Jedenfalls sollten wir uns gemeinsam den Kopf zerbrechen, wie die Lücke, die die grundrisse hinterlassen, gefüllt werden könnte Eine Selbstbefragung Die Idee zum vorliegenden Text über unser Verhältnis zu den grundrissen und deren Ende entstand – ähnlich wie das grundrisse-Projekt selbst – (…)
Einstellung der Grundrisse – doch wir tun weiter!
Den ersten Kontakt zu den grundrissen hatte ich bei einem mehrtägigen Seminar über Empire von Hardt und Negri. Zum ersten Mal nach vielen Jahren hatte ich den Eindruck an einer philosophisch politischen Diskussion teilzunehmen, die interessant war und wo die TeilnehmerInnen einander nicht (…)
Das letzte Jahr der Grundrisse
Eines sei gleich vorweg angemerkt: Dass zwischen meinem Beitritt zur Grundrisse-Redaktion und dem Beschluss die Zeitschrift einzustellen nur etwa ein Dreivierteljahr liegt, ist nichts weiter als purer Zufall — meine Tätigkeit für die Grundrisse seit Anfang des Jahres hat nun wirklich nichts (…)
Das Interview wurde vom „Schattenblick“ am 6. November 2015 in Hamburg-Eimsbüttel geführt. Ihr findet es hier.
Naturmythos & grüne Technologie
Grüne Theoriebildung scheint als konsistente nicht möglich, verfängt sich in die unmittelbaren Alternativen der Remythologisierung der Natur einerseits und der Option für eine bessere Technik andererseits. Die Gründe dafür können nicht allein im Unvermögen grüner Theoriebildung geortet werden, (…)
Wir sind immer im Dazwischen
Sehr gerne komme ich dem Angebot nach, einen Kommentar zum Artikel von Stephan Grigat zu schreiben. Ich habe seinen Beitrag als grundlegende programmatische Stellungnahme gelesen, in dem Positionen der Wertkritik sehr klar und übersichtlich dargestellt und auf den Begriff des Fetisch bezogen (…)
Die Abstraktion auf der Anklagebank?
Zum Artikel: „Totale Vergleichbarkeit. Eine Kritik der bürgerlichen Subjektivität und der Menschenrechte“ von Alex Gruber in den Streifzügen 2/1998. Um eines gleich vorweg klarzustellen: Ich habe hier nicht die Absicht, für die Theorie der Menschenrechte zu plädieren. Ich halte ebenso wie Alex (…)
Die politische Philosophie Antonio Negris
Eine Quelle des politischen Denkens Negris stellt der sogenannte Operaismus dar. Ihn knapp und präzise zu charakterisieren ist nicht einfach, zumal er kein wirklich kohärentes Phänomen darstellt. Ausgangspunkt sind die sogenannten Arbeiteruntersuchungen, die in den Zeitschriften „Quaderni rossi“ (…)
Philosophie und soziale Erfahrung
Ich möchte über Philosophie und soziale Erfahrung sprechen. Wie der Titel schon vermuten läßt, sehe ich zwischen sozialer Erfahrung und Philosophie eine enge Verbindung. Meine Grundthese, die ich gleich am Beginn klar aussprechen möchte lautet: jede Philosophie beruht auf sozialer Erfahrung. (…)
Zivilgesellschaft – ein Fehlbegriff?
In den letzten Jahren sind eine ganze Reihe von elaborierten Arbeiten zur Zivilgesellschaft erscheinen. Der Anspruch, der mit diesem Begriff verbunden wird, ist umfassend: Im Gegensatz zu vorgeblich überholten und gescheiterten politischen Konzepten (Klassenkampf, spontane Revolten vom Typus (…)
Zur Problematik der Menschenrechte
Bei näherer Betrachtung erweist sich die Thematik der Menschenrechte als höchst komplex und vielschichtig. Dies kann anhand einer Auseinandersetzung mit einem Artikel von Claude Lefort diskutiert werden. In einem Inserat im Kurier vom 3.12.2000 nahm die Fraktion der Sozialdemokraten im (…)
Das Elend der Zivilgesellschaft
In den letzten Jahren ist eine ganze Reihe von elaborierten Arbeiten zur Zivilgesellschaft erschienen. Der Anspruch, der mit diesem Begriff verbunden wird, ist umfassend: Im Gegensatz zu vorgeblich überholten und gescheiterten politischen Konzepten (Klassenkampf, spontane Revolten vom Typus (…)
Die politische Philosophie Antonio Negris
Die politische Philosophie Antonio Negris ist nur vor dem Hintergrund der außergewöhnlich heftigen und radikalen Klassenkämpfe der 60er und 70er Jahre in Italien zu verstehen. Die Klassenkämpfe im Italien der 60er und 70er Jahre lassen sich grob gesagt in zwei Zyklen unterscheiden, erstens die (…)
„Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“
Dieser Beitrag stellt eine überarbeitete und erweiterte Fassung eines Artikels dar, den ich unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September geschrieben habe. Ich bezweifle, dass es der Linken bis dato gelungen ist, die Reaktion auf den Anschlag vom 11. September wirklich zu verarbeiten. (…)
Der Begriff der abstrakten Arbeit
Auf den ersten Blick mag es scheinen, als ob ein Artikel zur Kategorie der „abstrakten Arbeit“ eine Sache für hochgradige SpezialistInnen wäre, die gerne philologische Detailuntersuchungen an Marxschen Texten durchführen. Ja man könnte sogar hinzufügen, derartige Begriffstüfteleien tendieren (…)
Die gesellschaftliche Linke
Münster: Westfälisches Dampfboot, 1999, 224 Seiten, Übersetzung aus dem Italienischen, im Original: „La sinistra sociale“ 1997, (Seitenzahlen der Zitate in Klammern) Das Thema des Übergangs vom Fordismus zum Postfordismus zählt zweifellos zu den wichtigsten Themen, die jene Linke, die sich um (…)
Repräsentation und Multitude — ein Bericht
Dienstag 19. März 2002. Die SPÖ Ottakring hat zu einer Diskussionsveranstaltung über das Sozialstaatsvolksbegehren in ein bekanntes Wirtshaus im 16. Bezirk eingeladen. Der Gastraum ist ziemlich voll, am Podium VertreterInnen des unabhängigen Personenkomitees und zwar: die Theaterdirektorin Emmy (…)
„Gilt“ das „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“?
In der vorhergehenden, ersten Nummer der grundrisse hat Marcus Gassner mit seiner Interpretation der Reproduktionsschemata des II. Bandes des „Kapitals“ die Debatte zum Krisenbegriff eröffnet, die ich nun mit diesem Beitrag ergänzen möchte. Beitrag ist etwas zu viel gesagt, es ist mehr eine (…)
Leben ohne zu Arbeiten?
Berlin: Avinus Verlag, 2002, 218 Seiten Die Idee des garantierten Grundeinkommens wird zunehmend von den verschiedensten politischen Strömungen in die Diskussion eingebracht. Da ich selbst dieses Konzept vertrete, freut es mich natürlich, daß Manfred Füllsack ohne Wenn und Aber für ein (…)
Die 68er Bewegung – Versuch einer Darstellung
Es gibt geschichtliche Ereignisse, die keine Theorie vorhersehen kann. Marx ging davon aus, daß die Revolution zuerst in den fortgeschrittensten Ländern losbrechen würde. Die Machtergreifung der Bolschewiki jedoch erforderte massive theoretische Anstrengungen, neue Überlegungen und neue (…)
Die 68er Bewegung – Versuch einer Darstellung
Die Entwicklung der Bewegung in einigen Ländern Um dem Verständnis der 68er Bewegung näher zu kommen, will ich nun ihren spezifischen Verlauf in Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich skizzieren. Eine solche Betrachtungsweise ist schon deshalb unumgänglich, weil nicht wenige Arbeiten (…)
Verdopplung und Entgegensetzung — die Staatsthematik in der Marxschen Frühschrift „Zur Judenfrage“
Ein Ergebnis des grundrisse-Seminars zum Staat am 10. Jänner war – jedenfalls für mich – die Erkenntnis, daß sich die Themen Staat einerseits und Kapital andererseits in einem Punkt klar unterscheiden. Wie Marx im „Kapital“ gezeigt hat, ist es möglich und auch notwendig die Gesetze der (…)
Genua – Italien, Geschichte, Perspektiven
Berlin: Verlag Assoziation, 2002, 186 Seiten, Euro 12,90 Eingeleitet wird dieser Sammelband mit einem Artikel von Dario Azzellini zu den Ereignissen in Genua vom 19. bis zum 21. Juli 2001 und den Aktionen ein Jahr später an denselben Orten. Orte, wie die Diaz-Schule, die in der Nacht vom 20. (…)
Wo wir stehen
(Die Zahlen in runden Klammern beziehen sich auf die Seiten dieses Buches.) Ich schlage vor, Holloways Buch als Zwischenbilanz und Standortbestimmung des emanzipatorischen und antikapitalistischen Denkens und Handelns zu lesen. Daher habe ich auch den Titel gewählt: Wo wir stehen. In seiner (…)
Das Salz, das Holz und die Stimmen
Knirschende alte Holzböden, in manchen Bereichen noch funkelndes erstarrtes Salz und schwere dunkle Vorhänge, die die ehemaligen Lagerstätten der Saline Hallein in verschiedene Bereiche trennten. Und überall die Stimmen der TeilnehmerInnen der diversen Workshops und Veranstaltungen, laute und (…)
Münster: Unrast Verlag 2002, 14 Euro, 228 Seiten (Zahlen in runden Klammern beziehen sich auf die Seiten dieses Buches) „Nie wieder Auschwitz – Nie wieder Krieg“ diese Parole galt jahrzehntelang als fester Konsens der westdeutschen Linken. Wolf Wetzel zeigt nun in seinem Buch „Krieg ist (…)
Logisch oder historisch?
Absicht dieses Artikel ist es, die erneut aufgeflammte Debatte um den Gegensatz von „logischer“ beziehungsweise „historischer“ Interpretation des Marxschen Werkes, insbesondere des „Kapitals“ und der dazugehörigen Schriften, in groben Zügen allgemein verständlich darzustellen, aber auch auf (…)
Ein Popanz steht Kopf
Postones Buch „Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft“ erschien im Original bereits Mitte der 90er Jahre und liegt nun auch in deutschsprachiger Übersetzung vor. Diese Arbeit kann durchaus als eine Art Manifest der sogenannten Wertkritik bezeichnet werden. Die Wertkritik stellt nun (…)
Bremen: 2003, atlantik-verlag, 520 Seiten, € 19,80 Malcolm X Autobiographie ist ein höchst unzeitgemäßes Buch. Die Leser werden in eine vergangene und fremde Zeit und politische Kultur zurückgeführt: In die USA der 40er, 50er und 60er Jahre, in die Welt der schwarzen Gettos, die Welt der (…)
Kapitalismus ohne Klassenkampf?
Einführungen zählen zu den ausgesprochen schwierig zu verfassenden Texten: Nichts soll vorausgesetzt, aber alles, vor allem alles Wesentliche, erklärt werden. Aber was ist das Wesentliche, die Essenz eines Gegenstandes? Und wie soll dieses Wesentliche ohne Rückgriff auf Vorwissen klar und (…)
Volkssouveränität und Demokratie
Hamburg: VSA-Verlag 2004, 246 Seiten, 17 Euro Dass der Staat kein Mittel für Emanzipation und gesellschaftliche Transformation sein kann, war innerhalb der linken Debatte zumeist unumstritten. Ebenso, dass Demokratie keineswegs mit dem System der repräsentativen Demokratie gleichzusetzen ist. (…)
Garantiertes Grundeinkommen jetzt!
Die Forderung nach dem garantierten Grundeinkommen hat den Vorteil, dass sie einfach und unmissverständlich ist. Alle sollen, unabhängig von jedem nur denkbaren Kriterium, ein existenzsicherndes Einkommen erhalten. Die Definition von BIEN („Basic Income European Network“, www.basicincome.org) (…)
Grundeinkommen als Recht in einer nachkapitalistischen Gesellschaft
Eine andere Welt ist möglich – aber wie soll sie aussehen? In diesem Artikel, der auch als Fortsetzung meiner Arbeit „Grundeinkommen jetzt!“ gelesen werden kann, möchte ich begründen, warum auch in einer nachkapitalistischen Gesellschaft das Grundeinkommen als unabdingbares Recht eingeführt (…)
Multitude & Empire oder Negris gar nicht so heimlicher Spinozismus
Die Vielheit der Multitude bedeutet nicht nur, unterschiedlich zu sein, sondern auch unterschiedlich zu werden. Werde anders als du bist! (Hardt/Negri 2004; 391) Mit Empire (2000) trafen Michael Hardt und Antonio Negri offenbar das Theoriebedürfnis rebellierender und widerständiger Schichten. (…)
Kunst und Revolution
Wien: Turia + Kant, 261 Seiten, 22 Euro Mit Kunst und Revolution hat Gerald Raunig ein ausgezeichnet geschriebenes, vielschichtiges Werk verfasst, das aus den verschiedensten Blickwinkeln mit Gewinn gelesen werden kann. Thema ist einmal, wie der Titel ja nahe legt, das zu klärende Verhältnis (…)
Das Kapital wieder lesen
Dieser Artikel ist Resultat meiner Vorlesung zum Kapital. Die dafür notwendige erneute Lektüre des Marxschen Hauptwerkes führte zur Klärung und schärferen Fassung wesentlicher Marxscher Positionen, die ich hier darstellen möchte. Zugleich reagiert dieser Artikel indirekt sowohl auf die Debatte (…)
Mitleid und Herrschaft
In der Diskussion zu diesem Artikel wurde vor allem eingewandt, dass Mitleid zumeist als sehr negativ erfahren wird: Mitleid habe immer etwas von Herablassung an sich. Im Unglück noch bemitleidet zu werden, setze sozusagen diesem noch eines drauf. Und es fehlte auch nicht an Hinweisen auf den (…)
Grammatik der Multitude
Wien: Turia & Kant, 2005, 188 Seiten, 14 Euro, übersetzt von Klaus Neundlinger Paolo Virnos „Grammatik der Multitude“ untersucht Existenzweisen im Postfordismus Seit einigen Jahren gibt es den Versuch, mit dem Begriff der Multitude — ein Ausdruck, der zunächst einfach „die Menge“ oder (…)
Traurige Ratlosigkeit
In einem Beitrag in der „SoZ“ (Sozialistische Zeitung, Frankfurt) schreibt Angela Klein über das Grundeinkommen, wie es von Götz Werner propagiert wird, in der „akin“ (Wien) Markus Koza über diese Forderung an eine Wortmeldung von Bernhard Redl anknüpfend. Mit diesen Beiträgen meldet sich eine (…)
Die Aktualität des absoluten Mehrwerts und die Reproduktion der proletarischen Existenzsituation
Im Programm der neuen österreichschen Bundesregierung findet sich ein Bündel von Maßnahmen, deren Tragweite ausgesprochen und verstanden werden muss: es geht um die Durchsetzung von formal freiwilliger Unterwerfung unter erzwungene Arbeit. Es handelt sich in der Geschichte der II. Republik um (…)
Der Krieg und die Kritiker
Münster: Unrast Verlag, 2006, 80 Seiten, 8 Euro Mit diesem brillant geschriebenen Essay greift der Autor in die höchst kontroverse Debatte um Israel, Palästina und die Ereignisse im Nahen Osten ein. Ausgangspunkt ist ihm dabei der Feldzug der israelischen Armee im Jahre 2006 im Südlibanon und (…)
Zur Kritik des Bedingungslosen Grundeinkommens
Frankfurt: DVS, 2006, 84 Seiten, 3 Euro Als erklärter Befürworter des bedingungslosen garantierten Grundeinkommens eine Broschüre eines ebenso erklärten Kritikers besprechen zu wollen, was soll dabei herauskommen? Die Wiederholung von Argumenten, Polemik, spitze Formulierungen? So etwas will (…)
Alfred Sohn-Rethel und die „erweiterte Warenanalyse“
Wer erinnert sich noch an die Texte von Sohn-Rethel? Dieser Aufsatz ist ein Versuch, einige wesentliche Momente seiner Philosophie in Umrissen erneut zur Diskussion zu stellen. Den aufmerksamen LeserInnen wird nicht entgehen, dass so manches Element auch gegenwärtig, insbesondere innerhalb der (…)
Mindestsicherung und ALVG Novelle, oder: wie Menschen auf die Lohnarbeit zugerichtet werden
Ab 1. Jänner 2008 soll die Novelle zum Arbeitslosenversicherungsgesetz (ALVG) in Kraft treten, ein Jahr später die „Bedarfsorientierte Mindestsicherung“ realisiert werden. Beide Entwürfe ergänzen einander und sollen daher gemeinsam diskutiert werden. Mit einer Reihe von anderen Vorschlägen, (…)
Cluster
Berlin: Assoziation A, 2008, 222 Seiten, 14 Euro Formal gliedert sich das Buch in zwei Teile. Im ersten, von Detlef Hartmann verfasst, werden die grundlegenden Momente der Cluster Strategie umfassend dargestellt, im zweiten Teil, von Gerald Geppert geschrieben, wird diese Strategie am Beispiel (…)
Argumentationsstrukturen und Begründungsfiguren um den Krieg gegen Gaza
Dieser Text stellt sich nicht zur Aufgabe, die historischen und aktuellen Ereignisse rund um den Krieg gegen die BewohnerInnen in Gaza zu analysieren und zu kommentieren. Für diese Aufgabe gibt es Kompetentere als den Verfasser; ich verweise gerne auf die Analysen von John Bunzl oder Uri Avnery. (…)
Bemerkungen zum Buch „Der neue Geist des Kapitalismus“ von Luc Boltanski und Ève Chiapello
Erschienen ist dieses voluminöse Werk in französischer Sprache bereits 1999, eine erste Übersetzung ins Deutsche im Jahr 2003, eine Taschenbuchausgabe 2006. [Die Zahlen in runden Klammern beziehen sich auf die Seiten dieser Ausgabe.] Die erste Welle der zumeist akademischen Rezeption ist (…)
Kritische Bemerkungen zum Artikel von Robert Zion „Eine spinozianische Grundlegung der Linken“
Eine „spinozianische Grundlegung der Linken“ kann ich nur voll und ganz unterstützen. Ich arbeite schon länger an einem Buch zu Marx und Spinoza, in dem ebenfalls die Philosophie Spinozas als Bezugspunkt für emanzipatorisches Denken vorgeschlagen wird. Gerade deswegen interessieren und berühren (…)
Kritische Bemerkungen zum Marxverständnis von Marcel van der Linden und Karl Heinz Roth
Unter Mitarbeit von Marx Henninger haben Marcel van der Linden und Karl Heinz Roth in „Über Marx hinaus“ achtzehn Beträge gesammelt, die aus der Perspektive einer „globalen Arbeitergeschichte“ – so die Selbstbezeichnung –verfasst wurden. Ich möchte mich im Folgenden auf die Kritik an Marx durch (…)
1968
Wien: Akademische Verlagsanstalt, 2009, 228 Seiten, 25 Euro Dieser Sammelband ist aus einer HistorikerInnentagung in Linz im Jubiläumsjahr 2008 hervorgegangen. Er beinhaltet elf Artikel, die thematisch gruppiert sind. Die ersten vier stehen unter dem Vorzeichen von Fallstudien. Anhand der (…)
Produktivität als Autonomie?
Dieser kleine Text stellt selbstverständlich keine umfassende Analyse und Einschätzung der im Jahre 2000 mit Empire begonnen und nun mit Commonwealth abgeschlossenen Trilogie dar. Ob ein derartiges Unterfangen angesichts der oftmals unscharfen und schillernden Begriffsbildung und (…)
Holloways Flirt mit der Wertkritik
John Holloway zählt zu jenen AutorInnen, die sich ernsthaft der Frage stellen, wie die tatsächliche Überwindung kapitalistischer Verhältnisse gedacht und praktisch angegangen werden kann. Schon das Aufwerfen dieser Frage selbst, die im offiziösen intellektuellen Betrieb als unwissenschaftlich (…)
Kapital & Kritik
Hamburg: VSA Verlag, 2011, 358 Seiten, Euro 29,80 Vorweg das Positive: Fast jeder Beitrag in diesem von Bonefeld und Heinrich herausgegebenen Sammelband ist wirklich lesenswert. Und nun das Ärgerliche: Der Untertitel Nach der „neuen“ Marx-Lektüre suggeriert, die Beiträge würden sich mit einer (…)
Bedeutung und Defizite der Ethik Spinozas aus marxistischer Sicht
Vorweg möchte ich festhalten, dass ich es nicht für möglich erachte, beide Philosophien in eine weitere Großtheorie zu synthetisieren. Trotz Berührungen und Überschneidungen haben wir es mit letztlich inkompatiblen Ansätzen zu tun. Marx analysiert die Dynamik der gesellschaftlich dominierenden (…)
Das Kapital politisch lesen
1979 erschien reading capital politically erstmals in englischer Sprache und wurde seither in zahlreiche andere übersetzt. Nun ist sein Buch dankt der Initiative des Mandelbaum Verlages endlich auch auf Deutsch erschienen. Cleaver, in den USA geboren und an der University of Texas in Austin (…)
Das Imaginäre im Sozialen
Göttingen: Wallstein Verlag 2012, 136 Seiten, Euro 24,90 Dem aus Griechenland stammenden und ab dem Endes des II. Weltkriegs in Paris lebenden Philosophen und Psychoanalytiker Cornelius Castoriadis (1922 – 1997) blieb der große Durchbruch bis dato versagt. Ursprünglich Trotzkist wandte er sich (…)
Zwischenruf zum Thema „das Politische“
Wir befinden uns manches Mal in Situationen, die einerseits eine Intervention erfordern, zu der uns andererseits aber Zeit und Muse fehlt. Wir, die Redaktion der Zeitschrift „grundrisse“, haben unsere LeserInnen ersucht, uns Beiträge zum Thema „Demokratie“ zu senden. Wie zu erwarten gab es auch (…)
Kapitalismus: Porträt einer Produktionsweise
Münster: Westfälisches Dampfboot 2. Auflage 2011, 312 Seiten, Euro 2,90 Der Versuch, die kapitalistische Produktionsweise umfassend darzustellen, stellt zweifellos ein Wagnis dar. Christine Resch und Heinz Steinert ist dies, nicht zuletzt durch zahlreiche Vorarbeiten und ihr beeindruckendes (…)
Knapp daneben ist auch vorbei
Mit dem Buch Marx und die Philosophie hat Urs Lindner eine umfangreiche Interpretation des gesamten Werks von Karl Marx vorgelegt. Diese genaue und sorgfältige Arbeit enthält eine Fülle interessanter Aspekte und scharfsinniger Überlegungen. Im Detail ist das über 400 Seiten starke Buch oftmals (…)
Physik des Begehrens, Phänomenologie der Freiheit
1. Lieber Thomas, du arbeitest an einem „ungeschriebenen, aber immer wieder eingeforderten Buch“. Wenn ich dich richtig verstehe, willst Du im Anschluss an Antonio Negri einen neuen Materialismus entwerfen, in dem Marx, Spinoza und Heidegger zusammen gedacht werden. Du unterstellst offenbar (…)
Teil der Lösung
Zürich: Rotpunktverlag 2013, 204 Seiten, Euro 17,90
Nichts geht mehr
Dieser kleine Artikel hat bloß den Anspruch, das bemerkenswerte Debakel der Mainstream Medien rund um die Geschehnisse in der Ukraine zu dokumentieren. Ein Debakel, das in dieser Form und in diesem Ausmaß nicht zu erwarten war. Ich beginne mit einem kurzen Rückblick auf die Ereignisse. Nachdem (…)
Aktivierung der Arbeit im Workfare-Staat
Münster: Verlag westfälisches Dampfboot, 2014, 198 Seiten, Euro 24,90 Roland Atzmüller ist ein ausgezeichneter Kenner der Regulationsschule und ihrer Debatten. Aus diesem Blickwinkel thematisiert der Autor die Transformation des so genannten Welfare-Staats in den Workfare-Staat. Schon in der (…)
Tabuthema 9/11
„Willst du dir das wirklich antun“ fragte mich ein guter Freund, als ich meine Absicht bekannt gab, das Schweigen eines großteils der Linken zu den Ereignissen im September 2011 in den USA zu kritisieren. Mit wenigen rühmlichen Ausnahmen wagt die Linke kaum, die offizielle Version des Pentagon (…)
„Antifa heißt Luftangriff“
Hamburg: Laika-Verlag, 2014, 212 Seiten, Euro 21,— Nein, erfreulich und aufmunternd ist die Thematik nicht, die die HerausgeberInnen mit diesem Sammelband dokumentieren. Es geht, wie der Untertitel ja informiert, um Entwicklungstendenzen im antifaschistischen Milieu, die letztlich zu (…)
Warum ich dafür eintrat, die Grundrisse einzustellen
Es existieren mehrere überlappende und sich verstärkende Gründe, die Herausgabe der Zeitschrift grundrisse einzustellen. Da gibt es einmal die ganz schlicht persönlichen. Nach der Produktion von 52 Ausgaben, der Lektüre und Diskussion von über 300 Artikeln, die Buchbesprechungen nicht (…)
Dimensionen des garantierten Grundeinkommens
Die folgenden Überlegungen fußen nicht nur auf der Lektüre diverser Schriften sondern vor allem auf der Erfahrung mit Diskussionsbeträgen zum Thema Grundeinkommen, die ich auf verschiedenen Veranstaltungen machen konnte. Dabei zeigte es sich, daß offenbar eine Reihe von Einwänden existieren, die (…)
Ich bin nicht Charlie!
Nun hat auch Europa sein 9/11. Fakten und Argumente gegen die Inszenierung Je suis Charlie findet ihr (auch) in den drei verlinkten Artikeln. Ich will deren Aussagen hier nicht wiederholen, die Texte sprechen für sich: Das wird man doch wohl noch zeichnen dürfen! Die Einheitsfront der (…)
Interview mit Karl Reitter zur Neuen Marx-Lektüre
/B_auteur_spip>Es gibt zwei Arten, Marx zu zerstören — entweder durch direkte Konfrontation oder durch tödliche Umarmung, so Karl Reitter anläßlich der Vorstellung des von ihm herausgegebenen Buches „Karl Marx - Philosoph der Befreiung oder Theoretiker des Kapitals? Zur Kritik der ’neuen (…)
Endlich wird die Arbeit knapp
„Das Reich der Freiheit beginnt, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört“, hat Karl Marx vor 150 Jahren geschrieben ...
Die Vermessungen von Marienthal
Was wurde in dieser Studie tatsächlich gemessen? Vorgeblich die Niedergeschlagenheit angesichts des Verlustes des Arbeitsplatzes. Aber war es nicht auch, oder sogar primär, der Verlust des Einkommens? Damals wurde die Arbeitslosenhilfe ja nur für ein Jahr (oder so) ausbezahlt, dann wurde sie (…)
Karl Reitter (* 1953 in Wien) ist ein österreichischer marxistischer Philosoph.
Inhaltsverzeichnis
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reitter ist Lektor für Sozialphilosophie an der Universität Wien und wurde 2011 an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt auf Grundlage einer Arbeit zu Marx und Spinoza für das Fach Philosophie habilitiert.
In Der bewegte Marx (2008), eine Studie, die Reitter zusammen mit Gerhard Hanloser verfasst hat, kritisieren die Autoren, dass der sogenannte Zirkulationsmarxismus seinen Kapitalismusbegriff lediglich auf die ersten drei Kapitel von Das Kapital stützt und so zu keiner hinreichenden Kritik an den Ausbeutungsverhältnissen gelangt.
In Prozesse der Befreiung. Marx, Spinoza und die Bedingungen des freien Gemeinwesens (2011) geht es im Kern um das Verhältnis von Produktivkraft (Marx) und Tätigkeitsvermögen (Spinoza) einerseits und den Gegensatz von Autonomie/Selbstbestimmung und Heteronomie/Fremdbestimmung andererseits. In den „Flussnoten“ des Abschnitts Wie aktuell ist das politische Denken Spinozas tatsächlich? gelangt Reitter zu der Einschätzung, dass es Spinoza in seinem Theologisch-politischen Traktat vor allem darum geht, „zu verhindern, dass mit Berufung auf die Religion die politische Souveränität des Gemeinwesens angegriffen wird.“[1]
Reitter war Redaktionsmitglied der 2014 eingestellten Zeitschrift grundrisse. Seit 2015 ist er Redaktionsmitglied der Monatszeitschrift Volksstimme und engagiert sich seit der Jahrtausendwende für die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE).[2] 2022 wurde Reitter Redakteur des Jahrbuchs für marxistische Gesellschaftstheorie.
Reitter war von April 2015 bis März 2023 Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs.[3] Bei der Nationalratswahl in Österreich 2024 kandidiert Reitter für die Liste Madeleine Petrovic.[4]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der König ist nackt. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1996, ISBN 3-85115-228-X.
- als Herausgeber mit Stefan Kraft: Der junge Marx. Philosophie Schriften. Promedia Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-85371-274-0.
- mit Gerhard Hanloser: Der bewegte Marx. Eine einführende Kritik des Zirkulationsmarxismus. Unrast, Münster 2008, ISBN 978-3-89771-486-1.
- Prozesse der Befreiung. Marx, Spinoza und die Bedingungen des freien Gemeinwesens. Westfälisches Dampfboot, Münster 2011, ISBN 978-3-89691-887-1.
- Bedingungsloses Grundeinkommen. Mandelbaum Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3-85476-609-4.
- Von der 68er Bewegung zum Pyrrhussieg des Neoliberalismus. Sozialphilosophische Aufsätze zu 1968, Fordismus, Postfordismus und zum bedingungslosen Grundeinkommen. Wiener Verlag für Sozialforschung, Wien 2014, ISBN 978-3-94469-020-9.
- als Herausgeber: Philosoph der Befreiung oder Theoretiker des Kapitals? Zur Kritik der »neuen Marx-Lektüre«. Mandelbaum Verlag, Wien 2015, ISBN 978-3-85476-639-1 (freier Download des Buches auf mandelbaum.at, abgerufen am 8. April 2020).
- Heinz Steinert und die Widerständigkeit seines Denkens. Westfälisches Dampfboot, Münster 2018, ISBN 978-3-89691-290-9.
- Kritik der linken Kritik am Grundeinkommen. Mandelbaum Verlag, Wien 2021, ISBN 978-3-85476-901-9.
- gemeinsam mit Andreas Kranebitter, Monika Mokre, Arno Pilgram, Verena Reidinger, Christoph Reinprecht (Hrsg.): Befreiungswissen als Forschungsprogramm. Denken mit Heinz Steinert, Münster 2022, ISBN 978-3-89691-072-1.
- gemeinsam mit René Bohnstingl und Linda Lilith Obermayr: Corona als gesellschaftliches Verhältnis. Umwälzungen und Brüche im kapitalistischen Herrschaftssystem, Mangroven, Kassel 2023, ISBN 978-3-946-94636-6.
- Gemeinsam die Welt retten? Vom Klimaarlarm zum Green New Deal. Promedia, Wien 2024, ISBN 978-3-85371-530-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Karl Reitter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Karl Reitter
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Prozesse der Befreiung. Marx, Spinoza und die Bedingungen des freien Gemeinwesens, Münster 2011, S. 473.
- ↑ Der Kampf um die Durchsetzung des Grundeinkommens. Abgerufen am 9. April 2021.
- ↑ Warum ich aus der KPÖ austrete. Abgerufen am 28. April 2023.
- ↑ Bundesministerium für Inneres, Bundeswahlvorschlag der Liste Madelaine Petrovic. Abgerufen am 31. August 2024.
Personendaten | |
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NAME | Reitter, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Sozialwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 1953 |
GEBURTSORT | Wien |