spezifischen Prägungen und Begrenzungen dieser Wünsche zu ignorieren. Ernsthafte Kritiker des Staates treten ja auch nicht hic et nunc für die Abschaffung staatlicher Transferleistungen ein. Oder haben wir da was überlesen?

4. Antiantisemitische Halluzinationen

Dass jetzt die israelische Friedensbewegung wieder Zulauf erhält, wird die Antideutschen ziemlich wurmen. Wahrscheinlich ist das auf antisemitische Einflüsse in Israel selbst zurückführen, möglicherweise handelt es sich um die fünfte Kolonne Deutschlands im Nahen Osten. Dass jetzt sogar Armeeangehörige den Dienst in den besetzten Gebieten verweigern, ist ebenso deutschem Druck geschuldet. Vielleicht hat Rudi Scharping sie gezwungen. Dass der palästinensische Intellektuelle Edward Said zur Zusammenarbeit mit dem israelischen Widerstand gegen die israelische Besatzung aufruft, kann nur einem besonders gefinkelten Schachzug einer antijüdischen Weltverschwörung entspringen.

Die Forderung der israelischen Friedensbewegung „Raus aus den besetzten Gebieten“, würde der Bund deutscher Likud-Buben (BDLB) wohl als Appeaesement gegenüber dem antisemitischen Vernichtungskollektiv sehen. Denn nur so kann das betrachtet werden. Denn die weltweite Intifada ist überall, eine einzigartige Bedrohung der nun zu verteidigenden Zivilisation, vom Pentagon bis zu den Veranstaltungen des Café Critique. Davor darf man nicht in die Knie gehen, und wenn das nun gar Juden tun, dann sind sie von antideutschen Deutschen zurechtzuweisen und gegebenenfalls als Antisemiten zu outen. Denn nur Deutsche wissen, was ein Jude ist und was er zu tun und zu unterlassen hat.

Was Israel betrifft, herrscht im antideutschen Spektrum die reine Beschönigung. Es ist eine schwärmerische Liebe, über die selbst das Objekt des Begehrens regelmäßig den Kopf schüttelt. Dafür wird jeder Kritik an der Politik des offiziellen Israel direkt oder indirekt unterstellt, die Juden entweder ins Meer oder in die Gaskammern treiben zu wollen. Aus Indizien, die nicht immer nur falsch sind, basteln sie sich einen Popanz, der alle anderen explizit oder implizit einem Generalverdacht aussetzt. Es ist gerade die Ungeheuerlichkeit eines Vorwurfs, der diesen selbst immunisiert. Ja, er muss nicht einmal ausdrücklich geäussert werden. Oft reicht da die Schwingung. Es läuft nach der Devise: Irgendwas wird schon dran sein, denn sonst würden sie es ja nicht sagen. Die notwendige Kritik der linksliberalen „political correctness“ hat nicht dazu geführt, dass man diese Belästigung zurückweist, sondern dazu, deren Kriterien noch rigider zu formulieren. Das stereotype Einfordern von bestimmten Aussagen gleich Fürbitten ist absolut kontraproduktiv, es will nicht Diskussion, sondern Sanktion. Der Antiantisemitismus antideutscher Prägung wird immer mehr zu einem Projekt, der einem gewissen Segment die mit radikalen Worten getarnte Rückkehr in den bürgerlichen Mutterschoß, sprich: Zivilisation, erlaubt. Zu deren Verteidigung ist man auch bereits brav am Appellplatz angetreten. An Eifer und Lautstärke will man dort jetzt alle anderen übertrumpfen.

Die antideutsche Ideologie versteht sich mehr auf die Andacht als auf das Denken. Sie transzendiert sich immer mehr in ein religiöses Phänomen. Bahamas und ISF können inzwischen wahrlich als inquisitorischer Doppelorden der Ohnmacht gelten. Was uns als Verdunkelung gilt, gilt dort als Erleuchtung. Nun, was wollen die antideutschen Freunde darauf sagen? Wahrscheinlich werden sie bei Horkheimer/Adorno nachschlagen: „Der Schein hat sich so konzentriert, daß ihn zu durchschauen objektiv den Charakter der Halluzination gewinnt.“ (Dialektik der Aufklärung, Adorno, Gesammelte Schriften 3, S. 231) Das ist zweifellos richtig, nur daraus ist keineswegs zu folgern, dass jede Halluzination schon eine Erkenntnis darstellt.

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