Lassalle und die Folgen
Von Ferdinand Lassalle ist in diesen Wochen viel gesprochen worden. Die deutsche Sozialdemokratie feiert diesen Mann, der einer der wenigen echten Tribunen der deutschen Geschichte war, geradezu in Permanenz. Die datenmäßigen Anlässe sind vorhanden. Schon voriges Jahr nahm Willi Eichler, einer (…)
Zu seinem Buch „Zwischen Reformismus und Bolschewismus. Der Austromarxismus als Theorie und Praxis“, Europa-Verlag, Wien. Wäre das umfangreiche Buch Norbert Lesers über den Austromarxismus vor fünf Jahren erschienen, hätte man es als streitbares, gescheites, aber für die Gegenwart wenig (…)
Auch in Österreich würdigen die großen Parteien seit einiger Zeit über die Tagesaktualität hinausreichende Ereignisse, indem sie ihre intellektuelle Kamarilla in Buchform in Erscheinung treten lassen. Es ist daher nur billig, daß die SPÖ durch eine Buchveröffentlichung die Ernsthaftigkeit (…)
Einblicke in diese gewährt, wieder einmal, unser Spezialist für Brandstiftungen, Norbert Leser, der noch nie so nah bei Robert Prantner war. Einen bemerkenswerten Beitrag zur Identitätsfindung und -sicherung im Gedenkjahr 1988 leistete sich der berühmte katholische Spezialist Norbert Leser, (…)
Prophet im Lande der Ungläubigen
Tradition und Revision
Nach dem Tod Benedikt Kautskys im April 1960 nannte ihn die sozialistische Monatszeitschrift „Zukunft“ den „letzten Marxisten des großen alten Stils“ — einen, für den sich kein Nachfolger finden lasse. In der Tat spiegelt der Werdegang Benedikt Kautskys, der in den beiden von ihm redigierten (…)
Kelsen und der Sozialismus
Jede Würdigung des großen Rechtsgelehrten und Ideologiekritikers Hans Kelsen, die seine in den frühen Zwanzigerjahren — inmitten der Problematik des neugeschaffenen Deutsch-Österreich — entstandenen Beiträge zur Theorie und Praxis des Sozialismus außer acht ließe, müßte sich den Vorwurf der (…)
Keine Heimat für Ernst Bloch
Wissenschaft und letzte Werte
Die „Reine Rechtslehre“, nach der Psychoanalyse Sigmund Freuds wohl die originellste und am weitesten in die Welt ausstrahlende schöpferische und systematische Leistung eines Österreichers dieses Jahrhunderts, ist im Heimatland ihres Begründers heute eine viel zu wenig bekannte Theorie. Über (…)
Konturen des dritten Jahrtausends
Dem in die Vereinigten Staaten emigrierten, gegenwärtig an der Freien Universität Berlin lehrenden Österreicher Kurt Shell verdanken wir eine Darstellung des österreichischen Nachkriegssozialismus, die als erste gründliche wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Entwicklungen und (…)
Schwarze Hauptschuld, rote Mitschuld
I. Es dürfte heute wohl kaum mehr einem Zweifel unterliegen, daß die Hauptschuld an den unglückseligen Februar-Ereignissen und der Zerstörung der österreichischen Demokratie die Christlichsoziale Partei und die mit ihr verbundenen Kräfte der „antimarxistischen Einheitsfront“ trifft. Die (…)
Marxismus unterwegs zum Geist
Es gehört zu den traurigsten Kapiteln der an beklagenswerten Einzelheiten nicht armen Nachkriegsgeschichte des geistigen und politischen Österreich, daß das Werk großer österreichischer Denker und Gestalter, die durch die Ungunst der Zeitumstände in den Schatten gestellt wurden, unbetreut (…)
Marxismus unterwegs zum Geist (II)
Der von Marx und Engels eingeführte Gesichtspunkt erlaubt es, ideologischen Prätentionen auf die Spur zu kommen und durch den Nebel von Ideen zu den Interessen vorzudringen, die sich dieses Nebels erfreuen. Die moderne Ideologiekritik hat den von der materialistischen Geschichtsauffassung (…)
Lenin und Schopenhauer
Das biographisch bezeugte Interesse Lenins an der Philosophie Schopenhauers führt auf die Spur eines Zusammenhanges zwischen den beiden so verschiedenen Denkern. Was Lenin an Schopenhauer faszinierte, war wohl die seinen eigenen Auffassungen entgegengesetzte Einstellung Schopenhauers zum Begriff (…)
Krise der SPÖ — Krise der Republik
Der folgende Text unseres Mitarbeiters Dr. Norbert Leser war als innerparteilicher Diskussionsbeitrag dem hiefür zuständigen SPÖ-Organ zugedacht. Dieses sah sich aus Platzmangel nicht imstande, eine Veröffentlichung ohne radikale, dem Verständnis sehr abträgliche Kürzungen vorzunehmen. Der (…)
100 Worte Sozialismus
Vor fünfzig oder gar hundert Jahren konnte man, tatsächlich oder vermeintlich, mit zehn Worten sagen, was Sozialismus sei. Reichen heute hiefür auch nur hundert Worte aus? Dies herauszufinden, schien uns eines größer angelegten Versuches wert. Von den vierzig Autoren, die auf unsere Frage (…)
Theologie und Marxismus
Das Gespräch der Paulus-Gesellschaft über Christentum und Marxismus in Salzburg, vom 28. April bis 2. Mai, hatte zeitweise fast 300 Teilnehmer, vor allem christliche Naturwissenschaftler, ferner katholische Theologen, darunter die Professoren Calvez (Paris), Girardi (Rom), Metz (Freiburg), Karl (…)
Immer noch k.u.k. Katholiken?
Zusammenarbeit jenseits der Koalition
Die folgende Analyse unseres Mitherausgebers und ständigen Mitarbeiters erscheint ein Jahr nach seinem heftig diskutierten Beitrag „Krise der SPÖ — Krise der Republik“ (FORVM XII/135). Der Text ist schon im vergangenen Herbst geschrieben, seine Veröffentlichung jedoch zurückgestellt worden, da (…)
Tod und Leben des Austromarxismus
Laut Otto Bauer, dem Führer der österreichischen Sozialdemokratie während der Zwischenkriegszeit, hat der amerikanische sozialistische Publizist Boudin die junge Wiener Marxistenschule, die sich in den Jahren nach der Jahrhundertwende als Arbeitsgemeinschaft herausbildete, zuerst als die (…)
Die Tragödie des Austromarxismus
Die vorliegende deutsche Fassung dieses Aufsatzes wird Anfang 1967 in einem Sammelband der Nymphenburger Verlagsanstalt, München, unter dem Titel „Die europäischen Linksintellektuellen der Zwischenkriegszeit“ erscheinen. Wenn sich die Linke über den zweckgebundenen Charakter dieser Eingriffe (…)
Was bleibt vom Austromarxismus?
Die marxistische Romantik der austromarxistischen Sprache und Agitation wirkte intern als Ersatz- und Ausweichlösung, als Entschädigung für den ausgebliebenen gesellschaftlichen Erfolg, nach außen als scheinbare Bestätigung derer, die dem Austromarxismus immer schon bolschewistische Intentionen (…)
Sozialwissenschaft als Balance-Akt
Parteivorstand als Hemmungsorgan
Zwischen Positivismus und Naturrecht
Fromm gewordene Rechtspositivisten
Norbert Leser (* 31. Mai 1933 in Oberwart, Burgenland; † 31. Dezember 2014 in Eisenstadt, Burgenland[1][2]) war ein österreichischer Sozialphilosoph, bekannt vor allem durch seine kritische Beschäftigung mit der österreichischen Sozialdemokratie.
Inhaltsverzeichnis
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Norbert Leser wurde 1933 im östlichsten österreichischen Bundesland geboren, dessen erster Landeshauptmann nach 1945 sein Onkel Ludwig Leser war. Er studierte Rechtswissenschaften und Soziologie an der Universität Wien und promovierte 1958 zum Dr. iur.
Seine Habilitation für Rechts- und Staatsphilosophie erfolgte 1969 an der Universität Graz. Danach war er von 1971 bis 1980 erster Ordinarius für Politikwissenschaft in Österreich, und zwar an der Universität Salzburg; von 1980 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 lehrte er als Ordinarius für Gesellschaftsphilosophie an der Universität Wien. Ab 1984 leitete er das Ludwig-Boltzmann-Institut für neuere österreichische Geistesgeschichte.
Er war Mitglied des österreichischen PEN-Clubs.
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine kritische Auseinandersetzung mit der österreichischen Sozialdemokratie und dem Austromarxismus. Seine Habilitationsschrift zu diesem Thema mit dem Titel „Zwischen Reformismus und Bolschewismus“ ist als Standardwerk anerkannt. Ein Anliegen war ihm auch die speziell in Österreich (historisch bedingt) schwierige Annäherung zwischen Sozialdemokratie und christlichem Glauben.
Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden. Seine philosophischen Schriften umfassen die Geschichte der politischen Ideen, Zeitgeschichte, Rechts- und Staatsphilosophie, Marxismus und Sozialdemokratie, Christentum und Katholizismus, Gottesfrage etc.
Die interdisziplinäre Breite seines Werkes, aber auch seine Bedeutung und Anerkennung wird speziell in der von seinem früheren Mitarbeiter Erwin Bader herausgegebenen Festschrift deutlich, an der 38 namhafte Wissenschafter von 16 Fachrichtungen und 14 Universitäten unterschiedlicher Staaten mitwirkten.
Leser starb am 31. Dezember 2014 in Eisenstadt. Er wurde am Hietzinger Friedhof bestattet.[3]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1967: Dr.-Karl-Renner-Publizistikpreis des Österreichischen Journalisten-Clubs
- 1978: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse[4]
- 1991: Kardinal-Innitzer-Preis (Würdigungspreis für Geisteswissenschaften)
- 1992: Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- 1993: Leopold-Kunschak-Preis[5]
- 1999: Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften
- Träger des Ehrenbandes der K.Ö.L. Maximiliana Wien
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herausgeberschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werk und Widerhall, 1964
- Religion und Kultur an Zeitenwenden, 1984
- Heer-Schau, 1985
- Macht und Gewalt in der Politik und Literatur des 20. Jahrhunderts, 1985
- Theodor Herzl und das Wien des „Fin de siècle“, 1987
- Österreichs politische Symbole, 1994
- 1927 – als die Republik brannte, 2002
Monographien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zwischen Reformismus und Bolschewismus, 1968
- Die Odyssee des Marxismus, 1971
- Jenseits von Marx und Freud, 1980
- Das geistige Leben Wiens in der Zwischenkriegszeit, 1981
- Grenzgänger, 2 Bde., 1981/82
- Sozialphilosophie, 1984
- Genius Austriacus, 1986
- Salz der Gesellschaft, 1988
- Von Leser zu Leser, 1992
- Elegie auf Rot, 1998
- „… auf halben Wegen und zu halber Tat …“ Politische Auswirkungen einer österreichischen Befindlichkeit, 2000
- Gottes Türen und Fenster, 2001
- Zeitzeuge an Kreuzwegen, 2003
- Der Sturz des Adlers: 120 Jahre österreichische Sozialdemokratie, 2008
- Skurrile Begegnungen – Mosaike zur österreichischen Geistesgeschichte, Vorwort William M. Johnston, 2011
- Gott lässt grüßen – Wider die Anmaßung des Reduktionismus und Evolutionismus, Geleitwort Anton Zeilinger, 2013
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael W. Fischer (Hrsg.): Norbert Leser, Bibliographie zu seinem 50. Geburtstag. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, ISBN 3-215-04568-0.
- Anton Pelinka, Alfred Pfabigan, Michael Potacs, Georg Rundel (Hrsg.): Zwischen Austromarxismus und Katholizismus. Festschrift für Norbert Leser. Braumüller, Wien 1993, ISBN 3-7003-1003-X.
- Erwin Bader (Hrsg.): Die Macht des Geistes. Festgabe für Norbert Leser zum 70. Geburtstag. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2003, ISBN 3-631-39134-X.
- Hubert Feichtlbauer: Der Fiaker-Traum des Philosophen. In: Die Furche. Nr. 22/2013.
- Madeleine Wolensky: „Von Leser zu Leser“. Norbert Leser und seine Bibliothek. In: Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen & Bibliothekare 56 (2003), 2, S. 43–46, ISSN 0042-3793.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Norbert Leser im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Literatur von und über Norbert Leser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Norbert Leser. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.)
- Vorträge, Interviews und Radiobeiträge von und mit Norbert Leser im Online-Archiv der Österreichischen Mediathek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sozialphilosoph Norbert Leser gestorben
- ↑ Todesfall – Sozialphilosoph Norbert Leser gestorben, Nachruf von Paul Sailer-Wlasits, Wiener Zeitung, 1. Januar 2015
- ↑ Norbert Leser in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
- ↑ Norbert Leser im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Österreichische Hochschulzeitung. Band 45, 1993, S. 37.
Personendaten | |
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NAME | Leser, Norbert |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Sozialphilosoph |
GEBURTSDATUM | 31. Mai 1933 |
GEBURTSORT | Oberwart |
STERBEDATUM | 31. Dezember 2014 |
STERBEORT | Eisenstadt |